Das Land der Basken, eine atlantische Insel in Europa
von unserem Gastautor Jürgen Hepke
Als im Jahr 8500 v. Chr. ein Asteroid die Erde traf, infolge der Einschlagsenergie die Erde ins Taumeln geriet, die Meere über das Land hinbrausten und alles menschliche und tierische, an das Land gebundene, Leben in den Flachländern vernichteten, kurz als die Sintflut über die Erde hereinbrach, überstand auf dem Lande die Katastrophe nur das, was in hohen Gebirgen oder auf durch hohe Gebirge geschützten Hochebenen lebte.
Aber auch hier gab es infolge der anschließenden verheerenden Regenfälle, der Jahrzehnte oder Jahrhunderte andauernden Klimaverschlechterung und der dadurch ausgelösten Verknappung an Nahrungsmitteln noch erhebliche Ausfälle, sodass im atlantischen Raum, der durch die Katastrophe am härtesten getroffen wurde, am Ende nur das übrig blieb, was lange Zeit in natürlichen oder künstlich geschaffenen Höhlen in einem klimatisch relativ günstig gelegenem Gebiet lebte.
Zu diesen Gebieten zählten auch die fruchtbaren Hochländer und die Gebirge der Iberischen Halbinsel. Von den überlebenden Menschen in diesem Bereich, die durch ihre Einbindung in das alte atlantische Reich "der Götter und Riesen", das in der Sintflut untergegangen war, noch einen großen Teil des Wissens aus dieser Zeit mitbekommen hatten, ging dann die Gründung des neuen atlantischen Reiches, das später von Platon beschrieben wurde, aus. Wie bereits beschrieben, dehnte es sich in der Folgezeit an den Küsten des Atlantiks, dem baltischen Bereich und im westlichen Mittelmeer aus.
Im Norden der Iberischen Halbinsel gibt es ein Gebiet, das besonders günstige Bedingungen für das Überleben von Menschen in durch die Natur oder durch den Menschen verursachten Katastrophen bietet. Dieses Land wird nach Westen durch die über 2000 m Höhe ansteigenden Gipfel des kantabrischen Gebirges geschützt, hat selbst im Norden stark gebirgigen Charakter, der ein Eindringen feindlicher Menschen stark erschwert und öffnet sich nach Süden in fruchtbaren Hochebenen, die jede Art von Landwirtschaft ermöglichen. Für ausreichende Regenfälle sorgt der nahe gelegene Atlantik im Zusammenwirken mit den Gebirgsketten. Sie speisen den das Gebiet nach Süden begenzenden Fluss, der heute den Namen Ebro führt, das ganze Jahr über mit ausreichend Wasser.
Wegen dieser Vorzüge wurde dieses Gebiet seit der Zeit des Cro-Magnon-Menschen immer und durchgehend von der gleichen Art Menschen bewohnt. Sie überlebten hier die zwei großen Naturkatastrophen, welche die atlantischen Reiche untergehen ließen, wanderten nach der zweiten Katastrophe nicht nach Osten hin aus, sondern blieben, wie auch andere kleinere Gruppen in verschiedenen begünstigten Gebieten, in ihrem Land. Gegen die später einwandernden keltischen und germanischen Volksscharen verteidigten sie es mit allen Kräften und großer Zähigkeit und retteten so sowohl ihre Gesetze, ihre Traditionen und ihre Sprache bis in die heutige Zeit. Dies, obwohl die nördlich und südlich angrenzenden Nationalstaaten Frankreich und Spanien ihnen dieses nationale und kulturelle wie sprachliche Überleben seit den Anfängen des zwanzigsten Jahrhunderts mit den Mitteln des modernen Staates und neuerdings auch mit den Mitteln der modernen Kommunikationsgesellschaft wie Rundfunk und Fernsehen außerordentlich erschweren.
Die Rede ist vom Baskenland oder Euskadi, wie es in der Landessprache genannt wird. Es ist heute ein kleines Land zwischen den westlichen Pyrenäen und den Ufern des Golfes von Bizkaia. Es hat noch eine Fläche von ca. 20 700 Quadratkilometern, von denen der kleinere Teil nördlich der Pyrenäen im heutigen Frankreich, der grössere südlich der Pyrenäen im heutigen Spanien liegt. Es ist in sieben historische Provinzen gegliedert, die sich in ihrer Sprache Araba, Behenafarroa, Bizkaia, Gipuzkoa, Lapurdi, Nafaaroa und Zuberoa nennen. Es hat etwa 2 900 000 Einwohner, von denen 230 000 im Bereich des heutigen Frankreich leben. Die Basken stellen eine ethnische Einheit mit eigener Sprache und Kultur dar, die sich deutlich von den nördlichen und südlichen Nachbarn abhebt. Ihre Sprache ist das Euskera, der Einwohner heisst Euskaldun. (Euskera dun = der, welcher Euskera spricht.)
