Missionierungswahn, Inquisition, "Skeptiker"

Zum Grundübel der westlichen Kultur

von unserem Gastautor Dr. Horst Friedrich (2014)

Abb. 1 Die europäische Kolonialisierung und der christlich-religiöse Missionierungswahn kosteten Millionen von Menschen in anderen Erdteilen das Leben.

Kein Zweifel kann wohl daran bestehen, daß die heutige westliche Welt durchaus auch ihre guten Seiten hat, und der Verfasser ist es auch ganz zufrieden, in ihr leben zu können. Das sollte uns aber nicht blind machen gegenüber der ebenso offenkundigen Tatsache, daß sie seit ihrer Entstehung im eigentlichen Sinne während Renaissance / Barockzeitalter auch die Entwicklung weniger erfreulicher Charakterzüge zugelassen hat.

Mann könnte da etwa an die piratenartigen Ausbeutungsüberfälle auf weit entfernte fremde Kulturen denken, sobald die europäischen Schiffsbau- und Navigationsfähigkeiten dazu einigermaßen ausreichten. Oder an die "Missetaten des Kapitalismus", um im Sinne von Karl Marx zu sprechen, oder im Sinne seines Zeitgenossen Karl May, an die rücksichtslose Unterwerfung der nordamerikanischen Indianer durch die neu gegründeten Vereinigten Staaten von Amerika. [1]

Abb. 2 Heute wird die Freiheit des Geistes und der Wissenschaft nicht zuletzt durch den rigiden Szientismus akademischer Hardliner und ihrer pseudoskeptischen Helfershelfer bedroht, gegen die es entschiedenen Widerstand zu leisten gilt. (Bild: Atlantis Rising)

Das Hauptübel jedoch, das sich seit der Entstehung der westlichen Kultur mehr und mehr in ihr manifestierte, in wechselnden Erscheinungsformen, und nach Überzeugung des Verfassers in einem, im Grunde reichlich absonderlichen, geistigen Gesinnungsterror und quasi "Missionierungswahn" gesehen werden, der - was Wunder! - letztlich auch zu jenem ungeheuerlichen Schandfleck auf der abendländischen Kultur, Inquisition mit ihren Scheußlichkeiten (Folter, Hexen- und Häretikerverbrennungen) sowie zu Ethnoziden führte. Diese allerschlimmste Phase konnte zwar überwunden werden, aber der unselige Hang zum Gessinnungsterror blieb. Man denke nur an die diversen Diktaturen des 20. Jahrhunderts.

In gewissem Sinne hat sich die Situation heute, gegenüber einst, doch merklich gewandelt. Einerseits! So traut sich niemand mehr so recht, in die alten Methoden des Gesinnungsterrors und des Missionierungswahns um jeden Preis zurückzufallen. Kirchen, Sekten und Ideologien sind zwar, zumindest in Europa, in ihre Schranken verwiesen worden; man fürchtet vielleicht sogar, es könnten gar die Gerichte bemüht werden.

Der missionierende "Wissenschaftswahn" [2], wie er etwa in den organisierten so genannten "Skeptikern" - oder doch wohl eher: Pseudoskeptikern [3] - sich manifestiert, ist jedoch inzwischen an die Stelle einstiger Akteure getreten und versucht, die westliche Zivilgesellschaft zu einem "wissenschaftlichen" (nota bene: materialistisch-atheistischen) Weltbild zu bekehren. "Skeptiker" nennt man sich dort, weil man alle Nicht-Mainstream-Forscher, auch wenn sie Wissenschaftler sind, ablehnt und als "unwissenschaftlich" verteufelt. Irgendeine Skepsis der etablierten Wissenschaft, ihren Institutionen und Repräsentanten gegenüber wird man in diesen Kreisen jedoch vergeblich suchen.

Es versteht sich von selbst, daß der Verfasser dieses kleinen Beitrags diese Art von "Skeptikern", die letztlich nur "Fußvolk" und "Hilfstruppen" weitaus einflussreicherer szientistischer Hardliner in der Establishment-Wissenschaft darstellen, für höchst überflüssig hält. Er hält es ganz im Gegenteil (wegen der offensichtlichen ideologischen Tendenzen in unserer Mainstream-Wissenschaft) für eine womöglich dringend notwendige und gute Idee, eine "Gesellschaft zur Förderung des Skeptizismus hinsichtlich sogenannter gesicherter Erkenntnisse der Wissenschaft" zu gründen, mit der Aufgabe, die Öffentlichkeit über ideologische Machenschaften im Wissenschaftsbetrieb zu unterrichten.


Anmerkungen und Quellen

Dieser - vom Verfasser auf den 21. September 2014 datierte - Beitrag von Dr. Horst Friedrich (©) wurde von ihm zur Veröffentlichung bei Atlantisforschung.de erstellt.

Fußnoten:

  1. Anmerkung des Verfassers: Bezeichnenderweise wird die nordamerikanisch-indianische mündliche Überlieferung von der "weißen" Wissenschaftskultur der USA kaum zur Kenntnis genommen. Vgl. hierzu von Prof. Vine Deloria, "Red earth, white lies: Native Americans and the myth of scientific fact", New York (Scibner) 1995 (sowie: Golden/Colorado, 1997)
  2. Anmerkung des Verfassers: cf. Rupert Sheldrake, "Der Wissenschaftswahn", München, 2012 --- Red. Anmerkung: Siehe zu Sheldrakes Buch bei Atlantisforschung.de auch die Rezension von Dr. Horst Friedrich
  3. Red. Anmerkung: cf. Raphael Haumann, "Der Pseudoskeptiker - Was er ist, was er will, was man gegen ihn tun kann", bei: Via Veto - Neue Perspektiven

Bild-Quellen:

1) Spoladore bei Wikimedia Commons, unter: File:Claude d'Abbeville, Histoire de la mission, cruz.png (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)
2) Homepage des Scientific Committee to Evaluate PseudoSkeptikal Criticism of the Paranormal (SCEPCOP) (Das Bild zeigt den Ausschitt eines anlässlich der Gründung von SCEPCOP in der Zeitschrift Atlantis Rising erschienenen Artikels.)