Der geologische Streit um den versunkenen "Kleinkontinent" im Atlantik

(bb) Mitte des 19. Jahrhunderts begann mit den gewaltigen technologischen Fortschritten dieser Periode erstmals auch eine systematische Erforschung der Ozeane - und vor allem des Atlantik. Der Atlantisforscher Manfred Hocke (1913 - 1995) stellte dazu in seinem Aufsatz Das Problem "Atlantis" - Betrachtungen aus der Sicht der Naturwissenschaften und der Mythologie fest: "Es begann mit der Ausfahrt der schwedischen Expedition um 1860.

Abb. 1 Die klassische Vorstellung eines zentralatlantischen Kleinkontinents auf dem Mittelatlantischen Rücken nach I. Donnelly

Die Engländer W. Tompson und Carpenter setzten die Untersuchungen fort. 1872 startet die berühmt gewordene Expedition der >Challenger< mit 8000 Meilen Gesamtstreckenuntersuchungen; es folgen englische, amerikanische, deutsche und russische Untersuchungen (Prof. Lednew), u.v.a., tausende Lotungen, Messungen, Schleppnetzzüge und Bohrproben wurden durchgeführt. Dabei wurde am Azorensockel festgestellt, dass Bohrproben Kieselalgen (Diatomeen), damit Süßwasserablagerungen nachweisend ans Tageslicht gehoben wurden." [1]

Offenbar hatte es nicht nur in einer nicht allzuweit zurückliegenden Vergangenheit großräumige und gravierende Absenkungen des Meeresbodens im Atlantik gegeben, sondern es handelte sich um ein durchaus aktuelles Phänomen, wie Charles Berlitz in Das Atlantis-Rätsel notierte: "Eine weitere ungewöhnliche Entdeckung war das Zufallsergebnis eines Kabelbruchs. Im Jahr 1898 wurde 750 Kilometer nördlich der Azoren das Transatlantikkabel verlegt. Als es brach, stellte man während der Suche fest, daß der Meeresgrund in diesem Gebiet aus zerklüfteten Gebirgen, Berggipfeln und tiefen Tälern bestand und mehr einer Landschaft über Wasser als dem Boden des Ozeans glich." [2] Die Enden des gebrochenen Kabels waren, wie M. Hocke erwähnt, "anscheinend ins Bodenlose gefallen" und die Suche nach ihnen gestältete sich problematisch.[3] Bei Berlitz heißt es dazu weiter: "Enterhaken brachten aus einer Tiefe von 1700 Faden Felsproben herauf, die sich als Tachylit erwiesen, eine glasig ausgebildete, basaltartige Lava, die sich ü b e r Wasser unter atmosphärischen Druck bildet." [4]

Da derartige Erkenntnisse von öffentlichem Interesse damals bereits allgemein zugänglich waren, konnten nun auch gebildete "Laienforscher", wie der amerikanische Jurist, Politiker und Atlantologe Ignatius Donnelly sie auswerten und in ihre Überlegungen einbeziehen. Der 'Vater der modernen Atlantisforschung' fragte schon 1882 vor diesem Hintergrund: "Angenommen, wir fänden inmitten des Atlantischen Ozeans, vor dem Ausgang des Mitteländischen Meeres gelegen, in der Nachbarschaft der Azoren die Überreste einer riesigen, in das Meer hinabgesunkenen Insel, 1000 Meilen breit [und] 2-3000 Meilen lang, - würde auch das noch nicht ausreichen, um die Behauptung des Plato zu bestätigen, es hätte >außerhalb der Straße, an der man die Säulen des Herakles findet, einst eine Insel gegeben, größer als Kleinasien und Libyen zusammengenommen, die man Atlantis nannte?<" [5]

Abb. 2 Das Profil von Atlantis, wie es sich nach den Lotungen der HMS Challenger und der USS Dolphin darstellte. (aus: 'Atlantis - Myth or Reality', von Murray Hope)

Ein Fachwissenschaftler, der - wie Donnelly - katastrophistische und atlantologische Schlüsse aus den unerwarteten Ergebnissen (Abb. 2) der ozeanographischen Expeditionen der Challenger, Dolphin u.a. zog, war der französische Geologe Pierre Marie Termier (1859-1930) (Abb. 3), der Namensgeber des bereits erwähnten Gelehrtenstreits. Termier, Direktor des Ozeanographischen Instituts zu Paris und ein prominenter Vertreter seiner Zunft, stellte damals eine Ost-West-Ausrichtung erhöhter Inseln früherer Zeiten im Atlantik fest, die im Gegensatz zu dem gegenwärtigen nord-südlichen System von Inseln und aufragenden Falten steht.

