Das Hyborische Zeitalter

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von Robert. E. Howard (Übersetzung ins Deutsche durch Lore Staßl)

Als redaktionelles Vorwort siehe: Die prädiluviale Welt des Robert E. Howard (bb)

Abb. 1 Der thurische Kontinent zur Zeit Conans, des Bar-
baren - ca. 8000 Jahre nach dem gewaltigen Kataklysmus, der Atlantis und die lemurischen Inseln untergehen ließ und die zivilisierten Königreiche Kamelien, Valusien, Verulien, Grondar, Thule und Kommorien auslöschte.

Aus jener Epoche, die von den nemedischen Chronisten als das vorsintflutliche Zeitalter bezeichnet wird, ist uns wenig berichtet, mit Ausnahme vielleicht des letzten Abschnitts, doch selbst dieser ist hinter einem Schleier von Legenden verborgen. Die Geschichtsaufzeich-
nung beginnt mit dem Verfall der vorsintflutlichen Zivilisation, in der die Königreiche Kamelien, Valusien, Verulien, Grondar, Thule und Kom-
morien dominierten.

Die Völker dieser Länder benutzten verwandte Sprachen, was auf einen gemeinsamen Ursprung schließen läßt. Es gab jedoch weitere Reiche, nicht weniger zivilisiert, deren Bewohner aber Angehörige anderer und augenscheinlich älterer Rassen waren. Die Barbaren jener Ära waren die Pikten, die auf einer Inselgruppe weit im westlichen Ozean lebten; die Atlanter, beheimatet auf einem kleinen Kontinent zwischen den Pikteninseln und dem Hauptkontinent Thurien; und die Lemurier, die eine Kette von großen Inseln in der östlichen Hemisphäre ihr Zuhause nannten.

Es gab viele unerforschte Gebiete. Die zivilisierten Königreiche nahmen trotz ihrer enormen Ausdehnung nur einen kleinen Teil des gesamten Planeten ein. Valusien war das westlichste Reich des thurischen Kontinents, Grondar das östlichste. Östlich von Grondar, dessen Volk nicht so hoch entwickelt war wie jene der anderen Reiche, erstreckte sich ein wildes, rauhes Land. Wüste zum größten Teil. In den weniger unfruchtbaren Gebieten, in den Dschungeln und Bergen, lebten verstreute Sippen und Stämme primitiver Eingeborener.

Weit im Süden befand sich eine mysteriöse Zivilisation, die nichts mit der thurischen Kultur gemein hatte und offensichtlich vormenschlichen Ursprungs war. An den fernen östlichen Küsten des Kontinents lebte eine andere Rasse, menschlich, aber rätselhaft und nicht-thurisch, mit der die Lemurier von Zeit zu Zeit in Berührung kamen. Sie stammte offenbar von einem geheimnisvollen, namenlosen Kontinent weit östlich der Lemurischen Inseln.

Die thurische Zivilisation zerfiel; ihre Armeen bestanden zum Großteil aus Barbarensöldnern. Pikten, Atlanter und Lemurier waren ihre Generäle, ihre Staatsmänner und nicht selten ihre Herrscher. Von den Zwisten zwischen den einzelnen Reichen und den Kriegen zwischen Valusien und Kommorien, sowie von den Eroberungszügen, durch die die Atlanter ein Königreich auf dem Festland schufen, erfahren wir mehr aus den Legenden, denn aus geschichtlichen Aufzeichnungen.

Dann erschütterte der Kataklysmus die Welt. Atlantis und Lemurien versanken, und die Pikteninseln tauchten aus den Fluten empor und bildeten die Berggipfel neuer Kontinente. Teile des thurischen Kontinents verschwanden unter den Wellen oder formten im Versinken große Binnenmeere und Seen. Vulkane brachen aus, und schreckliche Beben ebneten die prunkvollen Städte der Reiche ein. Ganze Völker wurden ausgelöscht.

Abb. 2 Aus den versunkenen Gebieten strömte eine gewaltige Zahl von Tieren und Wilden - Affenmenschen und Affen - auf das kontinentale Königreich der Atlanter.

