Populärwissenschaft

Definition

(red) Als Populärwissenschaft bezeichnen wir:

Abb. 1 Zu Definition II: Philatelie ist nr eines aus einer ganzen Reihe von populärwissenschftlichen Forschungsgebieten. (Bild: Frontcover von Band 1 des "Großen Lexikons der Philatelie in zwei Bänden" von U. Häger, Gütersloh, 1978

I) Jede Form einer wissenschaftlichen Tätigkeit, die sich, im Rahmen einer fachgerechten Popularisierung von Wissenschaft, in allgemeinverständlicher Form an ein breites, zumeist nicht akademisch (aus)gebildetes Publikum wendet, z.B. durch Vorträge, über populärwissenschaftliche Literatur und andere Medien, wie TV oder Internet. [1]

Entgegen einem, gerade im deutschsprachigen Raum kultivierten, letztlich scientistischen, Vorurteil handelt es sich bei - in diesem Sinne - populärwissenschaftlichen Publikationen im Prinzip durchaus nicht grundsätzlich oder zwangsläufig um "zweitklassige" oder "nicht wirklich wissenschaftliche" Arbeiten. [2] Vielmehr wird heute in den Medien vieles unter dem Etikett "populärwissenschaftlich" verkauft, was selbst bescheidensten Ansprüchen an diese Bezeichnung nicht gerecht wird.

II) Jedes Forschungs- oder Studiengebiet, dem sich eine große Zahl von Menschen außerhalb des akademischen Betriebs (also nicht an Universitäten und in wissenschaftlichen Instituten) widmet, bzw. welches vorzugsweise von Nicht-Berufswissenschaftlern ohne akademische Ausbildung und Titel behandelt wird.

Beispiele für solche Populärwissenschaften sind im konventionellen Bereich etwa Genealogie (Ahnen- bzw. Familiengeschichtsforschung), Heimatkunde und Heimat- bzw. Ortsgeschichte („Kirchturm-Historik“) oder auch Philatelie (Briefmarkenkunde), die Fantastikforschung und der Donaldismus (Beschäftigung mit Walt Disneys Zeichentrick-Familie Duck und ihrer Welt, besonders der fiktiven Ortschaft 'Entenhausen'), sowie im grenzwissenschaftlichen Kontext vor allem die Paläo-SETI-Forschung (Prä-Astronautik) [3] und - mit Einschränkungen [4] - die Atlantologie (Atlantisforschung).

Bezüglich all dieser Populärwissenschaften ist festzustellen, dass sie – mehr oder weniger ausschließlich – autodidaktisch studiert werden können, und dass eine Beschäftigung mit ihren Inhalten auf durchaus unterschiedlichem Niveau erfolgen kann, das von der Ebene eher oberflächlicher Annäherung, über so genannte "Laienforschung" bis hin zu einer Betätigung im Sinne eines 'Privatgelehrtentums' reichen kann, das akademischen Standards gerecht wird. Dies bedeutet unter anderem: die Beschäftigung mit einem als populärwissenschaftlich zu bezeichnenden Gebiet impliziert keineswegs, dass diese Tätigkeit per se einen - selbst im weitesten Sinne - wissenschaftlichen Charakter aufweisen muss.


Anmerkungen und Quellen

  1. Anmerkung: Zur Begriffsgeschichte des Ausdrucks Populärwissenschaft siehe z.B.: Andreas W. Daum, "Wissenschaftspopularisierung im neunzehntem Jahrhundert", Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2002 (Erstveröffentlichung: R. Oldenbourg, 1998)
  2. Siehe zu einer Würdigung populärwissenschaftlicher Arbeiten z.B.: Heiner Stauff, "Populärwissenschaft"
  3. Vergl. dazu: Ulrich Dopatka, "Paläo-SETI: Interdisziplinär und populärwissenschaftlich"
  4. Anmerkung: Die heutige Atlantisforschung ist in dieser Beziehung insofern als 'grenzwertig' anzusehen, dass in ihrer 'Forschungslandschaft' inzwischen ein nicht unerheblicher Prozentsatz ausgebildeter Berufswissenschaftler der unterschiedlichsten Disziplinen zu finden ist, die per definitionem nicht als "Laienforscher" zu klassifizieren sind, die Entwicklung dieser alternativen, 'transdisziplinären Verbundwissenschaft' maßgeblich beeinflusst, und zu ihrer Professionalisierung beigetragen haben.


Bild-Quelle

(1) Bildarchiv Atlantisforschung.de