Der Wissenschafts-Autor William H. Babcock zitierte Termier 1922 folgendermaßen: Vormals gab es "eine uralte Kontinental-Verbindung zwischen Europa und Nordamerika und ... eine andere, ebenfalls sehr alte, Kontinental-Verbindung zwischen der afrikanischen Landmasse und Südamerika... Dadurch wurde das Gebiet des Atlantik, bevor eine Ära der Vernichtung begann, von der wir nicht wissen, wann sie anfing, deren Ende aber das Tertiär war, von einer kontinentalen Landmasse beherrscht, die im Süden von einer Berg-Kette begrenzt, und die lange vor den vulkanischen Landgebieten völlig überflutet wurde, von denen die Azoren letzte Überreste zu sein scheinen. An der Stelle des Südatlantischen Ozeans bestand gleichermaßen, über viele hunderttausend Jahre hinweg, ein großer Kontinent, der jetzt, von der See verschlungen, in großer Tiefe liegt." [6] (siehe dazu auch: 'Atlantis' von William H. Babcock)

Dabei bezog sich Termier, laut Babcock, auf "Einstürze ... am Ende des Miozäns, in der gefalteten mediterranen Zone und in den zwei Kontinental-Bereichen, die bis zur völligen Vernichtung der beiden Kontinente anhielten ... dann, auf Grund dieser Absenkungen, das Erscheinen einer neuen Anordnung mit genereller Nord-Süd-Ausrichtung auf dem Grunde dieses immensen Seegebiets... Die extreme Mobilität des Atlantik-Raumes ... die Gewissheit des Auftretens immenser Vertiefungen beim Verschwinden von Inseln und sogar Kontinenten; die Gewissheit, dass einige dieser Mulden quasi erst gestern entstanden sind, aus dem Zeitalter des Quartärs stammen, und dass der Mensch sie demzufolge gesehen haben kann; die Gewissheit, dass einige von ihnen plötzlich, oder zumindest ziemlich schnell [verschwunden sind]". [7]

Bezüglich der aus dem Zentralatlantik gehobenen Tachylit-Brocken erklärte Termier, "daß die Lava kristallin und nicht glasig sein müßte, wäre sie unter Wasser erstarrt. Er stellte außerdem die Vermutung auf, daß die Lava kurz nach ihrem Erkalten unter Wasser geriet, worauf die verhältnismäßig scharfen Kanten der Gesteinsproben hinwiesen. Da Lava sich in etwa 15 000 Jahren zersetzt, fügt sich die Tatsache, daß das Tachylit auf dem Meeresgrund gemäß den Proben sich noch nicht zersetzt hatte und anscheinend über Wasser entstanden war, nahtlos in die Atlantis-Theorie ein - und das sogar hinsichtlich des von Plato angegebenen Zeitpunkts der Katastrophe." [8]

Abb. 3 Pierre Marie Termier (1859-1930). Der französische Geologe führte zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein "letztes Gefecht", um mit den Mitteln seiner Wissenschaft den rezenten Untergang einer Großinsel im Atlantik nachzuweisen.

Der Paläontologe Charles Schuchert aus den USA stimmte, wie wir bei Babcock erfahren, bei seiner Besprechung von Termiers Arbeit teilweise zu, widerspricht ihm zum Teil aber auch. Er stellte fest: "Die Azoren sind echte Vulkan- und Meeresinseln, und es ist annähernd sicher, dass sie niemals eine Landverbindung mit den Kontinenten auf irgendeiner Seite des Atlantiks hatten. Wenn es eine Wahrheit in Platons ergreifender Beschreibung gibt, dann müssen wir an der Westküste Afrikas nach Atlantis suchen, und hier finden wir, dass fünf der Kapverdischen Inseln und drei der Kanaren Felsen aufweisen, die unverwechselbar denjenigen gleichen, wie sie auf den Kontinenten üblich sind. [9]

