Zum Tode des Atlantisforschers Hans-Joachim Arnold

Abb.1: Hans-Joachim Arnold. Er starb am 22. November 2023. Foto: Heidi Arnold

von unserem Gastautor Günter Bischoff

Am 22. November 2023 verstarb im Alter von 87 Jahren der Berliner Privatforscher Hans-Joachim Arnold. Geboren wurde er in Tillendorf bei Bunzlau, doch seine schlesische Heimat musste er 1945 als 9-Jähriger mit der Familie verlassen.

Eines seiner vielen Interessengebiete war die Atlantisforschung. Als Privatforscher trug er dazu viel Wissenswertes bei, so dass er neben einer 2019 erschienenen Broschüre schließlich drei Jahre später noch sein umfangreiches Buch „Atlantis – eine Spurensuche auf ungewöhnlichen Wegen“ herausgeben konnte. In der Kurzbiografie zum Autor sind darin die wissenschaftlichen Betätigungen neben seinem Beruf wie folgt zusammengefasst:

Hans-Joachim Arnold, Jahrgang 1936, Richter am Amtsgericht i. R., hat viele Jahre lang an archäologischen Ausgrabungen, Seminaren und Studienreisen unter Leitung des Berliner Landesarchäologen Adriaan von Müller teilgenommen. Seine sprachwissenschaftlichen Studien vor allem zu den indogermanischen und den Türksprachen gipfelten in der Erarbeitung und Herausgabe eines kirgisisch-deutschen und eines usbekisch-deutschen Wörterbuches.

Abb. 2 Cover von Hans-Joachim Arnolds Buch Atlantis - Spurensuche auf ungewöhnlichen Wegen

Diese besonderen Sprachkenntnisse veranlassten ihn auch, das Thema „Atlantis“ unter diesem Blickwinkel zu untersuchen. Gleich in der Einführung seines 500 Seiten umfassenden Buches verriet er, wie er in den 1970er Jahren Zugang zu dieser noch immer umstrittenen Problematik fand: „Meine erste Reaktion war: So ein Quatsch … ausgerechnet bei Helgoland… Atlantis hat es doch nie gegeben… Ich fand Gadows[1] Bericht aber fesselnd und anregend genug, um mir Spanuths[2] Arbeiten zu besorgen, und – dieses faszinierende Thema hat mich seitdem nicht wieder losgelassen“.

So blieb H.-J. Arnold ein halbes Jahrhundert der Spanuth-Theorie treu und konnte durch seine fundierten Sprachkenntnisse viele Aspekte zur Klärung wichtiger Sachverhalte beitragen. Da die Nord- und Seevölker dieser Theorie zufolge am Ende der Bronzezeit aus dem nördlichen Mitteleuropa abwanderten, konnte er auf den Wanderwegen dieser Völkerschaften viele sprachliche Überreste in den Durchzugsländern bis Griechenland und Ägypten finden. Es ließen sich sogar die Namen von Personen im Atlantisbericht herleiten, wenn man das legendäre Inselreich im Gebiet der Nordischen Bronzekultur an der Nord- und Ostsee verortet.

Und so ist seinem Buch eine enorme Fülle an Namenserklärungen im Gebiet der Latiner, Umbrer, Veneter, Etrusker, Pelasger, Philister, der nordafrikanischen Tuareg u.v.a. zu entnehmen. Da die Träger der Nordischen Bronzekultur frühe Germanen waren, standen natürlich die germanischen und indogermanischen Sprachen im Mittelpunkt seiner Betrachtungen.

Persönlich konnte ich Hans-Joachim Arnold erstmals 2017 in Dresden kennenlernen, nachdem er über den Husum-Verlag den Kontakt zu mir hergestellt hatte. Es begann eine Zeit regen Gedanken- und Wissensaustausches zu Fragen rund um das Atlantisthema. Fast in allen Details stimmten unsere Ansichten überein. Die wenigen unterschiedlichen Auffassungen regten uns dann beiderseits zum nochmaligen Nachdenken an.

Neben zwei weiteren Treffen in Dresden reiste er auch einmal Ende 2019 nach Wittstock an, um meinen dort gehaltenen Vortrag „Die Herzsprung-Schilde und Atlantis[3] anhören zu können und sein Interesse an diesem Thema zu bekunden.

Ohne das nahe Ende zu ahnen, tauschten wir zwei Tage vor seinem Tod noch einmal telefonisch unsere Gedanken aus. Was mir von ihm in Erinnerung bleiben wird, ist das Bild eines überaus aktiven, vielseitig gebildeten und dennoch bescheidenen Weggefährten.

Anmerkungen und Quellen

  1. Gerhard Gadow: „Der Atlantis-Streit. Zur meistdiskutierten Sage des Altertums“, Frankfurt/Main 1973
  2. Jürgen Spanuth: „Das enträtselte Atlantis“, Stuttgart 1953 (und weitere Bücher)
  3. Siehe: Die 'Herzsprung-Schilde' & Atlantis