Rügen (Insel)

...eine vergessene Atlantis-Lokalisierung

Abb. 1 Links: Die Insel Rügen (rötlich eingefärbt) auf einer um 1782 entstandenen Karte von Gerard van Keulen. Rechts: Der Geograph Konrad Kretschmer (1864-1945), dem wir den Hinweis auf eine Rügener Atlantis-Lokalisierung aus dem Jahr 1745 zu verdanken haben.

(red) Die - mit einer Fläche von heute ca. 926 km² - größte zu Deutschland gehörende, vor der pommerschen Ostseeküste gelegene Insel Rügen (Abb. 1, links), genießt zu Recht nicht nur hierzulande einige Bekanntheit.

So ist Rügen nicht zuletzt aufgrund seiner reizvollen Badestrände, der fast mediterran wirkenden Kreidefelsen und dem für seine enormen Buchenbestände bekannten Nationalpark Jasmund, welchem die UNESCO im Jahr 2011 den Status des Weltnaturerbes zuerkannte, ein beliebtes Reiseziel für Touristen. [1] Aber auch und gerade denjenigen BesucherInnen, die sich für die Urgeschichte Westeuropas interessieren, hat Rügen Einiges zu bieten.

Abb. 2 Das erhalten gebliebene 'Grab Nr. 5' des Großsteingräber-Komplexes bei Nipmerow auf Rügen. Bei ihm handelt es sich um das einzige bekannte Ganggrab der Insel.

Immerhin finden sich dort noch heute, über die Insel verteilt, einige zum Teil gut erhalten gebliebene Relikte aus der Zeit der atlantischen Megalithkulturen und ihrer Nachfolger, wie z.B. Schalensteine und Großsteingräber. Näher erwähnt seien hier nur das zumindest teilweise erhaltene Großsteingrab Ranzow sowie die Großsteingräber bei Nipmerow. Der leztgenannte Komplex, der vormals aus fünf Grabanlagen bestand, wird wie das Ranzower Grab der neolithischen Trichterbecherkultur zugeschrieben. Leider wurden vier der fünf dortigen Grabanlagen noch im 19. Jahrhundert als Lieferanten für Baumaterial missbraucht und zerstört. Das 'Grab Nr. 5' (Abb. 2), das auch 'Magelowberg' genannt wird, überstand diesen Vandalismus nur deshalb unbeschadet, weil man es lange Zeit für einen irdenen Grabhügel hielt. Erst bei einer Ausgrabung im Jahr 1983 wurde es als Großsteingrab erkannt. [2]

Zwar wurden die Megalithiker Nordeuropas schon wiederholt mit den geheimnisvollen Atlantiern aus Platons Atlantisbericht in Verbindung gebracht, aber dass auch die Insel Rügen bereits im 18. Jahrhundert zur Kandidatin für den Sitz der Metropole ihres verschollenen Vorzeit-Reiches gekürt wurde, ist allenfalls eingen wenigen Experten für die Geschichte der Atlantisforschung bekannt. Dass wir überhaupt noch von dieser vergessenen, im wahrsten Sinne des Wortes zur 'Fußnote' der Atlantologie-Historik gewordenen Atlantis-Lokalisierung wissen, haben wir vor allem dem Berliner Geographen Dr. Konrad Kretschmer (Abb. 1, rechts) (1864-1945) zu verdanken.

Kretschmer, der nicht nur der Geschichte seines Faches, sondern auch jener der Atlantisforschung einiges Interesse entgegenbrachte, veröffentlichte 1892 ein Buch [3], in dem er, wie der Atlantologie-Enzyklopädist Tony O’Connell feststellt, ein ganzes Kapitel dem Thema 'Atlantis' widmete. Dort erwähnte der Geograph in einer Fußnote, "ein Autor namens Hafer habe 1745 vorgeschlagen, dass Atlantis in der Ostsee gelegen habe, und seine Hauptstdt habe sich auf der [...] Insel Rügen befunden." Mehr ist weder dort, noch in einer weiteren Fußnote zu Hafers Lokslisierungs-Hypothese zu erfahren, die sich bei Gunnar Rudberg (1880-1954) findet. [4]


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

Bild-Quellen:

1) Links: Botaurus bei Wikimedia Commons, unter: File:Gerard van Keulen - Rügen und Stralsund um 1782.jpg
1) Rechts: Jonathan Groß bei Wikimedia Commons, unter: File:Konrad Kretschmer.jpg
2) J C D bei Wikimedia Commons, unter: File:Hügelgrab Rügen.JPG