Die Butmir-Kultur

Ein Blick in die Urgeschichte von Bosnien und Herzegowina

Abb. 1 Kartographische Darstellung von Siedlungs-Gebieten der wesentlichen spät-neolithischen Kulturen auf dem Balkan

(red) Die so genannte Butmir-Kultur war eine bedeutende jungsteinzeitliche Kultur des Balkan-Raums, deren Relikte zunächst bei Butmir (Verbandsgemeinde Ilidža) in der Nähe von Sarajevo in Bosnien und Herzegowina gefunden wurden. Aus archäologischer Sicht ist sie vor allem durch ihre einzigartige Keramik gekennzeichnet und gilt unter Fachwissenschaftlern als eine der am besten erforschten europäischen Kulturen der Zeit zwischen 5100 und 4500 v.d.Z. [1] [2] Zivilisationsgeschichtlich war sie Teil der größeren und allgemein bekannteren Donau-Zivilisation. [3]

Die ersten archäologischen Grabungen bei Butmir erfolgten bereits zwischen 1883 und 1896 - Bosnien war damals damals von der Österreichisch-Ungarischen Monarchie annektiert -, nachdem man dort bei Bauarbeiten für die Landwirtschafts-Schule der Universität Sarajevo zahlreiche neolithische Siedlungsspuren entdeckt hatte. (Die dort gefundenen Keramiken befinden sich heute im Nationalmuseum von Bosnien und Herzegowina.) [4]

Abb. 2 Eine Auswahl von Keramik-Köpfen, die 'Idole' oder wichtige Persönlichkeiten der Butmir-Kultur darstellen

Bei s8int.com heißt es dazu: "Die Fundstätte von Butmir bei Sarajevo (BiH), ausgegraben von Vaclav Radimsky, erregte bei den Prähistorikern großes Interesse wegen des sehr künstlerischen Sinns, der mit den dortigen Idolen (Abb. 2) zum Ausdruck gebracht wurde. Lange Zeit war nur eine Fundstätte [mit Relikten dieser Kultur] bekannt, aber im Jahr 1949 entdeckte Alojz Benac eine neue Stätte bei Nebo (vor längerer Zeit wurde eine weitere Stätte in Kraljevica bei Novi Šeher gefunden). [5]

Alle diese Siedlungen gehörten zur Butmir-Kultur, waren aber nicht zur selben Zeit bewohnt - Novi Šeher war älter und Nebo jünger als die Butmir-Stätte. Steinmesser, Pfeilspitzen und Äxte wurden gefunden. Die Keramik wurde in roter, brauner und gelber Farbe gebrannt. Weiße Farbe wurde vor dem Brennen aufgebracht und danach rote. Zu den charakteristischen Formen gehören Vasen auf Sockeln, Amphoren, Bechergefäße und knopfartige oder birnenförmige Krüge. Die Ornamentierung bestand aus Bändern, Dreiecken, Rhomboiden und Spiralen in Form einer Kombination von C-förmigen und S-förmigen Lettern ..." [6]

Die Umstände, unter welchen die Butmir-Kultur schließlich im Verlauf der Bronzezeit verschwand, sind noch immer ungeklärt. Z.B. wurde angenommen, dass sie von vordringenden Illyrern überrannt worden sei, was tatsächlich kaum der Fall gewesen sein kann, da sich die Existenz dieses Volksstammes offenbar erst ab etwa 400 n.d.Z. nachweisen lässt. In weit späterer, römischer Zeit war das Gebiet jedenfalls vom Stamm der Daesitaten besiedelt.

Aus dem Blickwinkel nonkonformistischer Forschung sind insbesondere gewisse Charakteristika der Butmir-Keramik von Interesse, die Ähnlichkeiten mit Minoischer Keramik im Kamares-Stil aufweisen. Dies legt die Annahme nahe, dass eine Verbindung zwischen der Butmir-Kultur und der Minoischen Kultur in der Ägais bestand. [7] Damit wäre auch die Butmir-Kultur Teil eines vermuteten, bis in die europäische Jungsteinzeit zurückreichenden Handels-Netzes gewesen. Die Vermutung eines solchen Netzes nahm bereits 1946 der Historiker Otto Marti vorweg, indem er in Hinsicht auf Europa erklärte: ""Schon die Jungsteinzeit muß einen ziemlich ausgedehnten Güteraustausch, namentlich hinsichtlich einzelner seltener Gesteinsarten für Geräte und der Metalle für Schmuck, gekannt, und dadurch die Möglichkeit zur Ausbreitung der Bronze geliefert haben." [8]



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Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe: Bosnia and Herzegovina Commission to Preserve National Monuments, "Prehistoric settlement of Butmir, the archaeological site" (archiviert bei: Archiive.org / WaybackMachine; abgerufen: 08. August 2018)
  2. Siehe: Sarajevo School of Science and Technology, 2006, unter: "Butmir Culture"
  3. Quelle: Wikipedia - The Free Encyclopedia, unter: "Butmir culture" (abgerufen: 08. August 2018)
  4. Quelle: ebd.
  5. Red. Anmerkung: Zu einer der weiteren Siedlungen der Butmir-Kultur heißt es bei der englischsprachigen Wikipedia: "...zu ihnen gehörte sie Stätte von Okolište in Bosnien, die auf 5200-4500 v.Chr. datiert wurde, mit einer geschätzten Bevölkerung von 1,000 bis 3,000 Menschen. Die Siedlung war in der Frühphase (5200 v.Chr.) mit einem Areal von 7,5 Hektar die größte. Nachfolgend wurde sie nach und nach immer kleiner, bis sie schließlich um 4500 v.Chr. die Größe von 1,2 Hektar erreichte. Die Anlage bestand wahrscheinlich aus parallelen Reihen von Häusern, die in ihrer Größe von vier bis zehn Meter Länge variierten. Die Ortschaft verfügte, ebenfalls wahrscheinlich, über eine sie umgebende Abfolge von Gräben mit einem einzigen Zugang."
  6. Quelle: Prehistoric Archaeology: The New Stone Age; nach: s8int.com, unter: "Those Sophisticated Cave Men - Page 5" (abgerufen: 08. August 2018; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  7. Quelle: Wikipedia - The Free Encyclopedia, op. cit. (Stand: 08. August 2018)
  8. Quelle: Otto Marti, "Die Völker West- und Mittel-Europas im Altertum", Verlag für Kunst und Wissenschaft, 1947 (2. Aufl.)

Bild-Quellen:

1) TKostolany bei Wikimedia Commons, unter: File:Balkan Late Neolithic.png
2) s8int.com, unter: "Those Sophisticated Cave Men - Page 5