Schädel an Museum verschenkt

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Archäologe überreicht indianisches Überbleibsel der Smithsonian

The Washington Post (1920)


KNOCHEN eines Flathead-Häuptlings

Abb. 1 Digitalisierte Kopie des Original-Artikels aus The Washington Post vom 14. Juni 1920

[...] Captain Newton H. Chittenden [1] aus Santa Barbara, Kalifornien, überreichte der Smithsonian Institution gestern den Schädel eines Riesen der Ureinwohner, den er vor etwa 20 Jahren an der Südküste von Vancouver Island, Britisch-Kolumbien, gefunden hatte. Das Exemplar, welches das eines Flathead-Indianers ist, wurde vom Besitzer unter großem persönlichem Risiko erlangt und er hat es lange als unschätzbaren Besitz gehütet. Für die vielen europäischen Anthropologen, die es gesehen haben, war es ein Objekt von großem Interesse und viele haben große Summen geboten, um Captain Chittenden dazu zu bringen, sich davon zu trennen, aber bis gestern lehnte er dies beharrlich ab.

Ein prächtiges Exemplar

Als Captain Chittenden gestern Nachmittag sein Geschenk zu der Einrichtung brachte, stieß es auf großes Interesse, und der stellvertretende Kurator Hrdlička [sic!; d. Red.] von der anthropologischen Abteilung sagte, als er es mit einigen anderen ähnlichen Exemplaren im Museum verglich, dass es alle zuvor im Besitz der Institution befindlichen übertraf .

Es war Brauch der Flathead-Indianer, die Köpfe der Babys des Stammes nach der Geburt 100 Tage lang zwischen zwei Bretter zu binden. Infolgedessen wurden die Schädel [der Menschen] des Stammes vorne und hinten abgeflacht. Ein flacher Kopf war in ihrem Stamm der Maßstab für Schönheit. Je größer die Eindellung des Schädels war, desto schöner war, wie sie glaubten, sein Besitzer. Die Flatheads bewohnten das Tal des Columbia River und Teile von Vancouver Island.

Anwaltspraxis aufgegeben

In den letzten 27 Jahren hat Captain Chittenden die verschiedenen indischen Nationen untersucht. 1875 gab er eine lukrative Anwaltskanzlei in Santa Barbara auf und leitete eine Expedition, die die gesamte Pazifikküste durchquerte. Während seiner Erkundungen fand er unzählige wertvolle Spezimen, darunter Schädel, Skelette und andere Relikte.

Als er Vancouver Island erreichte, fand Captain Chittenden eine große Siedlung von Flathead-Indianern vor. Während seines Aufenthalts bei ihnen nutzte er die Gelegenheit, einen ihrer Friedhöfe zu durchwandern und entdeckte zufällig ein teilweise unbedecktes Grab. Das Skelett eines riesigen Wilden lag aufgedeckt darin. Der Forscher erfuhr, dass die Knochen jene eines alten Stammesoberhauptes waren, das seit mehr als 100 Jahren tot sei. Sofort begehrte er den Schädel als Ergänzung seiner Sammlung archäologischer Spezimen.

Nachts Grab aufgesucht

Captain Chittenden wusste, dass sein Leben verwirkt wäre, wenn er dabei entdeckt würde, das Grab auszurauben, und er wagte es nicht, sich der Grabstätte tagsüber zu nähern. Er konnte nur hoffen, der Wache der Indianer im Schutz der Dunkelheit zu entkommen. Dementsprechend wartete er bis zur Nacht seiner Abreise von der Insel und besorgte sich als weitere Vorsichtsmaßnahme ein Kanu und näherte sich der Begräbnisstätte auf dem Wasserweg.

Nachdem er ohne Missgeschick den Friedhof betreten hatte, kroch er dorthin, wo die Knochen des alten Kriegers freigelegt waren, und entfernte den Schädel. Sobald er seine Beute besaß, floh er von der Insel und hielt nicht an, bis er die Vereinigten Staaten erreichte. [2]

Stammt von Revolutionär ab

Captain Chittenden gehört einer alten englischen Familie an, die sich 16 Jahre nach der Landung der Pilger in Connecticut niederließ. Sein Großvater Cornelious Chittenden kämpfte in der Revolution. Der Entdecker diente während des Bürgerkriegs, nachdem er an der Columbia University Jura studiert hatte, und ging dann nach Westen. Er war der erste Einwohner von Litchfield, Minnesota. Als er in Kalifornien und Wisconsin ankam, war er weiterhin als Anwalt tätig. Er hat viele wertvolle indische Sammlungen an zahlreiche Museen gespendet.



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Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag erschien in seiner Originalfassung mit dem Titel "SKULL GIVEN MUSEUM" in der Ausgabe der Zeitung The Washington Post vom 14. Juni 1920. Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de nach der digitalisierten Version des Artikels bei greaterancestors.com, unter: "Vancouver’s Gigantic Savage" (Stand: 24. Mai 2020).

Fußnoten:

  1. Red. Anmerkung: Damals hat sich eine Fehlschreibung des Namens ("Chittondon") in den Artikel der Washington Post 'eingeschlichen'. Wir haben dies in der vorliegenden Übersetzung korrigiert.
  2. Red. Anmerkung: Newton H. Chittendens Vorgehensweise würden wir heute als unethisch oder unmoralisch bezeichnen, und sie wäre zudem illegal. Damals war so etwas - leider - völlig 'normal', und von The Washington Post wurde seine Aktion geradezu als 'Husarenstück' gefeiert.

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