Aliens, bitte melden!

Auf der Suche nach Spuren intelligenten Lebens im All

von unserem Gastautor Reinhard Habeck (2001)

Abb. 1 Das große Radioteleskop von Green Bank, West Virginia. Mit ihm und dem Projekt OZMA begann 1960 die gezielte Suche nach den Spuren außerirdischer Intelligenzen.

"In spätestens 25 Jahren werden wir außerirdisches Leben entdeckt haben!" Diese Prognose stellen immer mehr Weltraumforscher und suchen nach geeigneten Methoden, um mögliches Leben außerhalb unseres Sonnensystems aufzuspüren. Viele Astronomen stellen heute nicht mehr die Frage, ob wir allein im Universum sind, sondern nur noch, wann andere Lebensformen oder gar fremde Intelligenzen entdeckt werden.

Wie können wir mit ihnen in Kontakt treten? Würden wir von einer Kommunikation mit fremden Wesen profitieren? Oder gehen wir dabei ein Risiko ein? Gibt es einen Schlüssel für ein "intergalaktisches Telefongespräch"? Astrophysiker sehen in den universell gültigen Gesetzen der Mathematik, Physik und Chemie eine Chance, mit Außerirdischen in universelle Verbindung zu treten. Das Denken in Zahlen könnte eine reale Möglichkeit der Kontaktaufnahme sein. Ohne gemeinsamen Erfahrungshorizont ist eine Verbindung allerdings nicht vorstellbar. Eine Ameise beispielsweise kann mit uns nicht kommunizieren, weil sie unsere Gedanken nicht versteht, und umgekehrt.

Trotz Zweifel wurde bereits 1960 das Projekt OZMA aus der Taufe gehoben, das mit der Idee startete, man könne vielleicht mit einem Radioteleskop im amerikanischen Green Bank, West Virginia, mögliche außerirdische Signale empfangen. Der Versuch scheiterte, führte aber zum inzwischen weltweit engagiertesten Wissenschaftsprojekts SETI (= Search for Extra Terrestrial Intelligence). Es ist der bisher größte 'Lauschangriff' bei der Suche nach außerirdischem Leben. Mit gigantischen Radioteleskopen von bis zu 300 Metern im Durchmesser tasten Forscher den Himmel ab und senden Radiowellen aus. In Kalifornien wird das aufwendigste Unterfangen dieser Art mit hochmodernen Technologien realisiert. Die Projekt-Leiterin dieser SETI-Station, Jill Tarter [1], schätzt die Chancen eines Erfolges inzwischen "tausend-milliardenfach" höher ein als bei allen früheren Bemühungen. "Es könnte da draußen von intelligenten Kulturen nur so wimmeln", schwärmt die Wissenschaftlerin.

Ihr berühmter Kollege, der Astronomieprofessor Frank Drake (Abb. 5), ein Pionier auf dem Gebiet der Radioastronomie, der mit Projekt OZMA schon vor vierzig Jahren nach Lebenszeichen von "E.T." forschte, vertritt ebenso diese Ansicht. Drake ist es im Wesentlichen zu verdanken, dass der NASA heute ein ausgeklügelte Instrumentarium zur Verfügung steht, mit der sie Signale fremder Welten zu empfangen hofft.

Abb. 2 Der Kugelsternhaufen M 13 war 1947 das Ziel einer Radiobotschaft des großen Radioteleskops von Arecibo.

Doch wie soll ein "Intelligentes Signal" extraterrestrischer Funker eigentlich aussehen? Haben wir dieselbe "Wellenlänge"? Schon des Öfteren wurden Radio-Signale aus dem All empfangen, die keinem natürlichen Ursprung zuzuordnen waren. Sie kamen aber immer von verschiedenen Sternen. Und keines der mysteriösen Signale wurde ein zweites Mal aus derselben Quelle geortet. [...] Das Hauptproblem aber sind die enormen Distanzen.

So wurde 1974 mit dem größten Radioteleskop in Arecibo auf Puerto Rico ein Informationssignal ins All geschickt, gezielt auf den 26000 Jichtjahre entfernten Kugelsternhaufen M 13 (Abb. 2). Eine Galaxie, die als Heimat außerirdischer Intelligenzen besonders geeignet erscheint. Das Dilemma: Sollte die Botschaft jemals auf außerirdische Kulturen stoßen, die zumindest unsere technologische Evolutionsstufe erreicht haben, würde eine Antwort frühestens in 52000 Jahren zu erwarten sein - so lange braucht jedenfalls das Licht, das schnellste uns bekannte Medium. Ganz abgesehen davon, ob unsere Zivilisation dann überhaupt noch besteht.