Wenn wir auch die auf diesen Inseln lebenden Pflanzen und Tiere in Betracht ziehen, von denen viele europäisch-mediterrane Verwandte aus der Zeit des späten Tertiär sind, dann sehen wir, dass die Evidenzen deutlich nahelegen, dass Cap Verde und die Kanaren-Inseln Fragmente eines größeren Afrika sind... Welche Evidenzen es geben könnte, um aufzuzeigen, dass diese Frakturierung und das Zusammenbrechen West-Afrikas so plötzlich stattfand, wie bei Platon berichtet, oder dass sich dies vor etwa 10 000 Jahren ereignete, ist den Geologen bislang unbekannt." [10]

Babcock ergänzt: "Termier zieht als Evidenzen auch die biologische Untermauerung durch die Forschungen Louis Germains heran, speziell zu den Mollusken, die ihn vom kontinentalen Ursprung dieser Fauna auf den vier Archipelen der Azoren, Madeiras, der Kanaren und Cap Verdes überzeugt haben. Zudem stellt er fest, dass einige Spezies jetzt noch auf den Azoren und den Kanaren leben, obwohl sie in Europa ausgestorben, aber in Portugal als Fossilien in pliozänem Fels entdeckt worden sind. Für diese Verbindung zwischen den Inseln und der iberischen Halbinsel leitet er einen Zeitraum während des Pliozäns ab. [11]

Dr. Scharff hat ähnlichen Erwägungen einigen Platz und seine gewissenhaften Bemühungen eingeräumt. Er bespricht die insulare Flora und Fauna, wobei er hervorhebt, dass ein Teil der Formen, die auf den Inseln - zumindest auf einigen - häufig vorkommen, schwerlich auf dem Seeweg von einem weit entfernten Kontinent dorthin gelangt seien könnten. Er kommt zu folgender Schlussfolgerung: >Ich glaube, dass sie [die Inseln] noch in früh-pleistozäner Zeit mit den Kontinenten Europas und Afrikas verbunden waren, zu einer Zeit, als der Mensch gerade in Westeuropa aufgetaucht und in der Lage war, diese Inseln über Land zu erreichen.<" [12]

Abb. 4 Die Azoren-Insel São Miguel. Vor ihrer Küste stießen Christian und Barbara O´Brien auf klare Hinweise, die ein mit Felsbrocken gefülltes Flussbett auf dem Meeresgrund nahelegen.

Zu den wenigen Außenseitern ohne fachwissenschaftlich-geologische Ausbildung, die auch zu Beginn des 20. Jahrhunderts offensiv ein klein-kontinentales Atlantis propagierten, gehörte z.B. der schottische Mythenforscher und Atlantologe Lewis Spence (1874-1955). Spence vertrat die Theorie, dass "... einst ein großer Kontinent den ganzen oder zumindest den größten Teil des Atlantik bedeckte und einen bemerkenswerten Teil der südlichen Region dazu. Frühen geologischen Ursprungs, war dieser Kontinent in den folgenden Jahrtausenden vielen erdgeschichtlichen Veränderungen unterworfen. Wahrscheinlich fanden auch mehrere Überflutungen statt und ging das Meer an einigen Stellen zurück." Bis zum Miozän (spätes Tertiär) blieb "der Kontinentalcharakter erhalten [...] Doch gegen Ende dieser Periode fand, aufgrund vulkanischer und anderer Ereignisse, ein Zerfall statt." [13]

Der einsetzende Zerfall hatte, so Spence, "das Entstehen größerer und kleiner Inselmassen zum Ergebnis [...] Zwei von ihnen, beträchtlich größer als die anderen, lagen a) in relativ geringer Entfernung vor dem Eingang zum Mittelmeer, und b) in der Gegend der heutigen Westindischen Inseln. Diese waren Atlantis beziehungsweise Antillia. Die Kommunikation zwischen ihnen war durch eine Inselkette möglich." Diese zwei Groß-Inseln und die sie verbindende Inselkette sollen noch bis ins Pleistozän hinein existiert haben. "In dieser Periode (vor zirka 25 000 Jahren zu Beginn der nach-glazialen Zeit) muß Atlantis einige weitere Erschütterungen erfahren haben. Weiteres Unheil brach über die Insel ungefähr 10 000 Jahre v. Chr. herein. Antilia scheint dabei bis in eine jüngere Periode hinein überlebt zu haben und existiert fragmentarisch in der Antillengruppe oder den Westindischen Inseln bis zum heutigen Tage fort." [14]

Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begannen immer mehr sogenannte "Außenseiter-Forscher" damit, die offiziell verordnete Denk-Blockade der institutionalisierten Geologie - zumindest in jener der 'Westlichen Welt' [15] zu durchbrechen, die schon deshalb schwer nachvollziehbar ist, weil es im Lauf der Zeit auch hier wiederholt äußerst brisante Entdeckungen der 'Profis' gab, die allerdings relativ schnell wieder ad acta gelegt wurden, da sie offenbar das 'Gesamtbild' störten.

