Eine Revision der Thesen Otto Mucks: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:Freksa Muck 1.jpg|thumb|'''Abb. 1''' Der Mittelatlantische Rücken. Nach Otto Muck und anderen Atlantisforschern lag hier eine Großinsel, die vor etwa 11 500 Jahren in einem Kataklysmus unterging. Martin Freksa folgt dieser geographischen Atlantis-Lokalisierung, nimmt jedoch eine Revision der betreffenden Zeitangabe vor.]]
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[[Bild:Freksa Muck 1.jpg|thumb|260x260px|'''Abb. 1''' Der Mittelatlantische Rücken. Nach Otto Muck und anderen Atlantisforschern lag hier eine Großinsel, die vor etwa 11 500 Jahren in einem Kataklysmus unterging. Martin Freksa folgt dieser geographischen Atlantis-Lokalisierung, nimmt jedoch eine Revision der betreffenden Zeitangabe vor.]]
  
 
[...] Der nächste Schritt geht zu einem der bedeutendsten europäischen [[Atlantisforschung|Atlantisforscher]], dem gebürtigen Österreicher [[Otto Muck und „Die Welt vor der Sintflut“|Otto Muck]], der sich nach dem Zweiten Weltkrieg dem [[Atlantis]]-Thema zuwandte; er starb 1956. Muck war ein exzellent ausgebildeter Naturwissenschaftler und Techniker, während des Dritten Reiches zeitweilig als Raketenforscher unmittelbar mit Problemen von Sprengkräften beschäftigt.
 
[...] Der nächste Schritt geht zu einem der bedeutendsten europäischen [[Atlantisforschung|Atlantisforscher]], dem gebürtigen Österreicher [[Otto Muck und „Die Welt vor der Sintflut“|Otto Muck]], der sich nach dem Zweiten Weltkrieg dem [[Atlantis]]-Thema zuwandte; er starb 1956. Muck war ein exzellent ausgebildeter Naturwissenschaftler und Techniker, während des Dritten Reiches zeitweilig als Raketenforscher unmittelbar mit Problemen von Sprengkräften beschäftigt.

Aktuelle Version vom 9. September 2014, 19:00 Uhr

von unserem Gastautor Dr. Martin Freksa

Abb. 1 Der Mittelatlantische Rücken. Nach Otto Muck und anderen Atlantisforschern lag hier eine Großinsel, die vor etwa 11 500 Jahren in einem Kataklysmus unterging. Martin Freksa folgt dieser geographischen Atlantis-Lokalisierung, nimmt jedoch eine Revision der betreffenden Zeitangabe vor.

[...] Der nächste Schritt geht zu einem der bedeutendsten europäischen Atlantisforscher, dem gebürtigen Österreicher Otto Muck, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg dem Atlantis-Thema zuwandte; er starb 1956. Muck war ein exzellent ausgebildeter Naturwissenschaftler und Techniker, während des Dritten Reiches zeitweilig als Raketenforscher unmittelbar mit Problemen von Sprengkräften beschäftigt.

In der Darstellung seines spezifischen Beitrags zur Frage des Untergangs von Atlantis gehe ich zunächst auf diejenigen von Mucks Resultaten ein, die mir widerspruchsfrei erscheinen und die zur Lösung eines noch offenen Problems führen; erst dann gehe ich auf die widersprüchliche Ausgangslage der Muckschen Überlegungen ein, die historische Probleme birgt, für die aber aus den bisherigen Darlegungen [1] der historische Kontext bereitsteht.

Die Ursache für den Untergang von Atlantis sei X. Die Wirkung dieser als unbekannt gesetzten Ursache ist nach Muck folgende gewesen: Der Boden im mittleren Atlantik, von dem Muck durch seine geologischen Studien weiß, daß er zu den empfindlichsten Stellen des Erdmantels gehört, dieser Boden muß einmal aufgerissen sein, als ob er durchschlagen worden wäre (Muck vergleicht die dafür notwendige Sprengkraft einmal mit der Sprengkraft einer Atombombe); und zwar, das ist hier wichtig, muß er wie eine Reißnaht aufgeplatzt sein. Dadurch, so Muck weiter, ist die auf der nord-südlichen Reißnaht sitzende Insel Atlantis in sich zusammengesackt - mit den schon diskutierten Verschlammungsaspekten im Atlantik, die Muck teilweise kennt -, und zugleich mit dem Aufreißen der Erdmantel-Naht (dort, wo zwei tektonische Platten aufeinandertreffen) ist eine unvorstellbar große Mengen von Magma, Erdkruste, Wasser und sonstigen Partikeln in den Himmel geschossen.