Den Barbaren erging es etwas besser als den zivilisierten Rassen. Die Bewohner der Pikteninseln fanden ihr Ende, doch eine große Piktenkolonie, die sich an den Bergen der valusischen Südküste angesiedelt hatte, um als Puffer gegen mögliche Invasionsmächte zu dienen, blieb unberührt. Das kontinentale Königreich der Atlanter überstand den Kataklysmus ebenfalls, und so kamen Tausende ihrer Stammesbrüder in Schiffen von dem versinkenden Land und suchten dort Zuflucht. Viele Lemurier flohen zur Ostküste des thurischen Kontinents, der verhältnismäßig glimpflich davonkam. Dort wurden sie allerdings von der alten Rasse versklavt, die dort lebte, und ihre Geschichte ist für viele Jahrtausende die einer brutalen Sklaverei.

Im Westen des Kontinents schufen die veränderten Bedingungen seltsame Formen von Pflanzen und Tieren. Dichte Dschungel bedeckten die Ebenen, breite Flüsse bahnten sich ihr Bett zum Meer, schroffe Berge richteten sich auf und Seen überfluteten die Ruinen alter Städte in fruchtbaren Tälern. Aus den versunkenen Gebieten strömte eine gewaltige Zahl von Tieren und Wilden - Affenmenschen und Affen - auf das kontinentale Königreich der Atlanter. Obwohl die Atlanter gezwungen waren, ständig um ihr Leben zu kämpfen, gelang es ihnen doch, ein wenig ihres früheren Status´ hochentwickelten Barbarentums zu erhalten.

Ihrer Metalle und Erze beraubt, bearbeiteten sie Stein, wie ihre frühen Vorfahren, und sie hatte wahre künstlerische Geschicklichkeit erreicht, als ihre aufstrebende Kultur mit dem mächtigen Volk der Pikten in Berührung kam. Auch die Pikten hatten zum Stein zurückgreifen müssen, doch sie hatten sich, was Bevölkerungs- und Kriegspolitik betraf, schneller entwickelt. Ihnen fehlte die künstlerische Ader der Atlanter, sie waren eine derbere, praktischere, fruchtbarere Rasse. Sie hinterließen keine Zeichnungen oder Elfenbeinschnitzereien wie ihre Feinde, doch dafür in großen Mengen erstaunlich gute Steinwaffen. Diese Steinzeitreiche bekämpften einander, und in einer Reihe blutiger Kriege fielen die in ihrer Anzahl geringeren Atlanter in tiefste Barbarei zurück, während die Evolution der Pikten zum Stillstand kam.

Fünfhundert Jahre nach dem Kataklysmus verschwanden die barbarischen Königreiche. An ihrer Stelle finden wir jetzt ein Volk von Wilden - die Pikten - die ständig Kriege gegen Stämme anderer Wilder - die Atlanter - führen. Die Pikten hatten den Vorteil zahlenmäßiger Überlegenheit und der Einheit, während die Atlanter in kleine, nur locker zusammenhängende Clans aufgeteilt waren. Das war der Westen zu jener Zeit.

Abb. 3 Fünfhundert Jahre nach dem Kataklysmus verschwanden die barbarischen Königreiche. An ihrer Stelle finden wir jetzt ein Volk von Wilden - die Pikten - die ständig Kriege gegen Stämme anderer Wilder - die Atlanter - führen.

Im fernen Osten, abgeschnitten von dem Rest der Welt durch die Auffaltung gigantischer Berge und der Bildung einer Seenkette, schuften die Lemurier als Sklaven für Herren einer uralten Rasse. Der ferne Süden ist in geheimnisvolle Schleier gehüllt. Unberührt vom Kataklysmus ist seine Geschichte noch vormenschlich. Von den zivilisierten Rassen des thurischen Kontinents lebt ein Überbleibsel der nicht-valusischen Völker in den niedrigen Bergen des Südostens - die Zhemri. Da und dort über die Welt verstreut gibt es Stämme affenähnlicher Wilder, die nichts vom Aufblühen und dem Fall der großen Zivilisation wissen. Aber im fernen Norden erwacht allmählich ein neues Menschengeschlecht.

