Exkurs über Wissenschaftsphilosophie und Wissenschaftsgeschichte

von unserem Gastautor Dr. Horst Friedrich

Abb. 1: Nur wenn Wissenschaft ohne "Scheuklappen" betrieben wird, kann sie neue und bahnbrechende Erkenntnisse und Einblicke in bislang unzugängliche Bereiche des Wissens gewinnen.

[...] Wie der Verfasser andernorts [1] dargelegt hat, läßt die ganze Art und Weise, wie heute meist „Wissenschaft gemacht″ wird, doch sehr zu wünschen übrig. Allzu üblich ist es geworden, letztlich ganz Ungesichertes - Spekulationen, Meinungen, Hypothesen, Vermutungen, versuchsweise Szenarien - irgeneiner Ideologie zuliebe als „wissenschaftlich erwiesene Tatsachen″ den Medien, respektive einem viel zu leichtgläubigen Publikum zu „verkaufen″. [...]

Wir alle - die Wissenschaft eingeschlossen! - müssen uns wieder an die alte Lebensweisheit erinnern: Wo Wissenschaft ist, da ist auch Irrtum. Man darf alles nur vorläufig glauben. Mißtrauen ist durchaus angesagt! Es muß uns ja aufhorchen lassen, wenn einer der größten Kenner der Wissenschaftsphilosophie und Wissenschaftsgeschichte, Thomas Kuhn [2] konstatiert, daß wir „von dem Bild der Wissenschaft, wie es uns zur Zeit gefangen hält ... gründlich irregeführt worden sind″.

Nur allzu offensichtlich ist nämlich unsere zeitgenössische Schulwissenschaft primär dogmatische Ideologie, fast eine Art Ersatzreligion. Erst in zweiter Linie - und zwar nur bedingt, sofern es in ihr „Weltbild″ passt - befaßt sie sich mit objektiver, „scheuklappenfreier″ Forschung (und Berichterstattung!). Sie ist nicht so sehr an der Herausfindung der Fakten per se interessiert, sondern primär soll uns ein ganz bestimmtes „Weltbild″ vermittelt werden.

Beispielsweise ein - für eine „Hochkultur″ beschämend ungeistiger Materialismus (Darwinismus!). Oder eine nicht-katastrophische Vergangenheit der Erde und des Menschengeschlechtes (Lyell!). Nicht zuletzt scheint man uns partout das Weltbild verkaufen zu wollen, daß der Jetzt-mensch sich erst sehr spät, aus affenähnlichen Vorfahren, entwickelt habe, und daß die Menschheitsentwicklung seither linear, quasi „steil bergauf″ verlaufen sei. Zu diesem Zwecke scheute man sogar nicht vor Lug und Trug, typisch für Ideologien, zurück, indem man die Ausgrabungsergebnisse manipulierte und nur selektiv verwendete. [3]

Eine unermüdlich über die Medien, Schule und Studium verbreitete Lehre von einem „Großen Eiszeitalter″ - hochstilisiert zu einer „wissenschaftlich erwiesene Tatsache″ - war da natürlich ausgezeichnet als flankierende Unterstützung zu gebrauchen, jenes Weltbild in den Köpfen zu verankern. Das Ganze verlief exakt nach dem Schema ideologischer Propaganda! Was selbstverständlich nicht besagen will, daß sich die vielen, unermüdlichen und verdienstvollen Eiszeitforscher zu bewußten Werkzeugen solcher „Brainwashing″-Manipulation hergeben hätten! Dieses Aspektes ihrer Arbeit, in die sie im übrigen viel zu vertieft waren, wurden sie sich wohl kaum je bewußt.

Abb. 2: Galileo Galileis revolutionäre Einsichten in die Natur des Univerums waren den kirchlichen und weltlichen Autoritäten seiner Zeit suspekt.

