Ein außergewöhnlicher archäologischer Fund in Israel
Riesige Steinstruktur am Grunde des Sees Genezareth entdeckt
(rmh) Grenz|wissenschaft-aktuell meldete am 11.04.2013: "Am Grunde des See Genezareth haben israelische Archäologen eine künstliche errichtete Steinstruktur monumentaler Ausmaße entdeckt, deren Herkunft Alter und Zweck jedoch noch unbekannte ist." [1]
Abb. 1 Skizze mit einem Querschnitt der Anlage sowie mit Größenangaben
Das Objekt zeigt sich auf Luft-, Sonar- und Unterwasseraufnahmen als ein aus unzähligen aufgeschütteten Basaltbrocken aufgeschüttetes Gebilde, das zehn Meter hoch spitz zulaufende Kegelform auf einer fast kreisrunden Grundfläche mit einem Durchmesser von 50 x 70 Metern – doppelt so groß wie Stonehenge – ausweist. Die Gesamtmasse des Objekts wird von Wissenschaftlern um Yitzhak Paz von der israelischen Altertumsbehörde auf 60.00 Tonnen geschätzt, wie aus einem aktuellen Bericht aus der Fachzeitschrift International Journal of Nautical Archaeology hervorgeht.
Das Gebilde ähnelt Hügelrundgräbern, wie wir sie bereits kennen, teilt Grenz|wissenschaft-aktuell mit. Allerdings sei es bisher unbekannt, ob es sich bei dieser Struktur tatsächlich ebenfalls um eine Grabanlage handelt. Jedenfalls konnte ein Konstruktionsmuster bisher noch nicht entdeckt werden: "Die Steinbrocken weisen natürliche Oberflächen auf und zeigen keine Anzeichen irgendeiner Bearbeitung. Zudem gibt es bislang keine Hinweise auf konstruierte Wände, Kammern oder Gänge." [2]
Dennoch sind die Wissenschaftler der Meinung, dass das Gebilde künstlich ist und ursprünglich vermutlich noch an Land errichtet und später vom See überflutet wurden, als der Wasserspiegel stetig anstieg. "Form und Struktur der Anlage entsprechen keiner bekannten natürlichen Anhäufung. Aus diesem Grund gehen wir davon aus, dass die Struktur von Menschen entrichtet und vielleicht als Hügelgrab (Cairn) genutzt worden", so die Wissenschaftler. [3]
Es seien zusätzlichee Untersuchungen und Tauchgänge notwenig, um anhand möglicher weiterer Artefakte, Alter und Zweck der Struktur bestimmen zu können. Es wird vermutet, dass die Struktur am ehesten im dritten Jahrtausend v. Chr. errichtet wurde. In dieser Zeit seien auch die meisten megalitischen Bauten in der Nähe des Sees, sagte Yitzhak Paz gegenüber LiveScience.com. Die meisten dieser Anlagen, wie z.B. der Steinkreis von Khirbet Betheiha oder die Festung Bet Yerah (Khirbet Kerak) sind ungefähr 4000 Jahre alt. [4]
Abb. 3 Eine Sonaraufnahme der mysteriösen Struktur am Grunde des Sees Genezareth.
