Megalithen, magische Steinkreise, Menhire und Dolmen

von unserem Gastautor Jürgen Hepke

Als im Jahr 1937 der Schotte J. Foster Forbes in einer BBC Hörfunkserie ueber das prähistorische Britannien behauptete, die Erbauer der megalithischen Monumente in Nordeuropa seien Überlebende von Atlantis gewesen, erregte er in den Kreisen der amtlich anerkannten Prähistoriker beträchtliches Aufsehen. Aber es war nicht nur diese Behauptung, sondern Forbes, der als echter Highlander und damit als direkter Nachfahre der Atlanter über das zweite Gesicht verfügte, stellte weiter klar, dass diese Steinsetzungen nicht nur astronomischen Zwecken und Berechnungen, sondern darueberhinaus als "Empfangsstationen für direkte Einflüsse himmlischer Konstellationen" dienten und das besonders zu bestimmten Jahreszeiten.

Abb. 1: Offenbar liegen nicht nur die prähistorischen Steinreihen von Carnac (Bild) in der Bretagne auf einem Zentrum starker Ströme. Die dynamischen Eigenschaften megalithischer Stätten werden auch heute immer wieder sowohl von Rutengängern als auch von technischem Gerät bestätigt.

Sie ermöglichten der Priesterkaste der Atlanter die Ausübung der von ihnen beherrschten elementaren Wissenschaften, welche ihnen gestatteten, die Jahreszeiten und das Wetter zu kontrollieren und sich die spirituellen Energien von Sonne, Mond und Sternen zunutze zu machen. Die Quarzfelsen zum Beispiel, die in vielen Steinkreisen zu finden sind, wurden hineingebaut, um die elektrischen und magnetischen Ströme der Erde anzuziehen, und die vitalen Energien, die so zusammengezogen wurden, konnten in künstlichen Speichern, wie etwa dem Felsen von Dartmoor, aufbewahrt werden.

Mit diesem, uns zum grossen Teil heute verborgenem Wissen um solche und um andere Dinge, verbunden mit Spiritualität und Frömmigkeit, schuf die Priesterkaste die Bedingungen und die Atmosphäre für ein Jahrtausende währendes goldenes Zeitalter, in dem sich die Menschheit vom primitiven Jäger und Sammler zum geistig und kulturell entwickelten Menschen des atlantischen Reiches entwickeln konnte. Zu ähnlichen Feststellungen wie Forbes kam der professionelle Archäologe T. C. Lethbridge, der Mitarbeiter des archäologischen Museums in Cambridge war. Nach seiner Pensionierung im Jahr 1957 fügte er der Methodik prähistorischer Studien durch den Einsatz von Wünschelrute und Pendel eine neue Dimension hinzu. Er fand, dass mit diesen Methoden Objekte datiert und auch manchmal etwas über ihren Verwendungszweck herausgefunden werden konnte. Im Laufe seiner Arbeit, die zu vielen Veröffentlichungen führte, löste er sich zunehmend von den orthodoxen Auffassungen seiner Zunft und kam zu einer Welt neuer geistiger Erfahrungen.

Nach seiner Meinung dienten die megalithischen Steinkreise und Fluchten als Navigationshilfen fuer ausserirdische Besucher und fand sich damit in Übereinstimmung mit den Ansichten Erich von Dänikens, mit dem er dann auch zusammenarbeitete, was seinen ehemaligen Zunftkollegen einen Aufschrei des Entsetzens entlockte. Bei dem Versuch den Merry - Maidens – Steinkreis in Cornwall mit Hilfe von Pendeln zu datieren, erhielten er und seine Frau starke Stromschläge. Er selbst vermutete, dass diese in den Steinen gespeicherte Energie von Leuten herrührt, die hier im Kreis getanzt haben.