  • Aus solchen Bedingungen ergibt sich erstens, daß die Azoren aller Wahrscheinlichkeit nach kein Überrest von Atlantis sind, wie manche Atlantisfreunde noch annehmen und Muck ursprünglich selbst angenommen hatte. Kircher hatte bereits im 17. Jahrhundert vermutet, daß die Azoren neu gebildete - vielleicht im Zusammenhang mit der großen Katastrophe entstandene - Inseln seien. Meines Wissens halten auch heutige Geologen die säulenartig hochragenden, aus vulkanischem Gestein bestehenden Azoren für eher jüngere Bildungen. [2]
  • Zweitens ergibt sich aus solchen Bedingungen, daß die Chance, irgendeine direkte Spur von Atlantis zu finden, gegen Null steht; oder anders gesagt, es wäre leichter, den Rest einer Stecknadel im Heuschober zu finden.

Neben Begleiterscheinungen wie Erdzittern, enormen Unwettern und Dröhnen (wovon die ältesten Schriften auf beiden Seiten des Atlantik berichten), führte der mittelatlantische Aufriß der Erde nach Muck zu zwei sehr wesentlichen Folgen: A) Zur großen Flut und B) Zur Verdunkelung des Himmels in bestimmten Regionen.


Zum Punkt A: Große Flut

Abb. 2 Der unterseeische Vulkanismus nach dem vermuteten Atlantik-Impakt muss enorm gewesen sein.

Muck geht von der eingehend untersuchten submarinen Vulkanexplosion des Krakatau aus, die im August 1883 zwei Tage lang dauerte und einen Inselteil fortriß. Beim Krakatau-Unglück (westlich von Java) handelte es sich um einen Erdaufriß von etwa 5 km Länge und 4 km Breite. Beim Atlantischen Erdaufriß geht Muck von einer Reißnaht von mindestens 3000 km Länge aus und einer Breite der aktivierten Vulkanfläche von 100 bis 150 km. Das bedeutet: die aufgerissene Meeresbodenfläche wäre im atlantischen Fall rund 20 000 mal größer gewesen als im Fall des Krakatau.

Vom Krakatau-Unglück ausgehend macht Muck im Prinzip Hochrechnungen für die atlantische Katastrophe (natürlich in groben Schätzwerten). Von der Krakatau-Explosion ist bekannt, daß sie eine Flutwelle auslöste, die sich erst nach einem Umlauf um die halbe Erde verlief. Bei der atlantischen Katastrophe muß man nach Muck mit mehrmals um die Erde gelaufenen Flutwellen rechnen, wobei er - unabhängig von dem arabischen Geographen Idrisi - im Festlandbereich eine maximale Fluthöhe bis zu 2000 m für wahrscheinlich hielt. [3]


Zum Punkt B: Verdunkelung

Wiederum vom bekannten Fall des Krakatau ausgehend, setzt Muck den mittleren Magmaauswurf pro km2 für den Fall Krakatau und den atlantischen Fall gleich und rechnet dann hoch. Er kommt zu folgendem Erlebnis für den atlantischen Fall: 1,5 - 2 Millionen Raumkilometer Magmavolumen, das in die Atmosphäre schoß; dem Gewicht nach handelte es sich um mindestens 5 Billiarden Tonnen (5 000 000 000 000 000 t). [4] Ein Teil der Masse muß nach Muck, der alle Einzelheiten von analogen Fällen her studiert hat, schnell wieder herabgefallen sein; entweder über dem Atlantik, wo die ohnehin einsetzende Verschlammung noch eine beträchtliche Verstärkung erhalten hätte, oder auch an Land geweht in Form von dickem, rötlich schim-mernden Regen (auch "Blutregen" genannt) heruntergehend.

