Die prädiluviale Welt des Robert E. Howard

Abb. 1 Der Fantasy-Autor Robert E. Howard wurde durch seine Romanfigur >Conan der Barbar< weltberühmt. Sein Essay "Das Hyborische Zeitalter Teil I" ist aus didaktischen Gründen auch für angehende Atlantologen interessant.

(bb) Im folgenden wollen wir demnächst ein Essay des Fantasy-Autors Robert E. Howard (1906-1936) (Abb.1) vorstellen, dessen Romanfigur "Conan der Barbar" den in jungen Jahren verblichenen Schriftsteller 'unsterblich' gemacht hat. Lyon Sprague de Camp, seinens Zeichens ebenfalls SF- und Fantasy-Autor, sowie Verfasser eines atlantologie-historischen Standardwerks [1] schrieb in seinem Vorwort zu der, von ihm 1967 herausgegebenen, Ausgabe von "Conan" über Howard, der aus Peaster, Texas, stammte:

"Als Junge machte ihm sein frühreifer Intellekt, gerade in Texas, zum Außenseiter. Eine zeitlang blieb es ihm nicht erspart, daß er herumgestoßen wurde - das übliche Los intelligenter, aber schwächlicher Kinder -, doch dann, und zweifellos unter anderem aus diesem Grund, verschrieb er sich dem Sport und körperlicher Ertüchtigung. Er wurde ein beachtenswerter Boxer und Reiter. Danach versuchte keiner mehr, sich mit ihm anzulegen [...] Er war introvertiert, unkonventionell, launenhaft, hitzköpfig und neigte [sowohl] zu emotionalen Extremen [...], als auch zu heftigen Zuneigungen und Abneigungen. [...]

Mit den Fantasy-Schriftstellern H.P. Lovecraft und Clark Ashton Smith verband ihn eine Brieffreundschaft. Während seiner letzten zehn Lebensjahre (1927 - 1936) schrieb Howard eine Fülle von Unterhaltungsliteratur für Pulp-Magazine [2]: Sport-, Kriminal-, Wildwest-, Geister- und Spuk-Stories und orientalische Abenteuergeschichten neben Gedichten und vielen Fantasies. [...] Obwohl in seiner Arbeit einigermaßen erfolgreich, und ein großer und kräftiger Mann wie seine Helden, war Howard fast krankhaft unausgeglichen. Schon Jahre vor seinem Tod sprach er von Selbstmord. Mit dreißig, als er erfuhr, daß seine betagte Mutter - für die er ein übergroße Zuneigung empfand - dem Tod nahe war, beendete er seine vielversprechende literarische Karriere, indem er sich eine Kugel in den Kopf schoß." [3]

Seine Popularität als Autor phantastischer Literatur verdankte Howard vor allem seinem Helden Conan, einem geistig etwas schlichten, gradlinigen und ziemlich gewaltbereiten Charakter, der sich mit dem Schwert in der Hand durch eine prähistorische Welt voller Feinde kämpft: "Der beliebteste von allen Fantasy-Zyklen Howards ist der über Conan. Die Geschichten handeln in Howards imaginarem Hyborischen Zeitalter, das er sich vor etwa 12 000 Jahren, zwischen dem Untergang von Atlantis und dem Anfang der überlieferten Geschichte, vorstellt." [4] Seine Vorliebe für muskelbepackte - und alles andere als intellektuelle - Helden erklärte Howard selbst übrigens folgendermaßen: "Sie sind einfacher. Wenn sie in der Klemme sitzen, erwartet niemand, daß sie sich den Kopf zerbrechen und irgendwelche Tricks erfinden, um dort wieder herauszukommen.Sie sind zu dumm, sich etwas anderes einfallen zu lassen, als sich frei zu fechten, zu schießen oder zu hauen." [5]

Abb. 2 Howards Lieblings-Helden Conan, den Cimmerier, stellte sich sein Schöpfer als fernen Abkömmling der untergegangenen Kultur von Atlantis vor.

Das nachfolgende Essay verfasste Howard im Jahr 1936 unter dem Titel THE HYBORIAN AGE. Lore Straßl, die "Conan" ins Deutsche übersetzt hat, bemerkte zu seiner Veröffentlichungs-Geschichte: "Etwa [im März 1936] sandte er eine Kopie des Essays an H.P. Lovecraft, den Horror-Autor, mit der Bitte, ihn zur Veröffentlichung in dem Fan-Magazin THE PHANTAGRAPH an Donald A. Wollheim weiterzuleiten - einen Fan, der später Science Fiction Autor und Herausgeber (DAW Books) wurde. Mehrere Fortsetzungen erschienen in diesem Magazin, eh es sein Erscheinen einstellte. Eine andere Fan-Gruppe gab den Essay 1938 als Broschüre heraus". [6]