Abb. 2: Photo: © TOLOS / Juergen Hepke

Er war auch nicht der erste, der mit der Hilfe von Pendel und Wünschelrute den Geheimnissen der Steine auf der Spur war. Schon 1939 hatte der Kurator der britischen und römischen Altertümer am Britischen Museum, Reginald Smith, eine Abhandlung veröffentlicht, in der er behauptete, dass alle Steinkreise und prähistorischen Hügelgräber auf Zentren starker Ströme errichtet seien, was jeder Rutengänger auch selbst aufspüren könne. Einige Jahre vorher hatten seine französischen Kollegen Merle und Giot ganz ähnliche Untersuchungsergebnisse aus Carnac (Abb. 1) in der Bretagne veröffentlicht. Die dynamischen Eigenschaften megalithischer Stätten werden auch heute immer wieder sowohl von Rutengängern als auch von technischem Gerät bestätigt.

Doch es gibt noch weitere interessante Aspekte der megalithischen Steinsetzungen. Sein bekanntester ist der eines astronomischen Observatoriums und der hervorragendste und bekannteste Vertreter ist das Observatorium von Stonehenge in Cornwall in Grossbritannien. Cornwall spielte im atlantischen Reich eine hervorragende Rolle, denn es war der Ursprung der grossen Zinnlieferungen, die den Wohlstand und die politische und militärische Macht des atlantischen Reiches begründeten. Es floss sehr viel Geld nach Grossbritannien und es wurde im Laufe der Entwicklung des atlantischen Reiches zu einem bevorzugten Siedlungsplatz der Atlanter. Denn es besass zwei traditionell im atlantischen Reich hochgeschätzte Vorteile: Es war eine Insel und bot damit Sicherheit gegen äussere Feinde und es bot hervorragende Weideflächen für die traditionelle Rinderzucht.

So ist auch die Entwicklung von Stonehenge zu verstehen, das sich aus einem einfachen Observatorium in ein hochkompliziertes von geheimnisvollen Kräften umgebenes Gebilde verwandelte, das auch den heutigen Menschen noch in seinen Bann zieht, und in der westlichen Welt zum Symbol für die Kräfte geworden ist, welche die Anfänge der kultivierten Menschheit bestimmt haben. Dazu zählt auch das atlantische Reich und das nach seinem Untergang noch lange überlieferte Wissen seiner Priester, die man dann später in Grossbritannien Druiden nannte.

Abb. 3: Photo: © TOLOS / Juergen Hepke

Wenn heute am Morgen des längsten Tag des Jahres die Leute von Amesbury in der Naehe von Stonhenge sich bei den Steinen versammeln, um die Sonne hinter dem Helstein aufgehen zu sehen, dann machen sie es aus alter Tradition. Denn so lange man zurückdenken kann, haben es die Menschen so gemacht. Heute befinden sie sich wieder in Gesellschaft der Anhänger des Ordens der Druiden, der nach vielen Jahrhunderten der Unterdrückung durch Römer und Christen in der Zeit der Aufklärung des 18. Jahrhunderts allmählich wieder zum Leben erwachte. Dies allerdings mit grossen Einschränkungen, denn das ursprüngliche umfangreiche alte Wissen der Druiden, das nur mündlich überliefert werden durfte, um Missbräuche zu vermeiden, ist zum größten Teil in der Zeit der Unterdrückung und Verfolgung verlorengegangen und muss mühselig von den neuen "Druiden" aus verbliebenen Resten rekonstruiert werden.

So stellte im Jahr 1740 n. Chr. der druidische Neuerer Reverend William Stukeley fest, dass die Mittelachse von Stonehenge, und die Zufahrt, die von ihr wegführte, genau nach Nordosten weist, wo die Sonne aufgeht, wenn die Tage am längsten sind. Er zitierte Plutarch und andere klassische Autoritäten, die über die alte Praxis berichteten, Tempel nach dem Sonnenaufgang am Mitsommertag auszurichten. Von der Richtung der Mittelachse ausgehend errechnete er, dass die druidischen Architekten den magnetischen Kompass benutzt haben mussten, und über die Berechnung der Änderung der magnetischen Abweichung über die Jahrhunderte ermittelte er das Jahr der Entstehung von Stonehenge auf 460 v. Chr.

