Bisher unbekannte ägyptische Pyramiden mit Google Earth entdeckt?

Version vom 17. Januar 2019, 22:00 Uhr von BB (Diskussion | Beiträge)
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(red) Wie das Online-Magazin Golem.de bereits im August 2012 mitteilte, hat die Privatforscherin Angela Micol aus Maiden, North Carolina, am 10.08. vergangenen Jahres die Entdeckung von Luftbild-Aufnahmen bei Google Earth gemeldet, welche vermutlich die Standorte bisher unbekannter Pyramiden in Ägypten anzeigen. [1] In der so genannten 'Fachwelt' stieß diese Entdeckung auf ein geteiltes Echo.

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Abb. 1 Einer der beiden Fund-Komplexe ('Nr. 2') mit zwei größeren und zwei kleineren Strukturen, bei denen
es sich um die Überreste alter, pyramidaler Bauwerke handeln könnte. (Bild: Angela Micol/Google Earth)

Wie es bei Golem.de heißt, misst eine " der pyramidenförmigen Strukturen der ersten Fundstelle [...] in der Breite rund 42 Meter und ist von drei kleineren Hügeln umgeben, deren Anordnung an das Gizeh-Plateau erinnert. Der zweite Komplex (Abb. 1), den die Archäologin gefunden haben will, umfasst vier Hügel, wovon zwei ungefähr 76 Meter lange Seiten haben. Die beiden kleineren Strukturen haben eine Seitenlänge von rund 30 Metern. Dazu kommt eine große Struktur mit einem dreieckigen Grundriss." [2]

Abb. 2 Der Fund-Komplex Nr. 1. Die quadratische Hauptstruktur (oben im Bild zu sehen) weist eine Kantenlänge von ca. 42 m auf. (Bild: Angela Micol / Google Earth)

Angela Micol, die bei Golem.de - und in einem Folgeartikel bei ZEIT ONLINE (Wissen) [3] - auch despektierlich als "Hobbyarchäologin" bezeichnet wird, ist Mitglied des APEX Instituts [4], das im Jahr 2001 von dem Archäologen und Atlantisforscher William M. Donato gegründet wurde, der vor allem durch seine unterwasser-archäologische Erforschung der Bahamas und (2005) durch den Nachweis des artifiziellen Charakters der so genannten Bimini Road bekannt wurde. [5] Assistiert hat A. Micol bei ihrer Pyramiden-Suche ihr Kollege Don J. Long, ebenfalls APEX Institut. [6] Wie es bei Golem.de heißt, wertet sie bereits seit mehr als zehn Jahren derartige Bilder aus. "Mit Hilfe der Luftbildsammlung konnte die Forscherin nach eigenen Angaben schon mehrere archäologisch interessante Stätten ausfindig machen." [7]

Tatsächlich wäre es, wie Andreas Donath bei der ZEIT ONLINE hervorhebt, "nicht das erste Mal, dass Pyramiden über Luftbildaufnahmen entdeckt wurden. Die BBC berichtet, dass die US-Ägyptologin Sarah Parcak von der Universität von Alabama schon einmal 17 bislang unbekannte Strukturen ausfindig gemacht hat. Allerdings sind die Methoden von Parcak, die Satellitenbilder auswertete, nicht unumstritten." [8]

Unterstützung findet A. Micol z.B. bei dem ägyptischen Pyramiden-Experten Prof. Dr. Nabil Swelim [9], welcher auch zu den renommiertesten Befürwortern des (zumindest teilweise) artifiziellen Charakters der - in der scientific community höchst umstrittenen - Bosnischen Pyramiden gehört. [10] Wie es im Blog Archaeology News Network heißt, erinnern ihn "die kleineren Pyramiden von ihrer Größe her an vergleichbare Funde aus der 13. Dynastie (etwa 1785 bis 1680 vor Christus)". [11]

Abb. 3 Das größte der vier Specimen aus Abb. 2 in stärkerer Vergrößerung (Bild: Angela Micol/Google Earth)