Abb. 3 Die Hülle der goldenen Daten-Platte der Voyager-2-Sonde mit Informationen für eventuelle außerirdische Finder

Neben Radiosignalen sind es vor allem Raumsonden, die an Bord Mitteilungen für außerirdische Intelligenzen mitführen. Mit den amerikanischen Raumsonden Voyager I und II reist seit 1977 eine Botschaft in Form einer Bild-Ton-Platte (Abb. 3) ins All. Neben den Geräuschen von Buckelwalen und der Musik von Mozart finden sich Wortmeldungen von Politikern wie dem früheren amerikanischen Präsidenten Jimmy Carter und dem ehemaligen österreichischen UNO-Generalsekretär Dr. Kurt Waldheim. Sollte die irdische "Visitenkarte" dereinst von Außerirdischen entdeckt werden, so werden sie vielleicht verstehen, woher der Flugkörper gekommen ist. Die exakte Lage unseres Sonnensystems und eine genaue Beschreibung der Spezies Mensch könnten für die ETs wertvolle Tipps ergeben.

Auch die vor bald 30 Jahren gestartete amerikanische Jupiter-Sonde Pioneer 10, ursprünglich nur für eine Lebensdauer von 21 Jahren gedacht, reiste weiter in die Tiefen des Alls. Pioneer 10 ist das erste Fluggerät von Menschenhand, das bereits 1983 unser Sonnensystem verlassen hat. Noch im Frühjahr 1997 wurden Daten gefunkt, die inzwischen neun Stunden benötigten, bis sie die Erde erreichten. Erst in 70000 Jahren, so errechneten Wissenschaftler, wird die Raumsonde in der Nähe von Proxima Centauri sein, dem nächsten Stern in unserer Galaxie. Und wenn Pioneer 10 eine ganze Runde im Milchstraßensystem zurücklegen will, vergehen etwa 250 Millionen Jahre.

Sollte sie vorher von jemand "eingefangen" werden, finden sich zielführende Hinweise "Made in Terra": Eine 15 mal 23 Zentimeter große Aluminiumplatte an der Bordwand. Sie zeigt eingraviert dass Bild eines hüllenlosen Menschenpaares [2], die Darstellung eines Wasserstoffatoms, die Flugbahn des Roboters sowie die Sonne mit ihren Planeten. Der rechte Arm des Mannes ist erhoben, seine Hand geöffnet - außerirdische Finder werden das hoffentlich als Geste des Friedens deuten.

Abb. 4 Dr. Edward C. Stone - hier vor einen Voyager-Modell

Sind derlei Botschaften nur naive Spielereien weltraumbesesener Idealisten? Die amerikanische Weltraumbehörde scheint jedenfalls einen Erfolg von SETI keinesfalls auszuschließen. So hat sie im Vorfeld mit religiösen Führern erörtert, wie die Menschen auf der Erde mit der Erkenntnis fertig werden würden, sollten außerirdische Kulturen tatsächlich existieren. Der NASA-Abteilungsleiter Edward Stone (Abb. 4) erklärte dazu dezidiert: "Wie Christoph Kolumbus wissen wir nur eines genau. Es gibt etwas jenseits unseres Horizonts. Wie der Seefahrer müssen auch wir mit dem Unerwarteten rechnen."

Un wenn das Unerwartete füher eintritt als erwartet? Was dann, wenn es unvorhergesehen zu einem Kontakt mit außerirdischen Intelligenzen käme? Wären wir wirklich darauf vorbereitet? Käme es zu einem Kulturschock, ähnlich dramatisch, wie dies alte Kulturen der Azteken, Maya und andere bei ihrer Entdeckung erfahren und erleiden mussten? Würden unsere Reaktionen zwischen Angst und Freude, Verzweiflung und Hoffnung schwanken? Wäre dies das Ende der menschlichen Geschichte und der Beginn einer neuen kosmischen Ära?

Abb. 5 Der Astronom und Astrophysiker Dr. Frank Drake gehört zum 'Urgestein' der SETI-Forschung.

