Der Erdmond als Relikt von Atlantis

Eine kuriose Hypothese aus dem Jahr 1909

Abb. 1 Eine historische Aufnahme unseres Mondes aus dem Jahr 1913. A. Niemann spekulierte 1909, bei unserem Trabanten könne es sich um die infolge einer Explosion aus der Erdkruste herausgerissene und davongeflogene Atlantis handeln.

(red) Dass 'exotische' Vorschläge zur Lösung des Atlantis-Problems keineswegs erst in der 2. Hälfte des 20. Jahrhundersts im Zusammenhang mit der Herausbildung der so genannten Grenzwissenschaften gemacht wurden, zeigen die nachfolgend dokumentierten Überlegungen eines Herrn A. Niemann, die 1909 in einem Artikel des damaligen Münchener Wochenblatts Allgemeine Zeitung erschienen. Dieser Artikel, in dem der Autor im Wesentlichen die Struktur des Erdinneren diskutiert, fand nachfolgend das Interesse der Redaktion der in Baltimore, Maryland, erschienenen deutschsprachigen Zeitung Der Deutsche Correspondent. Dort wurde diese "fesselnde Plauderei" in der Ausgabe vom 10. Februar 1909 mit der Überschrift "Das Innere der Erde" auszugsweise abgedruckt. Wir beschränken uns im Folgenden auf die Wiedergabe des abschließenden Teils dieses Beitrags, in dem A. Niemann sich mit Atlantis befasst:

"Mit dem Untergange von Atlantis verbindet sich das Räthsel, wo Atlantis geblieben ist. Professor Süeß und andere Gelehrte sprechen von einer Senkung der Erdkruste in den Gegenden, wo nunmehr wieder Erdbeben und Seebeben stattgefunden haben, während der Niedergang der Atlantis eher eine Erhöhung des Meeresgrundes bewirkt haben müßte. Atlantis könnte allerdings ganz in das Innere der Erde gestürzt sein, angenommen, die Erde wäre hohl, wahrscheinlicher aber ist doch die Hypothese, daß Atlantis bei einer Explosion im Erdball abgesprengt und davongeflogen ist. Der Astronom Pickering hält den Mond für ein abgesprengtes Stück Erdrinde, was vor ihm schon der bekannte Physiker Julius Hensel gesagt hat. Die Arkadier hießen im Alterthum Pros-Selenoi, d.h. Leute, die schon vor dem Erscheinen der Selene, des Mondes, auf Erden gelebt hätten.

Die Hypothese, der Mond sei die davongeflogene Atlantis, hat erwas Verührerisches, hauptsächlich, wenn man bedenkt, wie unsicher das Mittelländische Meer mit Inseln und Küsten sich zeigt, und ganz besonders mit Rücksicht auf die zwischen Sizilien und Griechenland liegende, von den Schiffsführern ängstlich gemiedene Stelle, wo das Wasse in seinen trichterförmigen Strudeln alles nach unten zieht. Man hat den Eindruck, das Mittelländische Meer bedeckt eine schwache Stelle der Erdrinde, sozusagen eine dünne Haut, eine Fontanelle, eine durchlässige Wandung, deren frühere feste Decke nicht mehr vorhanden." [1]



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Anmerkungen und Quellen

Fußnote:

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