Ein Atlantisbuch, das niemals existierte!
(bb) Dass auch die Atlantisforschung bzw. die Atlantologie-Historik nicht vom Phänomen der 'Phantombücher' verschont geblieben ist, zeigt sich u.a. [1] am Beispiel eines vermeintlich im Jahr 1842 erschienenen Werks des deutschen Gelehrten und Zeitungsverlegers Heinrich Schulz (1780-1844) mit dem Titel "Die Erzählung Platon's von dem Untergange der Atlantis".
Halten wir zunächst dazu fest, dass besagter Autor selber keineswegs eine 'imaginäre Perdsönlichkeit' war, auch wenn heute kaum noch etwas über ihn bekannt ist. So hat der Verfasser bei einer Schnellsuche im Internet lediglich eine kurze Notiz über Schulz in einem Registerband entdeckt, in der es heißt, dass er aus Niedermassen bei Unna stammte, seit 1813 als Privatgelehrter in Hamm wirkte, und dass er in Verbindung mit Heinrich Heine und dem Schriftsteller, Lyriker und Dramatiker Karl Immermann stand. Zudem erfahren wir dort, dass Schulz sich gemeinsam mit Gottlieb August Wundermann von 1818-1841 als Herausgeber des Rheinisch-Westphälischen Anzeigers betätigte. [2] Einer verwandten Quelle mit fast gleichlautnden Informationen ist zudem zu entnehmen, dass Heinrich Schulz einen Doktorgrad hatte.
Was jedoch das angebliche Atlantis-Buch von Schulz betrifft, kommt der Atlantologie-Historiker Thorwald C. Franke vor dem Hintergrund seiner Nachforschungen zu einem ganz eindeutigen Ergebnis: "Das Buch >Die Erzählung Platons von dem Untergange der Atlantis< von 1842 von Heinrich Schulz [...] existiert nicht. In wissenschaftlichen Publikationen und pseudowissenschaftlichen Werken finden sich bis heute bibliografische Verweise [3] auf dieses Buch: Aber es gibt es einfach nicht!
Offensichtlich kam der bibliografische Verweis mit der Ankündigung seiner zukünftigen Veröffentlichung im Jahr 1841 in Umlauf - aber der Autor starb bald und das Buch wurde nie veröffentlicht. Schulz’ letztes Buch, das ein Jahr nach seinem Tod im Jahr 1845 veröffentlicht wurde, zeigt sogar, dass er von seinen Behauptungen über Atlantis zurückgetreten ist.
Schulz war einer der ersten Autoren, welche behaupteten, die Deutschen (wie er sie sah) kämen aus dem hohen Norden (ja, so ähnlich wie die White Walkers aus >Game of Thrones<). Diese pseudowissenschaftliche Idee wird oft mit einem pseudowissenschaftlichen Missbrauch von Platons Atlantis kombiniert. Doch in diesem speziellen Fall scheint der Autor von dieser Fehlerkombination endgültig Abstand genommen zu haben." [4]
Anmerkungen und Quellen
Fußnoten:
- ↑ Siehe zu diesem Thema auch: Bernhard Beier, "Louis Claude Cadet de Gassicourt - Ein Phantom der Atlantologie-Geschichte"
- ↑ Quelle: Leonhard Friedrich und Sylvia Springer, "Johann Heinrich Pestalozzi - Sämtliche Werke und Briefe. Registerband 1", Walter de Gruyter, 2012, S. 509
- ↑ Red. Anmerkung: Siehe z.B. Wikisource, unter: "Atlantis" (Stand: 11. Mai 2019). Dort wird in der Rubrik "19. Jahrhundert" verwiesen auf: H. Schulz: Die Erzählung Platon’s von dem Untergange des Atlantis und dem antediluvianischen Staate und Volke der Atlantiden, historisch-kritisch beleuchtet und als ein ächtes Fragment antediluvianischer Urgeschichte nachgewiesen. Hamm 1842
- ↑ Quelle: Thorwald C. Franke, "Atlantis Newsletter 112: An Atlantis book that never existed!", 24. April 2018, online bei: atlantis-scout.de, unter: Atlantis Newsletter – Archive (abgerufen: 11. Mai 2019; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
Bild-Quelle:
- Carl Spitzweg (1808–1885), "Der Bücherwurm" (ca. 1850) bei Wikimedia Commons, unter: File:Carl Spitzweg 021.jpg