Die Clovis-Solutréen-Connection
von unserem Gastautor Peter Marsh
Dr. Stanford, ein äußerst hochkarätiger Archäologe, wandte sich von der Beringstraßen-Route ab und suchte anderswo nach Spuren der ersten Einwanderung [nach Amerika]. Über drei Jahrzehnte hinweg entwickelte er seine Überlegungen. In den 1960ern glaubte Stanford noch, wie die meisten seiner Kollegen, dass die Clovis-Leute aus Asien kamen. In den 70er Jahren gelangte er dann zur Auffassung, dass [die Kultur von] Clovis eine Entwicklung aus der Neuen Welt war und dass Evidenzen für Prä-Clovis-Projektile in der Arktis zu finden sein müssten. "Doch Beweise dafür waren keine feststellbar", erinnert er sich, "und nach einer Weile begann das keinen Sinn mehr zu ergeben. Alles, was ich in Alaska an gekehlten [Projektilen] fand, war altersmäßig jünger als Clovis."
Es gab dort keine Technologie, die er als prä-Clovis einstufte. Er hoffte, dass man die fehlenden Evidenzen finden würde, wenn Sibirien [vergl. dazu auch Nordsibirische Felsbilder an der Eismeerküste von Prof. Miroslav Ksica und Olga Ksicová M. A.; d. Red.] erst einmal westlichen Wissenschaftlern offen stünde. Doch das Ende des 'kalten Krieges' brachte für Stanford und seinen Co-Theoretiker, Bruce Bradley, einen Experten für Lithen, nicht die erhoffte Lösung. Stanford und Dr. Bradley betrachteten unabhängig voneinander die Evidenzen und gelangten zur selben Schlussfolgerung. Sie inspizierten auf der Suche nach Prä-Clovis-Technologie spät-pleistozäne Stätten und durchkämmten Museums-Sammlungen in Sibirien, Russland und Nord-China. Was sie stattdessen fanden, war eine völlig anders geartete Methode der Werkzeug- und Waffen-Herstellung.
Die gekehlten Clovis-Spitzen sind aus Stein gehauen, an beiden Seiten ("bifacial") bearbeitet und zu einem schönen, dünnen und flachen Mordinstrument geformt; die Basis ist ausgedünnt und verjüngt sich zu einer konkaven Einbuchtung, sodass die Spitze sicher am Pfeilschaft [...] befestigt werden kann. Die asiatischen jung-paläolithischen Waffen, die Stanford und Bradley fanden, waren jedenfalls unter Verwendung einer Mikro-Klingen- Technologie hergestellt worden, wobei kleine, aus keilförmigen Stein-Kernen abgehauene Klingen, in lange, schmale Stücke aus Knochen, Geweih, oder Elfenbein eingesetzt wurden. Wenn fernöstliche Handwerker versuchten, doppelseitige Werkzeuge herzustellen, entstanden im Ergebnis relativ krude (recht dick im Querschnitt, verglichen mit den exquisit dünnen Clovis-Spitzen) und häufig zweispitzige Stücke.
Nirgendwo in Asien fanden Stanford und Bradley einen Vorgänger der Clovis-Spitzen. Sie folgerten, dass, wenn die ersten Immigranten Asiaten gewesen wären, sie auch den Herstellungs-Prozess eingesetzter Mikro-Klingen mitgebracht haben müssten, in welchem Falle Beweise für einen Übergang zur Clovis-Technologie existieren müssten. Bislang wurde in Nordamerika jedenfalls nichts gefunden, was einer Übergangs-Form zwischen den eingesetzten Mikro-Klingen und solchen mit behauenen Doppelseiten ähneln würde.
