Woher nahm die Chaco-Canyon-Kultur ihr Bauholz?

von William R. Corliss (1995)

Abb. 1 Woher stammten die massiven Baumstämme, welche die Baumeister der Anasazi-Kultur im Chaco Canyon zur Errichtung ihrer großen Anlagen, wie dem Pueblo Bonito (Bild), benötigten - und wie schafften sie ihr Bauholz aus weiter Entfernung an Ort und Stelle?

Schon früher (Science Frontiers Nr. 46 [1]), haben wir Sie in eines der vielen Geheimnisse des Chaco Canyon in New Mexico [2] eingeführt; nämlich die unbekannte Herkunft der riesigen Anzahl von Baumstämmen, die benötigt wurden, um die vielen Strukturen in diesem fantastischen Bau-Komplex zu überdachen (alleine Pueblo Bonito (Abb. 1) umfasst etwa 600 Räume!). Bis zu 200.000 Kiefern und Tannen mussten gefällt und bis zu 50 Kilometer weit transportiert werden, denn heute wachsen keine großen Bäume in der Nähe des Chaco Canyons. Es gibt keinen Konsens darüber, wo all diese Bäume gefällt wurden.

S. Durand, ein Archäologe der Eastern New Mexico Universität, Portales, hat eine Technik entwickelt, um die Ursprünge der Stämme zu identifizieren. Er versucht, Spurenelemente in den Chaco Canyon-Stämmen mit denen in lebenden Bäumen aus heutigen Wäldern in Einklang zu bringen. Die verschiedenen Grundgesteine, welche den diversen Wäldern zugrunde liegen, liefern unterschiedliche Mengen von Spurenelementen, wie Barium und Mangan.

Vorläufige Ergebnisse deuten darauf hin, dass im Chaco Canyon in der frühen Bauphase - um 900 n. Chr. - Bäume von vielen verschiedenen Standorten Verwendung fanden. Während der Hauptbauzeit, ein Jahrhundert später, trugen alle verwendeten Stämme die gleichen Konzentrationen von Spurenelementen und stammten daher wahrscheinlich aus demselben Wald. Durands nächster Schritt besteht darin, diesen Wald zu finden und herauszubekommen, wie es den Bauherren des Chaco Canyon, den Anasazi, gelang, die Stämme, von denen einige ein Gewicht von 600 Pfund aufwiesen, 50 Meilen oder mehr zu transportieren. [3]


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von William R. Corliss (1926-2011) erschien erstmals in Science Frontiers Nr. 97, Januar - Februar 1995, unter dem Titel "Whence the 200,000 logs of chaco canyon?"; Übersetzung ins Deutsche sowie redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de nach der online gestellten Version des Artikels bei science-frontiers.com im Juli 2018.


Fußnoten:

  1. Siehe: William R. Corliss, "Tree-toting extraordinaire", in Science Frontiers Nr. 46 / Juli-August 1986
  2. Siehe dazu auch: William R. Corliss, "Alle Wege führen ... in den Chaco-Canyon" (1988)
  3. Quelle: Rosie Mestel, "Where Did Desert Builders Get Their Wood?", in: New Scientist, 6. August 1994, S. 10.

Bild-Quelle: