Der 'Metcalf Stone' und das Volk der Yuchi: Unterschied zwischen den Versionen

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([[Das Team|red]]) Im September 1966 stieß '''Manfred Metcalf''', ein Zivilangestellter der Militärbasis [http://de.wikipedia.org/wiki/Fort_Benning Fort Banning] in [[Riesenfunde - in Georgia|Georgia]], auf der Suche nach geeigneten Steinen zum Bau eines Grills auf eine kleine, aber höchst sonderbare Steintafel mit eingravierten Symbolen. Als begeisterter Hobbyarchäologe und Antiquitätensammer erkannte '''Metcalf''' sofort, dass er es hier mit etwas ganz Besonderem zu tun hatte, und er übrgab den Stein zur wissenschaftlichen auswertung an den Anthropologen [http://www.illinoiscaves.com/joembio.htm Dr. Joseph Mahan], der als Kurator am [http://www.columbusmuseum.com/ Columbus Museum] tätig war.
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([[Das Team|red]]) Im September 1966 stieß '''Manfred Metcalf''', ein Zivilangestellter der Militärbasis [http://de.wikipedia.org/wiki/Fort_Benning Fort Banning] in [[Riesenfunde - in Georgia|Georgia]], auf der Suche nach geeigneten Steinen zum Bau eines Grills auf eine kleine, aber höchst sonderbare Steintafel mit eingravierten Symbolen. Als begeisterter Hobbyarchäologe und Antiquitätensammer erkannte '''Metcalf''' sofort, dass er es hier mit etwas ganz Besonderem zu tun hatte, und er übergab den Stein zur wissenschaftlichen Auswertung an den Anthropologen [http://www.illinoiscaves.com/joembio.htm Dr. Joseph Mahan], der als Kurator am [http://www.columbusmuseum.com/ Columbus Museum] tätig war.
  
Als er den '''Metcalf Stone''' in Händen hielt, fiel [http://www.illinoiscaves.com/joembio.htm Dr. Mahan] sofort die Ähnlichkeit der darauf befindlichen Symbole mit minoischen Schriftzeichen, aber auch mit Mustern auf prähistorischem [[amerind]]em Töpfergut [[Riesenfunde - in Georgia|Georgia]] auf - und das war, wie man so schön sagt, 'Wasser auf die Mühlen' des Anthropologen. [http://www.illinoiscaves.com/joembio.htm Joseph Mahan], seinerzeit die führende Autorität bei der erforschung der [http://de.wikipedia.org/wiki/Yuchi Yuchi-Indianer], war seit langem in einen Gelehrtenstreit involviert, bei dem es um die Urprünge dieses Volkes ging, das sich in verschiedener Hinsicht - z.B. was seine urtümliche Sprache betrifft, die mit keiner anderen linguistischen Gruppe der [[Amerind]]en verwandt ist - deutlich von anderen indianischen Nationen unterscheidet.  
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Als er den '''Metcalf Stone''' in Händen hielt, fiel [http://www.illinoiscaves.com/joembio.htm Dr. Mahan] sofort die Ähnlichkeit der darauf befindlichen Symbole mit minoischen Schriftzeichen, aber auch mit Mustern auf prähistorischem [[amerind]]em Töpfergut aus [[Riesenfunde - in Georgia|Georgia]] auf - und das war, wie man so schön sagt, 'Wasser auf die Mühlen' des Anthropologen. [http://www.illinoiscaves.com/joembio.htm Joseph Mahan], seinerzeit die führende Autorität für die Erforschung der [http://de.wikipedia.org/wiki/Yuchi Yuchi-Indianer], war seit langem in einen Gelehrtenstreit involviert, bei dem es um die Urprünge dieses Volkes ging, das sich in verschiedener Hinsicht - z.B. was seine urtümliche Sprache betrifft, die mit keiner anderen linguistischen Gruppe der [[Amerind]]en verwandt ist - deutlich von anderen indianischen Nationen unterscheidet.  
  
 
[[Bild:Yuchi Town.jpg|thumb|240x240px|'''Abb. 2''' Künstlerische Darstellung einer historischen Siedlung der Yuchi in Georgia]]
 
[[Bild:Yuchi Town.jpg|thumb|240x240px|'''Abb. 2''' Künstlerische Darstellung einer historischen Siedlung der Yuchi in Georgia]]
  
Während die meisten seiner Kollegen, dem [[Isolationismus|isolationistischen]] Paradigma folgend, die 'rein amerikanische' Herkunft der [http://de.wikipedia.org/wiki/Yuchi Yuchi] für selbstverständlich hielten, gingen [http://www.illinoiscaves.com/joembio.htm Mahan] und einige seiner Kollegen davon aus, dass auch Einflüsse aus der [http://de.wikipedia.org/wiki/Alte_Welt Alten Welt] bei der Genese dieses Volkes eine Rolle gespielt hatten. "''Wir haben schon lange vermutet, dass die religiösen Zeremonien der [http://de.wikipedia.org/wiki/Yuchi Yuchi] durch frühe mediterrane Religionen beeinflusst waren''", erklärte er. Sie "''haben eine Überlieferung, dass ihre Vorfahren ursprünglich im Gefolge einer großen Naturkatastrophe in Schiffen vom Osten her kamen''". Die von [http://www.illinoiscaves.com/joembio.htm Dr. Mahan] auf Grundlage seiner Studien entwickelte Theorie besagte, dass die [http://de.wikipedia.org/wiki/Yuchi Yuchi] "''möglicherweise Abkömmlinge des alten Volkes der [[Kretominoische Atlantis-Hypothesen|Minoer]] sind, einer mediterranean Zivilisation, die während der [http://de.wikipedia.org/wiki/Bronzezeit Bronzezeit] aufblühte. Eine kleine Kaste oder Grupppe ''[...]'' könnte die Kenntnis der Schrift für lange Zeit bwahrt haben.''" <ref>Quelle: '''Jim Miles''', "[http://www.brownsguides.com/blog/weird-georgia-georgia-b.c.-the-metcalf-stone-part-1/ Weird Georgia: Georgia B.C.-The Metcalf Stone, Part 1] - [http://www.brownsguides.com/blog/weird-georgia-georgia-b.c.-the-metcalf-stone-part-2/ Part 2]", bei: [http://www.brownsguides.com/ Brown's Guide to Georgia]</ref>
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Während die meisten seiner Kollegen, dem [[Isolationismus|isolationistischen]] Paradigma folgend, die 'rein amerikanische' Herkunft der [http://de.wikipedia.org/wiki/Yuchi Yuchi] für selbstverständlich hielten, gingen [http://www.illinoiscaves.com/joembio.htm Mahan] und einige seiner Kollegen davon aus, dass auch Einflüsse aus der [http://de.wikipedia.org/wiki/Alte_Welt Alten Welt] bei der Genese dieses Volkes eine Rolle gespielt hatten. "''Wir haben schon lange vermutet, dass die religiösen Zeremonien der [http://de.wikipedia.org/wiki/Yuchi Yuchi] durch frühe mediterrane Religionen beeinflusst waren''", erklärte er. Sie "''haben eine Überlieferung, dass ihre Vorfahren ursprünglich im Gefolge einer großen Naturkatastrophe in Schiffen vom Osten her kamen''". Die von [http://www.illinoiscaves.com/joembio.htm Dr. Mahan] auf Grundlage seiner Studien entwickelte Theorie besagte, dass die [http://de.wikipedia.org/wiki/Yuchi Yuchi] "''möglicherweise Abkömmlinge des alten Volkes der [[Kretominoische Atlantis-Hypothesen|Minoer]] sind, einer mediterranen Zivilisation, die während der [http://de.wikipedia.org/wiki/Bronzezeit Bronzezeit] aufblühte. Eine kleine Kaste oder Grupppe ''[...]'' könnte die Kenntnis der Schrift für lange Zeit bewahrt haben.''" <ref>Quelle: '''Jim Miles''', "[http://www.brownsguides.com/blog/weird-georgia-georgia-b.c.-the-metcalf-stone-part-1/ Weird Georgia: Georgia B.C.-The Metcalf Stone, Part 1] - [http://www.brownsguides.com/blog/weird-georgia-georgia-b.c.-the-metcalf-stone-part-2/ Part 2]", bei: [http://www.brownsguides.com/ Brown's Guide to Georgia]</ref>
  
