Rätsel um einen Schädelfund in Georgien

Abb. 1 Wirft dieser zirka 1,8 Millionen Jahre alte Schädel aus Georgien die derzeitge Lehrmeinung zur Entwicklung der Menschheit über den Haufen? (Foto: Georgian National Museum, via dpa und RP-Online)

(rmh) "Muss die Menschheitwsgeshichte neu geschrieben werden?", fragt fragt RP-ONLINE (unter Bezugnahme auf eine Meldung von ap) am 28.10.2013. In Georgien wurde ein 1,8 Millionen alter Schädel aufgefunden. Dieser Fund widerspricht der gängigen Theorie einer frühmenschlichen Artenvielfalt in Afrika. Er deutet nämlich darauf hin, dass unser menschlicher Stammbaum weniger Äste aufweisen könnte, als zahlreiche Experten es bislang angenommen haben. Der Fund zeige, dass die frühmenschliche Artenvielfalt möglicherweise kleiner ist als gedacht, wie Science am 13.12.2013 meldete.

Das fragliche Fossil wurde unter den Überresten eines mittelalterlichen georgischen Dorfes bei der heutigen Gemeinde Dmanissi gefunden, etwa 85 km südwestlich der Hauptstadt Tiflis. Es handelt sich dabei um den intaktesten Schädel eines Frühmenschen, der jemals gefunden wurde. Vor diesem Fund waren an diesem ländlichen Ort lediglich Schädel-Fragmente gefunden worden.

RP-ONLINE schreibt: "Diese Funde sind die bisher frühesten Zeugnisse einer Bevölkerung von Frühmenschen unterschiedlicher Größe, die zur selben Zeit lebten. Und diese Verschiedenheit stützt der Studie zufolge eine von zwei Theorien über die Art und Weisem unserer frühen Evolution - nämlich, dass sie eher einem Baum als einem Busch ähnelt." [1]

Abb. 2 Die geographische Lage von Dmanissi in Georgien

Bisher habe es sich bei beinahe allen Entdeckungen aus der frühmenschlichen Zeit um Knochenfragmente aus unterschiedlichen Zeiten und Orten gehandelt. Die Funde im georgischen Dmanissi sollen jedoch konsistenter sein, sozusagen eine kürzere - und damit kompaktere - Geschichte erzählen.

Bevor diese Entdeckungen getätigt wurden, war die gängige Meinung jene, dass sich unsere Vorfahren, die in Afrika gelebt haben sollen, vor ungefähr einer Millionen Jahre nach Norden hin verbreiteten. Jedoch hätten die Forscher eine Überraschung erlebt, als der Schädel zusammen mit den genannten Teil-Überresten gefunden wurde.

Der Schädel zeige nämlich, ''dass die spezielle Auswanderung aus Afrika viel früher geschah als wir dachten, und dass es sich dabei zum eine viel primitivere Gruppe handelte", sagte David Lordkipanidze, der Direktor des Nationalmuseums von Georgien und leitender Autor der Studie dem RP-Artikel zufolge. Dies sei wichtig, um die menschliche Evolution zu verstehen.

Abb. 3 Rekonstruktionsversuch des Aussehens eines Homo georgicus

Bereits seit Jahren hätten einige Wissenschaftler die Theorie vertreten, dass sich Menschen nur aus einer oder zwei Arten entwickelt hätten, so wie Äste, die aus einem Baumstamm wachsen, während andere von verschiedenen Frühmenschen-Arten ausgingen, die vergleichbar seien mit einem Busch mit mehreren Seitenzweigen, die im Nichts enden würden.

Sogar Befürworter der zuletzt genannten Theorie sagen dem Artikel zufolge, dass die Funde auf eine einzige Frühmenschen-Art vor beinahe zwei Millionen Jahren in Georgien hinwiesen, doch seien sie der Ansicht, dass die Knochenfunde an anderen Orten, wie Afrika, nicht die gleiche Schlussfolgerung erlauben.

Lordkipanidze et. al. betonen jedenfalls, dass der in Georgien aufgefundene Schädel "zwar verschiedene Größen aufwiesen, aber trotzdem ein und derselben Frühmenschen-Art zugewiesen würden. Daher, so so argumentieren sie, sei es wahrscheinlich, dass die zumeist als Bruchstücke an verschiedenen Orten in Afrika gefundenen Schädel auch nicht von verschiedenen Arten stammten, sondern es sich vielmehr um eine Variation einer Spezies handele."

Die Wissenschaftler sagen, dass die fünf Frühmenschen von Dmanissi vermutlich frühe Angehörige der gleichen Art, nämlich Homo erectus, gewesen seien. Bereits im Jahr 2000 fanden sie eine große Kinnlade unter einer mittelalterlichen Festung, und fünf Jahre später entdeckten sie den gut erhaltenen Rest des Schädels. Beide Teile passten gut zusammen, und die Forscher vermuten, dass sie getrennt wurden, als unser Ahne einen Kampf mit einem Fleischfresser auf Nahrungssuche verloren habe, mein Lordkipanidze. Der Schädel sei der eines jungen männlichen Erwachsenen, der knapp 1,50 Meter groß war und einen gewaltigen Kiefer mit großen Schädel aufwies; das Gehirn sei jedoch klein gewesen, was für Marcia Ponce de Leon von der Universität Zürich – einer Mitverfasserin der Studie – auf eine begrenzte Denkfähigkeit hinweise. Die Forscher glauben, dass der Fund zudem auf eine Zeitperiode hinweise, in der die Beine länger wurden, um schließlich aufrecht gehen zu können.


Anmerkungen und Quellen

Verwendetes Material:


Fußnote:

  1. Red. Anmerkung: Damit schlagen die betreffenden Paläo-Anthropologen, wissenschaftsgeschichtlich betrachtet, eine regelrechte Kapriole. Schließlich haben sich die meisten Fachwissenschaftler erst vor gar nicht langer Zeit vom Bild eines klar definierten 'Stammbaums der Menschheit' mit nur wenigen Verästelungen verabschiedet, und die Analogie zu einem 'Busch' aufgebracht.

Bild-Quellen:

1) Georgian National Museum, nach dpa und RP-ONLINE (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)
2) Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: Dmanissi (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)
3) 120 bei Wikimedia Commons, unter: File:Homo georgicus.jpg