Mu

Abb. 1 Mu und Atlantis nach James Churchward

(red) Mu ist der Name eines putativen versunkenen 'Kontinents' bzw. einer Großinsel, die einst Sitz einer primhistorischen Ur- oder 'Mutter'-Kultur der Menschheit gewesen sein soll.

In der westlichen, alternativ-historischen Literatur findet sich der Name 'Mu' zuerst bei Augustus Le Plongeon (1826-1909), der 1896 in "Queen M'oo and the Egyptian sphinx" angibt, dies sei der Name eines vor Jahrtausenden im Atlantik versunkenen Inselkönigreiches gewesen.

Colonel James Churchward (1851 - 1936), der mit A. Le Plongeon persönlich befreundet war, präsentierte wenig später in insgesamt vier Bänden ein Modell, nach welchem Mu im Pazifischen Ozean gelegen haben soll. Wie Le Plongeon ging auch Churchward davon aus, das mittelamerikanische Volk der Maya stamme von Überlebenden der Mu-Katastrophe ab, wobei sie sich beide bei ihrer diesbezüglichen Argumentation auf alte Maya-Texte stützen. Da sich ihre Übersetzungen dieser Texte - insbesondere die von Churchward, der sich auf frühere und völlig mangehafte linguistische Ansätze von Diego de Landa (1524-1579) und Charles Étienne Brasseur de Bourbourg (1814-1874) verließ - später als zumeist völlig unhaltbar herausstellten, wurden ihre Hypothesen von den meisten Maya-Forschern und Alt-Amerikanisten vehement zurückgewiesen. [1] Zudem geriet das Theorem versunkener Kontinente und Ur-Kulturen in den folgenden Jahrzehnten infolge wissenschaftlicher Paradigmenwechsel mehr und mehr in Misskredit.

Während A. Le Plongeons Modell eines atlantischen Mu bald wieder dem Vergessen anheim fiel (bzw. von anderen Atlantis-Theorien aus dem atlantologischen Diskurs verdrängt wurde), genoss Churchwards pazifisches Mu weiterhin eine gewisse Popularität - allerdings fast ausschließlich in esoterischen Kreisen, die das Thema Lemuria/Mu für sich vereinnahmten.

Nach wie vor werden Churchwards Werk und das 'Le(Mu)ria-Problem' in der schulwissenschaftlichen Literatur nicht ernst genommen [2], wogegen sich im Bereich der grenzwissenschaftlichen Fachliteratur zur Primhistorik und Atlantologie eine 'Trendwende' abzuzeichnen scheint. [3] Entscheidend beigetragen zu diesem neu erwachenden Interesse an der Prä- und Primhistorie im Großraum der Indischen und Pazifischen Oreane haben sicherlich die diversen archäologischen Entdeckungen der vergangenen Jahrzehnte (z.B. Dwaraka, Mahabalipuram, Yonaguni), die ein verstärktes Interesse der alternativen 'Forscher-Szene' an den Mythen und Legenden der dort lebenden Völker mit sich brachte und zu der Erkenntnis führten: Der Name Mu und die Vorstellung versunkener Landmassen im Pazifik sind keineswegs "Erfindungen" von James Churchward, sondern Teil der ältesten Überlieferungen der dortigen Kulturen.


Anmerkungen und Quellen


Bild-Quelle

(1) crystalinks.com, unter: Lemuria