So bemerkte Andrew Tomas 1971: "Bei Sondierungen, die 1949 von der Amerikanischen Geologischen Gesellschaft durchgeführt wurden, gelang es, aus dem Meeresgrund südlich der Azoren eigentümliche Kalksteinplatten in großen Mengen zu heben. Ihr Durchmesser betrug im Durchschnitt 15 Zentimeter, ihre Dicke 3,75 Zentimeter. Im Zentrum jeder Platte fand sich eine sonderbare Aushöhlung, die im Gegensatz zu der verhältnismäßig glatten äußeren Oberfläche der Platte rauh und uneben war. Bei diesen schwer zu bestimmenden >Meeresbiskuits< handelt es sich offenbar nicht um natürliche Steinformationen. Nach der Ansicht des Geologischen Observatoriums der Columbia University >erlaubt der Versteinerungsgrad des Kalks die Annahme, daß die Versteinerung vor etwa 12000 Jahren nicht unter Wasser, sondern an der Luft vor sich ging.<" [16]

Abb. 5 Das Gebiet “Sieben Städte” auf der Azoren-Insel São Miguel zeigt deutlich die Charakteristika seiner vulkanischen Entstehung. (Foto: Regional Commission of Tourism in the Azores, nach 'Mysteries of Forgotten Worlds' von Charles Berlitz)

Zu den alternativen Forschern, die sich bewusst gegen den geologischen Mainstream stellten, gehören neben Otto Muck und dem Geologen-Ehepar Alexander und Edith Tollmann aus Österreich auch der Russe Nikolai Zhirov, der in den 1960er Jahren eine ganze Reihe von Artikeln zu diesem Thema veröffentlichte. "1970 erschien dann seine Atlantis-Anthologie: Basic Problems. Wie Donnelly argumentiert er darin, die frühere atlantische Landmasse, ein wirklicher Kontinent, liege in der Umgebung der Azoren und habe vor ihrem Verschwinden als Landbrücke zwischen Afrika und Amerika gedient." [17]

Andrew Collins - inzwischen eine der Koryphäen der gegenwärtigen Atlantisforschung, aber selber kein Vertreter der zentralatlantischen Atlantis-Lokalisierung - verwies 2000 in "Neue Beweise für Atlantis" auf brisante hydrographische Entdeckungen bei den Azoren: "Christian O'Brien, ein Geologe, Archäologe und Geschichtsautor, und Barbara Joy O'Brien haben dieselbe Theorie in ihrem Buch The Shining Ones behandelt. Sie behaupten, die atlantische Landmasse sei im flüssigen Magma der Erde versunken und es seien nur die Azoren übrig geblieben. Als Beweis dafür führen sie die sechs Felder heißer Quellen um die Azoren an. Solche Quellen erscheinen, wenn kaltes Ozeanwasser durch Lava sickert und durch Hitze darunter wieder nach oben gedrückt wird.

1971 fanden Christian und Barbara O'Brien vor der Insel São Miguel (Abb. 4), der größten der Azoreninseln, klare Hinweise auf ein mit Felsbrocken gefülltes Flussbett unter dem Meer. Anhand ausgeklügelter hydrographischer Karten erkannten sie Flüsse, die einmal auf den Südhängen von São Miguel entsprungen und in einem gigantischen Tal, 64 Kilometer vor der heutigen Insel, zusammengeflossen sind. Andere Inseln der Azorengruppe wiesen ähnliche hydrographische Unregelmäßigkeiten auf, und in einem Fall entdeckten die O´Briens gar eine Serie von Hunderte Kilometer langen Flußtälern, die sich in einem großen Strombassin treffen.