Damit lag er besser als seine Vorgänger, die Stonehenge in die Zeit der Römer datiert hatten, denen man in der Zeit der absoluten geistigen Herrschaft der christlichen Kirchen alles Alte unterschob. Man war dabei offenbar bestrebt, alles was mit der "heidnischen" Kultur der vorrömischen und vorchristlichen Zeit zu tun hatte, als nicht existent zu betrachten, damit es umso besser der Vergessenheit anheimfallen konnte. Dieses Verhalten bewährte sich dann auch für etliche Jahrhunderte und wuerde weiter unser Denken bestimmen, wenn nicht im Inneren der Menschen das Wissen über die alten Kulturen erhalten geblieben wäre und die Wissen-schaft neue Methoden der Zeitbestimmung gefunden hätte, die diese Missdeutungen heute richtigstellen können.

Auch der weiteren Zufahrt, die nach ca 500 m nach Südosten abbiegt, schenkte Stukeley seine Aufmerksamkeit und entdeckte, dass sie genau auf einen über den Bergkamm des Haradon Hill hinausragenden Hügel zulief. Am Morgen des 11. Mai 1724 stand er auf diesem Haradon Hill und stellte fest, dass die Ebene hinter den Hügeln durch die Strahlen der Sonne so beleuchtet wurde, dass sich die Hügel davor wie auf Flammen schwebend abhoben. Er war damit einer der ersten, der entdeckte, dass die wichtigen Bauwerke der Atlanter in Beziehung zur Landschaft und zu den Gestirnen errichtet wurden, womit er bewies, dass die Priester der Atlanter - wie auch die Chinesen, durch die diese Wissenschaft bis in die heutige Zeit überliefert wurde - die Wissenschaft der Geomantie oder des Feng-Shui, wie es in China heisst, beherrschten.

Ein Zeitgenosse von ihm war John Wood, Architekt in Bath, der sich durch hohe Vorstellungskraft und wissenschaftliche Genauigkeit seiner Landvermessungen auszeichnete. Er entdeckte, dass der druidische Zentraltempel in Bath so errichtet war, dass jeder ins Auge fallende Punkt in der Landschaft in eine sakrale Beziehung zum Tempel gesetzt worden war. Die sieben Hügel von Bath waren je einem der Himmelskörper gewidmet, im Zentrum stand der Tempel und die Universitaet der Priester. John Wood stellte in seinem Werk "Choir Gaure, gemeinhin Stonehenge genannt", das 1747 veröffentlicht wurde, fest, dass die Anzahl und die Anordnung der Steine astronomische Zyklen repräsentiere. Dieses wurden von späteren Autoren untermauert.

So veröffentlichte Dr. John Smith im Jahr 1770 sein Werk: "Choir Gawr, das grosse Planetarium der alten Druiden, Stonehenge genannt", in dem er weitere astronomische Daten und Regeln, die er herausgefunden hatte, aufzeigte. Der irische General Vallencey kam noch ein ganzes Stück weiter. In seinem 1798 veröffentlichten Werk "Oriental Collections" verglich er das druidische astronomische System mit dem der Inder und Chaldäer und stellte erstaunliche Übereinstimmungen fest, wobei er offenbar noch nicht ahnte, dass er sich auf ein und derselben Spur, nämlich auf der der alten Atlanter und ihren Siedlungsräumen, befand. Ähnlich ging es seinem Zeitgenossen Maurice der in einem in "Indian Antiquities" veröffentlichten Artikel zu vergleichbaren Ergebnissen kam.

Godfrey Higgins veröffentlichte dann im Jahr 1829 zum ersten Mal eine auf astronomischen Überlegungen basierende Schätzung des Alters von Stonehenge und kam auf das Entstehungsdatum von etwa 4000 v. Chr., was nach unserem heutigen Wissen für die Anfänge wohl zutreffen könnte. Sein Kollege Wansey würdigte "die für die Beobachtung der Himmelskörper denkbar beste Lage von Stonehenge" und die Kenntnisse der Druiden und kam 1796 nach einem Vergleich der astronomischen Kenntnisse der Druiden, der Bramahnen und der Chaldäer zu dem Schluss, dass ein gelehrter Brahmane, als letzter überlebender Repräsentant des alten Wissens, sicher vom Sinn und Zweck der Anlage weit mehr erfassen könnte als ein normaler Sterblicher.

