Josefine Huppertz

Abb. 1 Die Ethnologin Dr. Josefine Huppertz ist eine der wohl bedeutendsten Repräsentantinnen des modernen Diffusionismus in Europa.

(bb) Die Ethnologin Dr. Josefine Huppertz, am 18.01.1922 in Aachen geboren, gehört, obwohl ihr Werk in der Allgemeinheit nur wenig bekannt geworden ist, zur 'Ersten Garnitur' moderner Diffusionisten in Europa, wobei ihr Arbeits- und Forschungsschwerpunkt im Bereich prähistorischer und historischer transpazifischer Kontakte angesiedelt ist. Besonderes Interesse brachte und bringt sie der Geschichte der indigenen Osterinsel-Bewohner sowie chinesischen Seefahrten in präkolumbischen sowie geschichtlichen Zeiträumen entgegen.

In den 1940er Jahren studierte Josephine Huppertz (Abb. 1) an den Universitäten Köln, Bonn, Innsbruck, Breslau, Göttingen, Oxford und London insgesamt acht Fächer (Geographie, Ethnologie, Geologie, Vorgeschichte, Geschichte, Germanistik, Volkskunde und Philosophie). 1949 reichte sie ihre Dissertation im Fach Geographie zum Thema "Viehhaltung und Stallwirtschaft bei den einheimischen Agrarkulturen in Asien und Afrika" an der Universität Bonn ein und erwarb den Doktorgrad.

Nach ihrer Promotion war Dr. Huppertz zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Völkerkunde-Instituten in Bonn und München tätig. "In Bonn war sie", wie es bei Bettina Beer heißt, "an einer Zusammenstellung bisher unveröffentlichter Bilder und Handschriften zur Völkerkunde Brasiliens [1] beteiligt, die Hermann Trimborn herausgab. Ab 1955 war sie in München für Hermann Baumann tätig, der dort das heutige Institut für Völkerkunde und Afrikanistik an der Universität begründete." [2]

In einer Geburtstagsschrift für den Ethnologen Andreas Lommel [3], einen Schüler von Leo Frobenius, schrieb J. Huppertz, dass sie ihn kennengelernt habe, als sie "in unglaublich kurzer Zeit ein funktionsfähiges Völkerkunde-Institut dem Afrikanisten Prof. Dr. Hermann Baumann an der Ludwig-Maximilians-Universität einrichtete." [4] Später wirkte sie in St. Augustin wesentlich am Aufbau des 1973 eröffneten 'Haus Völker und Kulturen' des Anthropos Instituts der katholischen Steyler Missionare mit, aber eine leitende Position im 'Haus Völker und Kulturen' wurde ihr verwehrt und es kam zu einem Zerwürfnis mit einflussreichen Funktionsträgern des Instituts bzw der SVD. [5] Dessen ungeachtet dürfte Huppertz sich zweifellos durch ihre Veröffentlichung einer historischen Arbeit über die Anfänge der Steyler Mission im vormaligen Deutsch-Neuguinea ab 1896 [6], und durch den Aufbau der wissenschaftlichen Studiensammlung Aulendorf aus eigenen Mitteln [7] bleibende Verdienste um die ethnologische und historische Aufarbeitung der Steyler Missionsarbeit erworben haben.

In jüngsten Jahren war die Forscherin auch in hohem Alter noch publizistisch tätig, und leistete durch z.T. bewusst populärwissenschaftlich gehaltene, an ein breites Publikum gerichtete, Veröffentlichungen, wie "Das Weltbild des 21. Jahrhunderts - entdeckt schon im Paläolithikum?" (2002) und mehrere Artikel im englischsprachigen Online-Magazin Migration & Diffusion wichtige Beiträge zur alternativen Ur- und Frühgeschichtsforschung und für die Weiterentwicklung des modernen Diffusionismus. Josefine Huppertz lebt heute (2011) in St. Augustin bei Bonn und betreibt nach wie vor ethnologische und thematisch verwandte Studien.


Externa:

Dr. Josefine Huppertz, Forgotten routes used by oceangoing vessels to navigate the world's seas, bei: Migration & Diffusion

Dr. Josefine Huppertz, The overseas maritime expeditions of imperial Chinese admiral Zheng He (Cheng Ho), bei: Migration & Diffusion

Dr. Josefine Huppertz, Chinese seafaring before 1421 AD., bei: Migration & Diffusion

Dr. Josefine Huppertz, Ancestor worship on Easter Island, bei: Migration & Diffusion


Bibliographie (noch unvollst.):

  • Lebensraum Ozeanien und die berühmten Grabanlagen der Osterinsel (Oceania and the Famous Burial Monuments on Easter Island, Munich, 1989
  • "Leben und Totenbräuche im Grasland zwischen Keram und Yuat (Unteres Sepik-Gebiet, Papua New Guinea)"; 1992, in: Jahrbuch des Museums für Völkerkunde zu Leipzig, XXXIX, 215-230
  • "Das Werden der Kölner und Bonner Völkerkunde Institute und Museen - nach einer Untersuchung von Lothar Pützstück"; 1996, in: ABMVD 49, 353-358


Anmerkungen und Quellen

  1. Siehe: Maximilian Prinz zu Wied, Josefine Huppertz, Udo Oberem, Josef Röder, Hermann Trimborn und Karl Viktor Prinz zu Wied, "Unveröffentliche Bilder und Handschriften zur Völkerkunde Brasiliens", 1954
  2. Quelle: Bettina Beer, "Frauen in der deutschsprachigen Ethnologie: ein Handbuch", Köln / Weimar (Böhlau Verlag), 2007, S. 101
  3. Siehe: J. Huppertz, "Andreas Lommel: Erforscher australischer Aborigines und Bewahrer bedeutender Felsmalereien zum 85. Geburtstag", Siebenberg-Verlag, 2002
  4. Quelle: J. Huppertz, zit. nach: Bettina Beer, op. cit., S. 101-102
  5. Quelle: J. Huppertz in einem Telefonat mit dem Verfasser am 15.10.2011
  6. Siehe: J. Huppertz, "Begegnungen zweier Welten: aus den Anfängen der Steyler Missionsgesssellschaft in Deutsch-Neuguinea ab 1896", Siebenberg-Verlag, 1998
  7. Quelle: Bettina Beer, op. cit., S. 102