Dank dieser antiken Flusssysteme konnten die O´Briens ein Landprofil rekonstruieren, das eine Azoren-Landmasse >etwa der Größe und der Form Spaniens< zeigte, mit Gebirgsketten 4000 Meter über dem Meeresspiegel und mächtigen Flüssen in "gewundenen Talsystemen": >Im Südosten erstreckte sich die von uns so genannte »Große Ebene« über eine Fläche von über 10 000 Quadratkilometern, durchzogen von einem Fluß etwa wie der Themse in England. Diese Ebene hat manches gemein mit der von Platon im Kritias als Teil der Insel Atlantis beschriebenen Landfläche<." [18] (Siehe auch: Atlantis auf den Azoren? von Andrew Collins)

Abb. 6 Der Aves Rücken (Pfeil). Entlang dieser geologischen Formation, die von Venezuela bis zu den Jungferninseln verläuft, wurde 1969 von einer Forschergruppe der Duke University an fünfzig verschiedenen Stellen Granitgestein heraufgeholt. Diese Funde könnten die Theorie stützen, dass jene Felsen noch in rezenten Perioden Teil eines versunkenen und verlorenen Kontinents waren.

Aber nicht nur im Gebiet des Mittelatlantischen Rückens wurden im Lauf der jünsten Jahrzehnte immer mehr "geologische Anomalien" entdeckt, die unmöglich im Rahmen einer aktualistischen Betrachtungsweise der jüngeren Erdgeschichte zu erklären sind: "1969 machte eine Forschergruppe der Duke University bei ihren Untersuchungen des Meeresbodens der Karibik eine wichtige geologische Entdeckung, die für die Theorie versunkener Kontinente spricht. Entlang dem Aves-Rücken (Abb. 6), der von Venezuela zu den Jungferninseln verläuft, wurde an fünfzig verschiedenen Stellen Granitgestein heraufgeholt.

Dieses säurehaltige Eruptivgestein findet man normalerweise nur auf den Kontinenten oder aber dort, wo früher Land war. Dr. Bruce Heezen, ein hervorragender Ozeanograph, erklärte in diesem Zusammenhang: >Bis heute glaubten die Geologen ganz allgemein, daß helle Granite oder säurehaltige Eruptivgesteine auf die Kontinente beschränkt seien und daß die unter dem Meeresspiegel liegende Erdkruste aus schwerem, dunkelgefärbten Basaltgestein bestehe ... Das Vorhandensein hellgetönter Granitfelsen könnte also die alte Theorie untermauern, nach der in früheren Zeiten in der ostkaribischen Region eine Landmasse existierte und diese Felsen das Innere eines versunkenen und verlorenen Kontinents darstellen<." [19]

Damit fanden letztlich längst bekannte - und verdrängte - Tatsachen eine Bestätigung. Bereits um 1900 hatte "das Expeditionsschiff >Gauß< ein Röhrenlot mit einem Sedimentpfropfen von 46 cm Länge aus der Romanche-Tiefe (7300 m) heraufgeholt. Diese Rinne liegt nahe des Äquators, westlich von der Liberiaschwelle, 4500 km von den Azoren entfernt. In den Pfropfen waren fünf Schichten und zuunterst Globigerinenkalk. Der Lebensweise dieser Planktonen entsprechend können sie nur in Tiefen von mindestens 2000 und höchstens von 4500 m existent sein. - Folglich muss dieser Meeresboden um mindestens 2800 m abgesenkt sein." [20] Peter M. James stellte 1982 in "A New Model for Crustal Deformation" lakonisch fest: "Dass gewaltige vertikale Bewegungen in der Kruste ereignen, steht außer Frage. Man könnte hier zum Beispiel den Tiefsee-Schlamm nennen, der in Barbados auf Tertiär-Kohle ruht. Die Kohle spiegelt eine tropische Flachwasser-Umgebung wider, welche zur Ablagerung des Schlamms auf mehr als 4 bis 5 km Tiefe absank und dann wieder angehoben wurde, alles in einem sehr kurzen Zeitraum." [21]

Abb. 7 Der gewaltige Hudson Canyon wurde regelrecht in das amerikanische Kontinental-Schelf hineingefräst. Frappierend erscheint, wie weit diese Furche in das Gebiet des Atlantik hineinreicht. Hat sich hier noch in jüngster erdgeschichtlicher Zeit ein titanischer Ur-Strom in einen wesentlich niedriger liegenden Atlantik ergossen?