Wilhelm von Humboldt, der im 19. Jahrhundert das Baskenland bereiste, beschreibt den Basken wie folgt: Groß, schlank, trotzdem kräftig, schwarze Haare, starke Augenbrauen und feingeschnittene Gesichtszüge. Auffallende Charaktereigenschaften sind nach ihm Höflichkeit und Mut. Die Häuser sind sauber und die Kleidung ordentlich, nur die Sprache ist fremdartig, anders als alle bekannten Sprachen und auch mit erheblichen fremdsprachlichen Erfahrungen nicht zu verstehen. Dies wird auch dem heutigen Besucher des Baskenlandes sofort klar, wenn er die Hinweisschilder in der Landessprache an den Straßen zu verstehen sucht. Es wimmelt in dieser Sprache von starken Konsonanten wie K, Z, R und P, oft noch dazu in Kombination miteinander. Dazwischen befinden sich als besonders häufige Vokale das "i" und das "eu" sowie das "ei" und die Kombination "oa". Ein kleines Beispiel davon soll im Folgenden gegeben werden. Es handelt sich dabei um die Strophe eines Liedes, welches das Wiedererwachen von Euskera als geschriebene Sprache besingt:
Lengoajetan ohi intzan
estimatze gutitan
Orai aldiz hik behar duk
Ohoria orotan.
Heuskara, habil mundu guzira!
(Unter den anderen Sprachen hat man dich wenig gewürdigt; jetzt dagegen wirst du unter allen geehrt. Euskera, geh durch die ganze Welt!)
Viele Wissenschaftler haben versucht, die Herkunft dieser Sprache zu klären. Bis heute ist aber niemand zu einem befriedigenden Ergebnis gekommen. Unbestritten ist aber, dass diese Sprache im Baskenland seit der Vorgeschichte gesprochen wird und von baskischen Sprachwissenschaftlern wird behauptet, dass sie bis 6000 vor Christus eindeutig für das Baskenland belegt ist, das heißt, dass sie hier bereits zur Zeit des atlantischen Reiches und der Megalithkultur gesprochen wurde. Für die heutige Wissenschaft ist auch die Herkunft der Basken noch immer ein Rätsel, dessen Lösungsversuche aber immerhin zu zwei Theorien geführt haben, die sich, wie sich zeigen wird, ohne große Probleme zusammenfassen lassen, wenn man auch in der Wissenschaft die Existenz eines atlantischen Reiches der Frühgeschichte voraussetzt. Die erste und am weitesten verbreitete Theorie besagt:
Die Basken stammen vom ursprünglichen Cro-Magnon Menschen ab. Sie konnten sich in ihrer einsamen Lage ungestört entwickeln und unvermischt erhalten, wobei ihre ursprüngliche Kultur und Sprache ebenfalls erhalten blieb. Es gibt also keinen wesentlichen Unterschied zwischen den Menschen der Cro-Magnon-Rasse und den Basken. Diese Kontinuität kann mit Daten der Craniometrie belegt werden, sie findet gemeinsame Merkmale bei Cro-Magnon Schädeln und den Schädeln der Basken. Dabei wird besonders auf die Kurzköpfigkeit von Cro-Magnon-Menschen und Basken hingewiesen.
Die zweite Theorie stellt die Beweiskraft der Craniometrie in Frage, weil die Kurzköpfigkeit seit dem Neolithikum (also der Ausbreitungszeit des zweiten atlantischen Reiches) auch in anderen Teilen Europas vorkommt und dazu im Baskenland nicht die einzige vorkommende Schädelform ist. Sie legt deshalb die serologischen Eigenschaften des Blutes als Unterscheidungsmerkmal fest und kommt zu dem Ergebnis, dass eine Gleichheit zwischen dem Baskenland, dem aquitanischen Umkreis und anderen Randvölkern Europas besteht. In ihren Bevölkerungen herrschen die Blutgruppe 0 und der Rhesusfaktor negativ vor. Es wird daraus der Schluss gezogen, dass die Basken, wie auch andere europäische Randvölker, zu dem vorindogermanischen Volk der "Liguren" gehörten, die Westeuropa im Neolithikum besetzten. Bei den Randvölkern ging die Sprache in der Auseinandersetzungen mit anderen Völkern verloren, bei den Basken konnte sie sich auf Grund der abgeschlossenen Lage erhalten.
