Christian Karl Josias von Bunsen: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 23. September 2017, 18:31 Uhr
Historisches Forscher- und Autorenportrait
(red) Christian Karl Josias von Bunsen (Abb. 1) (* 25. August 1791 in Korbach; † 28. November 1860 in Bonn) war ein preußischer Diplomat und Privatgelehrter (Altertumskundler), der in atlantologie-historischer Hinsicht durch seine widersprüchliche Interpretation des Platonischen Atlantisberichts in Erinnerung geblieben ist.
Biographische Notizen
Der Sohn des Gerichtsschreibers Heinrich Christian Bunsen (1743–1820) und dessen zweiter Eherfrau Johanette Eleonore, geb. Brocki (1750–1819) begann nach seinem Abitur, das er 1808 an der Alten Landesschule Korbach erlangt hatte, zunächst an der Universität Marburg ein Studium der Theologie, welches er ab 1809 an der Universität Göttingen fortsetzte, wo er zudem auch Philologie studierte. Am Ende seiner Studienzeit unternahm von Bunsen Reisen nach Paris, Leiden und Kopenhagen. [1]
Zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn als Diplomat wurde von Bunsen in Rom als Assistent des dortigen preußschen Gesandten beim Vatikan, Barthold Georg Niebuhr - eines damals bedeutenden Altertumsforschers - tätig, dessen Position er später übernahm. In Rom begann er zudem, sich für die Entzifferung der ägyptischen Hieroglyphen durch Jean-François Champollion (1790-1832) zu interessieren. Am 1. Juli 1817 ehelichte Bunsen, der auch enge Beziehungen mit hoch gebildeten Engländern unterhielt, Fanny, eine geborene Frances Waddington (1791–1876), aus Monmouthshire. 1829 gehörte er zum Kreis der Mitbegründer des Instituto di corrispondenza archeologica (aus dem später das Deutsche Archäologische Institut hervorging), und es gelang ihm, den bedeutenden Ägyptologen und Sprachforscher Karl Richard Lepsius (1810-1884) dazu zu bewegen, Champollions Erforschung der Hieroglyphen in Rom fortzusetzen. [2]
Nachdem von Bunsen aufgrund politischer und religiöser Querelen (den "Kölner Wirren") zwischen dem Vatikan und Preußen zur Demissionierung als Gesandter gezwungen war, wurde er 1841 als Botschafter in London akkreditiert. Auch dort nahm er sofort Verbindung mit Ägyptologen auf und begann mit der Abfassung seines Werkes "Ägyptens Stelle in der Weltgeschichte", das von 1844 bis 1857 in sechs Bänden erschien. Da er seine 'Vertreibung' aus Rom nicht verwinden konnte, trachtete er nun auch danach, den Nachweis zu erbringen, dass die Religion der Alten Ägypter eher dem protestantischen als dem katholischen Christentum entsprochen habe. Zu diesem Zweck bemühte er sich u.a. um die Ausrüstung einer Expedition nach Ägypten, die mit Unterstützung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. und des Kultusministers Johann Albrecht Friedrich von Eichhorn tatsächlich zustande kam und von Lepsius geleitet wurde. In ägyptologischer Hinsicht höchst erfolgreich, scheint diese Forschungsreise, die Lepsius einen Lehrstuhl in Berlin einbrachte, von Bunsens abenteuerliche religionsgeschichtliche These jedenfalls nicht sonderlich befördert zu haben. Geschadet hat ihm sein diesbezüglicher Irrlauf in wissenschaftlichen Kreisen jedenfalls nicht. Immerhin wurde der Diplomat und Privatforscher, der auch an der Vorbereitung der legendären Afrika-Expedition von 1849 bis 1855 unter Heinrich Barth beteiligt war, 1853 in die American Academy of Arts and Sciences berufen. Ab 1851 war er zudem auswärtiges Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, und 1855 wurde er zum auswärtigen Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt. [3]
Christian Karl Josias von Bunsen, Platon und Atlantis
Einen gewissen Hang zum Skurrilen zeigte Herr von Bunsen auch in Hinsicht auf seine Interpretation von Platons Atlantisbericht, worüber wir bei Thorwald C. Franke folgendes erfahren: "Im Jahr 1857 erschien der zweite Teil des fünften Bandes seines Werkes 'Ägyptens Stelle in der Weltgeschichte'. Darin entwickelte er eine höchst merkwürdige und widersprüchliche Atlantishypothese. Eine reine Erfindung Platons lehnte Bunsen ab, denn das wäre >ja nur eine geschmcklose Betrügerei gewesen<. Als geschichtlichen Kern sah Bunsen den Kriegszug des legendären Nimrud. Dieser war - so Bunsen - im ersten Keltenzug über Afrika bis nach Spanien und Südfrankreich gelangt, wovon noch die Basken zeugen. Auch die 9000 Jahre hielt Bunsen für völlig plausibel, weil sie mit seiner Auffassung von der ägyptischen Chronologie zusammenpassten.
Auf der anderen Seite hielt Bunsen die Insel Atlantis für eine reine Erfindung der Ägypter, die durch den Durchbruch der Meerenge von Gibraltar inspiriert ist. Die agyptischen Priester banden Platon einen Bären auf, als sie von König Kekrops sprachen. Überhaupt trägt das meiste der Atlantiserzählung einen platonischen Stempel, meinte Bunsen, die Ähnlichkeit zu den Perserkriegen ist nicht zu übersehen. Platon behandelte die Atlantiserzählung >offen als philosophischen Mythus<, so glaubte zumindest Bunsen.
Damit ist Bunsens These eher als Erfindungsthese einzuordnen. Sich selbst sieht Bunsen mit seiner Atlantishypothese zwischen Boeckh und Martin, etwa dort, wo Humboldt steht. Die Wirrheit und Willkür von Bunsens Atlantishypothese lässt eine solche klare Zuordnung jedoch nicht zu." [4] [5]
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Anmerkungen und Quellen
Fußnoten:
- ↑ Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: "Christian Karl Josias von Bunsen" (abgerufen: 24. Mai 2017)
- ↑ Quelle: ebd.
- ↑ Quelle: ebd.
- ↑ Siehe: Christian Karl Josias von Bunsen, "Ägyptens Stelle in der Weltgeschichte" (1844-1857), V 4./5. Abteilung S. 24-37, 314
- ↑ Quelle: Thorwald C. Franke, "Kritische Geschichte der Meinungen und Hypothesen zu Platons Atlantis - Von der Antike über das Mittelalter bis zur Moderne", Norderstedt (BoD), 2016, S. 404-405
Bild-Quellen:
- 1) Adriaurlauber bei Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: Datei:Christian Karl Josias von Bunsen (1791-1860).jpg
- 2) Archive.org, unter: Bunsen: Ägyptens Stelle in der Weltgeschichte, 2 Das Alte Reich (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)
- 3) Links: DavidBrooks bei Wikimedia Commons, unter: File:Christian karl josias von bunsen.jpg
- 3) Rechts: Bild-Archiv Atlantisforschung.de