Indizien für ungeheure, geologische Umwälzungen im Atlantikraum "liefern noch die Kongorinne und der Hudson Canyon. (Abb. 7) Diese Rinnen werden nicht mehr vom jeweiligen Fluss durchströmt, wie man meinen könnte, denn sie liegen einige tausend Meter unter dem Meeresspiegel. Der Kongo zum Beispiel fließt durch eine schmale Trichtermündung in den Atlantik. Um diese Mündung herum befindet sich Bergland. Aus der Luft ist sie als deutlicher Einschnitt in der Küstenlinie erkennbar. Nicht aber, dass der Fluss im Meer endet. Er scheint sich unter Wasser sein Flussbett weiter zu graben, und zwar 120km lang, gleichmäßig absinkend bis auf eine Tiefe von 2800m. In dieser Tiefe scheint die Ursprüngliche Küstenlinie von Afrika zu liegen. Der eher seicht abfallende Meeresgrund bricht hier steil ab, und hier endet auch die Kongorinne.

Mit dem Hudson River verhält es sich ähnlich. Seine untermeerische Verlängerung verläuft weiter durch den extrem flach abfallenden Meeresboden bis in eine Tiefe von 2900m. Das sind bei weitem nicht die einzigen Flussverlängerungen. Die meisten findet man aber im Atlantik. Wenn man eine Reliefkarte des atlantischen Meeresbodens aufmerksam betrachtet, fällt einem auf, dass zum Beispiel in Afrika das Festland sanft in den Atlantik übergeht und dort noch viele hunderte Kilometer weiter verläuft, bevor der Meeresboden steil am Kontinentalsockel abbricht.

Auf der Seite des Indischen Ozeans ist es genau anders. Hier fällt das Festland leicht zur Küste hin und genau hier bricht der Meeresboden extrem steil ab. In Südamerika sieht man das noch besser. Man könnte meinen, jemand hätte mit dem Daumen die Erde wie einen Gummiball an der Stelle des Atlantischen Rückens eingedrückt und die Küsten Afrikas, Nord- und Südamerikas mit in der Mulde verschwinden lassen." [22]

Charles Berlitz erwähnt in diesem Zusammenhang eine Studie der Amerikanischen Geologischen Gesellschaft aus dem Jahr 1936 zu diesen versunkenen Fluß-Canyons. Darin heißt es, "daß ein derartiges >weltweites Absinken und Steigen des Meeresspiegels ... von fast 3000 Meter ... seit dem letzten [23] Tertiär stattgefunden haben muß...", also, wie Berlitz anmerkt, "im Pleistozän, dem Diluvium - dem Zeitalter des Menschen." [24]