Zur Zeit des Kataklysmus floh eine Meute Wilder, deren Entwicklung nicht weit über der des Neandertalers stand, nordwärts, um dem Untergang zu entgehen. In den schneeverhüllten Landen, in die sie kamen, hauste lediglich eine Spezies wilder Schneeaffen - es waren riesige, zottlige weiße Tiere, die offenbar in dieses Klima geboren waren . Die Wilden bekämpften sie und trieben sie über den nördlichen Polarkreis hinaus, wo sie ihren Tod fanden, wie die Wilden annahmen. Das war jedoch nicht der Fall, die Schneeaffen paßten sich ihrer neuen, noch rauheren Umwelt an und gediehen.

Nachdem die piktisch-atlantischen Kriege endgültig zerstörten, was vielleicht zu einer neuen Kultur hätte führen können, veränderte ein weiterer, etwas schwächerer Kataklysmus erneut das Antlitz des ursprünglichen Kontinents. Er ließ ein großes Binnenmeer zurück, wo die Seen-kette sich befunden hatte, was den Westen vom Osten noch weiter trennte; und die Beben, Überflutungen und Vulkanausbrüche vollendeten den Ruin der Barbaren, der mit ihren Stammeskriegen begonnen hatte.

Tausend Jahre nach dem schwächeren Kataklysmus ist die westliche Welt ein wildes Land aus Dschungeln, Seen und reißenden Flüssen. Zwischen den bewaldeten Bergen des Nordwestens ziehen Scharen von Affenmenschen herum. Sie sind keiner Sprache mächtig, kennen das Feuer nicht und auch nicht den Gebrauch von Werkzeugen. Sie sind die Nachkömmlinge der Atlanter, die in das Chaos der Dschungelbestialität zurücksanken, aus der ihre Vorfahren sich so eifrig herausgekämpft hatten.

Abb. 4 Im Osten erhoben die durch die Unmenschlichkeit ihrer Sklaverei fast selbst zum Tier entwürdigten Lemurier sich und vernichteten ihre Herren. Sie sind Wilde zwischen den Ruinen einer seltsamen Zivilisation.

Im Südwesten hausen verstreute Clans zurückentwickelter Höhlenbewohner, die sich primitivster Sprache bedienen, jedoch den Namen Pikten beibehalten haben, was für sie allerdings nur noch soviel wie »Mensch« bedeutet - also sie selbst, um sich von den wahren Tieren zu unterscheiden, mit denen sie um Leben und Nahrung ringen. Der Name ist ihre einzige Verbindung zu ihren Vorfahren. Weder die erbärmlichen Pikten noch die zum Affenstadium zurückentwickelten Atlanter haben Berührung mit anderen Stämmen oder Völkern.

Weit im Osten erhoben die durch die Unmenschlichkeit ihrer Sklaverei fast selbst zum Tier entwürdigten Lemurier sich und vernichteten ihre Herren. Sie sind Wilde zwischen den Ruinen einer seltsamen Zivilisation. Die Überlebenden dieser Kultur, die der Verfolgung durch ihre Sklaven entgingen, flohen westwärts. Sie überfallen das geheimnisvolle vormenschliche Reich im Süden, erobern es, zwingen ihm ihre Kultur auf, die allerdings durch die Verbindung mit der älteren Rasse modifiziert wird. Dieses neuere Königreich wird Stygien genannt. Überreste der älteren Bewohner scheinen überlebt zu haben und werden sogar verehrt, nachdem die Rasse als solche vernichtet wurde.

Hier und dort auf der Welt ist bei kleineren Gruppen von Wilden ein Aufwärtstrend zu bemerken, jedoch unzusammenhängend und ungeordnet. Aber im Norden wachsen die Stämme. Diese Menschen nennen sich Hyborier oder Hybori, ihr Gott war Bori - ein großer Häuptling, den die Legende noch größer machte als den König, der sie in den Tagen der großen Katastrophe nach Norden führte. An ihn erinnerten die Stämme sich noch in uralten Sagen.

Die Stämme haben sich über den Norden ausgebreitet und drängen in bedächtigen Wanderungen südwärts. Bisher sind sie noch nicht mit anderen Rassen in Berührung gekommen. Sie führten jedoch Kriege gegeneinander. Fünfzehnhundert Jahre im Nordland machten sie zu einer Rasse von hohem Wuchs, hellbraunen Haaren und grauen Augen. Sie ist kriegerisch, voll Lebenskraft und beweist bereits Kunstfertigkeit und Sinn für Poesie. Sie lebt hauptsächlich noch von der Jagd, obgleich einige der südlichen Stämme seit einigen Jahrhunderten Vieh züchten.