Abb. 4: Graphik: © TOLOS / Juergen Hepke

Trotz aller Gegenargumente setzte sich im 19. Jahrhundert die Meinung offiziell durch, dass Stonehenge etwas mit den Sternen zu tun haben müsste. Die veröffentlichten Details blieben jedoch weiterhin umstritten. Immerhin lässt sich die Haltung der Wissenschaft in den Worten eines weiteren Autors, des Reverend E. Duke, zusammenfassen, der feststellte: "Die Astronomie tritt hier als Wissenschaft früh in Erscheinung, und jene die diese Bauwerke erstellten, besaßen ein Wissen, vor dem wir in Ehrfurcht und Bewunderung verharren sollten."

Im Jahr 1901 befasste sich dann der bedeutende Astronom und Wissenschaftler Sir J. Norman Lockyer mit Stonehenge, nachdem er zuvor aegyptische Tempel vermessen hatte. Hier hatte er bestaetigt gefunden, dass die Tempel jeweils so erbaut waren, dass bei der Grundsteinlegung die Achse des Tempels genau in Richtung des aufgehenden zugeordneten Sterns lag. Diese Sterne, von denen Lockyer acht fand, waren jeweils in der aegyptischen Religion einem bestimmten Gott zugeordnet, dem auch der Tempel geweiht war, wie vorhandene Inschriften bewiesen. Es war also moeglich, aus der Lage der Tempelachse und dem Wissen um den zugehörigen Stern, das Gründungsjahr des Tempels festzustellen.

In einigen Fällen gelang es Lockyer auch, diese Theorie zu bestätigen. In anderen war es ihm nicht möglich, den zugehörigen Stern zu identifizieren. Mit diesem Wissen ging Lockyer an die Vermessung von Stonehenge und stellte fest, dass als Gründungsjahr das Jahr 1820 v. Chr. in Frage kommt. Es war allerdings nötig, eine Toleranz von +- 200 Jahren anzugeben, da durch Veränderungen an den Steinen ihre exakte ursprüngliche Zuordnung nicht sicher ist. In neuester Zeit durchgeführte Radiokarbonmessungen haben aber dieses Datum bestätigt. Auch aus der Geschichte des atlantischen Reiches betrachtet, wäre dies ein passender Termin für die Gründung einer großen Tempelanlage auf den "kassiterischen Inseln", wie sie damals genannt wurden, gewesen.

Doch für die Bedürfnisse der bäuerlichen Wirtschaft genügte ein astronomisches und meteorologisches Zentrum nicht. Die Entfernungen und die entsprechende Zeitverzögerung für die Überbringung der Nachricht war zu gross. Es gab deshalb in vielen Landesteilen des atlantischen Reiches einfachere astronomische Anlagen, mit deren Hilfe sich die Jahreszeiten und die Termine für Aussaat und Ernte, und was sonst wichtig war, bestimmen liessen. Von ihnen sind besonders im Bereich der britischen Inseln eine ganze Reihe, oft auch noch in relativ gutem Zustand, erhalten. Dazu zählen: der Drumbeg-Steinkreis im Bezirk York, Callanish auf den Hebriden, der Tregeseal-Steinkreis bei St. Just, Castle Rigg bei Keswick in Cumberland], der Boscawen-un-Kreis bei Landsend in Cornwall und viele andere.

Abb. 5: Photo: © TOLOS / Juergen Hepke

Bei ihrer Untersuchung auf besondere Daten stellte sich immer wieder heraus, dass außer der Sommer- und Wintersonnenwende auch Tage im Mai und im November markiert waren. Es ist wahrscheinlich, dass damit Daten für Feierlichkeiten zu Beginn und zum Ende des bäuerlichen Jahres gekennzeichnet wurden, die sicher auch bestimmten Göttern geweiht waren. Auch in Stonehenge wurden Markierungen für diese Tage gefunden und man konnte erkennen, dass sie bereits lange vor den Markierungen für die Sonnenwenden existierten, sodass das von Higgins genannte Datum von 4000 v. Chr. für den Anfang der Anlagen durchaus zutreffen kann.

