Robert von Heine-Geldern: Unterschied zwischen den Versionen
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− | ([[Das Team|red]]) '''Robert''' ('''von''') <ref>Anmerkung: '''Robert Heine-Geldern''' wurde - im Auftrag des letzten österreichischen Kaisers - von der [https://de.wikipedia.org/wiki/Universit%C3%A4t_Wien Universität Wien] mit verschiedenen Orden dekoriert. Zudem war er Träger der Medaille des Viking Fund der [http://www.wennergren.org/ Wenner-Gren Foundation for Anthropological Research]. Für seine Verdienste wurde er [https://de.wikipedia.org/wiki/Nobilitierung nobilitiert], d.h. in den Adelsstand erhoben. Kaiser [https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Joseph_I._(%C3%96sterreich-Ungarn) Franz Josef I.] verlieh ihm und seinen Nachkommen den Titel „Baron und Freiherr von“, mit dem Namenszusatz „von Geldern“, dem Familiennamen seiner Mutter. Allerdings wurde der Adelsstand in Österreich am 3. April 1919 abgeschafft, im Gegensatz zu Deutschland, wo im selben Jahr lediglich die Adelsprivilegien aufgehoben wurden. Daher ist in späteren Publikationen aus Deutschland von ihm zumeist als '''Robert von Heine-Geldern''' die Rede, während er in österreichischen Veröffentlichungen 'bürgerlich' >'''Heine-Geldern'''< genannt wird.</ref> '''Heine-Geldern (Abb. 1)''' (* 16. Juli 1885 in Grub ([https://de.wikipedia.org/wiki/Nieder%C3%B6sterreich Niederösterreich]); † 25. Mai 1968 in [https://de.wikipedia.org/wiki/Wien Wien]) war ein österreichischer [https://de.wikipedia.org/wiki/Ethnologie Ethnologe] und [[Archäologie: Atlantissuche mit Schaufel und Taucherbrille|Archäologe]], der als Begründer der modernen [https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdostasien Südostasienwissenschaft] gilt. <ref>Siehe: '''Claire Holt''', "[http://cip.cornell.edu/seap.indo/1107138602 In Memoriam: Robert Heine-Geldern], Indonesia, Vol. 6, Oktober 1968, S. 188–192</ref> In Wien lehrte er [https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkerkunde Völkerkunde] sowie [[Archäologie: Atlantissuche mit Schaufel und Taucherbrille|Archäologie]] [[Indien: Das Rama-Imperium|Indiens]] und Südost-Asiens. '''R. Heine-Geldern''' vertrat die Annahmer früher interkontinentaler Kulturbeziehungen zwischen 'Alter' und 'Neuer Welt' ([[Diffusionismus]]), zu | + | ([[Das Team|red]]) '''Robert''' ('''von''') <ref>Anmerkung: '''Robert Heine-Geldern''' wurde - im Auftrag des letzten österreichischen Kaisers - von der [https://de.wikipedia.org/wiki/Universit%C3%A4t_Wien Universität Wien] mit verschiedenen Orden dekoriert. Zudem war er Träger der Medaille des Viking Fund der [http://www.wennergren.org/ Wenner-Gren Foundation for Anthropological Research]. Für seine Verdienste wurde er [https://de.wikipedia.org/wiki/Nobilitierung nobilitiert], d.h. in den Adelsstand erhoben. Kaiser [https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Joseph_I._(%C3%96sterreich-Ungarn) Franz Josef I.] verlieh ihm und seinen Nachkommen den Titel „Baron und Freiherr von“, mit dem Namenszusatz „von Geldern“, dem Familiennamen seiner Mutter. Allerdings wurde der Adelsstand in Österreich am 3. April 1919 abgeschafft, im Gegensatz zu Deutschland, wo im selben Jahr lediglich die Adelsprivilegien aufgehoben wurden. Daher ist in späteren Publikationen aus Deutschland von ihm zumeist als '''Robert von Heine-Geldern''' die Rede, während er in österreichischen Veröffentlichungen 'bürgerlich' >'''Heine-Geldern'''< genannt wird.