Hans Pettersson

Abb. 1 Hans Pettersson vor dem Eingang des Ozeanographsichen Institutes in Göteborg

(red) Hans Pettersson (26. August 1888 - 25. Januar 1966) (Abb. 1), ein Sohn des Meeresforschers Otto Pettersson, war ein schwedischer Ozeanograph und Physiker. Von von 1930 bis 1956 war H. Pettersson Professor der Ozeanographie an der Universität von Göteborg. Sein Forschungsschwerpunkt lag vor allem im Bereich der Untersuchung maritimer Sedimente. 1947-1948 leitete Pettersson die schwedische Albatros-Expedition zur globalen Untersuchung der Tiefsee. Im Jahr 1948 wurde er schließlich als Mitglied in die schwedischen Königlichen Vetenskapsakademien (Akademie der Wissenschaften) aufgenommen. Pettersson erhielt mehrere internationale Auszeichnungen, darunter die Galathea-Medaille der Royal Danish Geographical Society.

Bereits 1844 betätigte sich Pettersson auch als Atlantologie-Kritiker. In diesem Jahr veröffentlichte er sein Buch "Atlantis och Atlanten" - 1948 in Österreich auch in deutscher Sprache unter dem Titel "Atlantis und Atlantik" erschienen (Abb. 2) -, in welchem er die Annahme verwarf, Atlantis habe in der von Platon beschriebenen Form zu irgendeinem Zeitpunkt tatsächlich als historisch-geographische Entität existiert. Platons Atlantisbericht könne "höchstens einen minimalen historischen Kern enthalten: Steinzeitliche Stämme hätten sich vielleicht von untergehenden kleineren Inseln im Atlantik nach Afrika oder Spanien gerettet. Eine dunkle Erinnerung daran hätte sich vielleicht bis auf Platon überliefert. Der Angriff der Atlanter auf Ägypten sowie deren Hochkultur sei hingegen völlig unmöglich und ganz klar eine Erfindung des Platon." [1]

Petterssons fachliche Kritik am Konzept eines 'atlantischen Atlantis' ist nicht zuletzt durch seine Auseinandersetzung mit der paläographischen 'Landbrücken-Theorie' gekennzeichnet, deren Verfechter (Geologen und Paläobiologen) häufig auch einige Sympathie für die Vorstellung eines zentralatlantischen "Archatlantis" zeigten. Pettersson wies jedenfalls "darauf hin, dass diese Landbrücken – so sie es denn gegeben haben sollte – für Platons Atlantis nicht in Frage kommen, da sie vor zig Millionen von Jahren existierten, und nicht erst in unserer nacheiszeitlichen Epoche untergingen." [2] Die Existenz über dem Meeresspiegel liegender Teile des Mittelatlantischen Rückens im späten Pleistozäns hielt er dagegen für durchaus möglich. [3]

Abb. 2 Das Cover von Hans Petterssons 'Anti-Atlantisbuch' in deutscher Sprache

Einigen Raum widmete Hans Petterson 1944 auch der Kritik an der Argumentation pro Atlantis des französischen Geologen Pierre-Marie Termier aus dem Jahr 1913: "Termier hatte einen Felsbrocken untersucht, der 1898 bei Kabelarbeiten vom Meeresgrund des Atlantik empor geholt worden war. Es handelt sich um Tachylit, eine glasartig erstarrte Lava, die vom Meerwasser kaum angegriffen war. Termier glaubte nun sagen zu können, dass Lava unter dem Druck des Meerwasser nicht hätte glasartig erstarren können, und dass das Meerwasser die Lava hätte stärker angreifen müssen. Daraus schloss er, dass der Meeresgrund, von dem der Tachylit stammte, einst über Wasser lag, so dass die Lava dort glasartig erstarren konnte, und dass dies maximal 25000 Jahre her sein konnte, da sonst das Meerwasser die Lava angegriffen hätte. Bis heute wird diese Auffassung Termiers in der pseudowissenschaftlichen [sic!; d. Red.] Literatur zu Atlantis als ein Beweis für die Möglichkeit von Atlantis im Atlantik gewertet, ohne auf Gegenargumente einzugehen.