 
Als gestandener Wissenschaftler war [http://www.illinoiscaves.com/joembio.htm Joseph Mahan] jedenfalls umsichtig genug, sich nicht von seiner Begeisterung für '''Metcalfs''' Fundstück zu vorschnellen Schlüssen hinreißen zu lassen. So entschied er, das Spezimen zunächst durch einen unabhängigen Experten überprüfen zu lassen.  
 
Als gestandener Wissenschaftler war [http://www.illinoiscaves.com/joembio.htm Joseph Mahan] jedenfalls umsichtig genug, sich nicht von seiner Begeisterung für '''Metcalfs''' Fundstück zu vorschnellen Schlüssen hinreißen zu lassen. So entschied er, das Spezimen zunächst durch einen unabhängigen Experten überprüfen zu lassen.  
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Seine Wahl fiel auf [[Cyrus H. Gordon|Dr. Cyrus H. Gordon]] '''(Abb. 3)''' (1909-2001), den Leiter der Fakultät für mediterrane Studien an der renommierten [http://de.wikipedia.org/wiki/Brandeis_University Brandeis University] in [http://de.wikipedia.org/wiki/Waltham_(Massachusetts) Waltham], [[Riesenfunde - in Massachusetts|Massachusetts]]. [[Cyrus H. Gordon|Gordon]] war nicht nur ein anerkannter Experte für Altorientalistik und altertümliche Schriften, sondern auch ein bekannter Verfechter der [[Diffusionismus|diffusionistischen]] Vorstellung weit [[präkolumbisch]]er transatlantischer Kontakte zwischen [http://de.wikipedia.org/wiki/Alte_Welt Alter] und [http://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Welt Neuer Welt]. Es war also nicht zu befürchten, dass er das Fundstück quasi 'aus Prinzip' ablehnen würde.
 
Seine Wahl fiel auf [[Cyrus H. Gordon|Dr. Cyrus H. Gordon]] '''(Abb. 3)''' (1909-2001), den Leiter der Fakultät für mediterrane Studien an der renommierten [http://de.wikipedia.org/wiki/Brandeis_University Brandeis University] in [http://de.wikipedia.org/wiki/Waltham_(Massachusetts) Waltham], [[Riesenfunde - in Massachusetts|Massachusetts]]. [[Cyrus H. Gordon|Gordon]] war nicht nur ein anerkannter Experte für Altorientalistik und altertümliche Schriften, sondern auch ein bekannter Verfechter der [[Diffusionismus|diffusionistischen]] Vorstellung weit [[präkolumbisch]]er transatlantischer Kontakte zwischen [http://de.wikipedia.org/wiki/Alte_Welt Alter] und [http://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Welt Neuer Welt]. Es war also nicht zu befürchten, dass er das Fundstück quasi 'aus Prinzip' ablehnen würde.
  
