ABORA IV-Willkommensparty in Braunsbedra
Mehr als nur ein gemütliches Beisammensein
(dg & bb) Zirka drei Wochen nach der glücklichen Heimkehr der ABORA IV-Crew trafen sich am vergangenen Wochenende (12./13. Okt.) die Team-Mitglieder, Freunde und Mitstreiter des Projekts in der Pfännerhall Braunsbedra in Sachsen-Anhalt. Sogar Mitstreiter aus der Schweiz und Russland waren angereist, um in geeignetem Rahmen das gemeinsam Geleistete noch einmal Revue passieren zulassen und den Erfolg der Unternehmung zu feiern.
In der Pfännerhall Braunsbedra, in der auch die ABORA-Dauerausstellung „Kam Kolumbus 15.000 Jahre zu spät?“ untergrbracht ist, boten die Mitarbeiter den Gästen ein tolles Ambiente. Skipper und Expeditionsleiter Dominique Görlitz hielt seinen ersten offiziellen Vortrag über die Durchführung und Ergebnisse der ABORA IV-Expedition. Besonderen Raum nahmen seine Erläuterungen über die Befahrung der Bucht vor den Ruinen der frühbronzezeitlichen Hafen- und Handelsstadt Poliochni auf Limnos sowie die Durchfahrung der Caldera von Santorin ein.
Des Weiteren hob Görlitz die hohe Zahl der internationalen Crewmitglieder der ABORA IV hervor: Mitstreiter aus insgesamt acht Nationen, darunter auch den USA und Russland waren gemeinsam unter dem Motto angetreten: Sailing for Peace! Die Internationalität des ABORA IV-Teams und der Wille, nicht 'nur' wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen, sondern auch einen Beitrag zur Völkerverständigung zu leisten, war als motivationsfördernde Grundüberzeugung eine der Voraussetzungen für den Erfolg dieses Hochleistungsprojekts.
Muss die Himmelsscheibe von Nebra nach ABORA IV neu interpretiert werden?
Zudem nutzte Dominique Görlitz auch die Gelegenheit, in der Pfännerhall Braunsbedra erstmals seine neue These bezüglich bronezeiticher Kulturkontakte zwischen Altägyptern und frühen Mitteleuropäern vorzustellen, die von den Resultaten der ABORA IV-Expedition gestützt wird. Auf diesen aufbauend, heißt es in einem Bericht der Mitteldeutschen Zeitung, "stellt der Experimentalforscher aus Chemnitz nun sogar die bisherige Interpretation des wichtigsten archäologischen Fundes des Landes infrage: die der Himmelsscheibe von Nebra. Bisher würden die Forscher in Deutschland die Szenerie auf der Scheibe zumeist als Nachthimmel interpretieren mit Voll- und Halbmond. Aus Görlitz’ Sicht handelt es sich aber um eine Tag-Nacht-Darstellung mit Sonne und Mond. Auch sei der Sternenhaufen auf der Scheibe nicht wie meist angenommen eine Darstellung der Plejaden. Die stünden im Osten, die Darstellung auf der Scheibe sei aber im Norden.
Görlitz verweist auf den Großen Wagen: >Der heißt im Ägyptischen Mesechtui.< Die Himmelsbarke habe in der Mythologie die Aufgabe, über Nacht die Sonne durch die Unterwelt an den Ausgangspunkt zurückbringen. Der Forscher geht daher davon aus, dass die Scheibe zwar in Mitteldeutschland hergestellt wurde, die Darstellung aber ägyptisch inspiriert ist. >Das war möglich, weil sie miteinander kommuniziert haben, über den Handel<." [1]
Die Veranstaltung endete mit zahlreichen Gesprächen und Diskussionen über das Erlebte, die – vielen positiven, aber auch weniger schönen – Erinnerungen an die (inklusive Vorbereitungsphase) mehr als fünf Monate dauernde Expedition, die das Team auch über des Ende der Fahrt hinaus zusammengeschweißt hat. Natürlich haben die ‚ABORIANER‘ auch schon wieder neue Pläne für 2020 geschmiedet. Unter anderem auch den Besuch der archäologischen Ausgrabungsstätte in Patara in der Türkei, wo die ABORA IV in Bälde ausgestellt werden soll (mehr dazu demnächst).
Anmerkungen und Quellen
Fußnote:
- ↑ Quelle: Diana Dünschel und Robert Briest, "Ankunft im Heimathafen. ABORA IV. In der Pfännerhall feiern Forscher Dominique Görlitz und seine Crew die gelungenen Expeditionen und liefern eine Neuinterpretation der Himmelsscheibe.", 15.10.2019, in: Mitteldeutsche Zeitung (Lokalausgabe Merseburg)
Bild-Quellen:
- 1) Bild-Archiv Mission ABORA / Dr. Dominique Görlitz
- 2) ebd.