</ref> '''Heine-Geldern (Abb. 1)''' (* 16. Juli 1885 in Grub ([https://de.wikipedia.org/wiki/Nieder%C3%B6sterreich Niederösterreich]); † 25. Mai 1968 in [https://de.wikipedia.org/wiki/Wien Wien]) war ein österreichischer [https://de.wikipedia.org/wiki/Ethnologie Ethnologe] und [[Archäologie: Atlantissuche mit Schaufel und Taucherbrille|Archäologe]], der als Begründer der modernen [https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdostasien Südostasienwissenschaft] gilt. <ref>Siehe: '''Claire Holt''', "[http://cip.cornell.edu/seap.indo/1107138602 In Memoriam: Robert Heine-Geldern], Indonesia, Vol. 6, Oktober 1968, S. 188–192</ref> In Wien lehrte er [https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkerkunde Völkerkunde] sowie [[Archäologie: Atlantissuche mit Schaufel und Taucherbrille|Archäologie]] [[Indien: Das Rama-Imperium|Indiens]] und Südost-Asiens. '''R. Heine-Geldern''' vertrat die Annahmer früher interkontinentaler Kulturbeziehungen zwischen 'Alter' und 'Neuer Welt' ([[Diffusionismus]]), zu deren bedeutendsen Vertretern und Erneuerern er zu zählen ist. |
− | '''Robert von Heine-Geldern''' studierte zunächst an der [https://de.wikipedia.org/wiki/Universit%C3%A4t_Wien Universität München], dann Kunstgeschichte und [https://de.wikipedia.org/wiki/Ethnographie Ethnographie] bei [https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Schmidt_(Ethnologe) Wilhelm Schmidt] <ref>Anmerkung: [https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Schmidt_(Ethnologe) Wilhelm Schmidt] war Begründer der „Wiener Schule“ der [https://de.wikipedia.org/wiki/Kulturkreis#Kulturkreislehre Kulturkreislehre], die - neben der heliozentrisch orientierten 'British Sohool' um [https://de.wikipedia.org/wiki/Grafton_Elliot_Smith Grafton Elliot Smith] und [https://de.wikipedia.org/wiki/William_James_Perry William James Perry] - eine der wesentlichen Richtungen des 'klassischen' [[Diffusionismus]] repräsentierte.</ref> an der [https://de.wikipedia.org/wiki/Universit%C3%A4t_Wien Universität Wien] '''(Abb. 2)'''. 1910 reiste er zu Studienzwecken in das Grenzgebiet von [[Indien: Das Rama-Imperium|Indien]] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Myanmar Myanmar] (damals: [http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Birma?hl=birma Birma]). Dort forschte er über die lokale Bevölkerung und verfasste seine [https://de.wikipedia.org/wiki/Dissertation Dissertation] von 1914 zu den Gebirgsstämmen im nordöstlichen [http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Birma?hl=birma Birma]. | + | '''Robert von Heine-Geldern''' studierte zunächst an der [https://de.wikipedia.org/wiki/Universit%C3%A4t_Wien Universität München], dann Kunstgeschichte und [https://de.wikipedia.org/wiki/Ethnographie Ethnographie] bei [https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Schmidt_(Ethnologe) Wilhelm Schmidt] <ref>Anmerkung: [https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Schmidt_(Ethnologe) Wilhelm Schmidt] war Begründer der „Wiener Schule“ der [https://de.wikipedia.org/wiki/Kulturkreis#Kulturkreislehre Kulturkreislehre], die - neben der [[Heliozentrismus|heliozentrisch]] orientierten 'British Sohool' um [https://de.wikipedia.org/wiki/Grafton_Elliot_Smith Grafton Elliot Smith] und [https://de.wikipedia.org/wiki/William_James_Perry William James Perry] - eine der wesentlichen Richtungen des 'klassischen' [[Diffusionismus]] repräsentierte.</ref> an der [https://de.wikipedia.org/wiki/Universit%C3%A4t_Wien Universität Wien] '''(Abb. 2)'''. 1910 reiste er zu Studienzwecken in das Grenzgebiet von [[Indien: Das Rama-Imperium|Indien]] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Myanmar Myanmar] (damals: [http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Birma?hl=birma Birma]). Dort forschte er über die lokale Bevölkerung und verfasste seine [https://de.wikipedia.org/wiki/Dissertation Dissertation] von 1914 zu den Gebirgsstämmen im nordöstlichen [http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Birma?hl=birma Birma]. |