Oleg Neachaj und Aleksei Liachow von der 'Stimme Russlands' bezeichnen das Gebilde als "Pyramide", obwohl diese Bezeichnung wohl kaum zutreffend ist, wie Abbildung 1 in unserem Beitrag deutlich macht. Die russischen Journalisten zitieren Michael Eisenberg vom Arächologischen Institut der Universität Haifa, der sagt: "Das Meer kann diese Formen nicht bilden. Sie sind vermutlich in der Eisenzeit entstanden oder noch früher. In einer Zeitperiode gab es Megalithbauten. Fast unbearbeitete große Basaltblöcke wurden in gewisser Form aufgestellt, darunter für Kult-Zwecke. In Galiläa gibt es ziemlich viele Beispiele dafür. Vorerst konnten wir jedoch keine Keramik finden, die eine genaue Datierung ermöglichen wurde. Für konkretere Erkenntnisse wollen wir geometrische Formen der Steine analysieren. Dass sie sich jetzt unter Wasser befinden, spielt keine besondere Rolle. Das ist nicht so weit entfernt von der Grabstätte in Beth Yerah. Damals stand dort eine ziemlich große Stadt." [5]
Die Steine für den Bau (Abb. 4) wurden, Eisenberg zufolge, vermutlich in der Nähe entnommen. Welchem Zweck das Gebilde diente, könnten die Forscher vorerst nicht sagen. Eisenberg sieht kaum Gründe, das Gebilde mit den Pyramiden oder mit den Zikkuraten im Zweistromland zu vergleichen. Er meint jedenfalls: "Das kann aber trotzdem eine Kultstätte sein – wie beispielsweise Stonehenge in England. Ähnliche Bauwerke wurden mittlerweile in der Türkei entdeckt. Für sie ist ein Megalithkreis charakteristisch." Riesige Felsensteine wurden auf eine gewisse Weise gegenüber der Sonne und den Sternen orientiert. [6]
Dies scheint zunächst nahezulegen, dass die Anlage entstand, als es dort noch keinen See gab. Doch Leonid Belajew vom Archäologischen Institut der russischen Wissenschaftsagentur wiegelt ab: "Solange wir das Alter der des Bauwerks nicht kennen, sind Spekulationen fehl am Platz. Denn der See hat vor 3.000 oder 4.000 Jahre schon bestanden. Inwieweit sich seine Uferlinie geändert hat, sollte man die Experten fragen. Aus meiner Sicht ist der Unterschied kaum groß. Dann könnte man vermuten, dass die Pyramide viel älter ist. Wenn das stimmt, geht es kaum um ein künstliches Bauwerk." [7]
Nechaj und Liachow erwähnen auch eine andere, etwas skurril erscheinende, Hypothese, nach der diese Konstruktion unter Wasser eingerichtet wurde, um Fische zu züchten. Aus Sicht des Verfassers stellt sich jedenfalls die Frage, ob die Formation womöglich etwas mit dem, nur etwa 16 km östlich des Sees Genezareth liegenden, Gilgal Refaim und seinen Erbauern zu tun hat.
Als Addendum:
Hier ein Kurzvideo, das bei einem Tauchgang an den Trümmern der Anlage aufgenommem wurde.
Anmerkungen und Quellen
- ↑ Quelle: Archäologen finden mysteriöse gewaltige Steinstruktur am Grunde des See Genezareth bei: grenz|wissenschaft-aktuell am 11. April 2013
- ↑ Quelle: ebd.
- ↑ Quelle: ebd.
- ↑ Quelle: Owen Jarus, Mysterious Stone Structure Discovered Beneath Sea of Galilee, bei: LiveScience, 09. April 2013 (abgerufen: 20.04.2.13)
- ↑ Quelle: Oleg Nechaj und Aleksei Liachow, am 16.04.2013 Rätseln über Pyramide unter Wasser - Forscher haben im nordisraelischen See Genezareth eine Pyramide entdeckt. Sie ist vermutlich 4.000 Jahre alt – nun wird über ihre Bestimmung gerätselt, bei: Stimme Russlands 16.04.2013, 17:19
- ↑ Quelle: ebd.
- ↑ Quelle: ebd. --- Red. Anmerkung: L. Belajew hat offenbar noch nie etwas von Çatal Hüyük oder Göbekli Tepe gehört! Natürlich könnte es sich bei der Struktur im See Genezareth auch um ein VIEL älteres Bauwerk handeln. Dann allerdings wäre diese Fundstätte wirklich sensationell.
Bild-Quelle
Abb. 1-4 sowie Kurzvideo: Copyright (©) Shmuel Marco