Poverty Point - Das irdene Stonehenge von Louisiana

von William R. Corliss (1982/1983)

Abb.1 Der östliche Teil der Anlage von Poverty Point (zum vergrößern bitte auf die Karte klicken).

Der erstaunliche Komplex von sechs oktagonalen Graten mit 4000 Fuß Durchmesser bei Poverty Point, Louisiana, war bis 1953 unentdeckt geblieben, als Luftaufnahmen davon analysiert wurden. Diese etwa 3000 Jahre alten Erhebungen werden von Alleen unterteilt, die auf die Winter- und Sommer-Sonnenwende sowie auf einige nicht ganz klare astronomische Azimuthe ausgerichtet sind. Diese Anordnungen repräsentieren bemerkenswerte astronomische Kenntnisse für die Neue Welt um 1000 v. Chr. [1]

Abb. 2 Der Komplex von Poverty Point in einer Übersicht

Ein ungeheurer Arbeitsaufwand wurde zur Konstruktion der sechs riesigen konzentrischen Erhebungen geleistet. Natürlich wären Visier-Linien auch mit ein paar Mounds oder simpleren Marken zu bauen gewesen. Die Indianer - falls es welche waren - müssen noch etwas anderes im Sinn gehabt haben, wozu sie all diesen Dreck bewegt haben! Lassen wir es nicht dabei bewenden, diesen Erhebungen lediglich eine "rituelle Funktion" zuzuschreiben, wenn wir doch tatsächlich noch keine Vorstellung ihres Verwendungszwecks haben. Man bemerke außerdem, dass die besser bekannten, irdenen Hügel-Forts in Britannien ähnliche Öffnungen in ihren Wällen aufweisen, die alle Theorien untergraben, welche ihnen reine Defensiv-Funktionen zuschreiben.

K. Brecher und W.G. Haag haben in früheren Arbeiten erklärt, dass zwei der existierenden vier Avenuen Sonnwend-Markierungen waren. R.D. Purrington behauptet im ersten einer Reihe von Referaten in American Antiquity, das die Erhebungen von Poverty Point während der vergangenen 3000 Jahre so stark erodiert sind, dass Visier-Linien nicht genau bestimmt werden können. Tatsächlich ist das präzise Zentrum der oktagonalen Figur eine Ansichtssache. Purringtons Rekonstruktion der Visier-Linien entlang der Avenuen unter Verwendung seines vermuteten Zentrums stützt [in der Tat] nicht die Vorstellung, dass diese Chausseen Sonnwend-Markierungen waren.

Brecher und Haag geben in ihrer zweiten Arbeit an, dass ihr Beobachtungs-Zentrum 100 Meter von Purringtons entfernt liegt. Mit dieser Änderung stellen sie fest, dass zwei der Avenuen gut als Sonnwend-Markierungen passen. Eine der beiden übrig gebliebenen Chausseen stellt sich als Markierungen zur Justierung von Canopus, dem zweithellsten Stern am Himmel, heraus. Selbst die unbestimmte, letzte Avenue hat astronomische Signifikanz; sie markiert die Justierung von Gamma Draconis, einem Stern zweiter Größenordnung, den die Altvorderen bei seiner Drehung um den Polarstern als nächtlichen Markierungspunkt ansetzten. [2]

Es scheint, dass eine Differenz der Beobachtungs-Zentren von gerade mal 100 Metern den Unterschied zwischen einem Volk macht, das lediglich Spaß daran hatte, geometrisch geformte Erhöhungen zu bauen (Purringtons Idee) und einer Rasse, welche - nach dem Muster von Stonehenge - die Bewegungen von Sonne und Sternen mittels eines kolossalen irdenen "Computers" von mehr als einer Meile Durchmesser reflektierte. Das eigentliche Problem liegt natürlich nicht bei den 100 Metern, sondern in der jeweiligen Konzeption zum frühen Menschen!


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von William R. Corliss wurde aus zwei Artikeln des Autors kompiliert, die beide erstmals in englischer Sprache bei Science Frontiers erschienen sind:

ASTRONOMY AT POVERTY POINT, Science Frontiers #23, SEP-OCT 1982 <index.htm>. (© 1982-2000) William R. Corliss

AN EARTHEN STONHENGE Science Frontiers, #27, MAY-JUN 1983 <index.htm>. © 1983-2000 William R. Corliss

  1. Anonymus, "Louisiana's 4,000-Foot Calendar," Science Digest, 90:22, Juli 1982
  2. Purrington, Robert D.: "Supposed Solar Alignments at Poverty Point," American Antiquity, 48:157, 1983. Brecher, Kenneth, and Haag, William G.; "Astronomical Alignments at Poverty Point," American Antiquity, 48:161, 1983.


Bild-Quellen

(1) http://www.science-frontiers.com/sf027/sf027p02.htm

(2) http://www.science-frontiers.com/sf023/sf023p02.htm