Doch nicht nur Steinkreise wurden zur Bestimmung wichtiger Daten benutzt. Es genügte oft von einem Stein aus einen besonders markanten Punkt in der Landschaft, beispielsweise die Spitze eines Berges oder Felsens als zweiten Peilpunkt zu benutzen. Gab es diesen Punkt nicht in natürlicher Form, zum Beispiel in ausgedehnten Ebenen oder in Gelände mit flachen Hügeln ohne markante Struktur, so wurde in größerer Entfernung ein zweiter Stein aufgestellt. Ein dritter und ein vierter in anderer Richtung markierte dann weitere Daten. Da diese Steine sehr wichtig waren, wurden sie an Stellen aufgestellt, die von den Priestern als dafür besonders geeignet befunden worden waren.

Handelte es sich um ein gut besiedeltes wohlhabendes Gebiet, so waren diese Steine oft sehr groß und entsprechend schwer. In der Bretagne und der Vendee in Frankreich sind Menhire, wie sie dort genannt werden, von 7 m Höhe keine Seltenheit. Diese Steine, die bevorzugt aus Granit bestehen, wurden oft über viele Kilometer herantransportiert. Sie haben meist eine nach oben hin sich verjüngende konische Form und wurden oft mit einem halbrunden Kopf oder einer abgerundeten Spitze versehen, um eine genaue Peilung zu erleichtern. In diesem Zusammenhang ist interessant, dass im alten Kanaan, das ebenfalls Menhire kennt, die Gottheit in einem nach oben hin konisch zulaufenden Stein, also auch beispielsweise in einem Menhir der beschriebenen Form, verehrt wurde. Dass dabei oft auch phallusförmige Gebilde entstanden, war vielleicht ein Nebeneffekt, vielleicht aber auch beabsichtigt. Der Fruchtbarkeitskult spielte jedenfalls bei der vorwiegend bäuerlich orientierten atlantischen Wirtschaft eine grosse Rolle. Auch in späterer keltischer Zeit wurden die Menhire noch oft als Fruchtbarkeitssymbole betrachtet und entsprechend aufgesucht.

Abb. 6: Graphik: © TOLOS / Juergen Hepke

Um einen Menhir tanzende Mädchen waren jedoch für viele christliche Eiferer und Moralapostel ein heidnisches Greuel. Man stürzte die Menhire um und vergrub oder zerschlug sie. Nur die größten und schwersten widerstanden den Beseitigungsversuchen. Deshalb ist es heute manchmal sehr schwer, das System, in dem sie aufgestellt wurden, zu erkennen. Durch das Umstürzen und das oft erst in jüngster Zeit erfolgte Wiederaufrichten sind auch nicht selten die ursprünglichen Ausrichtungen nur ungenau wiederhergestellt worden. Dies ist zum Teil auch darauf zurückzuführen, dass lange Zeit, und das gilt stellenweise auch noch heute, nicht bekannt war, wie wichtig gerade auch dieser Punkt ist. So gibt es immer wieder den Fall, dass ein besonders stattlicher Menhir von seinem ursprünglichen Platz im Feld, auf dem er die moderne, mit Großgeräten betriebene Landwirtschaft stört, entfernt und am Rande des Feldes oder in einem Park vor dem Rathaus wiederaufgestellt wird. Ein moderner Kulturfrevel aus Unwissenheit.

Ähnlichen Freveltaten waren über Jahrhunderte die Großsteingräber oder Dolmen, wie sie in Frankreich genannt werden, ausgesetzt. Man wusste zwar schon seit langer Zeit, dass es sich hierbei um Grabstätten handelte. Da es aber "heidnische" "ungeweihte" Bestattungsorte waren, war der Respekt vor ihnen nicht sehr gross. Vor allem in neuerer und neuester Zeit, in der den Landwirten starkes technisches Gerät zur Verfügung steht, wurden solche in den Feldern liegenden Grabstätten, die schon lange bei der Bestellung der Felder hinderlich waren, zerstört und die Steine vergraben oder in wirrem Haufen am Feldrand deponiert. Auch bei diesen Gräbern ging damit der ursprüngliche, von den Priestern nach bestimmten Gesichtspunkten ausgewählte Ort der Grabstätte verloren. Diese Gesichtspunkte sind uns zwar heute nicht mehr bekannt, aber wir haben durchaus noch die Antenne dafür. Denn selbst dem heutigen Menschen wird beim Aufsuchen dieser Stätten bewusst, ob es sich um einen originalen oder um einen Ersatzplatz handelt. Denn nur den Originalplatz umgibt der Zauber, der von unbewusst empfundenen Erdkräften und der umgebenden Landschaft ausgeübt wird.