In diesem Essay entwickelt Howard, wie gesagt, unter Einbindung des Atlantis-Motivs eine "Historie" für seine Conan-Reihe, deren fiktionalen Charakter er betont: "Nichts in diesem Artikel soll als Versuch angesehen werden, irgendeine Theorie aufzustellen, die der bekannten Geschichte widerspricht. Er soll lediglich als erfundener Hintergrund für eine Reihe erdachter Stories dienen. Als ich vor ein paar Jahren mit dem Conan Zyklus begann, dachte ich mir diese Geschichte seines Zeitalters und seiner Völker aus, um der Saga einen Anstrich von Realität zu verleihen. [...] Ich benutzte diese >Historie< als Leitfaden für alle Abenteuer dieser Serie." [7] Howard muss sich darüber im Klaren gewesen zu sein, dass er mit diesem pseudo-historischen Exposé einen Stoff vorlegte, der - wie später auch die Werke seines Brieffreunds H.P. Lovecraft - bei der Leserschaft wildeste Spekulationen auszulösen vermochte.

Sprague de Camp schreibt über Howard als Autor: "Wie alle jungen Schreiber las er, was ihm in die Hände kam." [8] Die Howard´sche Lektüre scheint tatsächlich ziemlich umfassend gewesen zu sein und sich keineswegs auf phantastische Literatur beschränkt zu haben. So müssen wir bei einer näheren Betrachtung von "Das Hyborische Zeitalter" zum Schluss gelangen, dass er u.a. schulwissenschaftliche Literatur zum Thema "Völkerwanderungen", alte Sagen und Mythen der Antike, sowie grenzwissenschaftliche Fachbücher mit alternativen Konzepten zur Erd- und Menschheitsgeschichte verschlungen haben muss.

Aus nonkonformistisch-atlantologischem Blickwinkel ist dieses Essay nicht nur deshalb interessant, weil Howard in seiner fiktiven, jüngeren Menschheitsgeschichte auch Lemurier und Atlanter - die Vorfahren der cimmerischen Barbaren, zu denen sein Held Conan (Abb. 2) gehört - auftreten läßt, sondern vor allem wegen der verwendeten katastrophistischen, diffusionistischen und euhemeristischen Motive [9], die in sein Szenario einfließen. In sofern stellen seine Fantasy-Stories nicht nur höchst unterhaltsame, sondern im besten Sinne 'alternativ-historische' Romane und Erzählungen dar.

Team Atlantisforschung.de


Fortsetzung:

Das Hyborische Zeitalter (Robert. E. Howard)


Anmerkungen und Quellen

  1. Anmerkung d. Red.: Lyon Sprague de Camp,"Versunkene Kontinente - Von Atlantis, Lemuria und anderen untergegangenen Zivilisationen", Wilhelm Heyne Verlag, 1977 (orig.: USA, 1954); Bei Atlantisforschung.de finden Sie daraus folgende Auszüge: "'Mu' - James Churchward und das Atlantis des Pazifik" und: "Wer war eigentlich Homer?"
  2. Anmerkung von Lore Straßl: Die amerikanische Version des Groschenhefts, so genannt wegen der schlechten Papierqualität; >Pulp< ist der Zellstoffbrei, aus dem Papier gemacht wird.
  3. Quelle: Lyon Sprague de Camp, Einleitung zu: Robert. E. Howard, "Conan", Wilhelm Heyne-Verlag, 1982, S. 11, 12
  4. Quelle: ebd., S. 13
  5. Quelle: E. Hoffman Price, "A Memory of R.E. Howard" in: SKULL-FACE AND OTHERS von Robert E. Howard, © 1946 by August Darleth; nach: Lyon Sprague de Camp, Einleitung zu Robert. E. Howard, "Conan", Wilhelm Heyne-Verlag, 1982, S. 13
  6. Quelle: Robert. E. Howard, zitiert nach Lore Straßl, in ihrer Vorbemerkung zu DAS HYBORISCHE ZEITALTER, in Robert. E. Howard, "Conan", Wilhelm Heyne-Verlag, 1982, S. 27
  7. Quelle: ebd.
  8. Quelle: Lyon Sprague de Camp, Einleitung zu Robert. E. Howard, "Conan", Wilhelm Heyne-Verlag, 1982, S. 11
  9. Anmerkung d. Red.: Explizit katastrophistisch ist Howards Darstellung von Kataklymen mit kontinentalen Untergängen und Neubildungen sowie der plötzlichen Auffaltung neuer Gebirgszüge. Diffusionistisch ist sein Konzept kultureller Entwicklung durch Vermischung unterschiedlicher Ethnien und Zivilisationen, wobei seine ziemlich beliebige - aber Mitte des 20. Jahrhunderts auch in den USA zeit-typische - Verwendung von Begriffen wie "Rasse", "reinrassig", "Blut", etc., (nicht nur) bei modernen Alternativ-Historikern einiges Kopfschütteln auslösen muss. Als Euhemerist weist Howard sich aus, indem er z.B. den Hyborier-Gott "Bori" als legendären und mythisch überhöhten Hyborier-Häuptling der Vorzeit identifiziert.


Bild-Quellen

(1) http://www.fantasticfiction.co.uk/authors/Robert_E_Howard.htm

(2) http://www.pjfarmer.com/woldnewton/conan.gif