H.-J. Zillmer: Irrtümer der Erdgeschichte - Rezension

von unserem Gastautor Dr. Horst Friedrich (2002)

Abb. 1 "Ein Buch, das eigentlich Pflichtlektüre für unsere Geologie-, Paläontologie- und Vorgeschichts-Studenten sein müsste!" (Dr. Horst Friedrich)

Ein Buch, das eigentlich Pflichtlektüre für unsere Geologie-, Paläontologie- und Vorgeschichts-Studenten sein müsste! Aber dazu ist unsere Establishment- Wissenschaft derzeit noch zu sehr "Scholastik". Sie muss erst gründlich reformiert werden. Dies aber ist eine Aufgabe der Wissenschaftspolitik. Möge Zillmers Buch die allgemeine Aufmerksamkeit auf dieses allmählich dringliche Thema lenken !

Diese Irrtümer der Erdgeschichte gehören aber auch in den Bücherschrank eines jeden allgemein interessierten Laien. Seit 1956 das Buch EARTH IN UPHEAVAL des legendären Erz-"Häretikers" Velikovsky erschien, gab es kein Buch, das so umfassend, wie es jetzt Zillmer getan hat, den "windigen" Charakter unseres derzeitigen schulwissenschaftlichen Vorgeschichts-Weltbildes demonstriert hätte.

Im Grunde sind die Irrtümer der Erdgeschichte "nur" eine Art Folgeband zu seinem bekannten Buch DARWINs IRRTUM, in dem Beleg- und Unterstützungs - Material für die dort vorgetragenen Thesen beigebracht wird. Aber dieser "Nur-Folgeband" ist so gut gemacht, dass er ein vollständig eigenständiges Werk geworden ist. Nach Ansicht des Rezensenten von noch größerem Wert als DARWINs IRRTUM! Zuweilen kommt man sich vor, als würde man eine Art verbesserte, wissenschaftlich allerdings besser belegte, Neuauflage des berühmten Werkes URWELT SAGE UND MENSCHHEIT (1931) von Edgar Dacqué lesen, der für dieses "häretische" Werk beim damaligen Establishment in Ungnade fiel.

IRRTÜMER DER ERDGESCHICHTE hat zwei Aspekte, die durch Titel und Untertitel sehr gut ausgedrückt sind. Wie der Titel sagt, weist Zillmer nach, dass unser derzeit von der Schulwissenschaft propagiertes, lyellistisch-darwinistisches Erdgeschichts-Weltbild voller großer und schwerer Irrtümer ist. Der Untertitel DIE URZEIT WAR GESTERN besagt, dass Zillmer sozusagen Dacqué's "Urwelt" (mit vorzeitlicher Tier und Pflanzenwelt, speziell auch den Dinosauriern, aber auch mit fürchterlichen Mega-Kataklysmen à la Sintflut) viel näher an die Jetztzeit heranholt, den vermeintlichen Millionen Vorzeitjahren etliche Nullen wegstreicht.

Durch Zillmers Buch wird erneut deutlich, wie außerordentlich wichtig für die Fortentwicklung unserer Wissenschaften die Arbeit von Privatforschern (sofern sie sich, wie Zillmer, kompetent gemacht haben) ist, der modernen Nachfolger der "Privatgelehrten" oder "Gentlemen scholars" von einst! Denn, wie Professor Bazon Brock von der Bergischen Universität Wuppertal im Vorwort nur allzu berechtigt fragt:

"Wieso sind wir eigentlich auf Autoren wie Velikovsky, Tollmann oder Zillmer angewiesen, um zu alternativen Deutungsmustern zu kommen? Warum werden die von den Normalwissenschaften nicht auch selbst hervorgebracht...?".

Diese Frage kann aus wissenschaftssoziologischer Sicht ganz klar beantwortet werden, zumindest soweit es unsere Establishment-Vorgeschichtsforschung betrifft : Diese Schulwissenschaft scheint aus sich selbst heraus kaum noch erneuerungsfähig zu sein.

Der Leser muss bei IRRTÜMER DER ERDGESCHICHTE zwei unterschiedliche Anliegen des Autors auseinanderhalten. Einmal geht es Zillmer darum, einfach Fakten vorzustellen, die mit dem schulwissenschaftlicherseits propagierten, lyellistisch-darwinistischen (nicht-katastrophischen) Vorzeit-Weltbild absolut nicht zusammenpassen. Das ist ihm sehr gut gelungen! Andererseits steuert er alternative Deutungen und Szenarien bei, die (wie Zillmer selbst sagt), "nicht für sich in Anspruch nehmen, das Nonplusultra oder die Antwort schlechthin zu sein". Das kann man, wie jedem einsichtigen Leser ohnehin klar sein wird, von einem Privatforscher im Alleingang bei derart komplexen und verwickelten Problemlagen auch nicht verlangen.

