Riesen - Märchenwesen oder historische Realität?: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Abb. 1''' "''Es waren aber in den tägen risen auf erden... diese waren die gewaltigen von anbeginn - und be- rühmte männer...''" (Buch Bereschith, 6. Kapitel)
 
'''Abb. 1''' "''Es waren aber in den tägen risen auf erden... diese waren die gewaltigen von anbeginn - und be- rühmte männer...''" (Buch Bereschith, 6. Kapitel)
  
Gab es wirklich Riesenmenschen? Bezieht sich dieser Vers auf den Meganthropus, von dem man ein Unter- kieferstück mit drei Zähnen auf Java fand, das jedoch nicht mit Sicherheit auf einen Urmenschen oder auf einen Riesenaffen, ähnlich dem noch gewaltigeren ''Giganopithecus'', schließen läßt? Oder auf den afrikani- schen ''Paranthropus crassidens''?
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Gab es wirklich Riesenmenschen? Bezieht sich dieser Vers auf den ''Meganthropus'', von dem man ein Unter- kieferstück mit drei Zähnen auf Java fand, das jedoch nicht mit Sicherheit auf einen Urmenschen oder auf einen Riesenaffen, ähnlich dem noch gewaltigeren ''Giganopithecus'', schließen läßt? Oder auf den afrikani- schen ''Paranthropus crassidens''?
  
 
Man braucht nicht so weit in die unsichere Dämmerung der Urzeiten hinabzusteigen, um zu erkennen, wer unter diesen "risen" '''(Abb. 1)''', diesen "gewaltigen von anbeginn" zu verstehen ist. Es genügt, die beglaubigten Skelettrekonstruktionen der Cromagnards und Neandertaler zu vergleichen, um diesen seltsamen Bibelvers zu verstehen. Vergleichsbild 25 '''(Abb. 2)''' zeigt drei Skelettschemabilder im gleichen Maßstab. Links das eines di- luvialen Neandertalers; in der Mitte das eines rezenten Uraustraliers, als Vertreter einer normalen Wildmenschenrasse, und ganz rechts das eines Cromagnarden.
 
Man braucht nicht so weit in die unsichere Dämmerung der Urzeiten hinabzusteigen, um zu erkennen, wer unter diesen "risen" '''(Abb. 1)''', diesen "gewaltigen von anbeginn" zu verstehen ist. Es genügt, die beglaubigten Skelettrekonstruktionen der Cromagnards und Neandertaler zu vergleichen, um diesen seltsamen Bibelvers zu verstehen. Vergleichsbild 25 '''(Abb. 2)''' zeigt drei Skelettschemabilder im gleichen Maßstab. Links das eines di- luvialen Neandertalers; in der Mitte das eines rezenten Uraustraliers, als Vertreter einer normalen Wildmenschenrasse, und ganz rechts das eines Cromagnarden.

Version vom 11. Juni 2009, 05:52 Uhr

von Otto Muck

Muck Riesen 1.jpg

Abb. 1 "Es waren aber in den tägen risen auf erden... diese waren die gewaltigen von anbeginn - und be- rühmte männer..." (Buch Bereschith, 6. Kapitel)

Gab es wirklich Riesenmenschen? Bezieht sich dieser Vers auf den Meganthropus, von dem man ein Unter- kieferstück mit drei Zähnen auf Java fand, das jedoch nicht mit Sicherheit auf einen Urmenschen oder auf einen Riesenaffen, ähnlich dem noch gewaltigeren Giganopithecus, schließen läßt? Oder auf den afrikani- schen Paranthropus crassidens?

Man braucht nicht so weit in die unsichere Dämmerung der Urzeiten hinabzusteigen, um zu erkennen, wer unter diesen "risen" (Abb. 1), diesen "gewaltigen von anbeginn" zu verstehen ist. Es genügt, die beglaubigten Skelettrekonstruktionen der Cromagnards und Neandertaler zu vergleichen, um diesen seltsamen Bibelvers zu verstehen. Vergleichsbild 25 (Abb. 2) zeigt drei Skelettschemabilder im gleichen Maßstab. Links das eines di- luvialen Neandertalers; in der Mitte das eines rezenten Uraustraliers, als Vertreter einer normalen Wildmenschenrasse, und ganz rechts das eines Cromagnarden.

