Neues zum Thema "Polumkehr"

Abb. 1 Das Innere der Höhle bei Castillo in Spanien. Die unterhalb der Mitte zu sehenden Handabdrücke (am besten in der vollen Auflösung des Bildes zu sehen) in der Höhle El Castillo in Spanien werden zu den ältesten Beispielen europäischer Höhlenkunst gezählt. Die rot-ockerfarbenen Handabdrücke sind ein weltweit verbreitetes Motiv – und könnten als Reaktion auf weltweite Klimaveränderungen in Folge eines stillgelegten Magnetfeldes hindeuten.

(rmh) Am 23.02.2021 berichtet Andreas Müller auf Grenzwissenschaft-aktuell.de, dass eine internationale Studie zeige, dass ein vorübergehender Zusammenbruch des Erdmagnetfelds als Vorbote einer vollständigen Polumkehr vor ungefähr 42.000 Jahren weitreichende Klimaveränderungen zur Folge hatte, die zu weltweiten Umweltveränderungen und Massensterben und wahrscheinlich auch zum Auftreten gleichnishafter Höhlenmalereien zur führte.

Die Studie wurde Müller zufolge von Chris Turney von der University of South Wales (UNSW) mit einem internationalen Wissenschaftlerteam durchgeführt und im Fachjournal Science veröffentlicht. Müller zufolge wurde der "dramatische Wendepunkt in der Erdgeschichte – gespickt mit elektrischen Stürmen, weit verbreiteten Polarlichtern und kosmischer Strahlung – durch die Umkehrung der Erdmagnetpole und einer veränderten Sonnenaktivität ausgelöst." Weiter sagt Müller:

"Zum ersten Mal konnten wir den Zeitpunkt und die Umweltauswirkungen der letzten Magnetpolumkehr genau datieren", erläutert Turney. "Die Ergebnisse wurden durch Reste uralter neuseeländischer Kauribäumen ermöglicht, die seit über 40.000 Jahren in Sedimenten überdauert haben. Anhand dieser alten Bäume konnten wir den Anstieg der atmosphärischen Radiokohlenstoffwerte messen und datieren, der durch den Zusammenbruch des Erdmagnetfelds verursacht wurde."

Es sei zwar bereits bekannt gewesen, das vor 41-42.000 Jahren eine Polumkehr – das sog. Laschamp-Ereignis – stattgefunden habe, doch habe man bisher noch nicht gewusst, wie sich dieser Prozess auf das irdische Leben ausgewirkt habe, denn dies habe in einer Zeit stattgefunden, in der die Ausrichtung des Magnetfelds noch keine direkte Bedeutung auf Alltagshandlungen der Menschen hatte, weil damals an Vorgänge und Werkzeuge, die von dieser Ausrichtung abhängig sind, noch nicht zu denken gewesen sei.

Laut Müller kommt es aufgrund des Umstands, dass sich die Pole ständig verschieben, manchmal, wie eben vor ungefähr 42.00 Jahren, zu einer vollständigen Polumkehr. Wenn diese Verschiebungen sich in kurzer Zeit ereigneten, spräche von einem Polsprung. Mit den Worten "Damals tauschten die Pole für rund 800 Jahre lang die Plätze, bevor sich der Vorgang dann wieder umkehrte", zitiert Müller Prof. Turney. Die bisherige Forschung habe sich lediglich auf jene Veränderungen konzentriert, die direkt während der Umkehr der Magnetpole auftraten, nämlich als das Magnetfeld auf ungefähr 28 Prozent seiner heutigen Stärke geschwächt wurde.

Doch nun sei es den Wissenschaftlern gelungen, mithilfe der Baumringe eine Zeitleiste der atmosphärischen Veränderungen zu erstellen. Der Co-Autor der Studie, Prof. Alan Cooper vom South Australian Museum wird mit folgenden Worten zitiert: "Die Jahresringe der Kauribäume sind wie eine Art Rosetta-Stein und halfen uns dabei, die Umweltveränderungen, wie wir sie anhand von Proben aus Höhlen, Eisbohrkernen und Mooren rund um den Globus bereits vorliegen hatten, zu einem Gesamtbild zusammenzuführen."

Die Forscher begannen dann, die neu erarbeiteten Daten mit den Ergebnisse globaler Klimamodelle zu vergleichen, um schließlich festzustellen, dass das Anwachsen der Eisdecken und Gletscher über Nordamerika und Europa wie auch große Verschiebungen von Windgürtel und Sturmsystemen mit jener nun von den Forschern Adams Transitional Geomagnetic Event oder kurz Adams Event genannten Phase übereinstimmten, die unmittelbar dem Polwechsel vorausging.

Als ersten Hinweis stießen die Forscher das Aussterben der Megafauna in Australien und Tasmanien vor ungefähr 42.000 Jahren, die Cooper zufolge "nicht so richtig ins Bild gepasst" habe, da sich dieses Ereignis lange nach der Ankunft der Aborigines zugetragen habe. Was aber übereingestimmt habe, "war der Beginn der Veränderungen dies hiesigen Klimas zum bis heute andauernden ariden Status.

Müller schreibt: "Die aktuelle Studie legt nun nahe, dass das 'Adams Ereignis' nicht nur die Vorgänge in Australien, sondern auch eine Vielzahl anderer evolutionärer Rätsel weltweit, wie etwa das Aussterben der Neandertaler sowie das plötzliche Auftreten der figurativen Höhenkunst rund um den Globus erklären kann."

Wenn man nach den neuen Ergebnisen geht, "fand der dramatischste Teil der Veränderungen also in der Zeit vor dem Polwechsel statt, als die Pole selbst über die Erde wanderten." Pof. Turney: "Das Erdmagnetfeld fiel während des dieses Vorgangs auf nur 0 bis 6 Prozent ab" und weiter: "Die Erde hatte während dieser Phase im Wesentlichen überhaupt kein Magnetfeld – unser kosmischer Strahlungsschild war völlig verschwunden."

