Richard Rudgley: The Lost Civilizations of the Stone Age (II): Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 25. November 2015, 00:59 Uhr

Fortsetzung der Buchpräsentation von Ferdinand Speidel

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Wie alt sind Sprache und Schrift?

Die für die Fähigkeit zur Sprache angenommene Zeitgrenze ist in der Wissenschaft stark umstritten, häufig wird sie vor 40.000 Jahren angenommen, dem Beginn der jüngeren Altsteinzeit, allerdings gibt es viele Stimmen, die einen sehr viel späteren Zeitpunkt annehmen.

Es gibt viele Versuche von Linguisten, die Sprachen der Welt in Familien zusammenzufassen, um sich so einer Anfangszeit zu nähern. Eine Studie kommt zu dem Ergebnis, dass es siebzehn solcher Sprachfamilien gibt, die dann noch weiter aggregiert wurden. Aus der Ähnlichkeit von Wortfamilien werden Rückschlüsse auf das Alter von gemeinsamen Sprachgruppen gezogen. Im Fall der indoeuropäischen Ursprache kommt man zu einem Ergebnis von etwa 8.000 Jahren.

Eine Ursprache [1] könnte nach dieser Methodik etwa 40.000 Jahre alt sein, das entspräche der Zeit des Beginns der jüngeren Altsteinzeit, die allgemein als ein wichtiger Schritt in der menschlichen Entwicklung betrachtet wird.

Ein neuer Rosetta-Stein

Ein sehr deutliches Limit wird für die Schrift gesetzt, das mit dem Beginn der Zivilisation um 3.000 v.Chr. zusammenfällt. Nachweise für Schrift wurden zuerst im Nahen Osten gefunden, zwischen 3.500 und 2.800 v.Chr., Experten sind der Meinung, dass der Beginn bei 3.100 v.Chr. liegt. Die erste Urform von Keilschrift wurde in Uruk entdeckt, danach in Elam im südwestlichen Iran und in Ägypten, 1.000 Jahre später im Industal. Die Schriftzeichen von China und Mittelamerika werden als unabhängige Entwicklungen betrachtet.

Die Ansicht, dass die Schrift urplötzlich erfunden wurde, ist inzwischen durch Erkenntnisse der amerikanischen Archäologin Denise Schmandt-Besserat überholt. Bei ihren 1969 begonnenen Studien im Nahen Osten fand sie Sammlungen von kleinen Tongegenständen, die sie zunächst für geometrische Formen hielt. Dann stellte sie aber fest, dass es sich bei den aus der Jungsteinzeit von 8.000 bis 6.000 v.Chr. erhaltenen Tonstücken um Formen von Tieren, Kesseln, Werkzeugen und anderen Gegenständen handelte.

Zunächst konnte sie keine Erklärung dafür finden, ebenso wenig wie andere Archäologen. Erst nach dem Fund einer Keilschrifttafel, auf der eine „Bestandsliste“ von Tieren angegeben war und gleichzeitig dieselbe Anzahl an Tonfigürchen gefunden wurde, war klar, dass es sich dabei um Zählhilfen handelte. Schmandt-Besserat hatte einen neuen „Rosettastein“ entdeckt. Dieses etwa 10.000 Jahre alte Zählsystem war zugleich der Vorläufer archaischer Texte von Uruk und der Entwicklung eines geschriebenen numerischen Systems.

Die Entwicklung des Zählsystems ist nachweisbar ab 8.000 v.Chr. und dauerte mit relativ wenigen Zeichen bis etwa 4.400 v.Chr. an, danach wurde die Zahl der Zeichen erweitert. Wo die erste Entwicklung stattfand, ist noch unbekannt, die Tonfiguren wurden jedoch in Tell Mureybet in Syrien und in Ganj Dareh und Tepe Asiab im Iran gefunden. Die Bedeutung der frühesten Zeichen konnte anhand von Symbolen der Sumerer herausgefunden werden, so z.B. ein konisches Zeichen als Maß für Getreide, eine Ellipse für einen Krug Öl, der Zylinder für ein Zuchttier.

Durch die Zunahme des Handels und der gehandelten Gegenstände war das System jedoch bald an Grenzen gestoßen. Durch den Bedarf nach mehr Zeichen zur Benennung und Zählung entstand die sumerische Schrift. Während die Jäger/Sammler-Gemeinschaften egalitär waren, entwickelten sich mit der Sesshaftigkeit und der Landwirtschaft hierarchische Strukturen, die auch solche Hilfsstrukturen wie die Zählsysteme benötigten.

