Die Neigung der Erdachse: ein Ergebnis des Kataklysmus vor 11.500 Jahren?
In seinem 1997 erschienenen Artikel „Planet in Crisis“ [1] stellte der britische Geologe J.B. Delair (Abb. 1, links) auch Überlegungen zur Neigung der Erdachse (Abb. 1, rechts) an und kam zu dem Ergebnis, dass diese Neigung in jüngster erdgeschichtlicher Zeit entstanden sein muss. Nachfolgend eine Zusammenfassung seiner Erkenntnisse:
„Die Erde rotiert um ihre Achse, die um 23,5° von der Senkrechten abweicht; ihre Umlaufbahn ist kein perfekter Kreis und auch nicht genau konzentrisch zur Sonne. Die Achsneigung verursacht das variierende Tageslicht an unterschiedlichen Orten der Erde. Zusammen mit dem exzentrischen Umlauf um die Sonne ist die Neigung auch für die Jahreszeiten und den Unterschied der durchschnittlichen Sommertemperatur nördlich und südlich des Äquators verantwortlich. (Abb. 2) Die Rotationsachse der Erde stimmt nicht mit der magnetischen Achse überein. Damit verbunden ist offensichtlich auch die unterschiedliche Rotation der Erde, die über einen Zeitraum von zehn Jahren fluktuiert. Im Laufe des Orbits oszilliert die Erde auch; der >Chandler-Wobbel< hat einen Zyklus von 14 Monaten und ist assoziiert mit der Viskosität des Erdkerns.
Theoretisch sollte sich die Erde um eine vertikale Achse drehen; möglicherweise hat sie das in der jüngeren geologischen Vergangenheit auch getan. Einige dieser Eigenschaften, einschließlich Achsneigung und exzentrische Umläufe sind auch bei einigen Nachbarplaneten zu beobachten. Es ergibt sich die Frage, ob diese Merkmale wirklich >normal< sind. Die Erkenntnisse sprechen dagegen.
Abb. 2 Die um 23,5° von der Senkrechten abweichende Lage der irdischen Rotationsachse bewirkt
beim Umlauf der Erde um die Sonne die 'Jahreszeiten' unseres Planeten. War dies schon immer so?
Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass irgendein erdgleicher Planet, der über endlose Zeiten unbehelligt war, keine vertikale Achsausrichtung haben sollte. Dadurch wären die geographischen und magnetischen Pole vereint, das Tageslicht wäre in den Breiten immer gleich, die Jahreszeiten wären nicht vorhanden. Es gäbe keine Notwendigkeit für subkrustale Schichten, verschieden zu wirken, der jetzige rheologische Mechanismus wäre unnötig. Es würde eine äquatoriale Ausbauchung als stabilisierendes Merkmal bleiben, die Beibehaltung eines nicht-zirkularen und nicht-konzentrischen Umlaufs würde wahrscheinlich immer noch geringe jahreszeitliche, klimatische Differenzen verursachen, wenn die Erde näher oder entfernter zur Sonne wäre.
Die wesentliche Instabilität der Erde, die sich in ihren strukturellen und verhaltensmäßigen Abnormitäten widerspiegeln, deutet auf ein noch nicht völlig erfasstes, anhaltendes, internes Ungleichgewicht hin.
Die Grenze zwischen dem festen Mantel und dem flüssigen äußeren Kern ist unregelmäßig, vielleicht sogar topografisch, und auch die äußere Oberfläche des festen inneren Kerns ist nicht eben. Es ist bisher unklar, ob der innere Kern tatsächlich sphärisch ist: da er sich in dem viskosen Medium des äußeren Kerns bewegt, ist es nicht erforderlich. Ein nicht-sphärischer innerer Kern oder ein Kern mit unebener Oberfläche würde jedoch weitere Instabilitäten verursachen.
Durch die höhere Rotationsgeschwindigkeit des inneren Kerns (400 bis 500 Jahre für eine zusätzliche Umdrehung des inneren Kerns) stehen seine Unregelmäßigkeiten der Oberfläche in variierendem Gegensatz zu der Grenze des sich langsamer bewegenden inneren Mantels. Das plastische Material des intervenierenden äußeren Kerns erfährt deshalb Verschiebungen mit den alternierenden Distanzen der gegensätzlichen Unregelmäßigkeiten. Als Ergebnis solch differenzierender Rotation muss eine kontinuierliche Kompression und Freisetzung dieses Materials erfolgen.
Es kann angenommen werden, dass sich alternierend im äußeren Kern Spitzen der Kompression und Zonen ausgleichender Entspannung zu verschiedenen Zeiten und Hemisphären mit unterschiedlicher Untergrundintensität entwickeln. Wahrscheinliche Ergebnisse solcher Vorgänge, die manchmal sehr plötzlich auftreten könnten, wären Ereignisse, die häufig als mittelholozäne Katastrophen bezeichnet werden.
