Der Planet Mars und seine Eignung für eine Besiedlung

von unserem Gastautor Karl Jürgen Hepke

Abb. 1 Ist unser 'roter' Nachbarplanet Mars für eine Besiedlung durch die irdische Menschheit geeignet? Karl Jürgen Hepke beschäftigt sich in diesem Artikel schwerpunktmäßig mit zwei Subproblemen, vor die man sich gestellt sieht, wenn es um die Beantwortung dieser Frage geht: Lässt sich die marsianische Atmosphäre menschlichen Bedürfnissen entsprechend verändern? Und: gibt es dort genügend Wasser, um die derzeitige Ödwelt in einen lebensfreundlichen Ort zu verwandeln?

Es gibt auf dem Mars Strukturen, die irdischen Strömen, Flüssen oder Überflutungsrückständen gleichen. Davon gibt es drei Arten: Ausflusskanäle, Abflusskanäle und Kanäle in Form von langgezogenen Furchen, die sich mit den Kenntnissen, die man von der Erde hat, zur Zeit noch nicht erklären lassen. Die Abflusskanäle erinnern an irdische Stromtäler, weisen jedoch die Eigenart auf, dass die Nebenflüsse meist eine Zeitlang nahezu parallel zum Hauptstrom verlaufen, bevor sie sich mit diesem vereinen. Die Täler sind steil abfallende Schluchten. Die Boeden der Täler sind flach. Auf den Böden finden sich bisher kaum Hinweise, dass dort einmal Wasser geflossen ist. Die Abmessungen dieser Kanäle sind gigantisch. Sie sind bis zu 4000 km lang, 700 km breit und 6 km tief.

Da die Strukturen eindeutig auf das Fließen von Wasser und nicht auf das Fließen von Lava hinweisen, ist wahrscheinlich, dass das Wasser in diesen Gebieten unterirdisch geflossen ist, und die Täler sind später darüber eingebrochen. Da der Mars von einer dicken Schicht von porösem Gestein bedeckt ist, kann sich leicht vorhandenes Wasser in unterirdischen Systemen sammeln und unterirdisch abfließen. Auf der Erde gibt es, allerdings in viel kleinerem Maßstab, ähnliche Verhältnisse an den Rändern der Gebirge des persischen Hochlandes. Die unterirdischen Kanäle werden dort von den Menschen in uralter Tradition gefördert und instandgehalten und zur Bewässerung der Gärten und Felder in der Nähe der Ortschaften benutzt.

Die Abflusskanäle finden sich in den alten, stark verkraterten Gebieten des Mars. Diese sind alle älter als 3,8 Millionen Jahre, und es ist kein Problem, sich vorzustellen, dass innerhalb dieses langen Zeitraums auf dem Mars einmal paradiesische Verhältnisse geherrscht haben. Dass es Flüsse und Meere gab und Wasser und Land mit Leben aller Art erfüllt war, das den Vergleich mit unserer Erde durchaus verträgt. Da der Mars weiter von der Sonne entfernt ist als die Erde, ist der Anteil an Wärmestrahlung, den er von dort erhält, entsprechend geringer. Man hat errechnet, dass der Energieeintrag etwa 30% niedriger ist als auf der Erde. Dies wäre aber leicht kompensierbar durch eine veränderte Zusammensetzung der Atmosphäre.

Abb. 2 Terraforming bzw. Atmosphären-Umbau auf dem Mars mittels Kohlendioxid produduzierender Treibhausgas-Fabriken? Eine zunächst skurril wirkende Idee, die nichtsdestotrotz sehr ernsthaft von Wissenschaftlern diskutiert wird - und funktionieren könnte!

Ein höherer Anteil an Kohlendioxid würde zum Beispiel den aus der heutigen Umweltdiskussion bekannten Treibhauseffekt bewirkt haben, was zu einer ausreichenden Erwärmung geführt haette. Auf dem Mars wären damit optimale Wärmeverhältnisse zu erreichen, während sie auf der Erde zu einer viel zu aktiven Atmosphäre führen würden, die sich in verheerenden Unwettern, Wirbelstürmen und Flutkatastrophen entladen würde. In der Geschichte der Erde hat es diese Verhältnisse schon gegeben, nur menschliches Leben in der Form, wie wir es aus der geschichtlichen Zeit kennen, wäre damals nicht möglich gewesen. Außerdem gibt es auch bei den heutigen Verhältnissen auf der Erde große Gebiete, in denen der Mensch besser leben könnte, wenn der Energieeintrag geringer wäre.

