Jacques Jules Bonnaud
Historisches Forscher- und Autorenportrait
Auf einen Blick
(red) Jacques Jules Bonnaud (* 27. Oktober 17401 in Cap French (Haiti); † 2. September 1792 in Paris), Doktor der Theologie und der Rechte, war ein französischer katholischer Kleriker (Jesuit), der die Ansicht vertrat, bei Platons Atlantisbericht handele es sich lediglich um eine verzerrte Darstellung der alten Geschichte des 'Heiligen Landes'. [1]
Biographische Notizen
Im damaligen Cap French (heute: "Cap-Haïtien") auf Haiti geboren, kehrt Jacques Bonnaud schon in jungen Jahren nach Frankreich zurück. Er erhielt seine Ausbildung am College von La Flèche und begann am 20. Dezember 1758 sein Noviziat bei den Jesuiten. Danach lehrte er zwei Jahre lang in Quimper. Als die Jesuiten im Jahr 1762 aus Frankreich ausgewiesen wurden, setzt Bonnaud seine kirchlichen Studien im Seminar von Saint Firmin in Paris fort und begab dann die südlichen Niederlande, wo er sein Studien der Theologie und Jurisprudenz abschloss.
Nach seiner Priesterweihe diente er zunächst (ab 1764) im Erzbistum Paris. 1788 wurde er vom Erzbischof Yves Alexandre de Marbeuf nach Lyon berufen, der ihn zum Generalvikar machte. Schließlich zog Bonnaud wieder nach Paris, wo er Flugschriften und Flugblätter schrieb, in denen er u.a. der neuen bürgerlichen Verfassung entgegentrat, die er nicht anerkannte. Um den 10. August 1792 wurde er verhaftet und im Karmeliterkloster in Paris unter Arrest gestellt, wo er während der ‚Septembermassaker‘ (Abb. 1) am 2. September 1792 zusammen mit vielen anderen Priestern und Ordensleuten ermordet oder exekutiert wurde. [2]
Jacques Bonnaud und Atlantis
Bereits 1887 hatte Jacques Jules Bonnaud in seinem Buch Hèrodote historien du peuple hèbreu sans le savoir (Abb. 2) (Herodot - Historiker des hebräischen Volkes, ohne es zu wissen) [3] die Auffassung vertreten, dass Platon, wie es der Atlantologie-Enzyklopädist Tony O’Connell formuliert, "als er über Atlantis schrieb, unzulänglich das Heilige Land beschrieb." [4]
Damit folgte Bonnaud in etwa den Ansichten, die wenige Jahrzehnte zuvor bereits sein Landsmann Claude-Mathieu Olivier [5], der deutsche Theologe Heinrich Scharbau, dessen niederländischer Kollege Peter van Eys [6] und die schwedischen Kirchenmänner Carl Friedrich von Baër [7] sowie Johannes Jacobi Eurenius [8] vorgestellt hatten. Die Wurzeln dieser quasi 'christlich-theologischen' Auslegung des Atlantisberichts gehen zurück auf Schriften von Jean De Serres (Serranus) (1570) und Gerhard Johannes Vossius (1650) [9]. Tatsächlich gehörte Jacques Jules Bonnaud bereits zu den späten Vertretern dieser 'Schule', die bald darauf in der Bedeutungslosigkeit versank.
Anmerkungen und Quellen
Fußnoten:
- ↑ Quelle: Tony O’Connell, "[ Bonnaud, ]",
- ↑ Quelle: Wikipédia - L'encyclopédie libre, unter: "Jacques Bonnaud" (abgerufen: 24. April 2018)
- ↑ Siehe: Jacques Jules Bonnaud, "Hèrodote historien du peuple hèbreu sans le savoir" (2. Ausgabe), J.F. Bassompierre, 1790
- ↑ Quelle: Tony O’Connell, "Holy Land (L)", 31. Mai 2010, bei Atlantipedia.ie (abgerufen: 24. April 2018; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
- ↑ Siehe: Claude-Mathieu Olivier, "Dissertation sur le Critias de Platon"; in: Continuation des Mémoires de littérature et d'histoire de Mr. de Salengre, Band 1, Teil 1, Paris, 1726. S. 19 ff.
- ↑ Siehe: Petrus van Eys, "Dissertatio philosophica inauguralis de Platone Mosaizante", Amsterdam (Franequerae; i.e.: Franeker), 1715
- ↑ Siehe: Siehe: [[|Friedrich Carl von Baër]], "Essai historique et critique sur les Atlantides", Paris, 1762
- ↑ Siehe: Joannes Eurenius, Olof Bidenius Renhorn und Carl Fredric Ljungberg, "Atlantica orientalis eller Atlands näs, til des rätte belägenhet beskrifwet för många år sedan : nu tillika med Platonis berättelse därom på swenska och Carl Fr. Ljungbergs Företal...", Strengnäs (Verlag), 1751
- ↑ Siehe: Gerhard Johannes Vossius, "De theologia gentili et physiologia christiana sive de origine ac progressu idololatriae", 1641; Derselbe, "De universae mathesius natura & constititione", 1650, Propositio XVII
Bild-Quelle:
- 1) Armand Fouquier, "Causes célèbres de tous les peuples", Band 5, Paris (Lebrun), 1862; nach: Wikimedia Commons, unter: File:SeptemberMassacres.jpg