Die alte nordische Überlieferung spricht von der Ausgangssituation dieser Verdunkelung - sie hat sich in der Region "Niflheim" ("Nebelland") noch lange ausgewirkt - mit den Worten:

"Schwarz wird die Sonne, die Erde sinkt ins Meer,
Vom Himmel schwinden die heiteren Sterne.
Glutwirbel umwühlen den allnährenden Weltbaum,
die heiße Lohe bedeckt den Himmel.
" [5]

Ein bestimmter feiner Anteil der Masse (feiner als Asche) bleibt in vergleichbaren Fällen aber in der Atmosphäre und bewegt sich dort der Luftzirkulation entsprechend, wobei die Zeiten der Verflüchtigung dieses feinen Anteils grundsätzlich berechenbar sind. Muck schätzt das Gewicht dieses in der Atmosphäre gebliebenen Feinanteils für den atlantischen Fall mit 1/4 Billiarde Tonnen (250 000 000 000 000 t) Dieser Anteil muß nun nach Muck vom Atlantik aus durch die vorherrschenden Westwinde nach Osten getrieben und durch eine stratosphärische Umkehrwirkung in eine anhaltende Zirkulationsbewegung (Ost-West-Ost...) geraten sein.

Abb. 3 Diese globale Temperaturkurve zeigt die extremen Schwankungen im Zeitraum von - 50 000 bis zur Zeitenwende. Die Werte zeigen, dass die Temperaturen von etwa 15 000 v. Chr. etwa 5000 Jahre lang in etwa stabil waren, und dann plötzlich für einige hundert Jahre deutlich abfielen, um dann wieder bis auf den heutigen Stand anzusteigen (mit einem weiteren Einbruch um etwa 3000 v. Chr. (Graphik: Wolter Smit)

Diese gewaltige Menge feiner Masse - das ist nun eine Folgerung für ein großes, noch offen gebliebenes Problem - hat dem Land quer durch das mittlere Europa hindurch bis weit nach Osten die Sonne entzogen, und dies, den Schätzwerten Mucks zufolge, ungefähr zwei Jahrtausende (!) lang. Durch den Entzug der Sonne ist es in dieser Region nicht nur dunkel geworden, sondern auch kalt. Und ungefähr zwei Jahrtausende hat es gedauert, bis sich der feine Staub - vorzugsweise in der gleichen Region - vollständig abgesetzt hat. [6]

  • Wir haben es hier, in Mucks glänzender Beweisführung, mit einer Bestätigung jenes Phänomens von Dunkelheit, Kälte und staubdurchsetzter Luft zu tun, das nicht nur der nordischen Überlieferung, sondern besonders auch Homer und anderen mediterranen Schriftstellern, darunter Herodot, Plutarch und Plinius, noch bekannt war.

Woher hat unser "Abendland" seinen Namen? Wahrscheinlich von jener Dunkelheit. Es ist ursprünglich wohl nicht das Land der "untergehenden" Sonne (als Westen zu deuten), sondern das Land der "untergegangenen" Sonne! Die Bezeichnung "Abendland" stammt sicherlich nicht aus dem Osten, sondern aus den lange vor dem mittleren Europa aufgeblühten Regionen des Mittelmeerraums oder des hohen Nordens, die uns am direktesten geprägt haben. (Eine nördlich oder südlich gelegene Region als Land der untergehenden Sonne bzw. als Westen zu bezeichnen, würde keinen Sinn ergeben!) "Abendland" hat demnach ursprünglich soviel bedeutet wie "Dunkelland" oder "Land, wo es immer Abend ist".

Abb. 4 Die "Lößzunge", die sich quer über den eurasischen Kontinent erstreckt, soll nach Muck eine weitere Auswirkung des Impakts darstellen. (Graphik: Wolter Smit)

Es blieb nicht immer Abend. Und als die Sonne sich wieder durchsetzen konnte, wurde es auch wieder wärmer, die Luft zudem wieder sauber. Aber während ungefähr zweier Jahrtausende nach der atlantischen Katastrophe muß das mittlere Europa extrem unwirtlich und vorläufig auch ziemlich unfruchtbar gewesen sein. Hierin liegt des Rätsels Lösung, warum wir für die gleiche Zeit von der Besiedlung eines breiten Streifens Europas - ich spreche von den Regionen zwischen den Hochgebirgslandschaften - nichts wissen. Er war in dieser Zeit einfach unbewohnbar und konnte (für entsprechend ausgerüstete Expeditionen) lange Zeit nur ein Durchzugsgebiet sein.

Nach dieser beinahe leblosen Zeit in Mitteleuropa, einer Folgeerscheinung der Katastrophe im Atlantik, hauptsächlich vom Westalpengebiet her (Kelten) [7], von dem Gebiet in und um das skandinavische Hochland her (Germanen) und von der Karpaten-Region her (Slawen) wiederbesiedelt - und blühte dann ungeahnt auf. Und hier spielte eine wunderbare Dialektik, für deren Verständnis Muck wiederum Material bereitgelegt hat.

Es gibt nämlich, beginnend im westlichen Mittelteil Europas und sich nördlich der großen Gebirge allmählich verbreiternd bis weit nach Osten hinziehend, eine enorme Masse von äußerst fruchtbarem Boden; es ist die berühmte "Lößzunge" (Abb. 4), deren Herkunft große Deutungsschwierigkeiten bereitet hat. Muck erklärt diese Lößmasse (die er auch in ihrer chemischen Zusammensetzung studiert hat) als die Ablagerung der ehemals über dem gleichen Gebiet zirkulierenden Massen von Feinstoff, der letztlich aus den Tiefen des Atlantis stammt.


Innere Widersprüche der Muckschen Konzeption

"Der Löß ist ein überaus segensreiches Geschenk der Atlantis-Katastrophe." [8] Dieser Lößboden wurde eine bedeutende Grundlage der Kulturentwicklung Europas. Und so hat also das gleiche atlantische Element, das beinahe zum Herztod Europas geführt hat, nach der Ablagerung auf der Erde das Herz Europas in ungeahnter Weise wieder zum Schlagen gebracht. Muck selbst legt diese Sichtweise nahe. Aber die Grundvoraussetzungen, von denen Muck ausgeht, widersprechen dieser Sichtweise ganz augenscheinlich, sobald man die historischen Bezüge klarzustellen versucht.

Damit komme ich auf Widersprüchlichkeiten bei Muck zu sprechen, die sein ganzes Werk durchziehen. Der Kern des Problems liegt in der Frage nach der Ursache des Untergangs von Atlantis, die ich von vorneherein ausgeklammert hatte. Muck, der ehemalige Raketenforscher im Weltkriegsdienst, sagt zu der noch unbekannten Ursache X dieses: Vor ungefähr 11 000 Jahren habe der Planetoid A an der amerikanischen Ostküste eingeschlagen; dadurch sei der Untergang von Atlantis herbeigeführt worden. Wie Recht Muck hat und wie Unrecht!!

Abb. 5 Ist Atlantis tatsächlich acht- bis neuntausend Jahre vor Solons (Bild) Ägypten-Reise untergegangen, oder hat Muck "seinen Platon" nicht richtig gelesen?

Wie konnte Muck zu dieser Ansicht gelangen? Er, der nicht zu den eigentlichen Umdeutern Platons gehört, er hat seinen Platon einfach nicht gut genug gelesen. Und dies in doppelter Hinsicht. Erstens ist Muck (wie andere Atlantisforscher auch) einer sinnlosen Deutung der Jahreszahlen bei Platon aufgesessen - 9000 Jahre bzw. 8000 Jahre vor Solon, als ob diese Zahlen etwas für die Datierung des Untergangs von Atlantis hergeben würden. Diese Zahlen sind, wie ich gezeigt habe, Gründungsdaten eines griechischen und eines ägyptischen Staates, wobei die erstere Zahl für Platon außerdem noch als Untergrenze eines sehr langen Zeitraums dient (und, am Anfang des "Kritias", entsprechend übersetzt werden muß).

Durch die Fixierung Mucks an dieses, angeblich mit dem Untergang von Atlantis verknüpften, Datum ist Muck bei seiner Ursachenforschung von vorneherein auf eine falsche Fährte geraten, auch wenn er auf ihr höchst Eindrucksvolles entdeckt hat. Zweitens ist Muck (bei der Lektüre des "Timaios") entgangen, oder er hat es nicht ernst genug genommen, dass der saïtische Priester von zwei verschiedenen Weltereignissen [9] gesprochen hat: das eine und erste hat er durch die Bahnabweichung von Himmelskörpern gekennzeichnet, das andere und zweite "dagegen" (Platon) durch eine Überflutung der Erde.