Eher skeptisch hat sich dagegen der 'Ägyptologie-Papst' Zahi Hawass geäußert. Wie A. Donath bei der ZEIT ONLINE festhält, sagte Hawass, der ehemalige Minister für Altertumsgüter in Ägypten, "dass man ohne direkten Beweis nicht von Pyramidenfunden sprechen könne." Donath meint dazu: "Seine Skepsis wiegt deshalb schwer, da Hawass selbst für seine medienwirksamen Auftritte und die Präsentation archäologischer Sensationsfunde bekannt ist." [12] Natürlich ist Dr. Hawass´ Feststellung völlig korrekt, dass die eigentliche Beweisführung noch aussteht. Sie wird erst im Rahmen archäologischer Feldforschung zu erbringen sein. Andreas Donaths Bewertung der fachlichen Meinung des Ägyptologen ist dagegen keineswegs schlüssig: Angebliche 'Sensationsfunde' sind nämlich für den alles andere als medienscheuen Selbstdarsteller Hawass bisher stets nur dann von Interesse gewesen, wenn er sich - zu Recht oder auch zu Unrecht - selber mit ihnen schmücken konnte, was im vorliegenden Fall schwer möglich sein dürfte.

Weitaus rabiater - oder sagen wir ruhig: unverschämt - fiel eine Reaktion auf A. Micols Veröffentlichungen von James Harrell aus, einem Professor emeritus der archäologischen Geologie an der University of Toledo. Harrell, der als führender Experte für die archäologische Geologie Altägyptens gehandelt wird, soll sich folgendermaßen geäußert haben: "Es scheint, dass Angela Micol eine(r) der so genannten 'Pyridioten' ist, die überall Pyramiden sehen". Und weiter: "Ihre Dimai- und Abu Sidhum-'Pyramiden' sind Beispiele für natürliche Felsformationen, die [nur dann] fälschlicher Weise für archäologische Merkmale zu halten sind, sofern jemand von irgendeiner Kenntnis der Archäologie oder Geologie unbelastet ist. Mit anderen Worten sind ihre Pyramiden nur das Wunschdenken eines ignoranten Beobachters mit überaktiver Phantasie." [13] Das ist schon 'starker Tobak', wie man früher zu sagen pflegte. Uns drängt sich angesichts der Wortwahl seiner mehr als überheblichen, pseudoskeptischen 'Ferndiagnose' allerdings der Eindruck auf, dass Prof. Harrell zu jenen verbohrten 'Crackpot-Huntern' des archäologischen und ägyptologischen Establishments gehört, die auf außenseiterische Forschung jeder Art geradezu zwanghaft mit Arroganz und verbaler Gewalttätigkeit in Form von Verhöhnung und Lächerlichmachung reagieren.

Auf die weitere Entwicklung bezüglich der durchaus viel versprechenden Funde von Angela Micol dürfen wir jedenfalls gespannt sein. Bei A. Donath heißt es dazu: "Die Erkenntnisse aus der Luftbild-Archäologie müssen nun durch Infrarot-Satellitenaufnahmen und später durch Ausgrabungsarbeiten am Boden verifiziert werden. Doch das kann dauern: Viele der dokumentierten Stellen müssen erst aufwendig gemeldet und die weitere Vorgehensweise mit den Behörden geklärt werden. Die Entdeckerin versucht deshalb, Fördermittel zu erhalten, um eine Dokumentation über die Fundstellen zu finanzieren. Auf ihrer Website Googleearthanomalies.com hat Angela Micol einige ihrer Funde gesammelt." [14] Bleibt zu hoffen, dass die benötigten finanziellen Mittel zusammenkommen, und dass weder Ägyptologen vom Schlage eines J. Harrell noch ägyptische Bürokraten Frau Micol 'Steine in den Weg' legen werden, um die engagierte Außenseiterin in ähnlicher Weise 'auszubremsen' und 'kalt zu stellen', wie es z.B. (1993) der US-amerikanische Privatforscher John Anthony West [15] und (im selben Jahr) der deutsche Archäo-Techniker Robert Gantenbrink [16] erleben mussten.