Oft wird jedoch heute der Besucher einer solchen frühgeschichtlichen Stätte durch Absperrungen und Zäune daran gehindert, diesen Zauber wahrzunehmen. So sind heute die großen Anlagen von Carnac in der Südbretagne nur noch von ferne zu bewundern. Bei diesen Anlagen, über deren Ursprung und Bedeutung viel gerätselt wurde und offiziell auch noch wird, handelt es sich offenbar um Versammlungsplätze der Bewohner des Atlantischen Reiches im Bereich der Küsten des Atlantiks, der Nordsee und vielleicht auch noch von Delegationen aus den Bereichen der Ostsee.

Diese Plätze sind mit ihren Steinreihen alle auf einen Steinkreis, einen sogenannten Cromlech, ausgerichtet, in dessen Mitte ein großer Altarstein liegt. Dieser Altarstein ist so angeordnet, dass hinter ihm an bestimmten Tagen im Mai die Sonne untergeht. Wie auch aus den britischen alten Steinkreisen bekannt, waren diese Tage besondere Festtage im bäuerlichen Jahr der Atlanter. Die Saat war eingebracht, die Maisonne brachte die ersten sommerlichen Tage und es war Zeit, die Götter um ein gutes Wachsen und Gedeihen und um eine gute Ernte zu bitten und ihnen zu opfern.

Doch auch an die Fruchtbarkeit des Volkes wurde gedacht. Bei dem grossen Volkstreffen wurden Bekanntschaften gemacht, Ehen geschlossen und Kinder gezeugt, die vor Beginn des neuen Bauernjahres geboren und in ihren ersten Lebensmonaten von der aufsteigenden Sonne begleitet wurden. Dieser Lebensrythmus war den Bauern und Viehzüchtern von ihren Tieren her bekannt, und brachte erfahrungsgemäß die besten Ergebnisse. Feierliche Riten und Opferhandlungen vor der untergehenden Sonne brachten für die nachfolgenden Schmausereien und Bezeugungen der gegenseitigen Zugehörigkeit die richtige Einstimmung.

Abb. 7: Photo: © TOLOS / Juergen Hepke

Die Südbretagne bot ideale Voraussetzungen für ein solches Treffen der atlantischen Völker zu dieser Jahreszeit. Die weiten Heideflächen ohne Wald boten Platz für eine riesige Volksmenge. Flache und tief in das Land eindringende Meeresbuchten nahmen ohne Probleme eine grosse Menge Boote auf. Die Halbinsel Quiberon bot Schutz vor den grossen Wellen des [[[Atlantis im Atlantik|Atlantik]] Atlantik] und das Morbihan, "das kleine Meer" war ein natürlicher Hafen für Tausende von Booten. Hinzu kam die zentrale Lage mit gleicher Entfernung nach Südspanien und Dänemark. Kein heutiger Planer hätte einen besser geeigneten Ort für eine solche Veranstaltung finden oder schaffen können. Und so entstanden dann an dieser Stelle, wahrscheinlich nacheinander, um der wachsenden Volksmenge gerecht zu werden, die riesigen Alignements.

In kilometerlangen Reihen stellten die Sippen, durch die planenden Priester angeleitet, ihre Steine auf. Vorn und in der Mitte, auf den Plätzen mit der besten Sicht, standen die grossen, alten und mächtigen Sippen und wetteiferten in der Größe und Schönheit ihrer Steine. Nach hinten und nach den Seiten zu wurden die Steine kleiner und unbedeutender entsprechend dem sozialen Stand ihrer Ersteller. Das ganze hatte einen Stil und eine Logik und dokumentiert darüber hinaus eine Verbundenheit mit den Kräften der Natur, wie sie von heutigen Großanlagen nicht erreicht wird. Jeder wusste, wo er hingehörte, es gab kein Gedrängel, keine Parkplatzprobleme, und jeder konnte sich zwischen den Veranstaltungen frei bewegen und fand doch immer wieder zu seinen Leuten und zu "seinem Stein".

