Redin

Eine verschollene vorgeschichtliche Kultur auf den Malediven

Abb. 1 Eine der dem alten, längst verschollenen und höchst rätselhaften Volk der Redin zugeschriebenen Pyramidenanlagen auf den Malediven (Foto: A. Gigal)

(red) Bei den Redin handelt es sich um ein mysteriöses prähistorisches Volk im Raum des Indischen Ozeans, das der große Experimental-Archäologe und Forschungsreisende Thor Heyerdahl im Zusammenhang mit seiner Kon-Tiki-Expedition mehrfach kurz erwähnt hat. [1]

Diese 'Informations-Schnipsel' fasste der Wissenschaftshistoriker Dr. Horst Friedrich (1931-2015) folgendermaßen zusammen: "Nach den mündlichen Überlieferungen der heutigen [2] Maledivier waren die >Redin< ein hochseefahrendes Hochkulturvolk, das in grauer Vorzeit [Heyerdahl sprach diesbezüglch von ca. 1500 v.Chr.; d. Red. [3]] die Malediven entdeckte. Sie waren >Weiße< [4] mit kastanienbraunem Haar. Sie waren kompetente Seefahrer und benutzten sowohl Segel als auch Ruder.

Die buddhistischen Singhalesen von Sri Lanka entdeckten die Inselgruppe erst nach ihnen. Vor allem waren die Redin höchst beachtenswerte Baumeister und Steinmetze, die auf den Malediven-Inseln eine größere Zahl hoch aufragender Pyramidentempel (Abb. 1) errichteten, die teils an Inka-Bauwerke erinnern." [5]

Abb. 2 Karte des zu den Malediven gehörenden Foammulah Atolls, wo die Erinnerung an die Redin bis heute lebendig geblieben ist. (Graphik: © Mair Dumont DE)

Bei Wolfgang Därr heißt es weiterführend über das seinerzeit von Thor Heyerdahl besuchte, maledivische Foammulah Atoll: "Tatsächlich befinden sich auf Foammulah (Abb. 2) einige Ruinen, die von einer frühen, vorislamischen Hochkultur zeugen. Die heutigen Inselbwohner sind überzeugt, dass es sich um Bauwerke der legendären Redin gehandelt hat. So soll nach der mündlichen Überlieferung eine frühere Bevölkerung geheißen haben, die entwder nach der Islamisierung die Inseln verließ oder assimiliert wurde. Auf den Fundamenten mancher dieser Bauwerke stehen heute Moscheen oder man nutzte die behauenen und daher leicht zu verarbeitenden Korallensteine, um Häuser und Gartenmauern zu errichten. Ein 20 m hoher Hügel aus inzwischen verwaschenem, von der Erosion schwarz gefärbtem Korallengestein wird bis heute >Redins Hügel< (Redinge Funi) genannt." [6]

Ob es sich bei dieser Ruine tatsächlich um ein Relikt der Redin handelt, erscheint allerdings zweifelhaft. Sowohl Heyerdahl als auch der britische Archäologe Harry Charles Purvis Bell (1851-1937), die beide die besagte Anlage untersuchen, "konnten", wie W. Därr weiter bemerkt, "in den Überresten noch Strukturen erkennen, die vermuten lassen, dass es sich um ein ursprünglich weitaus höhere, glockenförmige Tempelanlage gehandelt haben dürfte". [7] Damit erinnert die Anlage jedoch weit eher an "buddhistische Bauten in Nepal und Sri Lanka" [8] als an die pyramidalen Bauwerke der Redin, die ja schon lange vor der Ankunft der buddhistischen Neusiedler - und bevor deren Religion entstand - auf den Malediven gelebt haben sollen. Zumindest diese archäologische Fundstätte im Norden Foammulahs kann somit wohl kaum dazu beitragen, das Rätsel der verschollenen Redin zu lösen - aber vielleicht hält das Atoll ja noch Überraschungen für die Forschung bereit.


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe: Thor Heyerdahl, "American Indians in the Pacific - The Theory behind the Kon-Tiki-Expedition", London, 1952; bzw. auf Deutsch: Derselbe, "Fua Mulaku: Reise zu den vergessenen Kulturen der Malediven", Goldmann, 1989
  2. Red. Anmerkung: Genauer gesagt wäre hier von Malediviern zur Zeit der Kon-Tiki Expedition (1947) zu sprechen. Heyerdahl selbst bemerkte dazu, dass es sich bei den Berichterstattern um 'Älteste' der Maledivier gehandelt habe, die noch über spärliches, mündlich überliefertes Relikt-Wissen zu den Redin verfügten. Es ist zu befürchten, dass selbst dieses fragmentarische Wissen seither verloren ging, zumal sich professionelle Ethnologen und Historiker nicht sonderlich für das Phänomen der Redin interessiert zu haben scheinen.
  3. Quelle: Thor Heyerdahl, "The Maldives Mystery", Bethesda, Maryland (Adler & Adler Publishers, Inc.), 1986, S. 305–307; nach: Husnu Al Suood, "The Maldivian Legal System", Maldives Law Institute, 2014, S. 3
  4. Red. Anmerkung: Diese Bezeichnung entspricht den Aussagen der Maledivier über die Redin. Sie ist nicht im Sinn einer 'rassischen' Zuordnung durch Dr. Friedrich misszuverstehen. Siehe von ihm zu diesem Thema bei Atlantisforschung.de: "Der Mythos von den angeblichen »Rassen« der Menschheit" (1994). Zur weiteren Verdeutlichung unserer redaktionellen Position siehe bei Atlantisforschung.de auch: Martin Marheinecke, "Menschenrassen gibt es nicht! - Bringen die Ergebnisse der Genforschung das Ende des Rassismus?" (2000)
  5. Quelle: Dr. Horst Friedrich, persönliche Kommunikation mit Bernhard Beier (Brief vom 05. März 2014; Hervorhebungen durch die Redaktion)
  6. Quelle: Wolfgang Därr, "DuMont Reise-Taschenbuch Reiseführer Malediven", Mair Dumont DE, 2015, S. 262
  7. Quelle: ebd.
  8. Quelle: ebd.

Bild-Quellen:

1) Antoine Gigal, bei Gigal Research - Archaeologigal and historical researches, unter "Seven pyramids identified on the African island of Mauritius"
2) Wolfgang Därr, "DuMont Reise-Taschenbuch Reiseführer Malediven", Mair Dumont DE, 2015, S. 262