Zankapfel 'White Lady'
Die White Lady - Atlanter in Südafrika?, Teil II
(bb) Breuil war, sehr zum Verdruss nachgeborener Scholaren und 'anständiger' Felskunst-Forscher, mit seinen Hypothesen zum Geburtshelfer einer höchst "hartnäckigen Legende" geworden, wie Schulwissenschaftler die anhaltenden nonkonformen Thesen, Theorien und Spekulationen um dieses alte Felskunstwerk wahrnehmen und bezeichnen. [1] So sind beispielsweise J.D. Lewis-Williams und T.A. Dowson der Meinung, die "Geschichte seiner Entdeckung und des Bekanntwerdens [illustriere] einige desaströse Trends, die der Felskunst-Forschung geschadet und sie in den Augen professioneller Archäologen und anderer interessierter Leute diskreditiert" haben. [2]
Sie halten es für einen "allgemeinen Irrglauben [...], dass jene südafrikanische Felsmalerei exotische 'Fremde' abbilde", und die beiden Autoren unterstellen sogar: "Leute, welche die Buschmänner für geistig unfähig halten, Kunst hervorzubringen, müssen natürlich alternative Künstler finden, denen sie die immense Menge von Felsmalereien im südlichen Afrika zuschreiben können" und fügen sybillinisch hinzu: "und Beweise suchen sie in der Kunst selber." [3] Wer hält hier eigentlich wen für "unfähig"?
Natürlich dürfen wir mit einiger Sicherheit voraussetzen, dass typische weiße Kolonialisten des 19. Jahrhunderts, wie der forschungsreisende Herr Abbé und der kunstbeflissene Premier es gewesen zu sein scheinen, mit rassistischer Überheblichkeit das künstlerische Potential der 'Buschleute' und anderer Schwarz-Afrikaner - in Vergangenheit und Gegenwart - ignoriert haben. Sicherlich werden Lewis-Williams und Dowson auch mit ihrer Annahme Recht haben, Breuil und seine Anhänger hätten die Buschleute einer solchen künstlerischen Leistung für "geistig unfähig" gehalten.
Es wird jedenfalls kaum dem wissenschaftlichen Anspruch des genannten Autoren-Duos gerecht, eine historische Feststellung (den Eurozentrismus und Rassismus zu Breuils Zeit) als Schlagetot-Scheinargument gegen jeden aufzufahren, der HEUTE nicht mit ihrer 'politisch korrekten', aber dogmatischen Interpretation des Brandberg-Fundes einverstanden ist. Als Beispiel für solch "ultimaten Unsinn" beschwören Lewis-Williams und Dowson dann auch noch den 'Bösen Feind' herauf, indem sie Erich v. Däniken bemühen, der offenbar im Brandberg-Bild die Dokumentation einer 'Begegnung der dritten Art' erkannt haben will.
Dem Statement der beiden Herren ist einiges entgegen zu halten. Zunächst einmal sollte betont werden, dass im Rahmen einer Exegese des Brandberg-Panels die Fragestellung völlig legitim ist, ob und inwiefern es sich bei den Felsmalereien um die Dokumentation einer historischen Begebenheit - oder um ein Phantasie-Produkt gehandelt hat.
Ebenso legitim ist die Frage, wer der oder die Künstler waren, und wer oder was die auf diesem Felskunstwerk abgebildeten Personen oder Wesenheiten sind. Schließlich ist auch die Fragestellung absolut zulässig, ob es sich möglicherweise um die Abbildung "exotischer Fremder" handle; einer Hypothese, die in keiner Weise spinnert oder rassistisch ist, wie J.D. Lewis-Williams und T.A. Dowson dies hier suggerieren möchten. (Vergl. dazu auch: Rote, gelbe, schwarze und weiße Präkolumbier - über den Nonsens des "rassistischen Diffusionismus")
Dieser Hypothese wollen wir nun einmal ausführlicher nachgehen. Unser Handicap dabei besteht, dies sei zugestanden, darin, dass wir - sowohl der Autor als vermutlich auch der größte Teil der Leserschaft - nicht gerade als Fachleute für die Kunst der alten Buschleute bzw. prä- und protohistorischer Völker des nördlichen Mittelmeer-Raums sind. Trösten wir uns mit der Feststellung, dass wir, wie zu sehen sein wird, auch keinen allzugroßen Respekt vor den fachlichen Fähigkeiten unserer beiten südafrikanischen 'Kontrahenten' haben müssen.
Fortsetzung:
Der Zank und sein Apfel werden seziert
Anmerkungen und Quellen
- ↑ Anmerkung: Vergl.: Abbe Henri Breuil, "THE ROCK PAINTINGS OF SOUTHERN AFRICA (sechs Bände), I. THE WHITE LADY OF THE BRANDBERG with the collaboration of Mary E. Boyle and Dr. E.R. Scherz. Paris and London: The Trianon Press (1966, Erstveröffentl. 1955)
- ↑ Quelle: J.D. Lewis-Williams und T.A. Dowson, "Images of Power: Understanding Bushman Rock Art" (zit. nach einer nicht mehr zugängl. Online-Quelle.) Übersetzung ins Deutsche durch den Verfasser.
- ↑ Quelle: J.D. Lewis-Williams und T.A. Dowson, "Images of Power: Understanding Bushman Rock Art" (zit. nach: The White Lady of the Brandberg) Übersetzung ins Deutsche durch den Verfasser.
Bild-Quellen
(3) Unbekante Bild-Quelle
(4) ebd.
(5) http://www.suntimes.co.za/2002/06/02/lifestyle/travel/travel01.asp (Bild nicht mehr online)