Man erkennt unschwer, dass hier eine geistige Kapazität vorhanden war, die sich durchaus mit der des Menschen von heute messen kann. Es ist nur zu wünschen, dass falsch verstandenes Schutzbedürfnis nicht weiterhin dazu führt, dass diese bedeutenden Stätten unserer Vergangenheit durch Zäune den Menschen unserer Zeit, die Erkenntnis bitter nötig haben, vorenthalten werden. Denn nur wer, vielleicht noch dazu an einem nebligen Maimorgen, Carnac ohne Zäune in seiner ursprünglichen Form erlebt, wird in seinem Inneren die Bedeutung dieses Platzes spüren und Ergriffenheit wird ihn packen, gleich der, die ihn erfasst, wenn er eine Kathedrale betritt. Auch die Kathedralen wurden durchweg auf Plätzen errichtet, die schon in atlantischer Zeit Heiligtümer getragen hatten und die in Nordfrankreich entstandene Form der gotischen Kathedrale hat ihr Vorbild offenbar in den den alten Kultstätten. Es entspricht der Chor dem Cromlech, der Altarstein steht am selben Ort und die Säulenreihen entsprechen den Steinreihen der Alignements.

Sehr wenig bekannt sind auch die Megalithstätten Spaniens und Portugals. Denn wer weiss schon, dass der Ursprung der Megalithkultur wissenschaftlich eindeutig bewiesen in Südspanien liegt. So reisen dann die vielen Besucher Sevillas, Cordobas und Granadas an der uralten Stadt Antequera vorbei, ohne zu wissen, dass sich hier Bauwerke befinden, die für sie eine weit größere Bedeutung haben als die Schöpfungen der Mauren, wenn sie vielleicht auch nicht so schön sind. Es sind die Bauwerke ihrer Vorfahren, die hier um 2000 v. Chr. in einer eindrucksvollen Landschaft am Übergang von der andalusischen Ebene in die Berge Malagas bewiesen haben, dass sie mehr konnten, als mit Pfeil und Bogen bewaffnet dem Wild nachzustellen.

In Antequera befinden sich nämlich die bedeutendsten megalithischen Dolmen der vorgeschichtlichen Welt, die sich im Alter und in der Ausführung durchaus mit den Königsgräbern Ägyptens vergleichen lassen, wenn sie auch nicht so prächtig sind. So befindet sich an der Ausfahrt nach Granada ein künstlicher Hügel, der zwei Ganggräber enthält. Das größere, die Cueva de Menga, ist 25 m lang, 2,7 m hoch und an der breitesten Stelle 6,5 m breit.

Seitenwände und Decke bestehen aus rechtwinkligen Steinplatten, die fast fugenlos aneinandergefügt sind. In der Mitte des Ganges stützen drei mächtige, rechteckige Pfeiler, die gewaltigen Deckplatten, von denen die größte 180 t wiegt. Sie und die anderen wurden aus mindestens 1 km Entfernung herangeschafft. Dies geschah etwa 2500 v. Chr., also in der gleichen Zeit, in der in Ägypten die Pyramiden in einer ähnlichen Megalithtechnik erbaut wurden. Interessanterweise ist der Eingang des Hauptgrabes auf einen die Landschaft dominierenden separat stehenden Berg ausgerichtet. Die Natur bot also hier auf natürliche Weise das, was in der Wüste Ägyptens in Form von Pyramiden mühselig künstlich errichtet werden musste. Im selben Hügel befindet sich ein kleineres Ganggrab, die Cueva de Viera, das wohl für Angehörige der Königsfamilie bestimmt war.