Während des [https://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Weltkrieg Ersten Weltkriegs] leistete der zwischenzeitlich [https://de.wikipedia.org/wiki/Nobilitierung nobilitierte] ''''Baron und Freiherr von Heine-Geldern'''' seinen Militärdienst ab. Danach arbeitete er am [https://de.wikipedia.org/wiki/Naturhistorisches_Museum Naturhistorischen Museum] in Wien. Bereits zu dieser Zeit kultivierte er in Bezug auf seine Forschungen einen [https://de.wikipedia.org/wiki/Interdisziplinarit%C3%A4t interdisziplinären] Ansatz, indem er ethnologische, prähistorische und archäologische Konzepte kombinierte. Ab 1927 lehrte er an der [https://de.wikipedia.org/wiki/Universit%C3%A4t_Wien Universität Wien] [[Paläo-Anthropologie und Atlantisforschung|Anthropologie]] [https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdostasien Südostasiens], wo er im Jahre 1931 zum Professor ernannt wurde. | Während des [https://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Weltkrieg Ersten Weltkriegs] leistete der zwischenzeitlich [https://de.wikipedia.org/wiki/Nobilitierung nobilitierte] ''''Baron und Freiherr von Heine-Geldern'''' seinen Militärdienst ab. Danach arbeitete er am [https://de.wikipedia.org/wiki/Naturhistorisches_Museum Naturhistorischen Museum] in Wien. Bereits zu dieser Zeit kultivierte er in Bezug auf seine Forschungen einen [https://de.wikipedia.org/wiki/Interdisziplinarit%C3%A4t interdisziplinären] Ansatz, indem er ethnologische, prähistorische und archäologische Konzepte kombinierte. Ab 1927 lehrte er an der [https://de.wikipedia.org/wiki/Universit%C3%A4t_Wien Universität Wien] [[Paläo-Anthropologie und Atlantisforschung|Anthropologie]] [https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdostasien Südostasiens], wo er im Jahre 1931 zum Professor ernannt wurde. | ||
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[[Bild:Universität Wien 08.jpg|thumb|'''Abb. 2''' An der Universität Wien begann Robert von Heine-Geldern seine akademische Lehrtätigkeit.]] | [[Bild:Universität Wien 08.jpg|thumb|'''Abb. 2''' An der Universität Wien begann Robert von Heine-Geldern seine akademische Lehrtätigkeit.]] | ||
− | Nach dem Einmarsch deutscher Wehrmachts-, SS- und Polizeieinheiten am 12. März 1938 in Österreich und der darauf folgenden, faktischen Annexion seines Heimatlandes durch das nationalsozialistische Deutsche Reich war '''Robert von Heine-Geldern''' als Sproß einer jüdischen Familie gezwungen, ins Exil zu gehen. Er übersiedelte in die USA, wo er er ab 1938 als Flüchtling in New York City lebte. Dort arbeite er am [https://de.wikipedia.org/wiki/American_Museum_of_Natural_History American Museum of Natural History] und lernte dessen Kurator [[Gordon F. Ekholm]] näher kennen, der seine [[Diffusionismus|diffusionistischen]] Auffassungen teilte. | + | Nach dem Einmarsch deutscher Wehrmachts-, SS- und Polizeieinheiten am 12. März 1938 in Österreich und der darauf folgenden, faktischen Annexion seines Heimatlandes durch das nationalsozialistische Deutsche Reich war '''Robert von Heine-Geldern''' als Sproß einer jüdischen Familie gezwungen, ins Exil zu gehen. Er übersiedelte in die USA, wo er er ab 1938 als Flüchtling in New York City lebte. Dort arbeite er am [https://de.wikipedia.org/wiki/American_Museum_of_Natural_History American Museum of Natural History] und lernte dessen späteren Kurator [[Gordon F. Ekholm]] näher kennen, der seine [[Diffusionismus|diffusionistischen]] Auffassungen teilte. |
