Die Mutter aller Megalithen aus Sibirien: Artefakt oder Geofakt?
von William R. Corliss (2000)
Ein Leser der jüngsten Ausgabe unseres Katalogs "Ancient Infrastructure" informiert uns, dass wir in unseren Streifzügen durch die archäologische Literatur irgendwie die "Mutter aller Megalithen" verpasst haben müssen.
Die Skizze bildet die Gräber der Genii (Genien) ab, wie sie ca. 1876 erschienen. Diese turmartig aufragenden Menhire waren - und sind es womöglich noch immer - am Fluss Kora in der ehemaligen Sowjet-Republik Turkestan, in Sibirien, zu finden. Es ist davon auszugehen, dass diese steinernen Monstren immer noch da sein müssen, denn es wäre ein moderner Maschinen-Park von Nöten, um sie umzuwerfen.
Der größte dieser Menhire ragt 75 Fuß über den Boden empor und reicht vermutlich noch 12 Fuß hinein. Sein Gewicht liegt bei etwa 3800 Tonnen! Das ist mehr als das Zehnfache des Gewichtes von Er Grah, dem größten Menhir in der Bretagne und mehr als die doppelte Größe des massiven Trilithon, der noch in seinem Steinbruch bei Baalbek im Libanon liegt. Diesen letztgenannten Stein halt man für gewöhnlich für den größten bearbeiteten Monolithen der Welt. Er ist es nicht!
Während der sibirische Monolith vermutlich jünger als der Stein von Baalbek und nicht so fein bearbeitet, ist er ein Beispiel ohne Gleichen für Steinbruch, Transport und Aufrichten. Die Steine der Großen Pyramide und die Statuen auf der Osterinsel sind damit verglichen mickrig. Wer errichtete diese gigantischen Megalithen und wie brachte man sie in an Ort und Stelle? [1]
Diese riesigen Menhire [...], die sich in einer weit entfernten Region im östlichen Asien befinden, [...] könnten aber trotzdem natürlichen Ursprungs sein. Wir haben eine Kopie der Original-Quelle von 1860 gefunden, und ihr Autor behauptet nicht, dass sie artifiziell sei. Tatsächlich indizieren seine begleitenden Illustrationen einiger der Fels-Formationen regelmäßige Verfugungs-Muster, die Blöcke, ähnlich dem Mega-Megalithen, ergeben könnten. Die Genii waren, wie sich herausstellt, "mächtige Geister". [2] Mehr Informationen dazu, wenn es neue Ergebnisse der Untersuchung gibt. [3]
Anmerkungen und Quellen
Dieser Beitrag von William R. Corliss © erschien erstmals unter den Titeln "A Mega-Megalith" und "Hold that Mega-Megalith" bei Science Frontiers, Nr 131, Sept. / Okt. 2000 sowie Science Frontiers Nr. 132, Nov. / Dez. 2000
Fußnoten:
- ↑ Quelle: Howard, John Eliot, "The Early Dawn of Civilization...", Victoria Institute, Journal of the Transactions, 9:239, 1876. (Cr. E. von Fange)
- ↑ Red. Anmerkung: Bei den "Genii" handelte es sich keineswegs um irgendwelche machtvollen aber dubiosen Steppengeister aus Sibirien - eine Interpretation des Ausdrucks, die Corliss oder J.E. Howard offenbar nahelegen. Tatsächlich handelt es sich bei dem in Frage stehenden Ausdruck "genii" lediglich um den Plural des lateinischen Bezeichnung "genius". Während dieser Ausdruck im Englischen und Deutschen ("Genie") nur noch die Bedeutung "ein herausragend intelligenter und talentierter Mensch" hat, stellten die Genien in der Antike noch eine mythisierte Menschenrasse der Vorzeit ("Die Silbernen") dar (siehe: Hesiod, Hesiods Menschheitsgeschichte - eine Interpretation von Uwe Topper). Diese Genien wurden - in Mythologie und Folklore - u.a. mit den Riesen in Verbindung gebracht und man unterstellte ihnen besondere Fähigkeiten beim Bau megalithischer Anlagen.
- ↑ Quelle: Atkinson, Thomas Witlam; Travels in the Region of the Upper And-Lower-Amoor, New York, 1860
Bild-Quelle:
- William R. Corliss, "A Mega-Megalith" bei Science Frontiers, Nr 131, Sept. / Okt. 2000