Es gibt jedoch eine Ausnahme in ihrer bisher völligen Isolation von anderen Rassen: einer der Männer, der bis hoch in den Norden wanderte, kehrte mit der Nachricht zurück, daß in der vermeintlich leeren Eiswüste ein großer Stamm affenähnlicher Menschen lebte, die - darauf schwor er - von den Tieren abstimmten, die ihre Vorfahren aus dem nicht ganz so rauhen Lande vertrieben, das sie selbst übernahmen. Er drängte darauf, daß ein größerer Feldzug gegen diese Tiere jenseits des Polarkreises unternommen würde, um sie auszurotten. Diese Tiere - auch das schwor er - entwickelten sich zu echten Menschen. Man lachte ihn aus und verspottete ihn. Trotzdem begleitete ihn ein kleiner Trupp abenteuerlustiger junger Krieger, doch keiner kehrte je zurück.

Abb. 5 Die barbarischen Pikten im Süden der Atlanter-Abkömmlinge bleiben Wilde und spotten offenbar der Natur, indem sie sich weder weiter- noch zurückentwickeln.

Aber ganze Stämme der Hyborier verschlug es allmählich südwärts und mit dem Anwachsen ihrer Bevölkerung nahm diese Wanderung zu. Die folgende Epoche war eine Ära der Wanderung und Eroberung. Über die ganze Welt erfolgte eine Stammeswanderung und -verlagerung in einem ständig wechsenden Panorama.

Sehen wir uns die Welt fünfhundert Jahre später an. Stämme der hellhaarigen Hyborier sind süd- und westwärts gezogen, sie eroberten und vernichteten viele der kleinen unqualifizierten Clans. Durch die Vermischung mit niedergezwungenen Rassen weisen die Nachkommen der älteren Stammeswanderung bereits modifizierte rassische Merkmale auf, und diese Mischrassen werden heftig von neuen, reinrassigen Stämmen auf ihrer Wanderung angegriffen und vor sich hergefegt, so wie ein Besen gleichgültig Unrat kehrt. Dadurch vermischten sie sich und verschmolzen mehr und mehr mit den Überresten anderer Rassen und Stämme.

Bis jetzt sind die Eroberer allerdings noch nicht mit den älteren Rassen in Berührung gekommen. Im Südosten sind die Abkömmlinge der Zhemri - die durch das frische Blut aus der Verschmelzung mit einem unklassifizierten Stamm neuen Aufschwung erhielten - dabei, einen Hauch ihrer alten Kultur zurückzugewinnen. Im Westen beginnen die affenähnlichen Atlanter ihren langen Aufstieg. Sie haben den Zyklus ihrer Existenz vollendet. Lange schon vergaßen sie ihr früheres Dasein als Menschen. Ohne etwas von einem anderen Stadium zu wissen, beginnen sie ihren Weg nach oben ohne Hilfe und ohne behindernde [sic!; bb] Erinnerungen.

Die Pikten im Süden von ihnen bleiben Wilde und spotten offenbar der Natur, indem sie sich weder weiter- noch zurückentwickeln. Noch tiefer im Süden verträumt das alte mysteriöse Königreich Stygien seine Zeit. An seinen Ostgrenzen streifen Clans nomadischer Wilder umher, die bereits als die Söhne Shems bekannt sind. Unweit der Pikten, in dem großen Tal von Zingg, das durch gewaltige Berge geschützt liegt, hat ein namenloses Völkchen Primitiver, das schließlich mit den Shemiten verwandt erachtet wurde, ein fortgeschrittenes Niveau erreicht.

Ein weitere Faktor gab der Stammeswanderung der Hyborier neuen Schwung: ein Stamm dieser Rasse hatte die Benutzung von Stein zum Bauen entdeckt, und so entstand allmählich das erste hyborische Reich - das rauhe und barbarische Königreich von Hyperborea, das seinen Anfang mit der kruden Festung aus Felsblöcken nahm, die übereinandergehäuft waren, um Angriffe anderer Stämme abzuwehren. Die Menschen dieses Stammes gaben bald ihre Zelte aus Pferdehäuten auf und zogen in Steinhäuser, die zwar noch ungeschickt, aber dauerhaft erbaut waren, und derart geschützt, wurden sie stark.