Anmerkungen und Quellen

Einzelverweise:

  1. Siehe: "Two unidentified, possible pyramid complexes have been located with satellite imagery from Google Earth.", bei: GOOGLE EART%H ANOMALIES, 10.08.2012 (abgerufen: 22.01.2013)
  2. Quelle: Andreas Donath, "Google Earth zeigt unentdeckte Pyramiden", bei: Golem.de - IT-NEWS FÜR PROFIS
  3. Siehe: Andreas Donath, "Archäologin will mit Google Earth Pyramiden entdeckt haben", bei: ZEIT ONLINE (WISSEN), 14.08.2012 - 11:48 Uhr (abgerufen: 22.01.2013)
  4. Zur Arbeit des APEX Instituts siehe bei Atlantisforschung.de z.B.: "A.P.E.X.-Expedition im Jahr 2003" von William M. Donato; sowie: "Entdeckung putativer Unterwasser-Ruinen bei den Bahamas", (APEX Institut, Feb. 2010)
  5. Siehe dazu bei Atlantisforschung.de: "Der große Schwindel um die 'Bimini Road'" (I-Newswire); sowie weiterführend extern: "Preliminary Report on May 2005 Bimini-Andros Expeditions: Uncovering the Great Bimini Hoax and Pseudoscience Perpetrated by Skeptics", Juni 2005 (Dr. Greg Little); und: "Underwater Stone Formation at Bimini: Ancient Harbor Evidence — Uncovering the Bimini Hoax", November 2005, von Dr. Greg Little (PDF-Datei, 717,90 KB; abgerufen: 22.01.2013)
  6. Quelle: TANN, "Possible Egyptian pyramids found using Google Earth", bei: NEWS NETWORK ARCHAEOLOGY (abgerufen: 22.01.2013)
  7. Quelle: ebd.
  8. Quelle: Andreas Donath, "Archäologin will mit Google Earth Pyramiden entdeckt haben", bei: ZEIT ONLINE (WISSEN), 14.08.2012 - 11:48 Uhr (abgerufen: 22.01.2013)
  9. Anmerkung: Zu Nabil Swelims Entdeckungen gehören u.a. zwei Pyramiden, die 'Sinki' und 'Abydos' genannt werden, sowie die Ringmulden-Umfassung (orig.: "Dry Moat surrounding"; d.Ü.) des Stufenpyramiden-Komplexes bei Saqqara (Quelle: TANN, "Possible Egyptian pyramids found using Google Earth", bei: NEWS NETWORK ARCHAEOLOGY)
  10. Siehe dazu bei Atlantisforschung.de z.B.: Dr. Swelim versus Dr. Govedarica (bb, Mai 2009)
  11. Quelle: Andreas Donath, "Archäologin will mit Google Earth Pyramiden entdeckt haben", bei: ZEIT ONLINE (WISSEN), 14.08.2012 - 11:48 Uhr (abgerufen: 22.01.2013)
  12. Quelle: ebd.
  13. Quelle: WhoWould, Posting vom Dienstag, den 14. August, 2012 4:03 PM bei: Possible Egyptian Pyramids Found Using Google Earth - Two unidentified, possible pyramid complexes have been located with satellite imagery from Google Earth (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  14. Quelle: Andreas Donath, "Archäologin will mit Google Earth Pyramiden entdeckt haben", bei: ZEIT ONLINE (WISSEN), 14.08.2012 - 11:48 Uhr (abgerufen: 22.01.2013)
  15. Siehe dazu bei Atlantisforschung.de: "Der Ursprung des Großen Sphinx und die Atlantisforschung" (red)
  16. Siehe dazu bei Atlantisforschung.de: "Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht... - Die Machenschaften der Archäologen->mafia<" von Reinhard Prahl


Bild-Quelle:

(1-3) Angela Micol / Google Earth, nach: "Two unidentified, possible pyramid complexes have been located with satellite imagery from Google Earth.", bei: GOOGLE EART%H ANOMALIES, 10.08.2012 --- Bildbearbeitung von Abb. 1 durch Atlantisforschung.de