Robert Charroux: Ein kleines katastrophistisches Manifest

"Die alten Völker, die sich ihrer Integration in die Weltordnung mehr bewußt waren als wir, fürchteten sich vor nichts so sehr wie vor dem Einsturz des Himmels. Sie lebten damals noch in zeitlicher Nähe der großen kosmischen Umwälzungen, die unseren Planeten hatten erbeben lassen, jener Ereignisse, die uns so fern sind, daß unsere Zeitgenossen entweder keine Erinnerung mehr daran bewahrt haben oder nicht mehr gewillt sind, daraus eine Lehre zu ziehen." Robert Charroux (1965) [1]

Abb. 1 Der französische Autor und Privatforscher Robert Charroux (1909-1978) vertrat u.a. cenokatastrophistische Postitionen und übte radikale Kritik an der Establishment- und Monopol-Wissenschaft.

(red) Robert Charroux (Abb. 1) war sicherlich ein grenzwissenschaftlicher 'Brausekopf', der in seinen Büchern (in durchaus unterschiedlichem Maße) ernstzunehmende Überlegungen und Recherche-Ergebnisse mit kruden Gedankenspielereien und zum energischen Kopfschütteln anregenden Positionen dergestalt vermischte, dass selbst in Sachen Alternative Ur- und Frühgeschichtsforschung kompetente Leser/innen es bisweilen schwierig finden werden, darin die sprichwörtliche 'Spreu' vom 'Weizen' zu trennen.

Andererseits war Charroux u.a. ein überaus scharfsinniger Beobachter der Mainstream-Wissenschaft, dessen Kritik an ihrer Anbiederung an vermeintliche - oder auch tatsächliche - gesellschaftliche 'Sachzwänge', an ihren Verflechtungen mit Politik und Religion hinsichtlich Schärfe und Grundsätzlichkeit weit über das hinausging, was viele seiner zeitgenössischen Autoren-Kollegen damals zu Papier brachten. Diese Radikal-Kritik findet sich auch in dem nachfolgend mit leichten Kürzungen wiedergegebenen Zitat aus seinem 1979 in deutscher Sprache mit dem durchaus doppeldeutigen Titel "Verratene Geheimnisse" erschienenen Buch (Abb. 2), das ihn als vehementen Verfechter des Cenokatastrophismus ausweist. Dieser kleine Textauszug - vor immerhin mehr als fünfzig Jahren verfasst - scheint uns nach wie vor von ungebrochener Aktualität zu sein, auch wenn wir selbstredend nicht ignorieren wollen, das neo- und cenokatastrophistische Positionen zwischenzeitlich auch im universitären Bezirk Fuß zu fassen begonnen haben. Aber lassen wir nun noch einmal Robert Charroux zu Wort kommen:

Abb. 2 Hier das Front-Cover von "Verratene Geheimnisse" aus dem Jahr 1979

"In den letzten zehn- oder elftausend Jahren wurde der Erdball mehrmals durch Katastrophen erschüttert, zerfetzt und aufgerissen, deren Ausmaß sich nur mit den Verwüstungen vergleichen lässt, die durch die Explosion Tausender von Atombomben mit einer Sprengkraft von je hundert Megatonnen TNT angerichtet würden. [...] Diese Art von Weltuntergängen ist nicht sehr alt, und unsere wie durch ein Wunder davongekommenen Vorfahren haben sie erlebt und die Kunde von dem Ereignis in Sagen und heiligen Schriften überliefert. Doch die Demiurgen unserer Gesellschaft, unserer Laboranstalten, unserer Wissenschaft geben vor, daß sie von diesen hochbedeutsamen Ereignissen nie gehört haben, oder sie sträuben sich dagegen. Atlantis soll versunken sein? Nur eine Fabel Platons! Das Land Mu? Untergegangene Kulturen? Verschüttete Städte? Nichts als Hirngespinste unwissenschaftlicher Schwätzer! Meinen die dem Herkömmlichen Verhafteten und lächeln mitleidig.

In Wahrheit ist unsere gesamte Kultur auf einem einzigen ungeheuren Betrug aufgerichtet, dem willkürliche Prinzipien, unsinnige Annahmen und Voraussetzungen sowie sogenannte heilige Schriften mit eingeschobenen, verstümmelten, gefälschten Textstellen zugrunde liegen. Eine Aufdeckung und Anprangerung des Schwindels und eine erneute Prüfung des Problems würden eine Riesenarbeit darstellen, einen weltweiten Umschwung, den in die Wege zu leiten die Drahtzieher nicht mehr wagen können. Also muß man wohl oder übel das Spiel mit den gefälschten Würfeln fortsetzen, die "Fabeln der Überlieferung belächeln [...] Wie viele verschiedene Wahrheiten würden aus dem Dunkel der Vergangenheit auftauchen und sich dem erschließen, der es unternähme, sie aus der Stromrinne der offiziellen Geschichtsschreibung emporzuheben!" [2]


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle: Robert Charroux, "Le livre des secrets trahis", Paris (R. Laffont), 1965, zit. nach der deutschsprachigen Ausgabe: "Verratene Geheimnisse - Aus biblischen und vorbiblischen Dokumenten", München (Goldmann), 1979, S. 143
  2. Quelle: Robert Charroux, op. cit. (1979 S. 35-36

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