Etwas weiter ausserhalb, an der Straße nach Malaga, liegt ein weiteres Hügelgrab, die Cueva de Romeral, das auf 1800 v. Chr. datiert wird. Es ist in meisterhafter Weise in einer offenbar neueren Technik errichtet worden, die auch in Westfrankreich in weit einfacherer Form anzutreffen ist. Die Seitenwände bestehen hier aus exakt aufgeschichteten handlichen Steinplatten und nur die Decke des Ganges ist in Großsteinplatten ausgeführt. Dafür wartet hinter dem Gang ein besonderer Leckerbissen auf den Kultur-, Architektur- und völkerkundlich interes-sierten Besucher. Der Gang mündet nämlich in zwei hintereinanderliegende große kreisrunde Kuppelgewölberäume, die in der uralten Technik des Kraggewölbes mit abschliessendem grossen Deckstein ausgeführt sind.

Abb. 8: Graphik: © TOLOS / Juergen Hepke

Alles ist so exakt und meisterlich gemacht, dass es 3800 Jahre und sicher etliche Erdbeben ohne größeren Schaden überstanden hat. Die Verwendung eines Kuppelgewölbes mit Mittelöffnung an dieser Stelle im Jahr 1800 v. Chr. ist deshalb besonders interessant, weil gemeinhin die Hagia Sophia in Istanbul als Mutter aller Kuppelgewölbe angesehen wird, der dann San Marco in Venedig und die südfranzösischen Kirchen in Cahors und Perigeux folgten. Alle diese Kirchen liegen im ehemaligen Siedlungsgebiet der Goten, die auch in Verona und Ravenna bewiesen haben, dass sie eine besondere Vorliebe für das Kuppelgewölbe hatten. Da die Goten schliesslich auch Atlanter waren, und offenbar nicht die schlechtesten Vertreter dieses einfallsreichen und kunstfertigen Volkes, könnte die Technik des Kuppelgewölbes durchaus von Spanien nach Südrussland und dann wieder zurück gewandert sein.

Auch in Almeria, der östlichsten Stadt Andalusiens, finden sich reichlich Spuren aus vorgeschichtlicher Zeit. Der eigentliche Stadtbereich mit dem alten Hafen ist zwar von Anlagen aus neuerer Zeit zugebaut, aber 26 km nördlich liegt das Ausgrabungsgebiet von Los Millares auf einem Hügel oberhalb des Rio Andarax, das die für damalige Zeit beachtliche Größe einer heutigen Kleinstadt aufweist und zu einem erheblichen Teil aus Höhlen besteht. Die befestigte Siedlung ist mehr als 4000 Jahre alt und der Ursprungsort der berühmten Glockenbecher, die einer ganzen mitteleuropäischen Kulturepoche ihren Namen gegeben haben. Auch eine Reihe weiterer Fundstätten in der Provinz Almeria weist darauf hin, dass dieses Gebiet in der Jungsteinzeit dicht besiedelt war. Viele der Siedlungen liegen in der Nähe von reichen Erzvorkommen, in denen Metalle wie Silber und Gold und die Grundstoffe für die Bronzeherstellung gewonnen wurden. (El Argar Kultur)

Die Gegend von Evora im südlichen Portugal ist ebenfalls reich an großartigen megalithischen Denkmälern. Hier findet sich auch eine an die Alignements Frankreichs erinnernde Kultstätte auf einem Berg mit Cromlech, Altarstein und Steinreihen. Die Funde in diesen südiberischen Orten zeigen deutlich, dass zwischen etwa 4000 und 2000 v. Chr., das Zentrum der Kultur Europas und damit die Zentrale des atlantischen Reiches in Südiberien lag und dass sich von hier aus Wissen und Kultur über die Länder Nord- und Mitteleuropas und über den Raum des Mittelmeeres verbreiteten.


Anmerkungen und Quellen:

Dieser Beitrag von Jürgen Hepke © wurde erstmalig auf seinen Webseiten www.tolos.de unter http://www.tolos.de/megalithen.htm veröffentlicht. Bei Atlantisforschung.de erscheint er (2005) in einer redaktionell bearbeiteten Fassung.

Bild-Quellen:

1) http://www.morrisville.edu/intranet/library/ArchitectureSlides/PreHistoric/Carnac-Les_Memirs.jpg (nicht mehr online)
2-8) http://www.tolos.de/megalithen.htm