Es gibt nur noch wenige Ereignisse von Bedeutung über diese wilden Königreiche von Hyperborea zu berichten, dessen Volk sich so plötzlich von seinem Nomadenleben abwandte, um Behausungen aus nacktem Stein zu errichten und sie mit mächtigen Mauern zu umgeben - eine Rasse, die, kaum dem Steinzeitalter entschlüpft, sich durch reinen Zufall [sic!; bb] die Grundkenntnisse der Architektur aneignete. Die Entstehung dieses Reiches vertrieb viele andere Stämme, die im Krieg geschlagen waren oder nicht in Tributabhängigkeit von ihren burgenbewohnenden Verwandten leben wollten. Sie machten sich auf zu langen Wanderungen, die sie halb um die Welt führten. Und schon werden die nördlicheren Stämme von gigantischen blonden Wilden überfallen, die nicht viel weiter entwickelt sind als Affenmenschen. [1]

Die Geschichte der nächsten tausend Jahre ist die des Aufstiegs der Hyborier, deren kriegerische Stämme die westliche Welt dominierten. Primitive Königreiche nehmen Formen an. Die hellhaarigen Invasoren sind auf die Pikten gestoßen und vertreiben sie in die öden Regionen des Westens. Die Nachkommen der Atlanter, die sich ohne Hilfe vom Affentum wieder zur primitiven Barbarei entwickelt haben, sind mit den Eroberern noch nicht in Berührung gekommen.

Abb. 6 Das rauhe und barbarische Königreich von Hyperborea nahm seinen Anfang mit einer kruden Festung aus Felsblöcken, die übereinandergehäuft waren, um Angriffe anderer Stämme abzuwehren.

Fern im Osten entwickeln die Lemurier eine eigene, seltsame Halbzivilisation. Im Süden gründeten die Hyborier das Königreich Koth an den Grenzen der Weidegebiete, die als die Lande Shems bekannt sind, und die Wilden dieser Länder steigen - zum Teil durch Kontakt mit den Hyboriern, zum anderen mit den Stygiern, die sie jahrhundertelang ausplünderten - aus ihrem Barbarentum empor. Die blonden Wilden des fernen Nordens sind an Macht und Zahl gewachsen, so daß die nördlichen hyborischen Stämme südwärts ziehen und die Clans ihrer Rasse vor sich hertreiben.

Das alte Königreich Hyperborea wird von einem dieser Stämme aus dem Norden erobert, behält jedoch seinen Namen bei. Südöstlich von Hyperborea entstand ein Königreich der Zhemri unter dem Namen Zamora. Im Südosten brach ein Stamm der Pikten in das fruchtbare Tal Zingg ein, unterwarf das dort Landwirtschaft betreibende Volk und ließ sich in seiner Mitte nieder. Diese Mischrasse wurde später von einem herumstreifenden Stamm der Hybori überrannt, und aus dieser neuen Verschmelzung erwuchs das Königreich Zingara.

Fünfhundert Jahre später sind die Reiche der Welt geformt. Die der Hyborier - Aquilonien, Nemedien, Brythunien, Hyperborea, Koth, Ophir, Argos, Corinthien und eines, das als Grenreich bezeichnet wird - herrschen über die westliche Welt. Zamora liegt im Osten, und Zingara im Südwesten dieser Reiche - seine Menschen ähneln einander in ihrer dunklen Hautfarbe und ihren exotischen Gewohnheiten, aber sie sind nicht miteinander verwandt.

Fern im Süden schläft Stygien, noch unberührt durch fremde Invasoren, aber die Menschen von Shem haben das stygische Joch abgestreift und es gegen das weniger grausame der Kothier ausgetauscht. Die dunklen Herren trieben sie südlich des großen Stromes Styx, Nilus oder Nil, der aus den schleierverhüllten Hinterlanden nordwärts fließend nahezu rechtwinkelige Biegungen beschreibt und fast genau westwärts durch das ländliche Grasland von Shem fließt, um in das große Meer zu münden.

Nördlich von Aquilonien, dem westlichsten hyborischen Reich, befinden sich die Cimmerier, wilde Barbaren, die die Invasoren nicht zu bändigen vermochten, die sich jedoch, durch die Berührung mit ihnen, rasch entwickeln. Sie sind die Nachkommen der Atlanter, deren Evolution stetiger fortschreitet als die ihrer alten Feinde, der Pikten, die in der Wildnis westlich von Aquilonien leben.

