Nan Madol - die versunkene Stadt

von William R. Corliss (1986)

Abb. 1: Ein Teil des "Tempels" bei Nan Madol. Er ist aus natürlich vorkommenden Basalt-Prismen konstruiert. (Foto: Bishop Museum; aus dem Handbuch Ancient Man)

Nan Madol war niemals wirklich "versunken", wie der Titel dieses Beitrags impliziert, aber dieser fantastische Komplex von 92 künstlichen Inselchen sieht nur wenige Touristen. Auf Pohnpei (früher "Ponape" geschrieben) in Mikronesien gelegen, lässt Nan Madol den wohl-publizierten Glanz der Pyramiden und Chichen Itzas vermissen. Wenn Nan Madol auch nicht bezaubernd schön ist, so stellt es doch sicherlich einen Widerspruch in sich dar: Wer würde erwarten, dass sich solch gewaltigen Stein-Strukturen inmitten von nirgendwo erheben?

William Ayres, ein Anthropologe an der Universität von Oregon, gesponsert von der National Geographic Society, gehört zu denjenigen, die Nan Madol in jüngerer Zeit erforscht haben. In einem Interview beschreibt Ayres Nan Madol mit diesen Worten:

"Um der Zeit und der See zu widerstehen, wurden die künstlichen Plattformen in einem gestaffelten Arbeitsprozess errichtet. Multiton-Basalt-Säulen, von vulkanischer Aktivität gebildet, wurden horizontal im Stil von Blockhütten aufgestapelt, um die Außenmauern zu formen. Dann wurde das Innere mit Korallen-Schutt gefüllt, um eine trockene Oberfläche, mehrere Fuß über dem höchsten Flutpegel, zu schaffen. Radiokarbon-Tests ergeben erste Anzeichen menschlicher Besiedlung auf Nan Madol um 500 n. Chr. und die megalithische Konstruktion wurde um 1500 herum fertiggestellt." [1]

Neben seiner Widersprüchlichkeit und einer gewissen Bizzarheit wirft Nan Madol verschiedene Probleme auf: Wie wurden die riesigen, äußerst gewichtigen prismatischen Basalt-Säulen gebrochen und transportiert? Warum wurde Nan Madol überhaupt gebaut? Warum hörten die Bewohner um etwa 1400 n. Chr. mit dem Bau ihrer massiven, ozeantauglichen Kanus auf und verfielen dem Niedergang?


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Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von William R. Corliss (© 1986-2000) erschien zuerst unter dem Titel: "THE LOST CITY OF NAN MADOL" bei Science Frontiers Nr. 45, Mai / Juni 1986. Übersetzung ins Deutsche nach: http://www.science-frontiers.com/sf027/sf027p01.htm durch Atlantisforschung.de

Fußnote:

  1. Quelle: Hanley, Charles J., "Oregon Anthropologist Unravels Story of Lost City of Pacific," The Oregonian, 3. Februar 1986. Cr. D.A. Dispenza

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