"Atlantologie" - Scharlatanesk definiert bei Psychology48.com

Version vom 12. Oktober 2014, 04:53 Uhr von Bb (Diskussion | Beiträge)
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Abb. 1 Wer im Internet nach scharlatanesker Quacksalberei zum Thema 'Atlantologie' sucht, wird bei Psychology48.com - Das Psychologie-Lexikon fündig.

(red) Was dabei herauskommen kann, wenn Laien – ohne jegliche Fachkompetenz und zudem alles andere als vorurteilsfrei – sich daran machen, den Begriff „Atlantologielexikalisch zu bestimmen, zeigt sich exemplarisch am Beispiel des Stichworts „Atlantologie“ bei Psychology48.com – Das Psychologie-Lexikon im Internet. Dort heißt es (aktueller Stand: 08.08.2010):

Atlantologie, Grenzwissenschaft, die ihren Namen von Atlantis, dem untergegangenen Inselreich bezieht, das im Zeitraum 1500 v. Chr. den gesamten Mittelmeerraum beherrscht haben soll und seit der erstmaligen Erwähnung durch Plato Anlaß für umstrittene Thesen ist. Über die Lokalisierung von Atlantis gibt es unzählige Spekulationen, bei denen nicht selten Lokalpatriotismus eine Rolle gespielt hat, bis hin zur These, Atlantis sei in Wirklichkeit Trjoa [richtig: Troja; d. Red.] gewesen. Atlantis ist zum Urtyp eines geheimnisvollen, gesuchten "Garten Eden" geworden und hat die Esoteriker (Esoterik) auf den Plan gerufen. Durch hellseherische Beschreibungen wurde und wird versucht, das Leben der Bewohner von Atlantis, der Atlanter, einer der "Wurzelrassen" der Menschheit, zu "schauen". In Hypnose und Trance versetzte "sensitive" Menschen beschreiben so die Zeit vor ihrer Geburt, ihr Leben in Atlantis (!), und füllen damit Bücher, die allerdings Nichts verraten, was nicht schon aus den Strickmustern von ähnlichen Ausrichtungen der Esoterik (Prä-Astronautik, Ufologie) bekannt wäre.

Literatur

Magin, U. (1995). Atlantologie. In G. Eberlein (Hrsg.), Kleines Lexikon der Parawissenschaften. München: Beck.[1]


Da dieser wirklich alles andere als wissenschaftliche Text, der offenbar einzig auf den sachlich unhaltbaren Tatsachenbehauptungen von Ulrich Magin aus dem Jahr 1995 [2] beruht, keinesfalls dem selbst gestellten Anspruch von Psychology48.com gerecht wird, dessen Artikel angeblich versuchen, „nach einer kurzen erklärenden Einführung im Anschluss eine wissenschaftliche Darstellung zu bieten, die allen Facetten des Begriffes gerecht wird[3], schickte Atlantisforschung.de-Redakteur Bernhard Beier am 07.01.2010 (03:51) unter dem Betreff "Stichwort: 'Atlantologie' bei Psychology 48" eine Nachricht an Antal Papadakis, den im Impressum dieser Seiten angegebenen Verantwortlichen für das Online-Lexikon. Eine Antwort auf dieses Schreiben, das wir nachfolgend dokumentieren, ist bis heute (08.08.2011) nicht erfolgt, und es hat dort auch keine Überarbeitung des Lemmas „Atlantologie“ gegeben, sodass Psychology48.com sich nun von uns den Vorwurf gefallen lassen muss, in Bezug auf die dortige Abhandlung des besagten Begriffs Scharlatanerie - oder sollten wir sagen: Quacksalberei? - zu betreiben.