Tatsächlich fiel [[Cyrus H. Gordon|Gordons]] Expertise eindeutig aus: "''Nachdem ich die Inschrift studiert hatte, war es für mich offenkundig, dass es Affinitäten der Schrift mut dem ägäischen [http://www.duden.de/rechtschreibung/Syllabarium Syllabarium] gab, dessen zwei bekannteste Formen das minoische Linear A, und das mykenische Linear B sind.''" Und unter Verweis auf andere vergleichbare Funde fügte er hinzu: "''Wir haben es daher ''[mit]'' amerikanischen Inschriften-Verbindungen mit der [[Die Ägäis als Feld der modernen Atlantisforschung|Ägäis]] des Bronzezeitalters in der Nähe der Süd-, West- und Nordküsten des [http://de.wikipedia.org/wiki/Golf_von_Mexiko Golfs von Mexiko] zu tun. Dies kann schwerlich ein Zufall sein; altertümliche ägäische Inschriften in der Nähe dreier unterschiedlicher Sektoren des Golfs spiegeln eine bronzezeitliche transatlantische Kommunikation zwischen dem [[Mittelmeer-Raum]] und der [http://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Welt Neuen Welt] etwa zur Mitte des zweiten Millenniums v.Chr. wider''" <ref>Quelle: '''o.A.''', "[http://www.reocities.com/age_of_giants/anomalies/mediterranean_america.html Egyptians and Semites in Ancient America]" (Abschnitt: "Greeks in Ancient America"), bei [http://www.reocities.com/ ReoCities]</ref>
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Tatsächlich fiel [[Cyrus H. Gordon|Gordons]] Expertise eindeutig aus: "''Nachdem ich die Inschrift studiert hatte, war es für mich offenkundig, dass es Affinitäten der Schrift mit dem ägäischen [http://www.duden.de/rechtschreibung/Syllabarium Syllabarium] gab, dessen zwei bekannteste Formen das minoische Linear A, und das mykenische Linear B sind.''" Und unter Verweis auf andere vergleichbare Funde fügte er hinzu: "''Wir haben es daher ''[mit]'' amerikanischen Inschriften-Verbindungen mit der [[Die Ägäis als Feld der modernen Atlantisforschung|Ägäis]] des Bronzezeitalters in der Nähe der Süd-, West- und Nordküsten des [http://de.wikipedia.org/wiki/Golf_von_Mexiko Golfs von Mexiko] zu tun. Dies kann schwerlich ein Zufall sein; altertümliche ägäische Inschriften in der Nähe dreier unterschiedlicher Sektoren des Golfs spiegeln eine bronzezeitliche transatlantische Kommunikation zwischen dem [[Mittelmeer-Raum]] und der [http://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Welt Neuen Welt] etwa zur Mitte des zweiten Millenniums v.Chr. wider''" <ref>Quelle: '''o.A.''', "[http://www.reocities.com/age_of_giants/anomalies/mediterranean_america.html Egyptians and Semites in Ancient America]" (Abschnitt: "Greeks in Ancient America"), bei [http://www.reocities.com/ ReoCities]</ref>
  
Weitere Unterstützung lieferte [http://www.illinoiscaves.com/joembio.htm Mahan] auch [http://www.sbl-site.org/publications/article.aspx?ArticleId=448 Prof. Stanislav Segert] (1921-2005), seinerzeit Inhaber des Lehrstuhls für semitische Sprachen an der [http://de.wikipedia.org/wiki/Karls-Universit%C3%A4t_Prag Karls-Universität Prag], den [[Cyrus H. Gordon|Prof. Gordon]] um eine 'dritte Meinung' ersucht hatte: Der tschechische Experte identifizierte die meisten Glyphen auf dem Stein ebenfalls als minoisch, und auch er ordnete die Schriftzeichen dem zweiten Millennium [[v.d.Z.]] zu. <ref>Quelle: ebd.</ref>
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Weitere Unterstützung lieferte [http://www.illinoiscaves.com/joembio.htm Mahan] auch [http://www.sbl-site.org/publications/article.aspx?ArticleId=448 Prof. Stanislav Segert] (1921-2005), seinerzeit Inhaber des Lehrstuhls für semitische Sprachen an der [http://de.wikipedia.org/wiki/Karls-Universit%C3%A4t_Prag Karls-Universität Prag], den [[Cyrus H. Gordon|Prof. Gordon]] um eine 'dritte Meinung' ersucht hatte: Der tschechische Experte identifizierte die Glyphen auf dem Stein ebenfalls als minoisch, und auch er ordnete die Schriftzeichen dem zweiten Millennium [[v.d.Z.]] zu. <ref>Quelle: ebd.</ref>
  
