Die Expedition der Albatross (1947-1948)

...und ihre "vergessenen" unbequemen Ergebnisse

Abb. 1 Das schwedische Forschungsschiff Albatross

(bb) Die Expedition des schwedischen Forschungsschiffes Albatross (Abb. 1) war eine der großen ozeanographischen Forschungsfahrten, die zur Mitte des 20. Jahrhunderts stattfanden. Zwischen dem 4. Juli 1947 und dem 3. Oktober 1948 legte die Albatross [1] auf ihrer fünfzehn Monate langen Reise um die Welt etwa 45.000 Semeilen zurück. Diese Expedition unter Leitung des schwedischen Ozeanographen und Physikers Hans Pettersson. [2] erbrachte zahlreiche neue meeresgeologische Erkenntnisse, darunter auch Evidenzen für höchst bemerkenswerte Anomalien des atlantischen Meeresbodens, die anscheinend vom geologischen Mainstream bis heute weitgehend ignoriert werden.

Die Hauptaufgabe der Albatross-Expedition bestand darin, bis zu 20 m lange Bohrkerne aud den Sedimenten der Meeresböden zu gewinnen. Dies erfolgte mit einem zuvor vom Expeditions-Teilnehmer Börje Kullenberg (1906-1991) [3] neu entwickelten Kernprobenehmer, dem so genannten "piston sampler". Zuvor hatte man lediglich Bohrkerne von einer Länge bis zu zwei Meter gewinnen können. Die Expedition führte zudem auch die ersten seismischen Reflexions-Messungen der Stärke mariner Sedimente durch, wozu Sinkbomben eigesetzt wurden. Die Resultate dieser Studien waren bahnbrechend, da sie enthüllten, dass die Stärke des Sediments mit zunehmender Entfernunng von mittelozeanischen Rücken zunimmt. Dies war eine von mehreren neuen Erkenntnissen, die schließlich unter Geologen zur allgemeinen Anerkennung der Theorie der Plattentektonik führten.

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Abb. 2 Eine Skizze der ca. 45.000 Seemeilen langen Route, welche die Albatross
1947 bis 1948 auf ihrer weltumspannenden Expedition zurücklegte

Schließlich befassten die Forscher der Albatross-Expedition sich aber auch mit Studien zur Meeresbiologie. Die ersten jemals in Tiefen von 7.600 bis 7.900 m vorgenommenen Schleppnetz-Experimente enthüllten, dass die Tiefsee keineswegs eine lebensfeindliche öde 'Todeszone' war, wie es die damals vorherrschende Lehrmeinung besagte. Die Expedition, die großes internationales Interesse hervorrief ünd in wissenschaftlicher Hinsicht höchst erfolgreich verlief, wird noch heute als bedeutsamer Schritt in der Geschichte der Ozeanographie betrachtet. [4] [5] Die vermutlich erstaunlichsten Ergebnisse der Expedition wurden dagegen in fachwissenschaftlichen Kreisen fast stillschweigend übergangen: Die Rede ist hier von den Evidenzen für die Existenz versunkener Landstrecken im Atlantik, die noch in jüngster geologischer Vergangenheit über der Meeresoberfläche gelegen haben dürften.

Abb. 3 Einige der Bohrkerne, die im Verlauf der Albatross-Expedition aus den Sedimenten der Meeresböden gewonnen wurden - und bisweilen für Überraschungen sorgten

Prof. Hans Pettersson, Leiter der Albatross-Expedition, war schon zuvor zur Überzeugung gelangt, dass der Atlantik auch noch in jüngster geologischer Vergangenheit Schauplatz dramatischer vertikaler Bewegungen des Meeresbodens gewesen sei. Was den Mittelatlantischen Rücken betrifft, ging er auf Basis zuvor gewonnener Sediment-Proben davon aus, dass dieser sich noch vor ca. 15.000 Jahren in großen Teilen oberhalb des Meeresspiegel befand. Bereits 1944 hatte er geschrieben: "Das obere der beiden vulkanischen Strata wurde über der obersten glazialen Schicht gefunden, was anzeigt, dass diese vulkanische Katastrophe oder auch Katastrophen sich während postglazialer Zeiten ereignete/n ... Es ist daher nicht ganz auszuschließen, dass der Mittelatlantische Rücken, woher die Proben stammten, noch bis vor zehntausend Jahren über dem Meeresspiegel lag, und erst später auf seine heutige Tiefe absank." [6] [7]

Und 1947 stellte er hinsichtlich der bei der Albatross-Expedition aus dem Meeresboden des so genannten Romanchegrabens gewonnenen Bohrkerne fest: "Man gelangt zu der Annahme, dass der Meeresboden im Gebiet des Romanchegrabens in einer fernen Vergangenheit um mindestens 1000 m angestiegen sein muss, und dann, nach einem Intervall von vielen tausend Jahren, plötzlich in seine heutige große Tiefe gelangte, indem er um mehr als 6000 m absank. Dieser spezielle Teil des Atlantischen Ozeans ist dafür bekannt, dass dort häufige vulkanische und seismische Aufruhre vorkommen." [8] [9] Dr. René Malaise berichtete 1957, dass die Wissenschaftler der schwedischen Tiefsee-Expedition "im Mittelatlantik in einer Tiefe von fast zwei Meilen auf fossilierte Süßwasser-Diatomeen gestoßen waren. Diese Diatomeen, kleine Algen, waren siebzehntausend Jahre alt..." [10] [11]