Um die Vielzahl an Tonstücken zu bewältigen, erfand man in Uruk Behälter für sie. Auf diese Behälter wurden Markierungen angebracht, die den Inhalt anzeigten, eine doppelte Buchführung. Schließlich merkte man, dass man auf die Tonstücke verzichten konnte, so wurde das System um 3.500 – 3.100 vC umgestellt und die Tonstücke und Behältnisse durch Tontafeln ersetzt. Man hatte erkannt, dass man Angaben nicht nur durch konkrete Teile machen konnten, sondern auch durch abstrahierte Zeichen. Die Funde dieser Tonteile erfolgten immer in öffentlichen Gebäuden, Tempeln usw., die demnach auch als Verwaltungszentren angesehen werden können.

Es bleibt die Frage, ob das neolithische Zählsystem Vorläufer in einer früheren Vergangenheit hat. Schmandt-Besserat lehnt einen solchen Gedanken ab, da aus ihrer Sicht der Bedarf, Information zu kodieren und zu erhalten in der Mittleren und Altsteinzeit ein sehr niedriges Niveau hatte. Sie verweist auf die Funde von Knochen und Horn mit Einkerbungen.

Die Effizienz des Systems, durch bestimmte Formen unterschiedliche Dinge auszudrücken und die Innovation des gebrannten Tons als Trägermaterial sind zwar klar erkennbar, es ist jedoch nicht der „Wissenssprung“, der es über die Erfassungssysteme der Altsteinzeit erhebt.

Die Zeichen des Alten Europas: Schrift oder Prä-Schrift?

Um 1870 wurden in Turdas bei Cluj/Rumänien Tonscherben mit eingeritzten Zeichen gefunden, ähnlich denen, die man von der Vinca-Kultur (5.400 bis 4.500 vC, nach dem Ort Vinca bei Belgrad/Serbien), kannte. Der Gedanke nach einer kulturellen Verbindung zum „zivilisierteren“ Vorderasien wurde jedoch nicht verfolgt. 1961 machte Dr. N. Vlassa vom Historischen Museum in Cluj Ausgrabungen in Tartaria, etwa 20 km von Turdas entfernt. Er stieß auf drei Kulturschichten, in der ältesten davon fand er drei Tonscheiben mit Gravuren von Tieren und schriftähnlichen Zeichen. (Abb. 4)

Wieder wurde eine Verbindung zum Nahen Osten hergestellt. Vlassa sah Ähnlichkeiten zu den ältesten Stufen der archaischen Tafeln von Uruk aus der Zeit 3.500 – 3.200 v.Chr., für die Tafeln von Tartaria wurde zunächst ein Alter von 2.900 – 2.600 v.Chr. angenommen. Damit hätte sich eine Übereinstimmung mit anderen Funden Südosteuropas ergeben, die nicht C14 datiert waren.

Allerdings ergaben die Datierungen für Tartaria ein Alter von 4.000 v.Chr, was lange Zeit umstritten blieb, bis die Richtigkeit nicht mehr zu bestreiten war. Die Fachwelt sah in den Tafeln Nachahmungen mesopotamischer Zeichen mit Ähnlichkeit auch zu minoischen, ohne einen Gedanken an die Möglichkeit zu verschwenden, darin Vorstufen einer Schrift zu sehen, Trotzdem scheint es so, als seien es eher die barbarischen Europäer gewesen, die in irgendeiner Form die Sumerer beeinflussten. In Südosteuropa wurden andere, ähnliche Funde gemacht, so in Gradesnica in Westbulgarien.

Die Auseinandersetzung in der Archäologie ist jedoch nicht abgeschlossen. Einerseits ist da der Widerspruch, die Zeichen der Vinca-Tafeln rührten von sumerischen her, andererseits steht das deutlich höhere Alter der Vinca-Tafeln. Der Forscher Shan Winn stellte eine Sammlung all dieser Zeichen, geordnet nach Trägermaterialien (Amulette, Figurinen, Töpfereien usw.), zusammen und stieß so auf 210 Zeichen. Alle diese Zeichen basieren auf fünf Kernzeichen: gerade Linie; zwei Linien, die sich in der Mitte kreuzen; zwei Linien, die sich am Ende treffen, einen Punkt, eine Kurvenlinie.

