Leibniz’ Slogan
Johán B. Kloosterman: Ein katastrophistisches Manifest (I)
Der Uniformitarismus, die gradualistische Lehre in der Geologie, findet seinen Ursprung in der Parole natura non facit saltus, die um 1700 von Gottfried Wilhelm Leibniz (Abb. 1) [erneut] ins Leben gerufen wurde, der ein mathematisches Genie war - und ein lausiger Philosoph. Der Lutheraner Leibniz glaubte, dass der große Gott des Universums den Planeten Erde mit seiner Fauna und Flora nicht nur zu unserem Nutzen, sondern speziell zu unserem Wohlbefinden erschaffen habe.
Leibniz' Parole wurde aufgegriffen und entwickelte sich zur bürgerlichen Lehrmeinung par excellence, einem maßgeschneiderten Biedermeier-Glauben. Und da sie sich gut mit Materialismus und Reduktionismus verbindet, haben die meisten intellektuellen Linken sie ohne Probleme angenommen. Dies sollte katastrophale Folgen für die Philosophie und für das Streben nach Wissen haben. Während mehr als einem Jahrhundert, von 1860 bis 1980, verwendeten akademische Geologen unterschiedlicher politischer Couleur einen Großteil ihrer Energie darauf, Biedermeier-Geologie zu praktizieren.
Besonders ignorant [orig.: "omissive"; d.Ü.] waren in diesem langen Jahrhundert die Wissenschaftsphilosophen, welche die Verfahren der Wissenschaftler kritisch analysieren sowie Prämissen und empirische Daten unterscheiden sollten.
Hinsichtlich der drei üblichen Arten [1] zu sterben, die der Biosphäre der Erde von Natur aus zugehörig sind - altersbedingt aufgrund des Systems der sexuellen Fortpflanzung, als Beute durch die Organisation der Biosphäre entlang von Nahrungsketten sowie [drittens] durch episodische weltweite Katastrophen - brachte Leibniz es fertig, die dritte Möglichkeit aus dem westlichen Denken zu eliminieren. Linnaeus und Darwin zitierten wörtlich seinen Slogan, und James Hutton und Charles Lyell waren davon durchdrungen. Die beiden letzteren waren keine brillanten Innovatoren des geologischen Denkens, wie es die akademische Hagiographie behauptet, sondern gut konditionierte Anhänger von Leibniz.
Anmerkungen und Quellen
Fußnote:
- ↑ Red. Anmerkung: Eine vierte "übliche" Todesart, den quasi gewöhnlichen Unfalltod, lässt Klosterman hier außen vor.
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