Nachdem sie in einer Sackgasse steckten, nahmen Stanford und Bradley eine neue Spur auf. Die Wurzeln von Clovis, so überlegten sie, müssten in der paläolithischen Alten Welt, außerhalb Asiens, liegen. Sie nahmen die Suche nach einer Mutter-Technologie auf, die auf die Herstellung dünner, flacher doppelseitiger Projektil-Spitzen, Messer und anderer zweischneidiger Werkzeuge sowie anderer Artefakte aus Stein und Knochen spezialisiert war, die jenen der Clovis-Kultur ähnelten. Sie fanden nur eine paläolithische Kultur, deren Technologie zu ihren Kriterien passte, die der Solutréen-Leute. Benannt nach der französischen Stadt Solutré, war diese Kultur weit über Frankreich und die Iberische Halbinsel verbreitet. Ihre Angehörigen waren höchst erfolgreiche Jäger. Ein gut gefüllter Magen ließ ihnen genug Zeit, um die Wände ihrer Höhlen mit sagenhaften surrealistischen Gemälden von Bisons, Pferden und Steinböcken zu dekorieren, die uns auch heute noch Respekt einflößen. [...]
"Sie waren die einzigen im westlichen Europa mit einer spät-paläolithischen Doppelseiten-Technologie", hebt Stanford hervor. Sie waren die ersten, die Flintstein mit Hitze behandelten, und die ersten, die mit Druck-Absplitterung [orig.: "pressure flaking"; d. Ü.] arbeiteten - wobei sie Splitter unter Druck mit einem Hartholz- oder Geweih-Werkzeug entfernten, statt sie mit einem anderen Stein abzuschlagen. "Im nördlichen Spanien schuf ihre Technologie doppelseitige Projektil-Spitzen mit konkaver Basis, die an der Basis ausgedünnt sind", stellt er fest, wobei er kein Problem mit der Aussage hat, dass er damit genauso gut Clovis-Spitzen beschreiben könne. Die Druck-Splitter, die von den Steinmetzen des Solutréen entfernt wurden, sind so lang, dass dies fast einer Kehlungs-Technik entspricht - "fast", wie er vorsichtig betont, aber nicht völlig.
Die Parallelen zwischen Solutréen- und Clovis-Bearbeitungs-Techniken scheinen endlos. Die Kern-Technologie, "die Art, in der sie große Klingen abschlugen und ihre Kern-Sockel entwickelten," erklärt er, "ist der Clovis-Technik höchst ähnlich, wenn nicht identisch mit ihr." Sie perfektionierten die 'outre passé'- ("overshot"-) Bearbeitungs-Technik, die man später in Clovis sieht, mit der Splitter über die gesamte Oberseite des Werkstücks hinweg, von Rand zu Rand, abgehauen werden. Das ist eine komplizierte Prozedur, betont er, die dazu samt Folgeschritten präzise durchzuführen ist, um voraussagbar regelmäßige Splitter zu entfernen.
Die Solutréener entwickelten Sockel und vervollkommneten die Technik bis zur Perfektion, genau wie wir sie in Clovis beobachten. "Niemand sonst auf der ganzen Welt tat das", insistiert Stanford. "Es gibt kaum etwas in Clovis - eigentlich überhaupt nichts -, dass man nicht auch bei der Solutréen-Technologie finden würde", erklärt er. Der Archäologe Kenneth Tankersley von der Kent State University unterstützt Stanfords und Bradleys Meinung: "Es gibt nur zwei Stellen auf der Welt und zwei Fälle, in denen diese Technologie in Erscheinung tritt - Solutréen und Clovis."
Nach und nach häufen sich die Übereinstimmungen an. Wir finden gravierte Tafeln in Clovis-Stätten, die bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Solutréen-Specimen aufweisen. Beide Kulturen horteten Stein-Werkzeuge und fertig gestellte Geräte. Stanford und Bradley wissen von etwa 20 Hort-Stellen auf Solutréen-Fundstätten; in Nordamerika, zum Vergleich, "sind wir", Stanford zufolge, "erst bei etwa neun oder zehn". Genau wie die Stein-Bearbeiter von Clovis verwendeten die Solutréener mit 'outre passé' befestigte Splitter, um Schaber und Messer herzustellen. Clovis-Projektil-Spitzen aus Knochen weisen eine unheimliche Ähnlichkeit zu jenen auf, die von Solutréenern fabriziert wurden. Als französische Archäologen den Abdruck einer Wicklung sahen, die von Clovis-Handwerkern an der Fundstätte von Murray Springs in Arizona benutzt wurde, um einen Speer-Schaft zu richten, erklärten sie, dass er bemerkenswert einem gleiche, den sie an einer Solutréen-Stätte gefunden hatten.