Während der Zeit dieses Ausfalls des Magnetfeld-Schutzschilds machte die Sonne länger andauernd Perioden geringer Sonnenaktivität durch. In diesen Phasen ist die Sonne nicht allzu aktiv, doch die Abschwächung des irdischen Magnetfelds lässt es zu, dass mehr Sonneneruptionen und galaktische kosmische Strahlen den Weg in die Atmosphäre finden. "Tatsächlich riss die ungefilterte Strahlung aus dem Weltraum Luftpartikel in der Erdatmosphäre auseinander, trennte Elektronen und emittierte Licht – ein Prozess, der als Ionisation bezeichnet wird", sagt Turney und weiter. "Die ionisierte Luft briet die Ozonschicht regelrecht und löste weltweit eine Welle des Klimawandels aus."

Abb. 2 Symbolbild: Das Nordlicht.

"Während des beschriebenen Adams-Ereignisses waren mit großer Wahrscheinlichkeit sehr häufig farbschillernde Lichtspektakel am Himmel zu sehen: Polarlichter, Aurora borealis in den nördlichen und Aurora australis in der südlichen Hemisphäre", sagen die Autoren der Studie weiter, denn Nord- und Südlichter werden durch Sonnenwinde verursacht, die auf die Erdatmosphäre treffen, aber normalerweise auf die polaren nördlichen und südlichen Breiten beschränkt sind. Während eines zusammengebrochenen Erdmagnetfelds sollten sie aber planetenweit zu sehen sein: "Frühe Menschen auf der ganzen Welt hatten vermutlich erstaunliche Polarlichter gesehen, schimmernde Schleier über den Himmeln", erklärt Prof. Cooper.

Weiter habe ionisierte Luft, die ein großartiger Leiter für Elektrizität ist, die Häufigkeit elektrischer Stürme erhöht. Prof. Cooper dazu: "Es muss wie das Ende aller Tage gewirkt haben." So vermuten die Wissenschaftler, dass Menschen aufgrund dieser dramatischen Umweltverhältnisse in Höhlen Schutz suchten, was wiederum das plötzliche Auftreten von Höhlenkunst auf der ganzen Welt vor etwa 42.000 Menschen erklären könnte.

"Wir glauben, dass der starke Anstieg der UV-Werte insbesondere bei Sonneneruptionen, Höhlen plötzlich zu sehr wertvollen Schutzräumen gemacht hat – auch intuitiv", sagt Prof. Cooper, und: "Das übliche Höhlenkunstmotiv von rotockerfarbenen Handabdrücken könnte darauf hinweisen, dass die natürlichen Pigmente auch als Sonnenschutzmittel verwendet wurden, eine Technik, die noch heute von einigen indigenen Gruppen verwendet wird. Die erstaunlichen Bilder, die in dieser Zeit in den Höhlen entstanden sind, sind erhalten geblieben, während andere Kunst in offenen Gebieten seitdem erodiert ist, was den Anschein erweckt, dass Kunst plötzlich vor rund 42.000 Jahren begann."

Müller sagt aber, dass die Studien nicht nur Konsequenzen für unser Wissen über unsere Vergangenheit habe.

Wie ich auch früher berichtet habe, sind einige Wissenschaftler über die derzeit ungewöhnlich schnelle Wanderbewegung des Nordpols besorgt, und tatsächlich teilen auch die Wissenschaftler um Turney und Cooper diese Sorge und sagen:


"Die derzeitige Geschwindigkeit gemeinsam mit dem seit 170 Jahren um rund 9 Prozent geschwächten Erdmagnetfeld könnte auf eine bevorstehende Polumkehr deuten. Sollte ein ähnliches Ereignis wie vor rund 42.000 Jahren heute passieren, so hätte das für unsere moderne Gesellschaft gewaltige Konsequenzen: Hereinbrechende kosmische Strahlung könnte unsere Strom- und Satellitennetze schädigen oder gar zerstören."


Zudem sei die in Augen der Wissenschaftler menschengemachte Klimakrise schon jetzt katastrophal, auch ohne eine Kombination aus sonnenbedingten Veränderungen und einer Polumkehr. Die Forscher erklären:


"Unsere Atmosphäre ist bereits mit Kohlenstoffmengen angefüllt, wie sie die Menschheit noch nie zuvor erlebt hat. Eine magnetische Polumkehr oder extreme Veränderungen der Sonnenaktivität würde die beispiellose Klimaveränderung noch dramatisch beschleunigen. Nicht zuletzt deshalb müssen wir schnellsten unsere Kohlenstoffemissionen herunterfahren, bevor derart zufällige Ereignisse uns noch zusätzlich treffen."


Abgesehen von der Bestätigung meiner vorangehenden Artikel zum Thema Polverschiebung, die nahelegen, dass wir kurz vor eine Polumkehr stehen, fällt am Rande auf, dass die Rede von Menschen ist, die in Höhlen Schutz suchten. Demnach lebten sie vorher außerhalb von Höhlen – eine weitere Bestätigung für den auf Atlantisforschung.de oft vertreten Ansatz, dass es den "Höhlenmenschen" an sich im Grunde gar nicht, oder bestenfalls in Ausnahmefällen, gab.


(Quellen im Text verlinkt)


Bildquellen

Abb. 1: Pressestelle der kantabrischen Regierung, CC BY-SA. (Übernommen von https://brewminate.com/how-early-humans-first-began-to-paint-animals/)

Abb. 2: Pexels (via Pixabay.com) / Pixabay License (Übernommen von Grenzwissenschaft- aktuell (s. o.)