Egerton Sykes (1894-1983) verdanken wir die folgende Kurzmeldung aus dem Jahr 1950, durch die ein weiterer Hinweis auf Entdeckungen der Forscher auf der Albatross erhalten geblieben ist, die so gar nicht ins gängige Bild der jüngsten Geschichte des Atlantischen Ozeans passt: "Eine Reihe von Tiefen-Sedimentkernen, die von der Albatross-Expedition an einer Stelle entnommen wurde, die sich etwa 600 Meilen vor der Mündung des Amazonas befindet, sind von Dr. Börje Kullenberg vom Gothenburg Marine Institute untersucht worden. Dr. Kullenberg berichtet, dass diese Proben, die aus [einer Tiefe von] zwanzig bis dreißig Fuß [ca. 6,1 bis 9,1 m; d.Ü.] unterhalb der sedimentären Oberfläche geholt wurden, mit Sand vermischte Lebensspuren von typischen Süßwasser-Pflanzen aus Flüssen und Seen aufweisen." [12]

In modernen ozeanographischen Schul- bzw. Lehrbüchern sowie in populärwissenschaftlichen Berichten über die Albatross-Expedition wird man von alldem [13] nichts lesen, aber auch keine Widerlegungen der vor mehr als einem halben Jahrhundert erstellten Untersuchungsergebnisse finden. Offensichtlich wurden - wie dies auch bei den missliebigen Ergebnissen der Woods Hole-Expeditionen von 1948 und 1949 unter Maurice Ewing der Fall war - alle sperrigen Daten unter den sprichwörtlichen Teppich gekehrt, die auf rezente katastrophische oder sogar kataklysmische Ereignisse am Ende des Pleistozäns bzw. zu Beginn des Holozäns hindeuten. Der amerikanische Publizist Frank Joseph kommentierte das 'Vergessen' unerwünschter Ergebnisse der Albatross-Expedition folgendermaßen: "Tragischer Weise ist niemand der Fülle unbestreitbarer Evidenzen nachgegangen, die von Dr. Malaise und seinen Kollegen zusammengetragen wurde. Sie 'ruhen in Frieden' im Naturhistoriska riksmuseet, ein Hort wertvoller Daten, eine ozeanographische Schatzkarte, die einen künftigen Atlantisjäger zur größten archäologischen Entdeckung aller Zeiten führen könnte." [14]


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Bernhard Beier basiert auf dem Lemma "Albatross expedition" bei Wikipedia - The Free Encyclopedia (Stand. 4. Mai 2015), das vom Verfasser komplett überarbeitet und weitgehend ergänzt wurde.

Fußnoten:

  1. Anmerkung: Die Albatross war das kurz zuvor in Dienst gestellte Schulschiff der Boström Reedereigruppe. Da Boström das Schiff fast kostenlos für dieses Forschungsprojekt zur Verfügung stellte, ließ sich die Expedition ausschließlich auf Basis privater Spenden finanzieren.
  2. Siehe zu ihm bei Atlantisforschung.de auch: "Professor Hans Petterson – ein heimlicher Atlantis-Befürworter?" (Ferdinand Speidel)
  3. Quelle: Wikipedia - Den fria encyklopedin, unter: Börje Kullenberg (Stand: 04. Mai 2015)
  4. Siehe: Christine Reinke-Kunze, Welt der Forschungsschiffe", Hamburg (DSV-Verlag GmbH), 1994
  5. Quelle: Wikipedia - The Free Encyclopedia, unter: Albatross expedition (abgerufen: 04. Mai 2015)
  6. Siehe: Hans Pettersson, "Atlantis och Atlanten", Albert Bonniers förlag, Stockholm, 1944
  7. Quelle: R. Cedric Leonard, "GEOLOGICAL EVIDENCE - The Importance of Oceanography", bei: Quest for Atlantis - Adventures in Science (Stand: 04. Mai 2015; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  8. Siehe: Hans Pettersson, "A Swedish deep-sea expedition", in: Proceedings of the Royal Society of London (Series B), Biological Sciences, Vol. 134, No. 876, 2. Juli 1947)
  9. Quelle: R. Cedric Leonard, op. cit; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de
  10. Siehe: René Malaise, "Ocean Bottom Investigations and their Bearings on Geology", Geolologiska Föreningens I, Förhandlingar, vol. 17, no. 4 (1957), S. 6-10
  11. Quelle: Frank Joseph, "The Destruction of Atlantis - Compelling Evidence of the Sudden Fall of the Legendary Civilization" (Kapitel 2, "Where is Atlantis?"), Rochester, Vermonth, USA (Bear & Company), 2002; nach: Ders., "Atlantis - Argumente, Indizien und Evidenzen für die Plausibilität einer versunkenen Großinsel auf dem Mittelatlantischen Rücken", Atlantisforschung.de, 2006
  12. Quelle: Egerton Sykes (Hrsg.), "Albatross Expedition, Island traces off Amazon Estuary, D. Nyheter of Stockholm", in Atlantean Research Journal / Atlantis, 1950; nach: atlantisite.com, unter: Atlantean Research Journal, and Atlantis from 1950 cont. (abgerufen: 04. Mai 2015; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  13. Anmerkung: Zu weiteren 'hot potatoes', welche die Albatross-Expedition zu Tage förderte, siehe auch die Veröffentlichungen von Robert William Kolbe und René Malaise; dazu bei Atlantisforschung.de insbesondere: Ferdinand Speidel, "Atlantis, eine geologische Tatsache - eine sequenzierte und kommentierte Übersetzung von Dr. René Malaises Werk aus dem Jahr 1951" (2014)
  14. Quelle: Frank Joseph, op. cit. (2002/2006)

Bild-Quellen:

1) Handyandy bei Wikimedia Commons, unter: File:Albatross1.jpg
2) Handyandy bei Wikimedia Commons, unter: File:Expeditionskarta.jpg
3) Handyandy bei Wikimedia Commons, unter: File:Proppar.jpg