Tatsache bleibt jedoch, daß solche - von den Arglosen als rein wissenschaftlich angesehenen - Dinge wie Darwinismus, Lyellismus, Eiszeitlehre etc. schon längst, zusammen mit den Ideologien des 20. Jahrhunderts, ein höchst unheiliges Gebräu darstellen, das man durchaus, in Analogie zur mittelalterlichen Scholastik, als ideologisch-dogmatische Neo-Scholastik bezeichnen kann [4]. Man versteht unsere moderne - ewig missionierende - Schulwissenschaft nicht, wenn man nicht ihren wahren Charakter durchschaut, nämlich den einer bekehrungswütigen Quasi-Sekte oder Quasi-Ideologie. Daher auch die „Missionierungs-Schriften″! Oder man denke an die unermüdlich über die Medien verbreitete „Big-Bang″-Phantasterei [5]. Auch hier haben wir wieder das „Verkaufen″ von Spekulationen als „wissenschaftlich erwiesene Tatsachen″.

Es versteht sich von selbst, daß im schulwissenschaftlichen Establishment kein Interesse daran besteht, daß der studierende Wissenschafts-Nachwuchs diese Zustände durchschaut. Zwar kann man Wissenschaftsphilosophie und Wissenschaftsgeschichte an jeder besseren Universität studieren. Aber die Zahl derer, die daran Interesse haben, ist fast vernachlässigbar gering. Offenbar will man dort, wo die akademischen Curricula festgelegt werden, nicht, daß die Art, wie heute meist „Wissenschaft gemacht″ wird, hinterfragt wird.

Diese Zustände haben leider dazu geführt, daß weite Bereiche unserer Schulwissenschaften schon längst zu einer neuen Art von Scholastik degeneriert sind, die - wegen Dogmengläubigkeit in Verbindung mit hierarchischer Verkrustung - nur noch begrenzt fruchtbar sein kann. Wie eine organisierte Glaubensgemeinschaft oder Ideologie besitzt unsere organisierte Schulwissenschaft in weiten Bereichen heute ihre festen Dogmen (die „Paradigmata″), „Kirchenväter″ (Newton, Lyell, Darwin etc.), „Heilige Schriften″ („On the Origin of Species″!), sogar eine Art Inquisition in Form einer sehr effektiven Zensur - das „Imprimatur″ wird verweigert - und einen stillschweigenden Index geächteter Bücher, die man niemals erwähnt.

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Abb. 3: Die Anhänger des ptolemäischen Weltbildes wähnten die Erde im Zentrum eines Universums, das sich aus einzelnen, konzentrischen Ringen und Sphären zusammensetzt, auf denen sich die Himmelskörper um uns herum bewegen. Heute ist diese "ewige Wahrheit" wissenschaftsgeschichtlicher "Schnee von vorgestern".

Ähnlich gewissen anonymen Patres beim Inquisitions-Prozeß gegen Galilei (Abb. 2) überwachen heute bei den „schulwissenschaftshörigen″ Zeitschriften anonyme Begutachter die Beiträge auf ideologische Abweichungen und entscheiden darüber, ob das „Imprimatur″ gewährt werden soll. Wie einst unter der Fuchtel der Kirche oder Stalins werden „Abweichler″ und häretisches Hinterfragen der „Dogmen″ (= etablierte Lehrmeinungen) nicht geduldet! So darf beispielsweise in der „Eiszeit-Scholastik″ heute weder die Lehre vom „Großen Eiszeitalter″ noch die „glaziale Serie″ des „Kirchenvaters″ Albrecht Penk [6] in Frage gestellt werden, da beides als „wissenschaftlich erwiesene Tatsache″ angesehen wird.

Die wahre Wissenschaft hingegen wird die - jeglicher Scholastik so teuren - Dogmen stets aufs Neue hinterfragen, um zu einer besseren Annäherung an die Wahrheit zu kommen. Nur so ist nämlich in den Wissenschaften voranzukommen!