Abb. 7 Die Lemurier erscheinen erneut in der Geschichte - als Hyrkanier. Jahrhunderte drängen sie stetig westwärts, so daß jetzt ein Stamm die Südspitze des großen Binnenmeeres, den Vilayetsee, umrundet und an seiner Südwestküste das Königreich Turan gründet.

Nach weiteren fünf Jahrhunderten haben die hyborischen Völker eine so gewaltige Zivilisation errichtet, daß allein die Berührung mit ihr alle wilden Stämme geradezu aus der Suhle der Primitivität reißt. Das mächtigste Königreich ist Aquilonien, aber andere wetteifern in Macht und Pracht mit ihm. Die Hyborier wurden eine erstaunlich gemischte Rasse. Dem ursprünglichen Grundstock noch am ähnlichsten sind die Gundermänner von Gunderland, einer nördlichen Provinz Aquiloniens. Aber diese Vermischung schwächte die Rasse nicht. Sie ist dominierend in der westlichen Welt, obgleich die Barbaren der Ödlande an Stärke gewinnen.

Im Norden haben die goldenhaarigen, blauäugigen Barbaren, die Abkömmlinge der blonden arktischen Wilden, die restlichen hyborischen Stämme aus dem Schneeland vertrieben, mit Ausnahme des alten Königreichs von Hyperborea, das ihrem Ansturm widersteht. Ihr Land heißt Nordheim, und sie sind in die rothaarigen Vanir von Vanaheim und die gelbhaarigen Æsir von Asgard geteilt.

Nun erscheinen die Lemurier erneut in der Geschichte - als Hyrkanier. Jahrhunderte drängen sie stetig westwärts, so daß jetzt ein Stamm die Südspitze des großen Binnenmeeres, den Vilayetsee, umrundet und an seiner Südwestküste das Königreich Turan gründet. Zwischen dem Binnenmeer und der Ostgrenze der anderen Königreiche liegen gewaltige Steppen, und im äußersten Norden und Süden Wüsten. Die nichthyrkanischen Bewohner dieser Gebiete sind verstreut und leben als Nomaden ohne größeren namentlichen Stammesverband im Norden, shemitisch im Süden, Ureinwohner mit nur einer Spur hyborischen Blutes der herumstreifenden Eroberer. Gegen Ende der Periode drängen andere hyrkanische Stämme westwärts um die Nordküste des Binnenmeers und stoßen mit den östlichen Außenposten der Hyperboreaner zusammen.

Werfen wir kurz einen Blick auf die Völker dieses Zeitalters. Die vorherrschenden Hyborier sind nicht länger ausschließlich hellhaarig und grauäugig. Sie vermischten sich mit anderen Rassen. Die Menschen von Koth, und in geringerem Maße auch die von Argos, haben einen deutlich erkennbaren shemitischen, ja sogar stygischen Einschlag. Die Argossaner weisen jedoch eine stärkere Vermischung mit den Zingariern als den Shemiten auf. Die östlichen Brythunier gingen Verbindungen mit den dunkelhäutigen Zamoriern ein, und die Menschen Südaquiloniens mit den braunen Zingariern, bis schwarzes Haar und braune Augen in Poitain, der südlichsten Provinz, vorherrschten.

Abb. 8 Die post-atlantischen Cimmerier des Nordens sind hochgewachsen, kräftig, haben dunkles Haar und blaue oder graue Augen.

Das alte Königreich Hyperborea hat trotz seiner Abgeschiedenheit durch die Erbeutung fremder Frauen - Hyrkanierinnen, Æsirinnen, Zamorierinnen - viel fremdes Blut in den Adern. Nur in der Provinz Gunderland, wo es keine Sklaverei gibt, ist das Geschlecht der Hyborier bisher rein erhalten. Die Barbaren sind ebenfalls noch reinrassig: Die Cimmerier sind hochgewachsen, kräftig, haben dunkles Haar und blaue oder graue Augen. Die Menschen von Nordheim sind von gleicher Statur, haben jedoch eine hellere Hautfarbe, blaue Augen und blondes oder rotes Haar.

