August Boeckh

Historisches Forscherportrait

(bb) August Boeckh (Abb. 1), alt. Schreibweise: Böckh, (* 24. November 1785 in Karlsruhe; † 3. August 1867 in Berlin) war ein deutscher Klassischer Philologe und Altertumsforscher, der als Initiator des Corpus Inscriptionum Graecarum (CIG), zu den Begündern der wissenschaftlich betriebenen Epigraphik zählt. [1]

Abb. 1 Der Altphilologe Dr. August Boeckh (1785-1867)

In Hinsicht auf die Betrachtung von Platons Atlantiserzählung und die Frage nach der Historizität ihres Inhalts gehörte Boeckh keineswegs zu den überzeugten Atlantis-Skeptikern seiner Zeit, wie Thorwald C. Franke in seinem Opus "Kritische Geschichte der Meinungen und Hypothesen zu Platons Atlantis" hervorhebt. Dazu zitiert er aus Boecks Korrespondenz mit Alexander von Humboldt im Jahr 1833:

"In Rücksicht der Atlantis kann ich mich auch nicht überzeugen, daß alles fiction des Platon sei, obgleich ich nicht entscheiden möchte, wie viel darauf zu geben, dass Kritias nach Platon die Bücher des Solon gehabt haben soll. Besonders spricht mir für das Alter der Tradition die Darstellung auf dem Peplus der kleinen Panathenaden ap[ud] Schol[astien in] Plat[onem] p. 395 (welcher beifolgt) und bei Proc[lus] in Tim[aeum] I. p. 26." [2]

Dazu führt Franke weiter aus: "Die Belege, die Boeckh hier zu sehen glaubte. wurden von Alexander von Humboldt übernommen [3], sind aber aus heutiger Sicht widerlegt. Es bleibt festzuhalten, dass Boeckh in dieser Frage nicht entschieden war. Rein literarische Argumente genügten offenbar nicht, um Boeckh zu einer Entscheidung zu bringen.

Auch der weitere Briefwechsel mit Humboldt zeugt davon: Die beiden Gelehrten diskutierten in den Jahren 1833-1835 die verschiedensten Fragen zu Platons Atlantis [4]. Ist alles nur Fiktion? Wie ist die Überlieferung über Dropides und Kritias chronologisch zu verstehen? Was bedeuten die Aussagen des Marcellus bei Proklos? Wie soll man die Topographie von Stadt und Ebene von Atlantis deuten? Zu diesen Fragen fertigten beide Forscher Handzeichnungen an. Die Ähnlichkeit dieses Briefwechsels mit den Dialogen heutiger Atlantisbefürworter in beliebigen Internetforen ist frappierend." [5]

Abgesehen von seiner Atlantis-Korrespondenz mit Alexander von Humboldt ist in atlantologie-historischer Hinsicht zu erwähnen, dass August Boeckh 1832 einen Vortrag hielt, auf welchem er einen - vermeintlichen oder auch tatsächlichen - "Atlantisschwindel" (Franke [6]) des Marquis de Fortia d'Urban aufzudecken trachtete. Der Marquis hatte, laut Franke, "1828 mit gefälschten Inschriften und Manuskripten zu beweisen versucht, dass Malta die Bergspitze des versunkenen Atlantis" sei. [7]





Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: "August Boeckh" (abgerufen: 24. Juni 2018)
  2. Quelle: Romy Werther (Hrsg.) / Eberhard Knobloch (Mitarbeit), "Alexander von Humboldt / August Boeckh - Briefwechsel", Band 3 der Reihe: Beiträge zur Reihe Alexander-von-Humboldt-Forschung, hrsgg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Akademie-Verlag, 2011; zit. nach: Thorwald C. Franke: "Kritische Geschichte der Meinungen und Hypothesen zu Platons Atlantis - Von der Antike über das Mittelalter bis zur Moderne", Norderstedt (BoD), 2016, S. 355
  3. Siehe: Romy Werther (2011), S. 61, Brief 8, 27. März 1833
  4. Siehe: Alexander von Humboldt, "Examen critique de l'histoire de la géographie du Nuveau Continent...", Band 1, Paris (Librairie de Gide), 1836, S. 161 ff.; deutschsprachige Erstausgabe: "Kritische Untersuchungen über die Entwickelung der geographischen Erkenntnisse von der neuen Welt und die Fortschritte der nautischen Astronomie in dem 15ten und 16ten Jahrhundert", Band 1, Berlin (Verlag der Nicolai'schen Buchhandlung), 1836, 2. Aufl. 1852
  5. Quelle: Thorwald C. Franke, op. cit. (2016), S. 355
  6. Siehe dazu: Thorwald C. Franke, "Der Atlantis-Malta-Schwindel von Fortia d'Urban und Grognet von 1828 - Ein phönizischer Atlantis-Stein und das Atlantis-Manuskript eines gewissen Eumalos von Kyrene: Fälschungen!", 7.-10. November 2013, bei atlantis-scout.de (abgerufen: 24. Juni 2018)
  7. Quelle: Thorwald C. Franke, op. cit. (2016), S. 355

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