 
Als problematisch erwies sich allerdings die Übersetzung des Textes auf dem '''Metcalf Stone''', wozu [[Cyrus H. Gordon|Gordon]] anmerkte: "''Ich habe nicht unterstellt, dass wir diesen Stein lesen können. Der Text ist nicht in minoischer Sprache - wir sind uns nicht sicher, um welche Sprache es sich handelt.''"  Minoische Buchstaben seien zur Niederschrift von Texten in unterschiedlichen Sprachen verwendbar gewesen, so wie heute auch lateinische Buchstaben benutzt werden, um Schriften in ganz verschiedenen Sprachen abzufassen. <ref>Quelle: '''Jim Miles''', "[http://www.brownsguides.com/blog/weird-georgia-georgia-b.c.-the-metcalf-stone-part-2/ Weird Georgia: Georgia B.C.-The Metcalf Stone, Part 2]", bei: [http://www.brownsguides.com/ Brown's Guide to Georgia]</ref>
 
Als problematisch erwies sich allerdings die Übersetzung des Textes auf dem '''Metcalf Stone''', wozu [[Cyrus H. Gordon|Gordon]] anmerkte: "''Ich habe nicht unterstellt, dass wir diesen Stein lesen können. Der Text ist nicht in minoischer Sprache - wir sind uns nicht sicher, um welche Sprache es sich handelt.''"  Minoische Buchstaben seien zur Niederschrift von Texten in unterschiedlichen Sprachen verwendbar gewesen, so wie heute auch lateinische Buchstaben benutzt werden, um Schriften in ganz verschiedenen Sprachen abzufassen. <ref>Quelle: '''Jim Miles''', "[http://www.brownsguides.com/blog/weird-georgia-georgia-b.c.-the-metcalf-stone-part-2/ Weird Georgia: Georgia B.C.-The Metcalf Stone, Part 2]", bei: [http://www.brownsguides.com/ Brown's Guide to Georgia]</ref>

Aktuelle Version vom 27. April 2015, 04:19 Uhr

Indizien für die bronzezeitliche Präsenz von Kreto-Minoern in Nordamerika

Abb. 1 Der nach seinem Finder benannte 'Metcalf Stone' aus Georgia

(red) Im September 1966 stieß Manfred Metcalf, ein Zivilangestellter der Militärbasis Fort Banning in Georgia, auf der Suche nach geeigneten Steinen zum Bau eines Grills auf eine kleine, aber höchst sonderbare Steintafel mit eingravierten Symbolen. Als begeisterter Hobbyarchäologe und Antiquitätensammer erkannte Metcalf sofort, dass er es hier mit etwas ganz Besonderem zu tun hatte, und er übergab den Stein zur wissenschaftlichen Auswertung an den Anthropologen Dr. Joseph Mahan, der als Kurator am Columbus Museum tätig war.

Als er den Metcalf Stone in Händen hielt, fiel Dr. Mahan sofort die Ähnlichkeit der darauf befindlichen Symbole mit minoischen Schriftzeichen, aber auch mit Mustern auf prähistorischem amerindem Töpfergut aus Georgia auf - und das war, wie man so schön sagt, 'Wasser auf die Mühlen' des Anthropologen. Joseph Mahan, seinerzeit die führende Autorität für die Erforschung der Yuchi-Indianer, war seit langem in einen Gelehrtenstreit involviert, bei dem es um die Urprünge dieses Volkes ging, das sich in verschiedener Hinsicht - z.B. was seine urtümliche Sprache betrifft, die mit keiner anderen linguistischen Gruppe der Amerinden verwandt ist - deutlich von anderen indianischen Nationen unterscheidet.