Die ursprünglichen Voraussetzungen zum Entstehen einer lebensfreundlichen Atmosphäre waren auf dem Mars nicht anders als auf der Erde. Auch der Mars verfügt über einen glutflüssigen Kern, der für Vulkanismus sorgte. Die vielen Vulkankegel auf dem Mars beweisen es. Dieser Vulkanismus ist der primäre Lieferant für das Kohlendioxyd der Atmosphäre. Das Wasser lieferten, wie auf der Erde, einschlagende Kometen, außerdem konnte das Marsgestein selbst erhebliche Wassermengen abgeben. Mit dem Vorhandensein von Wärme, Wasser und Kohlendioxyd waren die Voraussetzungen zum Entstehen von stofflichem Leben gegeben, das sich ähnlich, wie von der Erde bekannt, entwickeln konnte. Auf Grund der Bilder, welche die verschiedenen Marssonden bisher lieferten, hat man weitere Wasserläufe jüngeren Datums entdeckt. So zum Beispiel auch an den Berghängen der nördlichen sogenannten "Tharsis"-Vulkane und an den Flanken des "Alba - Paterna". Sie sind offenbar durch auf der Oberfläche abfließendes Wasser entstanden und ihr Alter beträgt höchstens zweieinhalb Milliarden Jahre, es können aber auch nur fünfhundert Millionen sein.

Abb. 3 Die großen Vulkane der Tharsis-Region auf einen Blick: 1. Olympus Mons, 2. Tharsis Tholus, 3. Ascraeus Mons, 4. Pavonis Mons, 5. Arsia Mons, 6. Valles Marineris. An einigen ihrer Flanken wurden Spuren uralter Wasserläufe ausgemacht. Flüssiges Wasser existierte an der Oberfläche des Planeten aber auch noch während rezenter marsgschichtlicher Perioden. [1]

Ganz sicher ist man sich in dem Nachweis von vorhandenem Wasser in den Grenzbereichen der Hochlandfläche des Südens und den Tiefebenen des Nordens. Hier finden sich die sogenannten Abflusskanäle. Nach der zur Zeit von einigen Wissenschaftlern vertretenen Meinung handelt es sich dabei um Abflussvorgänge, die in der sehr kurzen Zeit von Tagen in einer chaotischen Flutwelle stattgefunden haben. Aus den hierbei abgerissenen Gesteinsmengen hat man eine dabei fließende Wassermenge von siebeneinhalb Millionen Kubikkilometer Wasser errechnet. Sie würde ein den ganzen Mars umspannendes fünfzig Meter tiefes Meer ergeben.

Aus anderen Berechnungen, die am NASA-Ames Research Center in Kalifornien gemacht wurden, geht hervor, dass das Wasser, das der Mars selbst in seiner frühen Geschichte ausgaste einen 160 Meter tiefen globalen Ozean ergeben hätte. Dies ist zwar etwa nur ein Zweihundertstel der Wassermenge der Erde, aber doch noch eine beachtliche Menge. Man nimmt an, dass auch heute noch ein großer Teil davon als Eis verborgen unter der Oberfläche liegt. Wenn dieses Eis jetzt durch einen schnellen Prozess mit hoher Energieentwicklung sehr schnell erhitzt wird, geraet das ganze Umfeld in Bewegung. Das Eis schmilzt und verwandelt sich in Wasser. Die auf dem Eis lagernden Gesteinsmassen brechen ein und sinken auf den Boden. Dabei verdrängen sie das Wasser, das schlagartig herausgeschleudert wird und in wildem Lauf, dem natuerlichen Gefalle des Geländes folgend, abfliesst, wobei es alles, was im Wege ist, mit sich fortreißt. Es entsteht eine Landschaft, die auf dem Mars als "chaotisches Terrain" bezeichnet wird. Als Ursache des plötzlichen Aufschmelzen des Eises koennen Vulkanausbrüche oder der Einschlag größerer Meteoriten in Frage kommen.

Abb. 4 Ein Beispiel für "chaotisches Terrain" ist das Areal Protonilus Mensae im Ismenius Lacus-Gradfeld. Im Zentrum befindet sich eine langestreckte, hoch aufragende Struktur, die eine auffallende Ähnlichkeit mit alpinen Endmöränen auf der Erde aufweist. Ist dies ein Indiz für große Mengen als Eis erhalten gebliebenen Oberflächenwassers?