Ersetzt man in beiden Theorien die Begriffe "Cro Magnon-Rasse" und "Liguren" durch "Atlanter" und betrachtet dazu noch die [...] Geschichte der Ausbreitung und des Untergangs des atlantischen Reiches, dann stimmen beide Theorien überein. Damit ist nach den bisher von der Wissenschaft angewendeten Untersuchungsmethoden bewiesen, dass es sich bei den Basken um die direkten und nahezu unvermischten Nachfahren der Atlanter des Neolithikums und möglicherweise sogar des Mesolithikums handelt. Das gleiche gilt damit auch für ihre Sprache und ihre Kultur. Wir haben also in den Basken und in der baskischen Kultur und Sprache einen Faden, der uns zur Kultur und zum Wesen der Atlanter zurückführt.
Damit gewinnen die in der baskischen Kultur erhaltenen Mythen und Legenden sowie die prähistorischen Spuren, die sich im Leben der baskischen Bauern und Hirten wiederfinden, eine ganz andere Bedeutung. Es handelt sich nicht nur um die Vergangenheit eines kleinen Bergvolkes, sondern um die Vergangenheit des gesamten westlichen Kulturraumes um nicht zu sagen, um einen Teil der Vergangenheit der gesamten Menschheit. Untermauert wird diese Feststellung noch durch Beobachtungen der Anthropologen. So stellte Dr. I. Barandiaran in seinem 1969 gehaltenen Vortrag "Über die Herkunft der Basken" fest, dass man überrascht wird von der Anzahl der Spuren aus den ältesten Zeiten, die man in der Mythologie der baskischen Hirten und Bauern entdeckt.
"Bemerkenswert ist das Überleben von Mythen und Überlieferungen mit Hinweisen auf sagen-hafte Heldengestalten, die in denselben Höhlen wohnen, die schon die Menschen aus dem älteren Paläolithikum vor 15 000 oder 20 000 Jahren zum Wohnen oder für ihre künstlerischen Wandmalereien benutzten. Das heisst, dass die gleichen Gestalten, die das Pyrenäenvolk in der Ren-Zeit schuf, heute noch lebendig sind und auf die heutige baskische Mythologie einwirken. Die Welt von Gestalten und Kulten ist heute noch dieselbe wie damals."
Diese Verbundenheit mit der Vergangenheit zeigte sich auch in anderen Bereichen des Lebens. Bis zum Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts stand in den baskischen Küchen der Herd noch in der Mitte des Raumes bzw. es befand sich dort das Feuerloch, genau so, wie man es aus den Höhlen des Paläolithikums kennt. Die baskischen Hirten verwendeten Gefäße aus Holz oder Horn und zum Kochen der Milch in ihnen erhitzten sie Steine, die "esnearriak" oder "txukunarriak" genannt werden. Nach dem Erhitzen wurden sie in die Milch gelegt, die darauf sofort zu kochen anfing. Die Übereinstimmung des heutigen Weidegebiets mit dem Fundgebiet von Dolmengräbern zeigt, dass auch die atlantische Tradition der Weidewirtschaft bis in die heutige Zeit unverändert weitergeführt wird.
Interessant sind auch die Reste eines Beilkultes. Man glaubt noch heute, dass ein Beil ent-steht, wenn ein Blitz in die Erde fährt. Aus diesem Grunde wird das Beil auch als ein wirksames Mittel gegen Gewitter und Blitzschlag angesehen. Man nennt es "tximistarris" (Blitzgestein). Beil und Hacke werden mit zusammengesetzten Wörtern bezeichnet, in denen der Begriff "aitz" = Stein enthalten ist. "Aitzkora" ist das Beil, "aitzur" die Hacke. [...]
Anmerkungen und Quellen
Dieser Beitrag von Jürgen Hepke wurde online erstmalig bei tolos.de veröffenlicht. Bei Atlantisforschung.de erscheint er in einer stark gekürzten und illustrierten Fassung. (Wer sich für die spätere Geschichte des uralten baskischen Volkes bis hinein in die Gegenwart und für seine Unterdrückung durch die europäischen Nachbarvölker interessiert, sollte den Artikel dort unbedingt vollständig lesen!)
Bild-Quellen:
- 1) http://www.euskadi.net/vima_aire/images/euskadi.gif (Bild nicht mehr online)
- 2) http://www.vc.ehu.es/congresos/RGOP/euskadi.jpg (Bild nicht mehr online)
- 3) http://www.lessing4.de/megaliths/spain.htm (Bild nicht mehr online)
- 4) http://inqua2003.dri.edu/basques.jpg (Bild nicht mehr online)