Gemeinsam mit ihm arbeitete '''Heine-Geldern''' daran, "''durch den Vergleich asiatischer und amerikanischer Kulturerscheinungen wie Kunststile, Kunstmotive, Kalender und polytheistische Vorstellungssysteme indirekt nachzuweisen, daß die Kulturen Amerikas sich unter Einfluß und im Kontakt mit den Hochkulturen der Alten Welt entwickelt hatten.''" <ref>Quelle: '''Cornelia Giesing''', "[http://epub.ub.uni-muenchen.de/5743/1/5743.pdf Das vorkolumbische Amerika in circumpazifischer Sicht]" (online als PDF-Datei, 4,88 MB), aus: '''Wolfgang Stein''' (Hrsg.); Staatliches Museum für Völkerkunde - München, "KOLUMBUS oder wer entdeckte Amerika?", München (Hirmer Verlag), 1992 (S. 38-68), ISBN 3-7774-6060-5</ref> Unter anderem organisierten die beiden Forscher 1948, anlässlich des ''International Congress of Americanists'' in New York, eine Ausstellung, auf welcher sie Artefakte aus der 'Alten' und 'Neuen Welt' mit verblüffenden Gemeinsamkeiten präsentierten. <ref>Quelle: [http://science.jrank.org/ Science Encyclopedia], unter: [http://science.jrank.org/pages/9010/Diffusion-Cultural-Elaboration.html Cultural Diffusion - Elaboration] (abgerufen: 23.11.2012; nicht mehr online)</ref> | Gemeinsam mit ihm arbeitete '''Heine-Geldern''' daran, "''durch den Vergleich asiatischer und amerikanischer Kulturerscheinungen wie Kunststile, Kunstmotive, Kalender und polytheistische Vorstellungssysteme indirekt nachzuweisen, daß die Kulturen Amerikas sich unter Einfluß und im Kontakt mit den Hochkulturen der Alten Welt entwickelt hatten.''" <ref>Quelle: '''Cornelia Giesing''', "[http://epub.ub.uni-muenchen.de/5743/1/5743.pdf Das vorkolumbische Amerika in circumpazifischer Sicht]" (online als PDF-Datei, 4,88 MB), aus: '''Wolfgang Stein''' (Hrsg.); Staatliches Museum für Völkerkunde - München, "KOLUMBUS oder wer entdeckte Amerika?", München (Hirmer Verlag), 1992 (S. 38-68), ISBN 3-7774-6060-5</ref> Unter anderem organisierten die beiden Forscher 1948, anlässlich des ''International Congress of Americanists'' in New York, eine Ausstellung, auf welcher sie Artefakte aus der 'Alten' und 'Neuen Welt' mit verblüffenden Gemeinsamkeiten präsentierten. <ref>Quelle: [http://science.jrank.org/ Science Encyclopedia], unter: [http://science.jrank.org/pages/9010/Diffusion-Cultural-Elaboration.html Cultural Diffusion - Elaboration] (abgerufen: 23.11.2012; nicht mehr online)</ref> | ||
− | Bereits Ende Juli 1941 hatte '''Heine-Geldern''', zusammen mit [https://de.wikipedia.org/wiki/Margaret_Mead Margaret Mead], [https://de.wikipedia.org/wiki/Ralph_Linton Ralph Linton], [https://nl.wikipedia.org/wiki/Adriaan_Jacob_Barnouw Adriaan J. Barnouw] und '''Claire Holt''' das East Indies Institute of America (später Southeast Asia Institute) gegründet. <ref>Siehe: '''Claire Holt''', ''op. cit. | + | Bereits Ende Juli 1941 hatte '''Heine-Geldern''', zusammen mit [https://de.wikipedia.org/wiki/Margaret_Mead Margaret Mead], [https://de.wikipedia.org/wiki/Ralph_Linton Ralph Linton], [https://nl.wikipedia.org/wiki/Adriaan_Jacob_Barnouw Adriaan J. Barnouw] und '''Claire Holt''' das East Indies Institute of America (später Southeast Asia Institute) gegründet. <ref>Siehe: '''Claire Holt''', ''op. cit.'' (1968)</ref> Im Jahr 1950 kehrte er nach Wien zurück, wo er das [http://ksa.univie.ac.at/institut/geschichte/ Institut für Völkerkunde] neu aufbaute. Anfang der 1950er Jahre kam es zu einer scharfen, persönlichen Kontroverse zwischen ihm und [[Thor Heyerdahl]] bezüglich dessen 'Kon-Tiki-Theorie'; ein Streit, der später jedoch versöhnlich beigelegt wurde. <ref>Siehe dazu bei ''Atlantisforschung.de'': [[Dr. Horst Friedrich]], "[[Thor Heyerdahl: American Indians in the Pacific (Rezension)]]" (2014)</ref> |
[[Bild:Mesoamérica.jpg|thumb|'''Abb. 3''' Robert von Heine-Geldern war fest davon überzeugt, dass die alten Kulturen Mesoamerikas Amalgame aus amerinden und diversen asiatischen Komponenten darstellten.]] | [[Bild:Mesoamérica.jpg|thumb|'''Abb. 3''' Robert von Heine-Geldern war fest davon überzeugt, dass die alten Kulturen Mesoamerikas Amalgame aus amerinden und diversen asiatischen Komponenten darstellten.]] | ||