Die Pikten (Abb. 5) sind vom gleichen Typus geblieben, der sie immer kennzeichnete: von kleinem Wuchs, sehr dunkel, mit schwarzen Augen und Haaren. Die Hyrkanier sind dunkel und im Allgemeinen groß und schlank, obgleich allmählich ein gedrungener, mandeläugiger Typus durch die Vermischung mit einer merkwürdigen Rasse intelligenter, kleinwüchsiger Eingeborener entsteht, die sie in den Bergen östlich der Vilayetseeauf ihrer Wanderung in den Westen niederzwangen. Die Shemiten sind gewöhnlich von mittlerer Größe, doch wo das stygische Volk vorherrscht, riesig, breitschultrig, kräftig gebaut, mit dunklen Augen, blauschwarzem Haar und Hakennase.

Die Stygier sind groß, von gutem Wuchs, dunkel, haben feingeschnittene Züge - das heißt, die herrschende Klasse ist von diesem Typus. Die niedrigen Kasten sind eine kaum definierbare Mischung negroiden, stygischen, shemitischen, ja sogar hyborischen Blutes. Südlich von Stygien befinden sich die gewaltigen schwarzen Reiche der Amazonen, der Kushiten, Atlanter und das hybridische Reich Zimbabwe.

Zwischen Aquilonien und der piktischen Wildnis liegen die bossonischen Marschen, in denen die Abkömmlinge einer eingeborenen Rasse leben, die zu Anfang der hyborischen Wanderung von einem Stamm Hyborier unterworfen wurde. Dieses Mischvolk erreichte nie den Zivilisationsgrad der reinblütigeren Hyborier und wurde von diesen ganz an den Rand der zivilisierten Welt abgedrängt. Die Bossonier sind von mittlerer Statur und Hautfarbe, mesozephal, und haben braune oder graue Augen.

Sie leben hauptsächlich von Ackerbau in großen Dörfern hinter Mauern, und gehören zum Königreich Aquilonien. Ihre Marschen reichen vom äußeren Königreich im Norden, bis Zingara im Südwesten, und bilden so ein Bollwerk für Aquilonien gegen sowohl die Cimmerier als auch die Pikten. Sie sind zähe Verteidiger, und Jahrhunderte der Kriegsführung gegen die Barbaren im Norden und Westen ließen sie eine Abwehr entwickeln, die durch direkten Angriff so gut wie unüberwindbar ist.

Das war die Welt zu Conans Zeit.



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Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Anmerkung von Lyon Sprague de Camp: Die Wanderung der Lemurier, die zur Entstehung des stygischen Reiches führte, hatte sich in zwei Ströme geteilt. Während der südlichere Stygien gründete, rief der nördlichere in den Landen im Norden und Westen das mächtige Reich Acheron mit dem purpurtürmigen Python als Hauptstadt ins Leben. Fünfhundert Jahre nach der Gründung von Acheron erreichten die ersten hyborischen Wanderer seine Grenzen und wichen erschrocken vor den Priestern und Kriegern des Südens zurück. Fast zweitausend Jahre lang kämpfte Acheron gegen die anstürmenden Hyborier. Schließlich überrannten die Barbaren das große Königreich. Sie wurden dann jedoch von den disziplinierteren Armeen des acheronischen Schwesterreichs, seinem südlichen Nachbarn Stygien, aufgehalten.

Bild-Quellen:

1) http://www.home.thezone.net/~jgillard/World.htm (Seite nicht mehr online)
2) http://www.geocities.com/vmmakkon/pages/conan/reh_img.htm (Seite nicht mehr online)
3) http://www.geocities.com/vmmakkon/pages/conan/conan8.gif (Seite nicht mehr online)
4) http://www.geocities.com/vmmakkon/pages/conan/conan3.gif (Seite nicht mehr online)
5) http://www.kanefilms.com/conan/images/ICON-31.JPG (Seite nicht mehr online)
6) Richard Winpenny´s Virtual Mansion, unter: http://www.richardwinpenny.com/photo_album/data/media/29/Lindisfarne_Fantasy.jpg
7) http://animals.timduru.org/dirlist/horses/FANTASYIMAGE-KP02-CONAN-RIDING-BRWONHORSE.JPG (Seite nicht mehr online)
8) http://www.geocities.com/vmmakkon/pages/conan/conan.jpg (Seite nicht mehr online)