Grundidee und Kernfragen

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Hermann Waldhausers Theorie zur Großen Pyramide - Teil 2


von unserem Gastautor Stefan Erdmann

Abb. 1 Nur ein schmaler Streifen Ägyptens ist fruchtbares Land, das links und rechts des Nillaufes ist durch die jährlichen Nilüberschwemmungen entstand und erhalten wird.

Die Grundidee Waldhausers basierte auf sehr logischen Schlußfolgerungen, insbesondere den geographischen Standort Ägyptens betreffend. Vom geographischen Standpunkt her gesehen ist Ägypten eine sogenannte Flußoase. Das Wort Oase besagt, daß Ägypten von Wüsten umgeben ist. Nur die nördliche Grenze des Landes bildet das Mittelmeer, das Deltagebiet. Von hier aus zieht sich der Nillauf südwärts. Das bewohnbare Gebiet, links und rechts des Nillaufes ist durch jährliche Nilüberschwemmungen entstanden.

Nur ein schmaler Streifen ist fruchtbares Land. Gegen Westen liegt die Libysche Wüste, im Osten das Arabische Gebirge und die Arabische sowie die Nubische Wüste. Im alten Ägypten spielte der Sirius (Sothis) eine besondere Rolle. Das Sichtbarwerden des Sirius in der Morgendämmerung fiel mit dem Beginn der Nilüberschwemmung zusammen. Diese Überschwemmungen waren Voraussetzung für die Fruchtbarkeit der Nilfelder im Land der Pharaonen und damit die Grundlage für die ägyptische Kultur.

In Ägypten spielte der Sirius darüber hinaus noch eine besondere Rolle, denn er wurde gleichgesetzt mit der Göttin Isis. Die bedeutendsten Großpyramiden stehen am westlichen Rande des fruchtbaren Landes. Gegen die Sahara zu wird das flache, fruchtbare Land durch das Gizeh-Plateau begrenzt, auf dem die drei großen Pyramiden errichtet sind.

Abb. 2 Überall auf der Erde, wo Völker in heißen und trockenen Gebieten leben, ist die Frage nach der Wasserversorgung von primärer Bedeutung. (Bild: Die Schwarze Wüste im westlichen Mittelägypten)

Hermann Waldhauser schreibt hierzu: „Wenn ich mit einem Satz das Wichtigste über Ägypten sagen müßte, würde ich nicht sagen, daß es am Nil liegt, sondern: Ägypten ist eingeschlossen von der Wüste, und das Hauptproblem des Landes ist und war seit eh und je die Wasserversorgung! Es ist daher eine sehr naheliegende Annahme, daß sich die Bewohner des Landes seit urgrauer Zeit bemüht haben, geeignete Mittel und Wege zur Sicherung der Wasserversorgung zu finden.[1]

Überall auf der Erde, wo Völker in heißen und trockenen Gebieten leben, ist die Frage nach der Wasserversorgung von primärer Bedeutung, um die lebensnotwendigen Voraussetzungen für menschliches Leben zu gewährleisten. Wasserknappheit ist immer ein lokales Problem, weil global gesehen ja genug Wasser vorhanden ist, das einem stetigen Kreislauf folgt.

Es ist geschichtlich bewiesen, daß schon in früheren Zeiten in umfangreichem Maße Wasserbau betrieben wurde. Schenkt man den Überlieferungen glauben, waren die Pharaonen des alten Reiches in der Lage, auf Wunsch Regen hervorzurufen. Auch den Maya hat man diese Fähigkeit nachgesagt.

Wasserbau war ein stetiges Produkt der menschlichen Entwicklung. Regenmacherei hingegen war ein großer Machtfaktor und nur den Führungsköpfen eines Reiches vorbehalten. Prinzipien also, die sich bis heute nicht verändert haben. Diese Geheimhaltung wurde offensichtlich so weit getrieben, daß heute nahezu niemand mehr von der Möglichkeit ausgeht, daß Regen durch menschliche Maßnahmen hervorgerufen werden konnte. „Die Kunst der Regenmacherei hat immer dort angefangen, wo der Wasserbau mit seinem Latein am Ende war.[2]

Abb. 3 Die alten Griechen übernahmen von den Ägyptern vermutlich nicht nur das Konzept des Pyramidenbaus, sondern auch den ägyptischen Namen für diese Bauwerke. (Bild: Die Pyramide von Hellinikon im Westen der Argolis auf dem Peloponnes)

Das Verfahren, von dem Waldhauser spricht, besteht darin, möglichst viele Steine von der Sonne erhitzen zu lassen und dann mit Wasser zu übergießen. Dadurch kommt es zu einer schnellen Verdunstung, und das Wasser muß daher aufgrund der physikalischen Gesetzmäßigkeiten in Dunstform hochsteigen. „Diese feuchte Luft kann verschiedene Reaktionen in den oberen Luftschichten auslösen“. [3]

Die Antriebskraft für diese Anlagen war die Sonnenenergie. Um einen möglichst großen Nutzen zu erzielen, waren für diesen Prozeß möglichst große Anlagen mit großen Verdunstungsflächen notwendig, wie wir sie bei den Pyramiden finden. Je größer die Steinflächen waren und je rascher der Verdunstungsprozeß vor sich ging, desto eher bestand Aussicht auf Erfolg. Grundvoraussetzung war natürlich eine nahe Wasserquelle, die durch den Nil in ausreichender Form vorhanden war beziehungsweise ist.

In einem Dürregebiet oder in einer Wüste besteht Wassermangel, weil kein Austausch der Flüssigkeit in vertikaler Form stattfindet. „Von oben her finden keine Niederschläge statt, und von unten her kann daher auch keine Wasserabgabe an die Luft durch Verdunstung erfolgen.[4]

Einen interessanten Hinweis liefert Hermann Waldhauser auch in Bezug auf die Etymologie des Wortes Pyramide. Im Ägyptischen, Griechischen und Lateinischen wird eine Pyramide als monumentaler Tempelbau verschiedener Kulturen bezeichnet. Die griechische Wurzel des Wortes Pyramide ist Pyramis. Es gibt Hinweise dafür, daß es aus dem Ägyptischen stammt. Per-em-us ist eine geometrische Bezeichnung, die den Begriff des Aufsteigens beschreibt.


Fortsetzung: Herodots Berichte


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle Hermann Waldhauser, "Regenzauber der Pharaonen", Junior-Druck Behamberg 1976, sowie: Patentschrift Herrn Waldhausers und Artikel in „Neues Steyr-Magazin“, April 1978
  2. Quelle: ebd.
  3. Quelle: ebd.
  4. Quelle: ebd.

Bildquellen:

1) Mschlindwein bei Wikimedia Commons, unter: File:Nile River and delta from orbit.jpg
2) Nomo bei Wikimedia Commons, unter: File:Black-desert-egypt.jpg
3) Schuppi bei Wikimedia Commons, unter: File:Pyramide von Hellinikon.jpg