Weshalb strecken wir unsere Fühler ins All? Wozu ein 'Lauschangriff', wo doch die Erfolgschancen nicht garantiert sind? "Als Wissenschaftler leitet mich natürlich meine Wissbegierde", gesteht der Radioastronom Frank Drake (Abb. 5) offen ein und betont: "Ich will wissen, was da draußen im All vor sich geht: Als Mensch halte ich unermüdlich an der Sache fest, weil SETI uns Antworten auf unsere elementarsten Fragen verspricht, also darauf, WER wir sind und WELCHEN Stellenwert wir im Universum besitzen."

Die Lauschaktion ist das technisierteste, aber auch menschlichste wissenschaftliche Thema, das sich Frank Drake vorstellen kann. Denn jedes taktische Problem bei der Forschung stützt sich auf das alte "philosophische Rätsel": WOHER kommen wir? Sind wir EINZIGARTIG? Was bedeutet es, ein Mensch zu sein? Unser Erstaunen über den Sternenhimmel, davon ist Frank Drake überzeugt, wird in der Suche nach außerirdischen Intelligenzen reflektiert.

Ist die Antwort wirklich irgendwo dort draußen? Die letzte geographische Grenze im All ist zugleich auch eine der letzten Grenzen unseres Wissens: Die Tiefe des Universums birgt den Schlüssel zu unserer Herkunft und zum Aufbau unserer Welt. Ist mit der Erforschung und Erschließung des Alls sowie konkreter Pläne zur Besiedlung von Planeten eine Lösung für das von Feank Drake angesprochene "philosophische Rätsel" in Sicht?

Es gehört zu den Mythen der Menschheit, dass sie sich nicht als einzig möglichen Intelligenzträger begreift. Schon Astronomen und Gelehrte des Altertums haben erkannt, dass intelligentes Leben ein universelles Phänomen darstellt. Die jüngsten sensationellen Entdeckungen der Raumfahrt, das Auffinden von Planeten und Wasservorkommen sowie die Suche nach Brüdern im All scheinen einen Bewusstseinswandel auf der Erde einzuleiten. Die Menschheit auf dem blauen Planeten Erde, das Sonnensystem und unser Zentralgestirn, wir sind nichts Einmaliges oder Außergewöhnliches in der unendlichen Weite des Alls. Und wir sind gerade dabei, dies endlich begreifen zu lernen...



Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Reinhard Habeck (©) wurde seinem Buch "10000 Jahre UFOs - Himmelsphänomene durch die Jahrtausende" (S. 94-97) entnommen, das im Jahr 2001 in der Reihe RÄTSELHAFTE PHÄNOMENE des Tosa Verlags, Wien, veröffentlicht wurde. Bei Atlantisforschung.de erscheint er mit freundlicher Genehmigung des Verfassers in einer redaktionell bearbeiteten Online-Fassung.

Fußnote:

  1. Red. Anmerkung: Dieser Beitrag stammt aus dem Jahr 2001. Jill Tarter hatte ihre Leitungs-Funktion beim SETI-Projekt bis 2012 inne.
  2. Red. Anmerkung: Wie sich die Angehörigen unserer Spezies fortpflanzen, dürfte sich möglichen außerirdischen Findern anhand dieses "hüllenlosen Menschenpaares" allerdings nicht erschließen. Während das primäre Geschlechtsorgan des dargestellten Mannes abgebildet wurde, machte sich der damalige, 2013 verstorbene NASA-Chefwissenschaftler John E. Naugle damit lächerlich, dass er einen Entwurf für die Pioneer-Plakette, auf dem die Vulva der Frau mit einem kurzen Strich lediglich angedeutet wurde, ablehnte und löschte.

Bild-Quellen:

1) Cyberbaud (Own work), bei Wikimedia Commons, unter: File:GBT.JPG (Lizenz: GHDL oder CC-BY-SA-3.0, Commons:GNU Free Documentation License, version 1.2)
2) Credit Line and Copyright Adam Block / Mount Lemmon Sky Center / University of Arizona --- Fabian RRRR, bei Wikimedia Commons, unter: File:M13s.jpg (Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 United States)
3) Mattes bei Wikimedia Commons, unter: File:The Sounds of Earth Record Cover - GPN-2000-001978.jpg
4) CarolSpears bei Wikimedia Commons, unter: File:Stone Voyager.jpg
5) Dr. Raphael Perrino / Flickr: Dr. Frank Drake bei Wikimedia Commons, unter: File:Dr. Frank Drake.jpg (Lizenz: Creative Commons Attribution 2.0 Generic)