Aber Zillmer hat schon gute Gedanken beigesteuert! Und einprägsame Formulierungen. Einige Beispiele:

  • "Es gab eine ganz andere, eine scheinbar verloren gegangene Welt vor der globalen Sintflut".
  • Zum ostafrikanischen Grabenbruch, dessen kataklysmische Entstehung offenbar der Jetztmensch miterlebt hat: "Verknüpft man diese Ereignisse zeitlich mit der globalen Sintflut, dann entstanden die großen Gebirge vor wenigen tausend Jahren".
  • "Gab es während der Steinzeit bis vor 10.000 Jahren wirklich Eis im nördlichen Teil Europas, oder entstand es erst zu diesem Zeitpunkt?"
  • "Stellen die Höckergräber keine Gräber, sondern eisige Begräbnisse dar? Erfroren diese Leute vielleicht aufgrund eines plötzlich einsetzenden Temperatursturzes ?... Mit dem die Sintflut begleitenden Impakt-Winter raste eine plötzliche infernalische Kältewelle nach Süden... und stürmische Eiswinde fegten über das Land. Die Menschen flüchteten in Höhlen, kauerten sich zusammen, um sich zu wärmen, und erfroren doch in dieser Stellung. Neben ihnen blieben die als Grabbeigaben falsch interpretierten Gerätschaften des täglichen Lebens liegen...".
  • "Vielleicht war es so, dass fast alle Tiere durch die Sintflut ausstarben, und dass die Menschheit gezwungen waren, Landwirtschaften zu betreiben".
  • "Gibt man die Sichtweise einer langsamen... Entwicklung auf und berücksichtigt die... Katastrophentheorie, ergibt sich eine mit den mehrfach ablaufenden Erdkatastrophen schnellere, ja teilweise blitzschnelle Bildung geologischer Schichten".
  • "Berücksichtigen wir den offensichtlichen Bankrott der Theorie vom Höhlen- menschen, ... eröffnet sich eine großartige, phantastische Vergangenheit...".
  • Zillmer stellt zur Debatte, "ob auch die Verschiebung der Kontinente in geschichtlicher Zeit erfolgte".

Wichtige Punkte im versuchsweisen, alternativen Zillmer-Szenario sind:

  • Die Erd- und Menschheitsgeschichte waren wiederholt von Mega-Kataklysmen unterbrochen.
  • Die vermeintlichen "Erdzeitalter" sind einer falschen Interpretation des geologischen Befunden geschuldet. Die "wissenschaftliche" Chronologie muss teleskopartig zusammengeschoben werden.
  • Das vermeintliche "Große Eiszeitalter" ist ebenfalls einer falschen Interpretation des geologischen Befundes geschuldet. Hier bestehen starke Affinitäten zum Buch JAHRHUNDERT-IRRTUM "EISZEIT"? (1997) des Rezensenten.
  • Der Jetztmensch selbst (nicht ein primitiver Vormensch) erlebte zugleich phantastische und traumatische Veränderungen seiner Umwelt. Er war Zeitgenosse der Dinosaurier, von Mega-Kataklysmen, erlebte Gebirgsbildungen und Polverlagerungen.

Ein herausragender Bestandteil des Buches ist das umfangreiche, großenteils aus Farbfotos bestehende Abbildungsmaterial. Dieses allein schon würde den Kauf des Buches rechtfertigen!

Von einem Rezensenten erwartet man auch ein paar kritische Bemerkungen. Was könnte man in dieser Richtung anführen? Dacqué war zwar Professor an der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität, hatte aber keinen Lehrstuhl (der Rezensent hat seine Personalakte eingesehen), kann ihn also auch nicht verloren haben (S. 211). Sitchins Thesen gelten als umstritten. Dass der Pazifik eine Kollisionsnarbe ist sei - Hm ? Nun ja - in den Wissenschaften ist eben alles provisorisch, nicht nur die Establishment-Lehrmeinungen, auch die Außenseiter-Szenarien. "Man weiß, dass der Mond in früheren Zeiten sehr viel dichter an der Erde positioniert war" (S. 120): Ich vermute eher das Gegenteil. Da wäre eine Quellenangabe gut gewesen. Aber das wäre es dann auch schon, mehr findet der Rezensent nicht. Doch halt! Einen wichtigen Punkt hätte er fast vergessen: Das Stichwort-Register ist viel zu dürftig, und es scheint mittels eines Zufallsgenerators zusammengestellt worden zu sein! Dies sollte in einer 2. Auflage unbedingt ausgebessert werden !


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Dr. Horst Friedrich wurde erstmals bei BIPEDIA Nr. 20, Jan. 2002 veröffentlicht. Bei Atlantisforschung.de erscheint er im Dr. Horst Friedrich Archiv in einer redaktionell bearbeiteten Neufassung nach: http://pagesperso-orange.fr/initial.bipedalism/20.htm#4