Typische Beispiele sind lithosphärische Anpassungen wie die Seenverschiebungen in Skandinavien, den Alpen und Südamerika, ausgedehnte regionale Absenkungen wie in dem Gebiet Indonesien, Australien und Melanesien, großräumige Veränderungen von Seenplatten wie in Arabien und der Sahara, Erdbeben und heftiger Vulkanismus, wie die Eruption von Santorini mit ihren weitreichenden Nachwirkungen. Es gibt auch keinen Zweifel daran, dass starke Erdbeben wie im Römischen Reich eng mit dem Chandler-Wobbel verbunden sind, der selbst in engem Zusammenhang mit der Aktivität der Viskosität im Erdkern steht.
Warum rotiert der innere Kern schneller als der Rest des Planeten und warum stimmt die Neigung der Achse nicht mit der der Erde als Ganzes überein, d.h. die unterschiedlichen Positionen der geografischen und magnetischen Pole? Es stellt die Glaubwürdigkeit auf eine harte Probe, anzunehmen, dass irgendein erdähnlicher Planet, der über Millionen von Jahren ungestört von äußeren Einflüssen blieb, auf natürlichem Weg eine geneigte Achse, ein versetztes Magnetfeld, eine veränderliche Rotation oder einen Chandler-Wobbel angenommen hätte.
Die meisten Geowissenschaftler, die das Thema studiert haben, stimmen überein, dass jegliches Ereignis oder Serie von Ereignissen, die in solchen tiefgreifenden Merkmalen resultieren, eine Einflussnahme durch einen äußeren Ursprung erfordern würde. Mit anderen Worten, die Erde müsste einer mächtigen, extraterrestrischen Kraft ausgesetzt sein – eine Kraft , die stark genug ist, ihren früheren internen Mechanismus zu zerbrechen, ohne sie zugleich zu zerstören.
Genau eine solche Quelle wurde über die Jahrhunderte für kataklysmische Ereignisse wie Noahs Flut, den Verlust des urtümlichen Goldenen Zeitalters, das Kommen und Gehen der Eiszeit, die plötzliche Vereisung der sibirischen und alaskischen Mammutfauna und auch das Versinken legendärer Reiche wie Atlantis, Lyonesse usw. verantwortlich gemacht.“
Das Katastrophenszenario, das Delair daraus ableitet, ist die Begegnung der Erde mit dem Teil einer explodierten Supernova (Abb. 4):
„Nachdem der angenommene kosmische Besucher viele der äußeren Planeten der Sonne unterschiedlich beeinflusste, war er anscheinend in der Lage, die Rotation des Erdmantels und der Lithosphäre zeitweise zu verlangsamen, ohne wegen der Viskosität des äußeren Kerns die Rotation des inneren Kerns anhalten zu können. Durch diese Diskontinuität erhöhten sich die thermischen und elektromagnetischen Ebenen der Erde mit äußerst unliebsamen Auswirkungen.
Eine davon scheint eine axiale Verdrehung der Kruste und des Mantels mit einer Neigung, die von der des inneren Kerns abwich, gewesen zu sein. Auch der innere Kern könnte selbst gravitativ im flüssigen äußeren Kern in eine dezentrierte Position verzerrt worden sein, wodurch die Erde vom Kurs abwich oder bebte (oder beides), so wie es in einigen Überlieferungen wiedergegeben wird. Solche Bewegungen waren nur durch die Viskosität des äußeren Kerns möglich.
Es ist wahrscheinlich, dass der kosmische Angreifer die ganze Erde in ihre derzeitige Neigung zog, denn jede frühere normale Planetenordnung müsste sich aus einer vertikaleren Achse entwickelt haben.
Die wieder aufgenommene Rotation von Lithosphäre und Mantel um einen immer noch rotierenden, aber leicht dezentrierten inneren Kern (der flüssige äußere Kern ist hierbei nebensächlich) mit unterschiedlicher Geschwindigkeit um verschiedene Achsen (die geografischen und magnetischen Pole) verursachten der Erde immense Belastungen.
Ein dezentrierter Kern würde nur eine sehr langsame und holprige Rückkehr zu planetarer Normalität erlauben, die sporadisch von kataklysmischen irdischen Korrekturen unterbrochen würde. Das Holozän ist davon übersät. Sie sind häufig alarmierend, wenn auch eigentlich nur das Husten und Keuchen einer Welt, die sich immer noch in einer Krise befindet.“
Wie Delair bemerkt, gibt es in Sagen und Überlieferungen viele bestätigende Hinweise auf solche Ereignisse, die dem Goldenen Zeitalter vorausgingen, Hochkulturen vernichteten, den ewigen Frühling verschwinden ließen und vieles mehr. Das Problem dieser Überlieferungen ist jedoch der Mangel an Angaben, die eine zeitliche Zuordnung erlauben würden.