Pettersson stellt den Thesen Termiers die Auffassung des schwedischen Geologen Arvid Gustaf Högbom von 1938 entgegen: Dieser stuft Termier als allzu unkritisch ein und äußert die Auffassung, dass Lava sehr wohl auch unter Wasser glasartig erstarren könne, und dass auch die fehlende Angegriffenheit der Oberfläche des Tachylit nicht so eng wie von Termier interpretiert werden dürfe. Vielmehr hält Högbom den von ihm so genannten >Atlantomanen< folgenden Gegenbeweis entgegen: Die im Zuge der Eiszeit durch Eisberge auf die Azoren verfrachteten Felsblöcke hätten sich alle in der Nähe der heutigen Küstenlinie abgelagert. Das bedeutet, dass sich das Niveau von Landmasse und Meeresspiegel seit der letzten Eiszeit etwa auf derselben Höhe befand wie heute. Högbom schlägt alternativ die heutige Nordsee als das Gebiet von Atlantis vor." [4]

Dass Pettersson sich nicht mit anderen - gravierenderen - ozeanologischen sowie meeresgeologischen Indizien auseinandergesetzt hat, die seine Auffassung massiv konterkarieren, ist ihm allerdings nicht vorzuwerfen: Diese Entdeckungen - z.B. durch M. Ewing (1948/1949) swowie R.W. Kolbe & R. Malaise (1956/1957) - wurden sämtlich erst Jahre nach der Veröffentlichung von "Atlantis och Atlanten" erbracht. [5] Quasi zu einem 'Credo' von Kritikern und Gegnern der Vorstellung eines Atlantis im Atlantik wurde jedenfalls der in diesem Buch popularisierte Satz (ein Zitat seines Kollegen Högbom): "Platons Atlantis bei den Azoren ist geo-physikalisch eine Leiche, die kein Geologe, sei er noch so angesehen, ins Leben zurückführen vermag". [6]

Aufgrund seiner - durchaus in Frage zu stellenden - Ablehnung der 'klassischen Atlantis-Theorie' ließ Pettersson sich zu dem exegetischen Fehlschluss verleiten, Atlantis somit per se als 'vom Tisch' zu betrachten: "Eine Lokalisierung von Atlantis im Mittelmeer [oder anderenorts; d. Red.] schließt Pettersson aus, weil dies seiner Auffassung nach nicht annähernd mit der Darstellung Platons in Einklang zu bringen sei. Der Gedanke einer historisch-kritischen Interpretation der Atlantiserzählung, die solche Deutungen nicht von vornherein ausschließen würde, kommt bei Pettersson nicht vor. Er stützt sich vielmehr auf die Sichtweise der Philologen seiner Zeit, die Atlantis als Erfindung Platons einstufen." [7]


Siehe bei Atlantisforschung.de auch:


Anmerkungen und Quellen

Verwendete Materialien:

1) Wikipedia - Den fria encyklopedin, unter: Hans Pettersson (forskare) (Stand: 09.09.2012)
2) Thorwald C. Franke, "Ein geologischer Meilenstein der Atlantisforschung - Hans Pettersson widerlegt 1944 Atlantis im Atlantik "; bei Atlantis-Scout.de (verfasst: 5./6. April 2010)

Einzelnachweise:

  1. Quelle: Thorwald C. Franke, "Ein geologischer Meilenstein der Atlantisforschung - Hans Pettersson widerlegt 1944 Atlantis im Atlantik "; bei Atlantis-Scout.de (verfasst: 5./6. April 2010)
  2. Quelle: ebd.
  3. Siehe: Siehe: Hans Pettersson, "Atlantis och Atlanten", Albert Bonniers förlag, Stockholm, 1944
  4. Quelle: ebd.
  5. Siehe dazu bei Atlantisforschung.de diverse Beiträge zur geologischen Diskussion versunkener Landmassen im Atlantik
  6. Quelle: Quelle: H. Pettersson, "Atlantis und Atlantik", Göteborg /´Wien, 1948, S. 63; zitiert nach: Jürgen Spanuth, 1976, S. 425 --- Weitere Literatur von Pettersson: "Geochronology of the Deep-Ocean", in Tellus I, Stockholm 1949; "Reports of the Swedish Deep-Sea Expedition 1947/48", Göteborg 1950-59
  7. Thorwald C. Franke, op. cit.

Bild-Quellen:

1) Wikipedia - Den fria encyklopedin, unter: Hans Pettersson (forskare)
2) Thorwald C. Franke, "Ein geologischer Meilenstein der Atlantisforschung - Hans Pettersson widerlegt 1944 Atlantis im Atlantik "; bei Atlantis-Scout.de