Auch ein langsames Aufschmelzen durch Absinken des Eises in die Tiefe und Schmelzen durch die innere Marswärme ist denkbar. Hier sind ebenfalls plötzliche Einbrüche unter Herausschleudern großer Wassermassen vorstellbar. Auch das Aufbrechen von Eisbarrieren kann erhebliche bis dahin aufgestaute Wassermassen freisetzen, die dann alles verwüstend durch die Landschaft brausen. In den nördlichen Gegenden Kanadas und der USA hat es vor mehr als 10.000 Jahren (also zur Zeit der Polverschiebung um 3000 km - von Europa aus gesehen - nach Norden), vereinzelt derartige Sturzfluten gegeben. Die Wassermassen nahmen dabei einen Weg, der bereits durch bestehende Täler gegeben war, jedoch durch die heranbrausenden Fluten und das mitgeführte Material bis zu 200 m tiefer ausgewaschen wurden.

Es existieren auf dem Mars auch eine Vielzahl von Senken, in denen sehr feines Material abgelagert wurde. Sie ähneln ausgetrockneten Seen auf deren Grund tonartige Sedimente liegen. Auch dieses deutet auf das einstige Vorhandensein von Wasser hin. Auf Grund der Messungen einer Marssonde vermutet man heute Wasser nahe an der Oberfläche des "Solis Lacus". Dies ist eine große Senke in der 1973 ein gewaltiger Sandsturm stattfand. In den von der Marssonde aufgefangenen Partikeln dieses Sturmes befand sich überraschend viel Wasser. Auf Grund all dieser Feststellungen kann man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit behaupten, dass es unterirdisch auf dem Mars noch ganze Wasserzirkulationssysteme gibt, und zwar dort, wo Wasserreserven und vulkanische Aktivität zusammentreffen, wo das Wasser also durch die innere Wärme des Mars in flüssiger Form vorliegt.

Abb. 5 Der heute 'staubtrockene' Solis Lacus im marsianischen Thaumasia-Gradfeld könnte in ferner Vergangenheit ein echter See von gewaltiger Größe gewesen sein, wie hier dargestellt. Er dürfte nicht das einzige derartige Gewässer gewesen sein. Im Übrigen war zumindest die nördliche Hemisphäre des jetzt 'Roten Planeten' zu einer Zeit, als er noch über eine weitaus dichtere Atmosphäre verfügte, in weiten Teilen von einem flachen Ozean bedeckt. [2] Ist womöglich ein Großteil dieses Wassers noch unter der Marsoberfläche vorhanden?

In den achtziger Jahren wurde in amerikanischen geologischen Instituten entdeckt, dass die Täler des Mars und zwar besonders die riesigen "Valles Marineris" mit bis zu 7000 m mächtigen Sedimenten bedeckt sind. Weitere Untersuchungen und Analysen von Aufnahmen führten zu dem Schluss, dass es sich zum großen Teil um die Sedimente eines riesigen Sees handeln muss, die wahrscheinlich zum großen Teil aus Karbonaten bestehen. Eine Analyse aus dem Orbit heraus ist aber nicht möglich, weil der Boden mit einer dicken Staubschicht zugedeckt ist. Eine gewisse Bestätigung dieser Ansicht brachten die Karbonate, die sich in dem berühmten Marsmeteoriten ALH 84001, der 1984 in der Antarktis gefunden wurde, befanden. Diese Erkenntnis schlug in der Wissenschaft wie eine Bombe ein, denn unzählige Skeptiker hatten immer wieder die Möglichkeit jeglichen Lebens auf dem Mars verneint, und die Befürworter dieser Möglichkeit als Spinner und Phantasten abgetan. Sie war der Anfang einer sehr intensiven wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Mars und führte zur Forcierung der Marsforschungsprojekte, die unter anderem auch die hier angeführten Erkenntnisse brachten.

So brachten auch Farbanalysen von Photos des Bodens der Valles Marineris, die von den Marssonden [ Viking] und Phobus gemacht wurden, die Erkenntnis, dass sich in Spalten des Gesteins kristalline Eisenoxide gebildet haben, wie sie nur in stehenden Gewässern vorkommen. Die Sedimentmenge in diesem genannten See im Gebiet der Valles Marineris wurde zu 129.000 Kubikkilometern berechnet. Eine Menge, die den gesamten Mars mit einer 90 Zentimeter dicken Schicht bedecken könnte. Der größte bekannte irdische See, der sich vor 37 Millionen Jahren in Wyoming ausdehnte, brachte es dagegen nur auf 20.000 Kubikkilometer in vier Millionen Jahren.