Allan und Delair sprechen sich in ihrem gemeinsamen Buch „Cataclysm! Compelling Evidence of a Cosmic Catastrophe in 9500 BC“, der Titel der ersten in England 1995 erschienenen Ausgabe war „When Earth nearly died“ [2], klar für ein solches kosmisches Unglück mit den geschilderten Folgen aus.
Eine überraschende Bestätigung für ihre These hatten die beiden bereits durch den amerikanischen Wissenschaftsjournalisten Alexander Marshack erhalten. Er begann in den 1960er Jahren das Studium von steinzeitlichen Zeichen und Symbolen, die bereits in der frühen Altsteinzeit auf Horn und Knochen angebracht wurden. [3] Er kam schließlich zu dem Ergebnis, dass es sich dabei um Aufzeichnungen von Mondphasen handelte.
Was ihn besonders erstaunte, war die Tatsache, dass diese Aufzeichnungen bis etwa 9000 v.Chr. (Neolithikum) ausschließlich „Mondkalender“ waren. [4] Dann plötzlich wurden den Mondaufzeichnungen auch solche der Sonne hinzugefügt. Die Mondphasen wurden in 6-Monatspahsen unterteilt, die entweder Tag-und-Nacht-Gleiche oder Sonnenwenden waren.
Die Nachforschungen Marshacks und inzwischen auch anderer Paläowissenschaftlern zeigen, dass der frühe Mensch keine Anzeichen des Bewusstseins der Existenz der vier Jahreszeiten bis vor etwa 10000 Jahren hatte.
Ein Knochenstück erregte Marshacks besondere Aufmerksamkeit auf sich. Es war ein Knochenstück, das in der Grotte von Thai in Südfrankreich gefunden wurde, es wies ein Alter von 10000 bis 11000 Jahren auf. Das besondere daran waren neue Zeichen, die zusätzlich zu denen der Aufzeichnungen der Mondphasen dienten. Er kam zu dem Ergebnis, dass dies zu den frühesten Fundstücken zählt, die das Zusammenspiel der Mondphasen mit Äquinoktien und Sonnenwende darstellten.
Eine weitere Schlussfolgerung, die aus diesem Szenario gezogen werden kann, ist der durch die geologischen und meteorologischen Veränderungen mehr oder weniger erzwungene Beginn einer sesshaften Lebensweise mit der Folge von Viehzucht und Ackerbau.
Anmerkungen und Quellen
Dieser Beitrag von Ferdinand Speidel (©) wurde von ihm im September 2015 für Atlantisforschung.de verfasst.
Fußnoten:
- ↑ Siehe: J.B. Delair, "Planet in Crisis", in: Chronology and Catstrophism Review (2) 1997, 4-11
- ↑ Siehe: D.S. Allan und J.B. Delair, "When the Earth Nearly Died: Compelling Evidence of a World Cataclysm 11,500 Years Ago", Gateway Books, 1995
- ↑ Siehe dazu bei Atlantisforschung.de auch: Ferdinand Speidel, "Die Wurzeln der Zivilisation - Zur Erinnerung an das bahnbrechende Werk von Alexander Marshack"
- ↑ Red. Anmerkung: Die ältesten bisher bekannten Mondkalender dieser Art stammen aus der Periode des Aurignacien (ca. 32.000 v.d.Z.) und wurden in Frankreich und Deutschland gefunden. Siehe: merlynne6, "The Oldest Lunar Calendar on Earth", bei scribol.com
Bild-Quellen:
- 1) Links: Inner Traditions - Bear & Company, unter: J. B. Delair; rechts: I, Dennis Nilsson, bei Wikimedia Commons, unter: File:AxialTiltObliquity.png (Lizenz: Creative Commons Attribution 3.0 Unported)
- 2) Horst Frank (Wikipedia - Die freie Enzyklopädie); nach Wikimedia Commons, unter: File:Jahreszeiten99 DE2.jpg (Lizenz: GFDL)
- 3) Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: Erdkern; unter Verwendung von: SoylentGreen (MEarth-Textur von NASA), bei Wikimedia Commons, unter: File:Blender3D EarthQuarterCut.jpg (Lizenz: GFDL)
- 4) Martin Gray, "Cosmic & Cometary Induced Cataclysms, and the Megalithic", bei Zach Royer (Gründer u. Hrsg.) Alternative News
- 5) Old European culture, 21. Juni 2014, unter: "Calendar" (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)