Leider herrscht unter unseren studierten Wissenschaftlern im Normalfall wissenschaftsphilosophische Unbedarftheit. Und mit der Wissenschaftsgeschichte hat man es meist auch nicht sehr. So erklärt sich das sonderbare Paradoxon, daß die weit überwiegende Mehrzahl der Wissenschaftler weitgehend unwissend darüber ist, was Wissenschaft genau ist, wie sie funktioniert, was sie nicht sein kann, und was für ein Ding genau eine Lehrmeinung ist.

In Wirklichkeit sind unsere Wissenschaften kollektive Bewußtseinszustände, wo sich alles in einem Zustand des Ewig-Provisorischen, ständiger Evolution und nagenden Zweifels befindet. Überdies sind selbstredend die Dogmen oder Paradigmata vom Zeitgeist abhängig [7], von den vorherschenden „Archetypen″, wie der große C. G. Jung gesagt hätte. Boshaft überspitzt könnte man also sagen: Was uns die doktrinären „Missionare″ und „Bänkelsänger″ (Popularisatoren) unserer Schulwissenschaft „verkaufen″, ist jeweils nur „die letzte Version wissenschaftlichen Irrtums″.

Mit diesem Faktum, müssen wir alle - auch die Schulwissenschaften! - leben! Es ist unvermeidlich, weil in der Natur unseres Denkens begründet. Jeder Kenner der Wissenschaftsgeschichte weiß: Fast stets ist das mit Zähnen und Klauen verteidigte - „gesicherte″! - Dogma von heute der überwundene Irrtum von morgen. Der Verfasser hegt den Verdacht, daß dies auch das Schicksal der Eiszeit-Lehre sein wird.


Anmerkungen und Quellen:

Dieser Beitrag von Dr. Horst Friedrich (© 1997) wurde seinem Buch "Jahrhundert-Irrtum >Eiszeit<" entnommen, das 1997 in der EFODON Edition MESON erschienen ist. Bei Atlantisforschung.de erscheint er in einer redaktionell bearbeiteten Fassung, unwesentlich gekürzt sowie neu illustriert.

  1. siehe: Horst Friedrich, "Einer Neuen Wissenschaft den Weg bahnen!", Hohenpreißenberg, 1996
  2. Quelle: Thomas S. Kuhn, "Die Struktur Wissenschaftlicher Revolutionen", Frankfurt a. Main, 1967, S.17
  3. Anmerkung: Hierzu augenöffnend das revolutionierende, höchst akademischen Standarts gerecht werdende Opus von Michael Cremo & Richard Thompson: "Forbidden Archeology", San Diego / Kalifornien 1993, Untertitel: The Hidden History of the Human Race
  4. Anmerkung: Die mittelalterliche Scholastik stellte ein Gebräu aus griechischer Philosophie und christlichen Dogmen dar.
  5. Anmerkung: Dieses Dogma vom angeblichen "Urknall" beruht auf einer ganz willkürlichen, unwahrscheinlichen Deutung der bei Galaxien und Quasaren beobachteten Rotverschiebung im Spektrum dieser fernen Lichtquellen, in Analogie zum bekannten akkustischen Dopplereffekt. Bei der ausgesprochenen "Windigkeit" dieses Dogmas ist es kein Wunder, daß von Seiten kompetenter Nonkonformisten energisch Widerspruch eingelegt wurde.
  6. Quelle: A. Penck u. E. Brückner, "Die Alpen im Eiszeitalter", Leipzig 1901 - 1909
  7. Anmerkung: Hierzu sehr aufschlußreich von Thomas Kuhn: op.cit.


Bild-Quellen

(1) Elias Erdmann, unter: http://home.arcor.de/elias_erdmann/wanderer.jpg

(2) http://www-groups.dcs.st-and.ac.uk/~history/PictDisplay/Galileo.html

(3) http://www.service-asp.de/horoskope/geschichte/images/ptolem_weltbild.jpg (nicht mehr online)