Team Atlantisforschung.de


Sehr geehrter Herr Papadakis

Mein Name ist Bernhard Beier, ich beschäftige mich seit mehr als 20 Jahren u.a. mit Atlantisforschung / Atlantologie (Forschungsschwerpunkt: Atlantologie-Historik = Beschäftigung mit der Wissenschafts-Geschichte der Atlantisforschung), und bin gerade über das Stichwort 'Atlantologie' in der deutschsprachigen Version von Psychology 48 gestolpert. Ich möchte Sie DRINGEND bitten, diesen Beitrag entweder gründlich überarbeiten zu lassen, oder - noch besser - ganz aus Ihrem (ansonsten hoch interessanten) Online-Lexikon zu entfernen.

Begründung:

1) Mit diesem Beitrag, der ein Zerrbild der 'Real existierenden Atlantisforschung' konstruiert, tragen Sie - was Ihnen möglicherweise gar nicht bewusst ist - zu einer ungerechtfertigten Psycho-Pathologisierung von AtlantisforscherInnen bei, die nicht auf Basis wissenschaftlicher Untersuchungen oder fachlicher (psychologischer) Befunde beruht, sondern seit Jahrzehnten lediglich von ideologischen "Kritikern" (Stichwort: 'Pseudo-Skeptiker') betrieben wird - ein Lager, dem augenscheinlich auch Herr Magin zuzurechnen ist, den Sie in besagtem Beitrag ihres Lexikons als einzige Quelle anführen. (Anmerkung [4])

2) Der Beitrag übernimmt kritiklos sachliche bzw. fachliche Falschaussagen von Herrn Magin zur Atlantologie/Atlantisforschung:

a) Atlantologie/Atlantisforschung ist KEINESWEGS in toto eine Grenzwissenschaft, sondern es gibt im Rahmen atlantologischer Forschung eine SCHULWISSENSCHAFTLICHE Tendenz (deren Anhänger sich an den derzeit im universitären Bezirk vorherrschenden Paradigmen und Lehrmeinungen zur Erd-, Menschheits- und Zivilisationsgeschichte orientieren), und eine GRENZWISSENSCHAFTLICHE Tendenz (deren Anhänger besagte Lehrmeinungen/Paradigmen in Frage stellen und alternative, deviante oder nonkonformistische Positionen beziehen).

b) In der Atlantisforschung wird nicht mit "Spekulationen" operiert, sondern mit argumentativ gestützten Hypothesen, an deren allgemein nachvollziehbarer Beweisführung gearbeitet wird. Wenn Laien - im Internet oder sonstwo - reine Spekulationen zum Thema 'Atlantis' von sich geben, können Atlantologie / Atlantisforschung, respektive diejenigen, die sie betreiben, dafür nicht 'in Haftung genommen' werden!

c) "Lokalpatriotismus" als Motiv atlantologischer Forschung lässt sich lediglich in Ausnahmefällen hinreichend belegen, stellt aber atlantologie-historisch in keiner Weise ein Charakteristikum dar, das sich zur Typisierung von AtlantisforscherInnen eignet. Die Aussage, im Rahmen atlantologischer Forschung habe "nicht selten Lokalpatriotismus eine Rolle" gespielt, ist eine statistisch unhaltbare Tatsachenbehauptung, die ursprünglich auf einer zweifelhaften Aussage von Charles Berlitz beruht, von Atlantologie-"Kritikern" gerne aufgegriffen, aber nie auf ihre Validität hin überprüft wurde.

d) Esoterische Atlantissuche (Channelings, 'spirituelle Ratgeber' aus 'höheren Sphären' etc.) stellt prinzipiell KEINEN Bestandteil der atlantologischen Forschungslandschaft grenz- oder schulwissenschaftlicher Ausprägung dar. Esoterik und (Grenz-)Wissenschaft gehören unterschiedlichen 'Wissen produzierenden Systemen' an. Sie unter dem Dach der Atlantologie subsumieren zu wollen, ist wissenschaftstheoretischer Nonsens, atlantologie-historisch nachweislich unzutreffend, und zeugt vom ideologischen Charakter entsprechender Behauptungen.

e) Für die kulturgeschichtliche Tatsache, dass Atlantis für viele Menschen "zum Urtyp eines geheimnisvollen, gesuchten >Garten Eden< geworden" ist, trägt die rationale, (grenz-)wissenschaftliche Atlantologie/Atlantisforschung die geringste Verantwortung, da sie sich traditionell mit der De- oder Entmythisierung des Atlantis-Phänomens befasst - aber nicht mit Entwürfen kitschiger Klischee-Bilder, wie sie seit eh und je von Esoterikern sowie von Atlantologie-Gegnern fabriziert werden.

