Maltas Umwelt

Auf Malta nach Atlantis reisen, Kap. 18

von Dr. Christiane Dittmann

Abb. 1 Wer auf Malta Bäume sehen will, muss die Buskett Gardens (Bild) besuchen - und Eintritt bezahlen.

Diese Überschrift ist ein Euphemismus. Verkarstete Kalkflächen prägen das Landschaftsbild, in keinem Land Europas ist der Anteil an durch Übernutzung und Erosion degradierten Flächen so groß. Bäume gibt es schon, aber wer sie sehen will, muss in den Buskett-Gärten (Abb. 1) Eintritt bezahlen. Mit etwa 400 000 Einwohnern ist Malta, abgesehen von Monaco, der am dichtesten besiedelte Staat Europas. Daraus ergeben sich enorme Probleme bei der Ver- und Entsorgung.

Wie bei anderen Mittelmeeranrainern ist ein Umweltbewusstsein bei der Bevölkerung kaum vorhanden. Maßnahmen der EU lassen sich weitgehend noch nicht durchsetzen. Als erste Schritte sind kostenpflichtige Plastiktüten im Supermarkt und die Werbung für Sonnenkollektoren zu erkennen. Neue Straßen werden mit Radwegen gebaut. Industriebetriebe haben keine Abgasreinigung. Schwarze Rauchfahnen sind völlig normal, schließlich weht ständig ein frischer Meerwind und weg ist der Dreck! Nachts bilden sich aber häufig wegen der kühleren Wasserflächen Bodeninversionen. Die Rauchschichten ziehen dann stundenlang durch die Siedlungen und belasten besonders die an den Hängen gelegenen Wohngebiete.

Trotz des gut ausgebauten öffentlichen Verkehrsnetzes fährt in Malta jeder mit dem Auto. Die Studenten haben sogar für den Ausbau der Uni-Parkplätze gestreikt. Die verwinkelten engen Straßen der traditionellen Siedlungsstruktur sind diesen Blechmassen nicht gewachsen. Stau, Lärm, Staub und Gestank vermiesen die Wohnqualität. Fußgänger vermeiden diese v.a. in der Sommerhitze unerträglichen Bedingungen. Durch die starke Sonnenstrahlung entstehen außerdem hochgiftige Photooxidantien, wie z.B. Ozon. Weil bis vor wenigen Jahren noch verbleites Benzin verkauft wurde, weisen die Blutwerte der Menschen viel höhere Bleiwerte auf als in anderen EU-Staaten.

Die Müllabfuhr ist kostenlos und darum gibt es für die Bevölkerung keinen Anreiz zur Abfalltrennung oder Vermeidung. Und so hat sich im Laufe der Zeit nahe der Salina-Bay bei Qawra ein fast 100 Meter hoher Berg aufgetürmt. Die steilen Flanken, die sich unmittelbar neben der Küstenstraße erheben, sind seit einigen Jahren mit Sand und Kies optisch verschönert und mit Ruderalpflanzen bewachsen. Die Malteser hoffen, dass die Touristen den Müllberg nicht erkennen und auch den ständigen Geruch für eine Meeresbrise halten. Zur Landschaftskosmetik gehört auch der Aqua-Park, direkt am Fuße des Müllbergs, wo man für 125 Euro mit Delfinen schwimmen kann.

Die Deponie ist nach unten nicht abgedichtet. Und weil alles dort abgekippt wird, Hausmüll, Chemikalien, Kadaver oder Krankenhausabfälle sickern undefinierbare Giftcocktails durch den offenen Karst in den unteren Grundwasserhorizont und ins Meer. Bis vor kurzem wurde ganz in der Nähe noch eine Saline betrieben und Meersalz gewonnen! Inzwischen ist das Baden rund um den Müllberg verboten. Alternative Deponie-Areale gibt es wegen der dichten Besiedlung nicht und der Bau einer Müllverbrennungsanlage wurde von Geenpeace verhindert, weil diese Aktivisten grundsätzlich gegen die thermische Verwertung sind.

Wegen der Wasserknappheit arbeiten einige Meerwasser-Entsalzungsanlagen. Da diese einen enormen Energieverbrauch haben, ist die Methode ökologisch sehr bedenklich. Schlimmer wirkt sich der Rückfluss hochkonzentrierten Salzwassers ins Meer aus. Flora und Fauna sind im Bereich dieser Anlagen schwer geschädigt. Taucher beobachten eine extreme Artenverarmung.

Nur 10 % der Abwässer werden in der einzigen Kläranlage bei Marsaskala gereinigt. Der größte Teil gelangt im Naturzustand östlich des Grand Harbour durch ein 700 Meter langes Rohr ins Meer und wird in 36 Meter Tiefe durch Auslasstrichter verquirlt. Bei ruhigem Seegang ist der braune Fleck an der Wasseroberfläche nicht zu übersehen und er verströmt einen eindeutigen Geruch. Ein weiterer Teil wird in der Bucht nördlich von Popeye-Village ungeklärt entsorgt. Man muss sich also überlegen, wo man badet. Wer kein Leitungswasser trinken möchte, versorgt sich mit Mineralwasser.

ENDE


Bild-Quelle

(1) Wikimedia Commons, unter: File:Buskett Gardens.jpg (Bildbearbeitung durch Atlantisforschung.de)