Auf der Basis der Zusammensetzung der Zeichen stellte Winn 18 Kategorien zusammen. Sie wurden offensichtlich systematisch verwendet. Winn betrachtete die Zeichen nicht als eine Schrift, sondern als ausgeklügeltes System der Kommunikation von großer kultureller Wichtigkeit, eher aber mit religiöser als ökonomischer Bedeutung. Auch Flinders Petrie waren diese Zeichen bekannt, die er als älter als die Hieroglyphen einschätzte. Sie könnten eine Vorläuferfunktion des Alphabets gehabt haben; in späterer Zeit koexistierten sie neben den Hieroglyphen.

Nach Feststehen des Alters ließ die Archäologie das Thema einfach fallen. Gimbutas aber sah im „Alten Europa“ zwei Phasen, in denen schriftähnliche Systeme auftauchten; einmal 6.000 bis 5.300 v.C und danach 5.400 – 4.000 vC. Der deutsche Sprach- und Kulturwissenschaftler Haarmann sieht eine Entwicklung vom Ende des 6. vorchristlichen Jahrtausends bis etwa 3.500 v.C. Als Ursache des Endes sehen beide die Migration von Proto-Indoeuropäern. Ein Teil der ursprünglichen Bevölkerung dürfte nach Süden gedrängt worden sein und dort der kykladischen Kultur Auftrieb gegeben haben. Haarmann stellte die „alt-europäischen“ Schriftzeichen denen der kretischen Linear A-Schrift gegenüber und wies auf auffallend viele Ähnlichkeiten hin, die nur den Schluss eines Zusammenhangs zulassen. Dabei besteht jedoch das Problem, dass beide Schriften nicht entziffert werden können.

Die Auswirkungen für den heutigen Stand der Archäologie wären dramatisch, da der Schwerpunkt kultureller Entwicklung von Nahost in das steinzeitliche Europa verlagert würde und die Grenze von historischer und prähistorischer Zeit ebenso in die Steinzeit verlegt werden müsste, eine Situation, die von der Lehrmeinung nicht angestrebt wird.

Marija Gimbutas, eine litauische Prähistorikerin und Anthropologin, kam nach 20 Jahren Studium von Symbolen und Motiven (Kreuze, Spirale, Punkte, Rauten usw.) auf unterschiedlichen Artefakten aus Knochen, Stein, Holz und Ton zu dem Ergebnis, dass diese Zeichen keine reine dekorative Aufgabe hatten, sondern Elemente eines „metaphysischen Alphabets“ waren, das ein Verständnis des religiösen Lebens der Steinzeit geben konnte.

Das Kreuz und verwandte Zeichen wie die Swastika stellten die vier Himmelsrichtungen dar und waren Symbole des kosmischen oder jährlichen Zyklus. Die Spirale symbolisierte die universelle Schlange, die Verkörperung von Dynamik, Lebenskraft und regenerativer Kraft und ist auch verbunden mit dem Wasser. In ihren Studien ging sie von den Symbolen der Jungsteinzeit zurück bis zur Mittleren und Altsteinzeit. So wie die Alte Welt von der Jungsteinzeit inspiriert wurde, so zogen die ersten Bauernkulturen ihre Inspiration von den Jäger/Sammlern vor ihnen.

Die Zickzack- oder Serpentinen-Linie war das Zeichen für das lebensnotwendige Wasser und geht so weit zurück, dass niemand dem frühen Menschen zutraute, solche Assoziationen herzustellen. Die Entdeckung eines Knochenfragments bei einer Mousterien-Stätte in Bacho Kiro in Bulgarien lässt vermuten, dass der Gebrauch von Zeichen in die Zeit der Neanderthaler zurückgeht. Aufgrund der Kontinuität der Nutzung des Zickzacks geht Gimbutas davon aus, dass es von der Zeit des Magdalenien bis in die Jungsteinzeit verwendet wurde.

Obwohl die Wissenschaft noch immer daran festhält, dass Schrift erst in der zweiten Hälfte des 4. vorchristlichen Jahrtausends erfunden wurde, gab es schon im 19. Jahrhundert Prähistoriker wie Edouard Lartet und Henry Christy, die davon überzeugt waren, dass es sich bei den Zeichen, die aus der jüngeren Altsteinzeit gefunden wurden, um Notationen handelte. Arman Viré ging sogar soweit, zu behaupten, die Magdalenier hatten eine Schrift. Auch Abbé Breuil und André Leroi-Gourhan waren der Meinung, dass die Zeichen konnotative Bedeutung hatten, Leroi-Gourhan war der Meinung, dass die Menschen der Altsteinzeit schon sehr nahe an einem Alphabet waren.