Die europäischen Neandertaler waren mit einer durchschnittlichen Körpergröße von unter 160 Zentimetern plumpe, grobknochige Zwerge, die Cromagnards hingegen, die über zwei Meter groß wurden und nicht min- der kräftige Knochen hatten als jene, wirken jenen und den Rezenten gegenüber wie wahre Goliaths, wie wie echte Riesen. Das Vergleichsbild zeigt also links den historischen Zwerg, den Neandertaler und rechts den ebenso historischen Riesen. Die alten Sagen von Riesen und Zwergen haben somit eine realistische Unterlage, wie ja fast alle Mythen.

Abb. 2 Der Größenver- gleich zwischen den sche- matisierten Skelettumris- sen eines diluvialen Nean- dertalers, eines rezenten Australiers und eines dilu- vialen Cromagnarden nach Hermann Klaatsch.

Man ist gewohnt, den Neandertaler als einen Seitenzweig am Stammbaum der heutigen Menschheit zu betrachten und ihn zeitlich um 50 000 bis 100 000 Jahre zurückzuverlegen. Das mag im großen und ganzen stimmen, ebenso wie die Annahme, er sei durch die bereits dem Sapiens-Typ zugerech- neten Rassen der Späteiszeit - die Menschen vom Cromagnon- und Aurig- nac-Typ zugeordnet worden. Dann aber muß man eine zeitweilige Koexist- enz zwischen den "Zwergen" und den "Riesen" zugeben. Sollte es aber nie- mals zu Rassenmischungen gekommen sein? Sollte sich nicht Erbgut dieser ureurpiden Menschen in ihren zentralalpinen Rückzugsgebieten erhalten haben?

In seinen Nachkommen lebt der Neandertaler untergründig fort - ähnlich, wie ja auch das Märchen es von den Zwergen erzählt. Sie hausen in hohlen Bergen wie jene uralten Bärenjäger, die, trotz ihres anthropologischen Bei- namens, durchaus echte und richtige Menschen und in ihrem Wissen min- destens gleich "wissend" und "weise" waren wie ihre mit dem Beinamen "sapiens" ausgezeichneten Vettern und Konkurrenten der beiden Diluvial-Rassen, die ihnen freilich nicht nur in der Entwicklung von Mordwaffen, sondern auch in der Körpergröße erheblich voraus waren.

Aber nicht nur die eigentlichen Neandertaler, die eine ganze Gruppe von Rassenkreisen umfaßten, waren kleinwüchsig, alle alten Rassen waren es auch; nur die Cromagnards und die ihnen vermutlich nahestehen- den Aurignac-Menschen waren es nicht. Das sieht man schon an den Knochenresten der frühen Altsteinzeit, aber auch an den Gebrauchsgegenständen. Die Faustkeile des Acheuleéns und die noch früheren Artefakte passen nur in kleine Hände. Die Schwerter und Dolche der Bronzezeit - von Hallstatt bis zu den Schachtgrä- bern von Mykene - haben auffallend zarte Griffe. Man hat sie lange als Frauenwaffen erklären wollen. Und selbst noch die Rüstungen des deutschen Mittelalters sind für einen nach heutiger Ansicht normal gewachse- nen Mann zu klein.