Außerdem - und diesen Fehler hat Ihr Lexikon zu verantworten - berichtete Platon NICHT über ein Atlantis, "das im Zeitraum 1500 v. Chr. den gesamten Mittelmeerraum beherrscht haben soll", sondern er erklärt (Dialog Kritias, 108d), "daß zusammengenommen neuntausend Jahre vergangen sind, seitdem, wie berichtet wurde, der Krieg zwischen den außerhalb der Säulen des Herakles [= den Atlantern] und den innerhalb derselben Wohnenden" [= den Athenern u.a.] stattfand." Nach dem Sieg der Athener über die Atlanter sei "eine Zeit gewaltiger Erdbeben und Meeresüberschwemmungen" hereingebrochen "und es kamen ein Tag und eine Nacht, in der die Masse eurer [der Athener] Krieger von der Erde verschlungen wurde, ebenso versank die Insel Atlantis im Meer und wurde den Augen entzogen..." (Dialog Timaios, 25b-25c) Umgerechnet müsste Atlantis, Platons Angaben folgend, also bis etwa 11500 BP existiert haben!


Conlusio:

Ihr Beitrag "Atlantologie" ist sachlich unhaltbar, perpetuiert Vorurteile gegen die Atlantologie / Atlantisforschung und stellt - insbesondere, da er im Rahmen eines Psychologie-Lexikons präsentiert wird - diejenigen, die sich mit Atlantisforschung befassen, faktisch als Spinner oder Kranke hin. Somit sollte er für eine seriöse Publikation wie die Ihre unhaltbar sein und - zumindest in der vorliegenden Form - umgehend von Ihren Seiten entfernt werden. Sollten Sie dies jedoch ablehnen, bitte ich um eine zitierfähige Begründung.

Mit freundlichen Grüßen
Bernhard Beier


Anmerkungen und Quellen

Hinweis: Der Text von Bernhard Beiers Mail an Antal Papadakis wurde von uns für diese Online-Fassung redaktionell bearbeitet und mit internen und externen Verlinkungen versehen.

  1. Quelle: Psychology48.com – Das Psychologie-Lexikon, unter: "Atlantologie" (Stand: 08.08.2010)
  2. Anmerkung: Diesen Text finden Sie bei Atlantisforschung.de unter dem Titel 'Atlantologie' unkommentiert als Dokumentation. Zu seiner kritischen Betrachtung siehe auch den Beitrag: "Atlantologie-Kritik", Abschnitt II., "Atlantologie-"Kritik" (ideologische Scheinkritik)"
  3. Quelle: Psychology48.com, Startseite ("Themen")
  4. Anmerkung als Bestandteil der hier zitierten Mail: "Um Missverständnissen vorzubeugen: Das, von Herrn Prof. Eberlein herausgegebene, >Lexikon der Parawissenschaften< ist an und für sich ein ausgezeichnetes und sehr seriöses Buch, das nicht ohne Grund - auch in grenzwissenschaftlichen Kreisen - zu einem Standardwerk avanciert ist. Leider bewegen sich die Einzelbeiträge von Ulrich Magin auf einem weitaus tieferen Niveau als die der übrigen darin vertretenen AutorInnen, und sind lediglich dazu geeignet, Herrn Prof. Eberleins Intention zu konterkarieren, objektiv über Grenzwissenschaften/Parawissenschaften zu informieren."


Bild-Quelle

(1) STUPIDIPEDIA, unter: Siegelwelten:Pest