Eine Übersicht über Zeichen der Altsteinzeit im Vergleich zu Hieroglyphen, sumerischer Zeichenschrift, Industal, Linear A und B bis zu ursprünglichen chinesischen Schriftzeichen zeigen verblüffende Ähnlichkeiten. Solche Zeichen wurden nicht nur in Europa oder im Nahen Osten, sondern auch auf der arabischen Halbinsel, in China und in Australien gefunden.

Das „Alte Europa“ der Jungsteinzeit

Die schon erwähnte litauische Wissenschaftlerin Marija Gimbutas leitete fünf große Ausgrabungsprojekte im ehemaligen Jugoslawien, in Griechenland und Italien. Sie sah, wie Settegast, die Notwendigkeit, Archäologie und Mythologie in die Forschung einzubeziehen, um ein besseres Verständnis über die Denkweise früherer Menschen zu erhalten.

Ihre Arbeiten brachten sie auch mit dem Jungpaläolithikum in Berührung, ihre nachfolgenden Bücher befassten sich jedoch hauptsächlich mit dem „Alten Europa“ der Jungsteinzeit, eine Zeit in der die Entwicklung in Europa sehr einheitlich und unabhängig von anderen Einflüssen war. Zwischen 7.000 und 3.500 vC gab es ein friedliches Zusammenleben bäuerlicher Gemeinwesen.

Dieser Frieden hatte ein Ende, als zwischen 4.300 und 2.800 vC „Proto-Indoeuropäer“ eindrangen, eine patriarchalisch ausgerichtete Kultur, der Gimbutas den Namen „Kurgankultur“ gab. Eine kulturelle Verarmung begann zunächst im östlichen Mitteleuropa und breitete sich dann über ganz Mitteleuropa aus. Nur Randgebiete wie Griechenland und der mittlere und westliche Mittelmeersaum führten die Tradition fort. Aus diesem Prozess der Verdrängung und Vermischung kam es zur Entstehung der minoischen und mykenischen Kulturen, von denen bisher angenommen wurde, sie seien plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht; ihre vorherige Entwicklung hatten sie im „Alten Europa“ begonnen.

In ihrem Buch „The Civilisation of the Goddess“ sieht Gimbutas die Notwendigkeit, den Begriff Zivilisation genauer zu definieren. Archäologen und Historiker setzen zumeist eine politische und religiöse Organisation, Kriegführung, gesellschaftliche Klassen und eine komplexen Arbeitsteilung bei einer Zivilisation voraus, die zugleich patriarchalisch ausgerichtet ist. Die Zivilisation, die sie in Europa sieht, war jedoch matriarchalisch organisiert.

Die generative Basis einer Zivilisation liegt jedoch nicht in der Kriegergesellschaft, sondern im Grad künstlerischer Gestaltung, ästhetischer Errungenschaften, immaterieller Werte und Freiheit. Das von Gimbutas beschriebene Leben in der Jungsteinzeit in Europa sah Mann und Frau gleichberechtigt, basierend auf der Verehrung einer Göttin, die in vielen Formen erschien. Die Erde wurde als Verkörperung der Göttin betrachtet, der Tod als Rückkehr in ihren Schoß. Die holistische Ideologie des Alten Europas wurde durch das Eindringen der Proto-Indoeuropäer beendet. Die Kultur der Eindringlinge basierte auf dem Patriarchat, Hierarchie und militärischer Stärke, ihre Götter waren männlich, die Erdgöttin und andere weibliche Götter wurden nur noch als Frauen dieser neuen Götter erachtet. Sexuelle Ungleichheit und militärische Gewalt finden sich hier wie bei den späteren Indoeuropäern.

Ihre Interpretation brachte ihr bei den Historikern viel Kritik ein, die ihr eine zu romantische Sicht bescheinigen, zumal es auch einige Schwachpunkte gibt, wie zum Beispiel die Gleichsetzung der Kurgan-Kultur mit den Proto-Indoeuropäern. Bereits vor Gimbutas wies der Ausgräber von Catal Hüyük, James Mellaart, daraufhin, dass diese vor rund 8.000 Jahren gegründete neusteinzeitliche Stadt eine weibliche Göttin in verschiedener Form verehrte. Spuren zur Herkunft oder dem Verbleib der Kultur sind unbekannt.

Auf den Inseln Malta und Gozo befinden sich erstaunlich viele Monumentalbauten einer Kultur des Neolithikums, wie der Tempel von Tarxien, das Hypogäum von Hal Saflieni, die Tempel Hagar Qim und Mnajdra (alle auf Malta) und der Tempel Ggantija auf Gozo. Sie verschwand um 2.500 vC spurlos. Auch dort fand man viele Darstellungen einer Göttin in unterschiedlichen Formen. (s. Abb. 5). Der Rumpf dieser Göttin ist meist von übertriebener Rundlichkeit, so als solle die Form der Erde mit weiblichen Attributen wiedergegeben werden, während der Kopf häufig verhüllt oder unkenntlich ist, wie bei der „Venus von Willendorf“. (s. Abb. 6)

Geht man zurück in das Jungpaläolithikum, so gehören die Höhlenmalereien von Frankreich und Spanien zu den bekanntesten Beispielen der Kunst aus jener Zeit. Neben diesen Malereien gibt es sehr viele andere verzierte Artefakten, Skulpturen und Figurinen, die vergleichbare Fähigkeiten und Vorstellungskraft zeigen. Sie widerlegen die lange vorherrschende Meinung, die Menschen vor 40.000 bis vor 25.000 Jahren hätten einfachere soziale Strukturen gehabt als ihre Nachfahren und deshalb auch weniger künstlerische Hinterlassenschaften.

Ein überraschender Fund wurde am Galgenberg bei Krems in Österreich gemacht. Es war eine Figurine aus dem Aurignacien mit einem Alter von etwa 31.000 Jahren, sie zeigt eine tanzende Frau. Die Figur von 7 cm Größe ist aus einem weichen, grünen Stein hergestellt und künstlerisch von höherem Wert als ähnliche Darstellungen aus dem späteren Gravettien.

Die Archäologie deutete diese Darstellungen hauptsächlich als sexuelle Symbole. Doch Marija Gimbutas konnte für die Jungsteinzeit klar vermitteln, dass die vielen weiblichen Darstellungen Teil der Verehrung einer Göttin waren. Eine solche Deutung könnte auch für die Altsteinzeit zutreffend sein.

Diese gestraffte Übersicht über die vielen erstaunlichen Erkenntnisse Rudgleys machen deutlich, wie sehr die Geschichtsschreibung einer Neuausrichtung bedürfte. Seine Nachforschungen bringen ihn zu dem folgenden Ergebnis: „Es gibt überwältigende Beweise, dass die gesamte konventionelle Chronologie für die verschiedenen kulturellen Innovationen der Menschheit fundamental ungenau ist. Der Prozess der Korrektur der Chronologie kultureller Ereignisse führt zur unvermeidbaren Schlussfolgerung, dass die derzeitige Unterteilung zwischen Geschichte und Vorgeschichte nicht so zuverlässig ist, wie es scheinen mag. Die neue Sicht unserer prähistorischen Vergangenheit wird beständig durch neue Entdeckungen und durch neue Untersuchungen lange vernachlässigter Artefakte gestärkt. Es zeigt sich dabei, dass die prähistorischen, kulturellen Errungenschaften tiefer, komplexer und vielfältiger waren, als bisher angenommen.


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Red. Anmerkung: Zu alternativen Konzepten von Ursprache siehe z.B.: Arnold Wadler, "Der Turm von Babel, Urgemeinschaft der Sprachen", R. Geering, 1935; sowie: Dr. Bátor Vámos-Tóth und Franziska Hargenrader, "Das »TAMANA-Phänomen« und die Prähistorie der menschlichen Rasse" (1996)

Abb. 3 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bilzingsleben_bone.jpg Abb. 4 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:K%C3%A9p_586.jpg?uselang=de

Abb. 5 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Sleeping_Lady_Hal_Saflieni.jpg?uselang=de https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Tarxien_fat_lady.JPG?uselang=de

Abb. 6 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wien_NHM_Venus_von_Willendorf.jpg?uselang=de

https://de.wikipedia.org/wiki/Jungpal%C3%A4olithische_Kleinkunst