Poseidon
von Lewis Spence (1910)
Poseidon (Abb. 1). [Griechischer] Meeresgott, der Neptun der Römer. Sohn des Kronos und der Rhea. Als er gemeinsam mit seinen Brüdern Zeus und Hades das Universum errang,wurde vereinbart, dass sein Anteil der Ozean sein solle. Sein Palast befand sich in den Tiefen der Ægäischen See. Täglich durstreifte er das Meer mit seinen Triumphwagen, die von Seepferden gezogen wurden. Er wird üblicherweise als als jupiterähnliche Gestalt, mit mittels Seegras gebundenem Haar dargestellt, manchmal mit einem Fisch-Schwanz und einen Dreizack oder einen Speer mit drei Spitzen tragend,
Es gibt viele Mythen, die mit ihm in Zusammenhang stehen. Er hegte einen Groll gegen die Trojaner, weil Laomedon ihn ersucht hatte, einen Wall um Troja herum zu errichten, ihm hernach aber die vereinbarte Entlohnung verweigerte. Folglich schickte er ein schreckliches Seemonster, um Laomedons Tochter zu verschlingen, doch es wurde von Herakles erschlagen.
Mit Athene stritt er um das Recht, der Stadt Athen einen Namen zu geben, und es wurde vereinbarte, dass, wer [von ihnen] der Stadt das nützlichste Geschenk machen werde, das Privileg haben solle, sie zu benennen. Poseidon stieß seinen Dreizack in den Boden, und eine Wasserquelle kam zum Vorschein, doch Athene zauberte einen Olivenbaum herbei und gewann den Wettstreit.
Es ist möglich, dass sie Poseidon in der Gottesverehrung der frühen Athener verdrängte. In einigen Teilen Griechenlands, insbesondere in Thessalien, war er der Gott der Flüsse. In mancher Hisicht war er auch eine Pferde-Gottheit, vielleicht aufgrund der pferdeähnlichen Formen, die von den einlaufenden Gezeiten angenommen werden.
In anderen Mythologien sind Meeres-Gottheiten selten. Der assyrische Gott Oannes beherrschte die See, und er hatte einen Fisch-Schwanz. Auch einige Küstenstämme Perus hatten fisch-schwänzige Götter. Die Eskimo haben eine Meeres-Göttin namens Sedna. Viele amerikanische Stämme haben Wasser-Gottheiten, bei denen es sich hauptsächlich um Schlangen oder Frösche handelt. So auch Tlaloc, der aztekische Regen- und Wasser-Gott, dessen Abkömmlinge die Wolken sind. In Ägypten wurden Fische als heilig betrachtet, und Hamhit (q.v.), eine ägyptische Göttin, wird mit einen Fisch auf ihrem Kopf dargestellt. Fisch-Geister aus Quellen sind in der britischen und anderer Folklore nicht selten. [...]
Anmerkungen und Quellen
Dieser Beitrag von Lewis Spence (1874-1955) wurde seinem enzyklopädischen Werk A dictionary of mythology - being a concise guide to the myths of Greece and Rome, Babylonia, Egypt, America, Scandinavia & Great Britain (Abb. 2) (S. 158) entnommen, das 1910 im Verlag Cassell & Company (London, New York, Toronto und Melbourne) erschienen ist. Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de im April 2019 nach der digitalisierten Version des Buches bei Archive.org.
Fußnote:
Bild-Quelle:
- 1) Vollmer: Wörterbuch der Mythologie, Stuttgart (Hoffmann'sche Verlagsbuchhandlung), 1874, "Fig. 234: Neptun"; online bei Zeno.org