− | Mit seinen Beitrag „Südostasien“ in G. Buschans | + | Mit seinen Beitrag „Südostasien“ in G. Buschans ''Illustrierte''[r]'' Völkerkunde'' (1923) hat '''Robert von Heine-Geldern''' das Feld der Südostasienstudien eröffnet. <ref>Siehe: ebd.</ref> Seine Werke „Die Megalithen Südostasiens“ (1928) und der Aufsatz „Conceptions of State and Kingship in Southeast Asia (Konzepte von Staat und Königtum in Südostasien)“ (1942) sind heute Klassiker. Wissenschaftsgeschichtlich betrachtet gehört er - neben [[Gordon F. Ekholm|Ekholm]], [[Alexander von Wuthenau]], [http://de.wikipedia.org/wiki/Vere_Gordon_Childe Vere Gordon Childe], [[Paul Kirchhoff]] und wenigen anderen Forscherpersönlichkeiten der Mitte des 20. Jahrhunderts - zu den Schlüsselfiguren bei der Modernisierung des [[Diffusionismus]], der zu seiner Zeit in der Ethnologie bereits als 'verpönt' galt. Als einziger der bekannten Diffusionisten der 'Alten Schule' <ref>Anmerkung: Damit ist nicht nur die so genannte 'Wiener Schule' der [https://de.wikipedia.org/wiki/Kulturkreis#Kulturkreislehre Kulturkreislehre] gemeint, sondern sämtliche Formen des 'klassischen' [[Diffusionismus]] des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Siehe dazu z.B.: '''Rebecca Miller''', "[http://www.whataweb.com/li803/d_information_lectures_miller_chapter2.pdf Historical Foundations of Diffusion]", 2001; online als PDF-Datei (47,78 KB); abgerufen: 03.01.2014. Siehe bei ''Atlantisforschung.de'' auch: '''Gail King''' und '''Meghan Wright''', "[[Historische Forscher-Persönlichkeiten des Diffusionismus]]"</ref> war er entscheidend daran beteiligt, den [[Diffusionismus]] aus der theoretisch-methodischen 'Sackgasse' herauszumanövrieren, in der dieser sich damals befand. <ref>Anmerkung: Was allerdings nichts daran geändert hat, dass der [[Diffusionismus]] auch in seinen modernen Ausformungen in der [[fachwissenschaft]]lichen [https://de.wikipedia.org/wiki/Ethnologie Ethnologie] bzw. [[Paläo-Anthropologie und Atlantisforschung|Anthropologie]] des universitären Bezirks weitgehend ignoriert wird.</ref> |
'''Robert von Heine-Geldern''' war Mitglied der [https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreichische_Akademie_der_Wissenschaften Österreichischen Akademie der Wissenschaften], der [https://de.wikipedia.org/wiki/Royal_Asiatic_Society Royal Asiatic Society], des [https://de.wikipedia.org/wiki/Royal_Anthropological_Institute_of_Great_Britain_and_Ireland Royal Anthropological Institute] und der [https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%89cole_fran%C3%A7aise_d%E2%80%99Extr%C3%AAme-Orient École française d’Extrême-Orient]. Im Alter von 83 Jahren starb er am 25. Mai 1968 in Wien an den Folgen eines Schlaganfalls. <ref>Siehe: '''Claire Holt''', ''op. cit.'' (1968)</ref> | '''Robert von Heine-Geldern''' war Mitglied der [https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreichische_Akademie_der_Wissenschaften Österreichischen Akademie der Wissenschaften], der [https://de.wikipedia.org/wiki/Royal_Asiatic_Society Royal Asiatic Society], des [https://de.wikipedia.org/wiki/Royal_Anthropological_Institute_of_Great_Britain_and_Ireland Royal Anthropological Institute] und der [https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%89cole_fran%C3%A7aise_d%E2%80%99Extr%C3%AAme-Orient École française d’Extrême-Orient]. Im Alter von 83 Jahren starb er am 25. Mai 1968 in Wien an den Folgen eines Schlaganfalls. <ref>Siehe: '''Claire Holt''', ''op. cit.'' (1968)</ref> | ||
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* Urheimat und früheste Wanderungen der Austronesier. Anthropos (XXVII), 1932, S. 543–619 | * Urheimat und früheste Wanderungen der Austronesier. Anthropos (XXVII), 1932, S. 543–619 | ||
* Die Wanderung der Arier nach Indien in archäologischer Betrachtung, in: FORSCHUNGEN UND FORTSCHRITTE. Nachrichtenblatt der deutschen Wissenschaft und Technik. 1937, Nr. 26/27 | * Die Wanderung der Arier nach Indien in archäologischer Betrachtung, in: FORSCHUNGEN UND FORTSCHRITTE. Nachrichtenblatt der deutschen Wissenschaft und Technik. 1937, Nr. 26/27 | ||
− | * " | + | * "Bronzegeräte auf Flores", in: Anthropos (XLIX), 1954, S. 683-685 |
* "Herkunft und Ausbreitung der Hochkulturen", in: Almanach der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften, 1955, S. 105 | * "Herkunft und Ausbreitung der Hochkulturen", in: Almanach der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften, 1955, S. 105 | ||
* Conceptions of State and Kingship in Southeast Asia. Far Eastern Quarterly (II), 1942, S. 15–30 Revised version: Ithaca: Southeast Asia Program Data Paper #18, Cornell University, 1956 | * Conceptions of State and Kingship in Southeast Asia. Far Eastern Quarterly (II), 1942, S. 15–30 Revised version: Ithaca: Southeast Asia Program Data Paper #18, Cornell University, 1956 | ||
− | * "Steinurnen- und Tonurnenbestattung in | + | * "Steinurnen- und Tonurnenbestattung in Südostasien", in: Der Schlern (No. 32), 1958, S. 135-138 |
− | * Das Megalithproblem | + | * "Das Megalithproblem", in: Beiträge Österreichs zur Erforschung der Vergangenheit und Kulturgeschichte der Menschheit - Symposium 1958. Wenner-Gren Foundation, New York 1959, S. 162–182 |
+ | * "Ein römischer Fund aus dem vorkolumbischen Mexiko", in: Anzeiger der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse Nr. 16 (1961), 117-119 | ||
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Aktuelle Version vom 10. Juli 2014, 22:22 Uhr
Forscherportrait
(red) Robert (von) [1] Heine-Geldern (Abb. 1) (* 16. Juli 1885 in Grub (Niederösterreich); † 25. Mai 1968 in Wien) war ein österreichischer Ethnologe und Archäologe, der als Begründer der modernen Südostasienwissenschaft gilt. [2] In Wien lehrte er Völkerkunde sowie Archäologie Indiens und Südost-Asiens. R. Heine-Geldern vertrat die Annahmer früher interkontinentaler Kulturbeziehungen zwischen 'Alter' und 'Neuer Welt' (Diffusionismus), zu deren bedeutendsen Vertretern und Erneuerern er zu zählen ist.
Robert von Heine-Geldern studierte zunächst an der Universität München, dann Kunstgeschichte und Ethnographie bei Wilhelm Schmidt [3] an der Universität Wien (Abb. 2). 1910 reiste er zu Studienzwecken in das Grenzgebiet von Indien und Myanmar (damals: Birma). Dort forschte er über die lokale Bevölkerung und verfasste seine Dissertation von 1914 zu den Gebirgsstämmen im nordöstlichen Birma.
Während des Ersten Weltkriegs leistete der zwischenzeitlich nobilitierte 'Baron und Freiherr von Heine-Geldern' seinen Militärdienst ab. Danach arbeitete er am Naturhistorischen Museum in Wien. Bereits zu dieser Zeit kultivierte er in Bezug auf seine Forschungen einen interdisziplinären Ansatz, indem er ethnologische, prähistorische und archäologische Konzepte kombinierte. Ab 1927 lehrte er an der Universität Wien Anthropologie Südostasiens, wo er im Jahre 1931 zum Professor ernannt wurde.
Nach dem Einmarsch deutscher Wehrmachts-, SS- und Polizeieinheiten am 12. März 1938 in Österreich und der darauf folgenden, faktischen Annexion seines Heimatlandes durch das nationalsozialistische Deutsche Reich war Robert von Heine-Geldern als Sproß einer jüdischen Familie gezwungen, ins Exil zu gehen. Er übersiedelte in die USA, wo er er ab 1938 als Flüchtling in New York City lebte. Dort arbeite er am American Museum of Natural History und lernte dessen späteren Kurator Gordon F. Ekholm näher kennen, der seine diffusionistischen Auffassungen teilte.
Gemeinsam mit ihm arbeitete Heine-Geldern daran, "durch den Vergleich asiatischer und amerikanischer Kulturerscheinungen wie Kunststile, Kunstmotive, Kalender und polytheistische Vorstellungssysteme indirekt nachzuweisen, daß die Kulturen Amerikas sich unter Einfluß und im Kontakt mit den Hochkulturen der Alten Welt entwickelt hatten." [4] Unter anderem organisierten die beiden Forscher 1948, anlässlich des International Congress of Americanists in New York, eine Ausstellung, auf welcher sie Artefakte aus der 'Alten' und 'Neuen Welt' mit verblüffenden Gemeinsamkeiten präsentierten. [5]
Bereits Ende Juli 1941 hatte Heine-Geldern, zusammen mit Margaret Mead, Ralph Linton, Adriaan J. Barnouw und Claire Holt das East Indies Institute of America (später Southeast Asia Institute) gegründet. [6] Im Jahr 1950 kehrte er nach Wien zurück, wo er das Institut für Völkerkunde neu aufbaute. Anfang der 1950er Jahre kam es zu einer scharfen, persönlichen Kontroverse zwischen ihm und Thor Heyerdahl bezüglich dessen 'Kon-Tiki-Theorie'; ein Streit, der später jedoch versöhnlich beigelegt wurde. [7]
Mit seinen Beitrag „Südostasien“ in G. Buschans Illustrierte[r] Völkerkunde (1923) hat Robert von Heine-Geldern das Feld der Südostasienstudien eröffnet. [8] Seine Werke „Die Megalithen Südostasiens“ (1928) und der Aufsatz „Conceptions of State and Kingship in Southeast Asia (Konzepte von Staat und Königtum in Südostasien)“ (1942) sind heute Klassiker. Wissenschaftsgeschichtlich betrachtet gehört er - neben Ekholm, Alexander von Wuthenau, Vere Gordon Childe, Paul Kirchhoff und wenigen anderen Forscherpersönlichkeiten der Mitte des 20. Jahrhunderts - zu den Schlüsselfiguren bei der Modernisierung des Diffusionismus, der zu seiner Zeit in der Ethnologie bereits als 'verpönt' galt. Als einziger der bekannten Diffusionisten der 'Alten Schule' [9] war er entscheidend daran beteiligt, den Diffusionismus aus der theoretisch-methodischen 'Sackgasse' herauszumanövrieren, in der dieser sich damals befand. [10]
Robert von Heine-Geldern war Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, der Royal Asiatic Society, des Royal Anthropological Institute und der École française d’Extrême-Orient. Im Alter von 83 Jahren starb er am 25. Mai 1968 in Wien an den Folgen eines Schlaganfalls. [11]
Publikationen (Auswahl)
- Gibt es eine austroasiatische Rasse? Archiv für Anthropologie (XLVI), 1921, S. 79–99
- Südostasien. In G. Buschan (Hrsg.): Illustrierte Völkerkunde Strecker und Schröder, Stuttgart 1923, II, i, S. 689–968
- Die Megalithen Südostasiens und ihre Bedeutung für die Klärung der Megalithenfrage in Europa und Polynesien. Anthropos (XXIII), 1928, S. 276–315
- Urheimat und früheste Wanderungen der Austronesier. Anthropos (XXVII), 1932, S. 543–619
- Die Wanderung der Arier nach Indien in archäologischer Betrachtung, in: FORSCHUNGEN UND FORTSCHRITTE. Nachrichtenblatt der deutschen Wissenschaft und Technik. 1937, Nr. 26/27
- "Bronzegeräte auf Flores", in: Anthropos (XLIX), 1954, S. 683-685
- "Herkunft und Ausbreitung der Hochkulturen", in: Almanach der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften, 1955, S. 105
- Conceptions of State and Kingship in Southeast Asia. Far Eastern Quarterly (II), 1942, S. 15–30 Revised version: Ithaca: Southeast Asia Program Data Paper #18, Cornell University, 1956
- "Steinurnen- und Tonurnenbestattung in Südostasien", in: Der Schlern (No. 32), 1958, S. 135-138
- "Das Megalithproblem", in: Beiträge Österreichs zur Erforschung der Vergangenheit und Kulturgeschichte der Menschheit - Symposium 1958. Wenner-Gren Foundation, New York 1959, S. 162–182
- "Ein römischer Fund aus dem vorkolumbischen Mexiko", in: Anzeiger der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse Nr. 16 (1961), 117-119
Anmerkungen und Quellen
Dieser Beitrag basiert auf dem Lemma "Robert von Heine-Geldern" bei Wikipedia - Die freie Enzykopädie (Stand: 03.01.2014). Umfassende redaktionelle Bearbeitung und Erweiterung des Textes sowie Illustration durch Atlantisforschung.de.