Anmerkungen und Quellen

  1. Quelle: Manfred Hocke, Das Problem "Atlantis" - Betrachtungen aus der Sicht der Naturwissenschaften und der Mythologie, online unter http://home.t-online.de/home/schoeps_weinheim/atlant0.html
  2. Quelle: Charles Berlitz, Das Atlantis-Rätsel, Zsolnay (Wien/Hamburg), 1976, S. 74
  3. Quelle: Manfred Hocke, Das Problem "Atlantis" - Betrachtungen aus der Sicht der Naturwissenschaften und der Mythologie, online unter http://home.t-online.de/home/schoeps_weinheim/atlant0.html
  4. Quelle: Charles Berlitz, Das Atlantis-Rätsel, Zsolnay (Wien/Hamburg), 1976, S. 74
  5. Quelle: Ignatius Donnelly, Atlantis, die vorsintflutliche Welt, Verlag von Franz Gußmann (Eßlingen), 1911, S. 44
  6. Quelle: P.M. Termier, pp. 228, 229; nach: Willam H. Babcock, "Legendary Islands of The Atlantic - A Study in Medieval Geography" (Kapitel II), org. 1922 (American Geographical Society). Übersetzung ins Deutsche nach der Ausgabe der University Press of the Pacific, 2002 durch atlantisforschung.de
  7. Quelle: ebd., pp. 230, 231; zitiert nach Babcock, 2002
  8. Quelle: Charles Berlitz, Das Atlantis-Rätsel, Zsolnay (Wien/Hamburg), 1976, S. 74, 75
  9. Anmerkung: Klaus Aschenbrenner verweist in "Das neue Bild von Atlantis" (2001) auch auf die südatlantische Insel Ascension, wo sich Blöcke aus basischem Granit, einem typischen Kontinentalgestein, finden.
  10. Quelle: Geogr. Rev., Vol. 3, 1917, S. 65; nach: Willam H. Babcock, "Legendary Islands of The Atlantic - A Study in Medieval Geography" (Kapitel II), org. 1922 (American Geographical Society). Übersetzung ins Deutsche nach der Ausgabe der University Press of the Pacific, 2002 durch Atlantisforschung.de
  11. Siehe: Termier, pp. 321 bis 232; zit. nach: William H. Babcock, op. cit.
  12. Quelle: R.F. Scharff, Some Remarks on the Atlantis problem, Proc. Royal Irish Acad., Vol. 24, Section B, 1903, pp. 268 - 302, Referenz auf S. 297; zitiert nach: Babcock, op. cit.
  13. Quelle: Lewis Spence, nach Lyon Sprague de Camp, in der deutschsprachigen Ausgabe seines Buches "Lost Continents" (1954), die 1977 unter dem Titel "Versunkene Kontinente - Von Atlantis, Lemuria und anderen untergegangenen Zivilisationen" im Wilhelm Heyne Verlag erschienen ist. Siehe daraus bei Atlantisforschung.de auch: Die Atlantis-Theorie des Lewis Spence
  14. Quelle: ebd.
  15. Anmerkung: Zur Entwicklung im Bereich der damaligen UdSSR vergl. bei Atlantisforschung.de: Bernhard Beier, Nikolai Zhirov und die autonome Entwicklung der Atlantologie in der UdSSR
  16. Quelle: Geological Society of America (Bulletins), Nr. 60, 1949 und Nr. 65, 1954; zitiert nach: Andrew Tomas, Das Geheimnis der Atlantiden - Von der Mythe zur Entdeckung, Stuttgart, 1971, S. 21
  17. Quelle: N. Zhirov, "Atlantis - Atlantology: Basic Problems", S. 179-85; nach: Andrew Collins, "Neue Beweise für Atlantis" (1. Teil, unter: "Auf den Azoren"), 2000, Scherz Verlag (Bern, München, Wien); siehe: "Atlantis auf den Azoren?" von Andrew Collins
  18. Erklärung: "Die Hydrographie ist "die Wissenschaft und Praxis der Messung und Darstellung der Parameter, die notwendig sind, um die Beschaffenheit und Gestalt des Bodens der Gewässer, ihre Beziehung zum festen Land und den Zustand und die Dynamik der Gewässer zu beschreiben." (Definition nach United Nations Economic and Social Council, 1978)"; Quelle: DEUTSCHE HYDROGRAPHISCHE GESELLSCHAFT e.V., online unter http://www.dhyg.de/_wasser.htm
  19. Quelle: Charles Berlitz, Das Atlantis-Rätsel, Zsolnay (Wien/Hamburg), 1974, S. 79
  20. Quelle: Manfred Hocke, Das Problem "Atlantis" - Betrachtungen aus der Sicht der Naturwissenschaften und der Mythologie, vormals online unter http://home.t-online.de/home/schoeps_weinheim/atlant0.html
  21. Quelle: Peter M. James, "A New Model for Crustal Deformation," Open Earth, No. 17, 1982, nach: William R. Corliss, Science Frontiers Nr. 28, Juli / Aug. 1983, online unter: http://www.science-frontiers.com/sf028/sf028p10.htm
  22. Quelle: Anonymus, "Atlantis im Atlantik", vormals online unter: http://rdmteam.piranho.at/verswelten/atlantis/atlantik/atlantik.htm
  23. Anmerkung: Hier liegt vermutlich ein Übersetzungsfehler vor. Wir gehen davon aus, dass es korrekt "seit dem späten Tertiär" heißen muss.
  24. Quelle: Charles Berlitz, Das Atlantis-Rätsel, Zsolnay (Wien/Hamburg), 1974, S. 74


Bild-Quellen

(1) I. Donnelly, Atlantis, the Antediluvian World

(2) http://www.goldenageproject.org.uk/239atlantis.html

(3) http://www.annales.org/archives/x/term.html

(4) http://www.balanceferien.de/01_SeteCidades_Kraterseen.jpg

(5) http://www.goldenageproject.org.uk/30sevencities.html

(6) http://ace.acadiau.ca/science/geol/rraeside/quizzes/worldmap5carib.htm (Bildbearbeitung durch Atlantisforschung.de)

(7) http://rdmteam.piranho.at/verswelten/atlantis/atlantik/atlantik.htm