Extremer Hochwuchs ist anscheinend ein Asylsymptom und als solches den Endphasen der Zivilisation eben- so zugeordnet wie sein Gegenteil, der Zwergwuchs, dem Anfang. Die Cromagnards, diese alteuropäischen Pioniere aus dem atlantischen Rassenkreis, mit hohen, breiten, massigen Formen, gehörten demnach an- scheinend zur Endphase einer Kultur. Man kann den Unterton der Entrüstung über Zivilisationslaster der damaligen Herren der Welt in den Motiven nicht überhören, mit denen - den Sintflutsagen zufolge - erzürnte Götter das schreckliche Strafgericht begründeten, das sie über jenen Teil der uralten Menschheit verhängten, der sich aus Übermut und Verderbtheit über das irdische Maß erhoben und Züchtigung verdient hatte. Davon spricht der biblische Bericht:

VI.5. Da aber der Herr sah, daß der Menschen Bosheit
groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten
ihres Herzens nur böse war immerdar,
6. da reute es ihn, daß er die Menschen gemacht hatte
auf Erden, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen,
7. und er sprach: Ich will die Menschen, die ich
geschaffen habe, vertilgen von der Erde, vom Menschen
an bis auf das Vieh und bis auf das Gewürm und bis
auf die Vögel unter dem Himmel; denn es reut mich,
daß ich sie gemacht habe.

Abb. 3 Weinerts Rekon- struktion des Kiefers vom Quangasi-Riesen im Ver- gleich zu dem Unterkiefer eines heutigen Menschen.

Die Sintflut, die die damalige Welt zum großen Teil zerstörte, galt ihren Her- ren, den Riesen auf Atlantis. Sie waren jene "Gewaltigen von Anbeginn", die Gibborim, die alle Völker ihres Erdkreises geknechtet hatten. Nicht umsonst, so scheint es, führten die Menschen von Atlantis sich auf den Riesen Atlas als ihren Vatergott zurück. Ihnen galt wohl Riesenwuchs als äußerliches Be- weisdokument göttlicher Herkunft.

Seltsam, in allen Sagen, die von Riesen handeln, treten diese - sieht man von spätzeitlichen Verzerrungen ab - als Kulturträger auf. Ein Riese baute den nordischen Göttern ihre Burgen; sie hätten es nicht vermocht. Die Zyklopen- bauten der Vorantike werden auf Riesen oder auf den Gott Poseidon zurück- geführt, der nicht nur Meergott ist, sondern auch der Erderschütterer ge- nannt wird - ein kaum zu übersehender Hinweis auf seine Wesensverwandt- schaft mit dem vulkanischen Atlas. Alle Kultur und Zivilisation geht irgend- wie vom Feuer, vom feurigen Gott aus. Volcanus ist älter als Jupiter, Tvastr älter als Indra oder Brahman, Ptah älter als Osiris, Loki älter als Odin. Und die Gehilfen des Urgottes sind die Riesenschmiede, die Zyklopen - jene ungeheuren, kräftigen Halbgötter rätselhafter Herkunft, die keine ande- ren Götter achten, die in der Odyssee Söhne Poseidons heißen, kannibalisch Menschen fressen und nur der List der kleineren, schwächeren, nachsintflutlichen Menschen erliegen.

Sie schleuderten riesige Steine auf ihre Feinde, zerschmetterten sie mit gewaltigen Keulen und Steinhämmern, warfen ungeheure Spieße und bedrohten oft genug die Herrschaft der olympischen Götter. Aus den Sagen - sucht man ihre Motive zusammen - fällt manches Licht auf diese längst vergangene Zeit, in der die Riesen über die Erde herrschten, bis die ungeheure Flut sie ersäufte.

Vergleicht man den Bibelbericht mit Platons Erzählung hinsichtlich der Motive für die Vernichtung der ante- diluvialen Menschheit, so fällt eine mit Zufall kaum erklärliche Übereinstimmung auf. Als Ursache der Ver- derbnis wird das allmähliche Verlöschen der göttlichen Ahnenkräfte infolge Vermischung mit den "Töchtern der Erde" angegeben. War das die unverzeihliche Schuld, die schwer genug wog, um die ganze Erde zu be- strafen? Oder waren es andere?


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Otto Muck wurde seinem Buch "Alles über Atlantis", (Vollständige Taschenbuch- ausgabe), Droemer/Knaur, 1979 entnommen. Bei Atlantisforschung.de erscheint er in einer redaktionell be- arbeiteten Online-Fassung.


Bild-Quellen

(1-3) Otto Muck: "Atlantis - Die Welt vor der Sintflut", Olten 1956