Danksagung:
Die Redaktion Atlantisforschung,de bedankt sich ausdrücklich beim Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek für die freundliche Hilfestellung bezüglich der Illustration dieses Beitrags.
Fußnoten:
- ↑ Anmerkung: Robert Heine-Geldern wurde - im Auftrag des letzten österreichischen Kaisers - von der Universität Wien mit verschiedenen Orden dekoriert. Zudem war er Träger der Medaille des Viking Fund der Wenner-Gren Foundation for Anthropological Research. Für seine Verdienste wurde er nobilitiert, d.h. in den Adelsstand erhoben. Kaiser Franz Josef I. verlieh ihm und seinen Nachkommen den Titel „Baron und Freiherr von“, mit dem Namenszusatz „von Geldern“, dem Familiennamen seiner Mutter. Allerdings wurde der Adelsstand in Österreich am 3. April 1919 abgeschafft, im Gegensatz zu Deutschland, wo im selben Jahr lediglich die Adelsprivilegien aufgehoben wurden. Daher ist in späteren Publikationen aus Deutschland von ihm zumeist als Robert von Heine-Geldern die Rede, während er in österreichischen Veröffentlichungen 'bürgerlich' >Heine-Geldern< genannt wird.
- ↑ Siehe: Claire Holt, "In Memoriam: Robert Heine-Geldern, Indonesia, Vol. 6, Oktober 1968, S. 188–192
- ↑ Anmerkung: Wilhelm Schmidt war Begründer der „Wiener Schule“ der Kulturkreislehre, die - neben der heliozentrisch orientierten 'British Sohool' um Grafton Elliot Smith und William James Perry - eine der wesentlichen Richtungen des 'klassischen' Diffusionismus repräsentierte.
- ↑ Quelle: Cornelia Giesing, "Das vorkolumbische Amerika in circumpazifischer Sicht" (online als PDF-Datei, 4,88 MB), aus: Wolfgang Stein (Hrsg.); Staatliches Museum für Völkerkunde - München, "KOLUMBUS oder wer entdeckte Amerika?", München (Hirmer Verlag), 1992 (S. 38-68), ISBN 3-7774-6060-5
- ↑ Quelle: Science Encyclopedia, unter: Cultural Diffusion - Elaboration (abgerufen: 23.11.2012; nicht mehr online)
- ↑ Siehe: Claire Holt, op. cit. (1968)
- ↑ Siehe dazu bei Atlantisforschung.de: Dr. Horst Friedrich, "Thor Heyerdahl: American Indians in the Pacific (Rezension)" (2014)
- ↑ Siehe: ebd.
- ↑ Anmerkung: Damit ist nicht nur die so genannte 'Wiener Schule' der Kulturkreislehre gemeint, sondern sämtliche Formen des 'klassischen' Diffusionismus des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Siehe dazu z.B.: Rebecca Miller, "Historical Foundations of Diffusion", 2001; online als PDF-Datei (47,78 KB); abgerufen: 03.01.2014. Siehe bei Atlantisforschung.de auch: Gail King und Meghan Wright, "Historische Forscher-Persönlichkeiten des Diffusionismus"
- ↑ Anmerkung: Was allerdings nichts daran geändert hat, dass der Diffusionismus auch in seinen modernen Ausformungen in der fachwissenschaftlichen Ethnologie bzw. Anthropologie des universitären Bezirks weitgehend ignoriert wird.
- ↑ Siehe: Claire Holt, op. cit. (1968)
Bild-Quellen:
- 1) Österreichische Nationalbibliothek, unter: Nachlässe in Österreich - Personenlexikon: Heine Geldern, Robert
- 2) Photoartvienna bei Wikimedia Commons, unter: File:20120401 Universität Wien 08.jpg
- 3) Yavidaxiu und Juan Miguel bei Wikimedia Commons, unter: File:Mesoamérica.png