Abb. 2 Künstlerische Darstellung einer historischen Siedlung der Yuchi in Georgia

Während die meisten seiner Kollegen, dem isolationistischen Paradigma folgend, die 'rein amerikanische' Herkunft der Yuchi für selbstverständlich hielten, gingen Mahan und einige seiner Kollegen davon aus, dass auch Einflüsse aus der Alten Welt bei der Genese dieses Volkes eine Rolle gespielt hatten. "Wir haben schon lange vermutet, dass die religiösen Zeremonien der Yuchi durch frühe mediterrane Religionen beeinflusst waren", erklärte er. Sie "haben eine Überlieferung, dass ihre Vorfahren ursprünglich im Gefolge einer großen Naturkatastrophe in Schiffen vom Osten her kamen". Die von Dr. Mahan auf Grundlage seiner Studien entwickelte Theorie besagte, dass die Yuchi "möglicherweise Abkömmlinge des alten Volkes der Minoer sind, einer mediterranen Zivilisation, die während der Bronzezeit aufblühte. Eine kleine Kaste oder Grupppe [...] könnte die Kenntnis der Schrift für lange Zeit bewahrt haben." [1]

Als gestandener Wissenschaftler war Joseph Mahan jedenfalls umsichtig genug, sich nicht von seiner Begeisterung für Metcalfs Fundstück zu vorschnellen Schlüssen hinreißen zu lassen. So entschied er, das Spezimen zunächst durch einen unabhängigen Experten überprüfen zu lassen.

Abb. 3 Prof. Cyrus Herzl Gordon trug wesentlich zur Identifizierung der Glyphen auf dem Metcalf Stone bei.

Seine Wahl fiel auf Dr. Cyrus H. Gordon (Abb. 3) (1909-2001), den Leiter der Fakultät für mediterrane Studien an der renommierten Brandeis University in Waltham, Massachusetts. Gordon war nicht nur ein anerkannter Experte für Altorientalistik und altertümliche Schriften, sondern auch ein bekannter Verfechter der diffusionistischen Vorstellung weit präkolumbischer transatlantischer Kontakte zwischen Alter und Neuer Welt. Es war also nicht zu befürchten, dass er das Fundstück quasi 'aus Prinzip' ablehnen würde.

Tatsächlich fiel Gordons Expertise eindeutig aus: "Nachdem ich die Inschrift studiert hatte, war es für mich offenkundig, dass es Affinitäten der Schrift mit dem ägäischen Syllabarium gab, dessen zwei bekannteste Formen das minoische Linear A, und das mykenische Linear B sind." Und unter Verweis auf andere vergleichbare Funde fügte er hinzu: "Wir haben es daher [mit] amerikanischen Inschriften-Verbindungen mit der Ägäis des Bronzezeitalters in der Nähe der Süd-, West- und Nordküsten des Golfs von Mexiko zu tun. Dies kann schwerlich ein Zufall sein; altertümliche ägäische Inschriften in der Nähe dreier unterschiedlicher Sektoren des Golfs spiegeln eine bronzezeitliche transatlantische Kommunikation zwischen dem Mittelmeer-Raum und der Neuen Welt etwa zur Mitte des zweiten Millenniums v.Chr. wider" [2]

Weitere Unterstützung lieferte Mahan auch Prof. Stanislav Segert (1921-2005), seinerzeit Inhaber des Lehrstuhls für semitische Sprachen an der Karls-Universität Prag, den Prof. Gordon um eine 'dritte Meinung' ersucht hatte: Der tschechische Experte identifizierte die Glyphen auf dem Stein ebenfalls als minoisch, und auch er ordnete die Schriftzeichen dem zweiten Millennium v.d.Z. zu. [3]

Als problematisch erwies sich allerdings die Übersetzung des Textes auf dem Metcalf Stone, wozu Gordon anmerkte: "Ich habe nicht unterstellt, dass wir diesen Stein lesen können. Der Text ist nicht in minoischer Sprache - wir sind uns nicht sicher, um welche Sprache es sich handelt." Minoische Buchstaben seien zur Niederschrift von Texten in unterschiedlichen Sprachen verwendbar gewesen, so wie heute auch lateinische Buchstaben benutzt werden, um Schriften in ganz verschiedenen Sprachen abzufassen. [4]


Externa


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

Bild-Quellen: