Santiago Genovés

Forscher- und Autorenportrait

Abb. 1 Dr. Santiago Genovés (1923-2013)

(red) Dr. Santiago Genovés Tarazaga (Abb. 1) (* 31. Dezember 1923 in Orense, Spanien; - ✝ 5. September 2013) [1] [2] war ein hispano-mexikanischer Anthropologe, Sozialwissenschaftler und Verhaltensforscher mit großem Interesse für das vorkolumbische Mexiko, der sich Meriten um den modernen Diffusionismus und die Stützung von dessen zentralem Postulat präkolumbischer transozeanischer Kultur-Kontakte erwarb.

Biographische Notizen

Am Ende des Spanischen Bürgerkriegs emigrierte Santiago Genovés als Teenager mit seiner Familie zunächst nach Frankreich, wo er und seine Familie einige Zeit in einem Internierungslager verbringen mussten. Danach gingen sie nach Mexiko ins Exil. [3] Dort studierte Santiago Genovés an der an Nationalen Schule für Anthropologie und Geschichte des mexikanischen National Institute of Anthropology and History, um danach in Großbritannien an der University of Cambridge im Fach Anthropologie. zu promovieren. Später arbeitete er an der Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM), der er auch nach seiner Pensionierung als emeritierter Forscher verbunden blieb. [4] [5]

Santiago Genovés und der Diffusionismus

Zum Einen gehörte Santiago Genovés zu den Mitstreitern Thor Heyerdahls (1914-2004), den er 1969 und 1970 auf dessen beiden Atlantik-Fahrten mit den Flößen RA 1 und RA 2 begleitete. Außerdem war er wissenschaflicher Leiter des Acali-Experiments im Jahr 1973. Die Acali war, wie die Gefährte Heyerdahls, ein 'primitives' Floß, das mit sechs Frauen und fünf Männern an Bord den Atlantik überquerte. Während die beiden Seereisen mit Heyerdahl das eher allgemein gesteckte Ziel verfolgten, die Möglichkeit transatlantischer Reisen vor der historischen Fahrt des Christoph Columbus im Jahr 1492 zu prüfen, diente die Fahrt der Acali speziell dem Studium menschlichen Verhaltens in einer gemischgeschlechtlichen Crew bei einer solchen Reise. [6] Allerdings hatte Genovés schon seine Fahrten mit Heyerdal auch als anthropologisches und verhaltensbezogenes Experiment betrachtet und entsprechend ausgewertet. [7] [8] [9]

Abb. 2 Hier das Front-Cover von Santiago Genovés’ 1975 in deutscher Sprache erschienenem Buch über das 'Acali-Experiment'

Des Weiteren lesen wir bei Tony O’Connell über Genovés: "Er hat viele Bücher und Essays zu wissenschaftlichen Themen sowie eine Reihe von Papieren mit Literaturkritik geschrieben. Größte Bekanntheit erlangte er jedoch vermutlich durch eine Abhandlung, die er im Jahr 2000 gemeinsam mit Romeo Hristov bei Ancient Mesoamerica veröffentlichte [10] [11], in welcher sie eine 1933 in Mexiko entdeckte Terrakotta-Figurine als eindeutig Römisch identifizierten [12] [13], womit sie einen Beitrag zu dem ständig anwachsenden Korpus von Evidenzen für anzunehmende präkolumbische transatlantische Kontakte lieferten. Die Existenz solcher früher Ozean-Reisen ist grundlegend für eine Anzahl atlantisbezogener Theorien, insbesondere für solche, die Ägypten als Kolonie eines mesoamerikanischen Atlantis propagieren, oder in denen ein zentralatlantisches Atlantis ein Sprungbrett zwischen Alter und Neuer Welt geboten haben soll." [14]

Bücher von Santiago Genovés (Auswahl)

Zum 'Acali-Experiment' in diversen Sprachen:

  • Acali, Hrsg.: Instituto Politécnico Nacional (Mexiko), © 1998.



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Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe: "Fallece el antropólogo mexicano de origen español Santiago Genovés", 7. September 2013, bei: El Confidencial (abgerufen: 19. Januar 2019)
  2. Siehe: "Genovés, el antropólogo físico humanista", 6. September 2013, Instituto Nacional de Antropología e Historia (abgerufen: 19. Januar 2019)
  3. Siehe: Instituo Nacional de Migración/ Centro de estudios migratorios, ed. (2010), 200 Mexicanos que nos Heredó el Mundo Paralelo 21. S. 259. ISBN 978 607 7891 02 4
  4. Siehe: Revista de la UNAM, 30. Juni 2002, unter: "Santiago Genovés" (abgerufen: 19. Januar 2019)
  5. Quelle: Wikipedia - La enciclopedia libre, unter: "Santiago Genovés" (abgerufen: 19. Januar 2019)
  6. Quelle: Reto U. Schneider, "Das Sexfloss - Vor dreissig Jahren überquerte der Soziologe Santiago Genovés mit zehn Leuten den Atlantik", Januar 2004, online bei NZZ Folio (abgerufen: 19. Januar 2019)
  7. Siehe: Santiago Genovés, "RA I and RA II - Twice across the Atlantic on a papyrus raft as an anthropological and behavioral experiment", Chicago (University of Chicago Press), © 1971
  8. Siehe auch S. Genovés’ Artikel: "Acali, Ra 1, and Ra 2: Some conclusions and hypotheses concerning human friction under isolation and stress, with special reference to intelligence and personaiity assessment", in Aggressive Behavior, v3 n2 (1977): 163-171
  9. Siehe zudem: Derselbe, "Papyrus Rafts Across the Atlantic", in Current Anthropology, v14 n3 (197306): 266-267
  10. Siehe: Romeo Hristov und Santiago Genovés, "MESOAMERICAN EVIDENCE OF PRE-COLUMBIAN TRANSOCEANIC CONTACTS", in Ancient Mesoamerica, v10 n02 (199907): 207-213
  11. Siehe auch: Dieselben: "REPLY TO PETER SCHAAF AND GÜNTHER A. WAGNER'S >COMMENTS ON ‘MESOAMERICAN EVIDENCE OF PRE-COLUMBIAN TRANSOCEANIC CONTACTS’<", Ancient Mesoamerica, 12, no. 1 (2001): 83-86
  12. Siehe dazu: Christine Biederman, "Romeo's head", 26. August 1999, bei Dallas Observer (abgerufen: 19. Januar 2019)
  13. Siehe bei Atlantisforschung.de auch: J. Huston McCulloch, "Der Römer-Kopf von Calixtlahuaca"
  14. Quelle: Tony O’Connell, "Genové, Santiago (L)", 26. Dezember 2012, bei Atlantipedia.ie (abgerufen: 19. Januar 2019; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)

Bild-Quellen:

1) Tony O’Connell, op. cit. (2012)
2) Scherz Verlag / Bild-Archiv Atlantisforschung.de