Abb. 6 Zur Klärung bedeutsamer Kernfragen der Marsforschung (z.B.: Gab es dort einst Leben, und wenn ja, wie hoch entwickelt war es? Sind dort heute noch heute noch irgendwelche Lebensformen vorhanden, die in Hinsicht auf eine Besiedlung des Planeten Berücksichtigung finden müssen?) sind bemannte Missionen und eine adäquate Technologie sowie ein umfassendes Raumfahrt-Programm notwendig. Dies zu bewerkstelligen, stellt eine ganz enorme Aufgabe dar.

Alle bisher durchgeführten Untersuchungen von Meteorsteinen vom Mars, von Marsgestein auf dem Mars und von Photos der Marsoberfläche aus der Ferne und aus der Nähe weisen darauf hin, dass man in absehbarer Zeit, das heisst, wenn die Ergebnisse der laufenden und geplanten Marsmissionen ausgewertet sind, sicher wissen wird, dass es auch heute noch primitives Leben auf dem Mars gibt. Ob auch die Frage nach früherem, auch höherentwickeltem Leben, in einer mit der Erde vergleichbaren Form eine Antwort findet, bleibt abzuwarten. Wenn man bedenkt, dass selbst auf der uns seit langem zugänglichen Erde die Kenntnis von der Vergangenheit und der menschlichen Entwicklung noch sehr lückenhaft ist, und die Fragen nach der Entstehung des Lebens gegenwärtig in Abständen von Jahrzehnten immer neue Antworten finden, kann man wohl mit Recht erwarten, dass die Wissenschaft und die Weltraumtechnik zur Zeit mit dieser Frage noch überfordert sind und noch eine laengere Zeit benötigen, bis sie darauf eine brauchbare Antwort geben können.

Voraussetzung für die Klärung dieser Frage wäre mit Sicherheit die bemannte Raumfahrt zum Mars in einer relativ fortgeschrittenen Form. Es wäre nämlich erforderlich, größere interessante Flächen mit Fahrzeugen zu erkunden und an interessant erscheinenden Stellen Bohrungen und Ausgrabungen durchzuführen. Doch auch dabei bliebe fraglich, ob man an den richtigen Stellen forschte. Nützlich könnten neu zu entwickelnde Ortungsgeräte sein, die durch meterdicke Ablagerungsschichten hindurch Strukturen im Untergrund erkennen ließen, denn die heute zugängliche Marsoberfläche ist bei Untersuchung mit den bisher bekannten Mitteln wenig aussagefähig. Diese Geräte könnten natürlich auch für archäologische Untersuchungen auf der Erde sehr nützlich sein. Voraussetzung für die effektiv und ungestört durchzuführende Raumfahrt zum Mars, wäre aber selbstverständlich eine Einigung und nicht eine Konfrontation mit den Kräften, die zur Zeit noch die Sammlung weiterer Daten über den Mars zu behindern scheinen, wie im vorangegangenem Kapitel dargestellt wurde.


Literaturhinweis

Hepkebuch.jpg
Karl Jürgen Hepke, "DIE GESCHICHTE VON ATLANTIS, der vergessene Ursprung unserer Kultur", TRIGA - DER VERLAG, 2. Aufl. 2008, Hardcover, 268 Seiten, ISBN 978-3-89774-539-1


Anmerkungen und Quellen

Dieer Beitrag von Karl Jürgen Hepke (©) wurde seiner Webseite tolos.de entnommen, wo er unter dem Titel "Der Planet Mars und seine Eignung fuer eine Besiedlung (9)" erstveröffentlicht wurde. Bei Atlantisforschung.de erscheint er in einer redaktionell bearbeiteten Fassung im März 2017.

Fußnoten:

  1. Zu diesem Thema siehe bei Atlantisforschung.de auch: "Wasser auf dem Mars noch vor Hunderttausenden von Jahren!" (red)
  2. Siehe dazu bei Atlantisforschung.de: "Urzeitlicher Ozean auf der Nordhalbkugel des Mars - Katastrophistische Anmerkung zu einer aktuellen Studie zur Geschichte des >Roten Planeten<" (red)

Bild-Quellen:

1) NASA and The Hubble Heritage Team (STScI/AURA) bei Wikimedia Commons, unter: File:Mars Hubble.jpg
2) D Mitriy (Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:Terraforming of Mars.jpg
3) NASA-photojournal bei Wikimedia Commons, unter: File:Tharsis (marked).png
4) Jim Secosky (modified nasa image) bei Wikimedia Commons, unter: File:Glacier close up with hirise.JPG
5) NASA Goddard Space Flight Center (from Greenbelt, MD, USA) bei Wikimedia Commons, unter: File:Mars Transition (10839653813).jpg
6) NASA/Pat Rawlings bei Wikimedia Commons, unter: File:S90 47890.jpg