Den Beweis, dass die Solutréener auch Seefahrer waren, erbrachte 1992 die Entdeckung der Höhle [Henry-Cosquer-Höhle Le Cosquer] bei Marseille durch den Taucher Henri Cosquer. [1] Unter den Felskunst-Darstellungen befinden sich Abbildungen von Seehunden, die von Harpunen durchbohrt sind sowie von Flundern und Heilbutt - also von Hochsee-Fischen! Die Solutréener hatten eindeutig gelernt, wie man die Ressourcen des Meeres ausbeutet, möglicherweise in mit Leder bespannten Booten aus Mammut-Rippen. Zu irgendeinem Zeitpunkt stießen sie, entweder zufällig oder beabsichtigt, auf die nördliche Äquatorial-Strömung und günstige [...] Winde, und fanden sich im Herzen eines prächtigen Archipels unbewohnter Inseln wieder. Hier entwickelten sie sich, entdeckten neue Pflanzen, zahlreiche Tiere und Mineralien. Diese Leute wurden dann in Amerika Clovis-Jäger genannt.
Dr. Stanford und Dr. Bradley heben die genetischen Entdeckungen durch Forscher von der Emory University und den Universitäten von Rom und Hamburg hervor. Mitochondrische DNA (mtDNA), die ausschließlich von der Mutter vererbt wird, enthält normalerweise vier Marker, die als Haplogruppen mit den Kategorien A, B, C und D bezeichnet werden. Diese vier Kategorien finden sich bei 95 Prozent der Native Americans. Kürzlich identifizierte das Team der Genetiker eine fünfte Haplogruppe, X genannt, die bei etwa 20 000 Native Americans vorkommt und auch in verschiedenen präkolumbischen Populationen gefunden wurde. Es ist höchst interessant, dass die Haplogruppe X auch bei europäischen Populationen, aber nicht bei Asiaten vorkommt. Die Forschungen der Genetiker legen nahe, dass dieser Marker vor 12 000 bis 34 000 Jahren in Amerika aufgetaucht ist, doch nicht von Asien her, sondern aus Europa.
So wie der kaukasische Marker X in Nordamerika vorkommt, weisen auch die Araucanier aus Chile signifikante paläolithisch-kaukasische Gene auf, die höchst wahrscheinlich vor zwischen 18 000 und 12 000 Jahren aus Spanien dorthin kamen. Gewöhnlich weisen sie krauses, rötlich-braunes Haar und grüne Augen auf.
Die rothaarigen kaukasischen Paraca-Mumien Perus stellen ebenfalls einen Beweis dafür da, dass Kaukasier Teil der indigenen Kulturen Amerikas waren. Zudem habe ich herausgefunden, dass 1892 die Inschriften der Oster-Insel von A. Carroll, M.A., M.D. entziffert wurden, was jedoch ignoriert wurde. Sie stellen eine detaillierte Historie von Stammes-Konflikten in Südamerika dar, die zu einem Exodus auf die Oster-Insel führten! Sie erwähnen Stämme aus dem alten Land Tulapin (Turtle Island), den Adler-Clan und die Kinder der Sonne oder Ra´s. Sie alle waren Kaukasier.
Anmerkungen und Quellen
Dieser Beitrag von Peter Marsh © wurde seinen Webseiten "Polynesian Pathways" (Kapitel: "Ancient America, The Clovis - Solutrean connection" entnommen. Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de nach http://users.on.net/~mkfenn/page9.htm
Fußnote:
- ↑ Red. Anmerkung: Die Entdeckung der Höhle durch Cosquer erfolgte eigentlich bereits 1985. Die Entdeckung der dortigen spätpaläolithischen Relikte erfolgte allerdings erst 1991, und wurde nachfolgend publik gemacht.
Bild-Quellen
(1) THE UNIVERSITY OF TEXAS AT AUSTIN, unter: http://www.utexas.edu/research/tarl/images/BX52%20CLOVIS%20BLADES-LG.JPG (Bild nicht mehr online)
(2) THE UNIVERSITY OF TEXAS AT AUSTIN, unter: http://www.utexas.edu/research/tarl/images/BX52%20CLOVIS%20POINTS-LG.JPG (Bild nicht mehr online)
(3) ma préhistoire, unter: Solutréen