Die beiden Weltereignisse hat Muck in seinen Überlegungen miteinander verquickt. Deshalb ist Mucks Analyse in ihrer historischen Dimension durch und durch fehlerhaft. Da Muck nicht nur ein glänzender, sondern auch ein redlicher Analytiker war, sind die Widersprüche zwischen den verschiedenen, in sich allerdings stimmigen Elementen seiner Theorie so unverschleiert evident geblieben, daß sie leicht korrigierbar sind. Wie bei einer Maschinerie, deren Einzelteile intakt sind, ohne das sie als Ganzes funktioniert, müssen die Einzelteile blos neu zusammengesetzt werden, damit das Ganze in Ordnung kommt.

Der Einschlag des Planetoiden A, wie Muck ihn nennt, ergänzt die naturwissenschaftlichen Anmerkungen des saïtischen Priesters hervorragend. Muck hat herausgefunden bzw. eine Reihe früherer Forschungen dahingehend zusammengefaßt, daß das bei Charleston in die Küstenlandschaft und in das Meer ragende sogenannte Carolina-Trichterfeld von einem Himmelskörper stammen muß, der wahrscheinlich aus nordwestlicher Richtung in die Erde gejagt ist. [10] Vor ihrem Eintreffen in die Erdatmosphäre könnte diese Naturbombe nach Muck einen Durchmesser von einigen Kilometern gehabt haben; nach Muck muß sie aber vor ihrem Aufschlag zerplatzt sein, wodurch sie Tausende von Löchern, die im Mittel einige hundert Meter breit sind, hinterlassen hat. (Der Eisennickelkern übrigens, den dieser Himmelskörper gehabt haben müßte, ist nicht gefunden worden; er könnte aber im Sargassomeer begraben liegen. Eine nicht unplausible Hypothese besagt nämlich , daß die vielfach beobachteten Störungen des Magnetfeldes im sogenannten Bermuda-Dreieck auf erdfremdes Eisen zurückzuführen sind.)

Abb. 6 Kann der Mehrfach-Impakt, der das Carolina-Trichterfeld erzeugte, das Absinken einer größeren Landmasse im Atlantik verursacht haben?

Der Einschlag des Himmelskörpers hat die amerikanische Ostküste offenbar beträchtlich lädiert, und er könnte bis zu einem gewissen Grad auch das Meer aufgewühlt haben. [11] Als Haupteffekt dieses Naturereignisses wird von dem saïtischen Priester (bei Platon) allerdings ein Erdbrand herausgestellt, sehr verständlich durch die Hitzebildung beim Eintritt eines solchen Himmelskörpers in die Erdatmosphäre. Da der saïtische Priester im gleichen Zusammenhang die griechische Sage vom Helios-Sohn Phaeton erwähnt ist es naheliegend, in der Ära des Helios - sie ist ja durch Manetho in ihrer Ober- und Untergrenze datiert - die ungefähre Zeit für jenes Naturereignis zu finden. Ich komme auf diesem Weg in eine Zeit (heute) vor 9700 - 10 700 Jahren. Ziemlich genau das Gleiche (vor 11 000 Jahren oder weniger) sagt Muck, ebenso andere mit ihm und unabhängig von ihm. Soweit gibt es also kein bemerkenswertes Problem.

Das Problem liegt vielmehr darin, wie der besagte Himmelskörper, der laut Muck zuerst zerplatzt ist und in seinen Teilen an der amerikanischen Ostküste eingeschlagen ist, wie diese Teile den Aufriß im Zentralbereich des Atlantik verursacht haben sollten. Ich habe bei Muck nicht ein einziges irgendwie relevantes Argument gefunden, das den behaupteten Zusammenhang bestätigen könnt, aber vieles aus Mucks eigenen Angaben, das dagegen spricht. Vor allem spricht dagegen die Entfernung vom Carolina-Trichterfeld (Abb. 6) bis zu dem empfindlichen Nord-Südstrang des Erdmantels im mittleren Atlantik (markiert durch den mittelatlantischen Rücken), eine Entfernung die mindestens 2000 km beträgt. Dagegen spricht auch die von Muck mit nordwestlich [12] angegebene Herkunftsrichtung des Himmelskörpers, die auch in ihrer Verlängerung den empfindlichen Streifen des Erdmantels nicht treffen würde.

Schließlich spricht dagegen die Kraft der Splitterteile des Himmelskörpers, die in ihrer sichtbaren Wirkung nach in einem 2000 km entfernten Gebiet keine "durchschlagenden Erfolg" gehabt haben können. (Es lohnt sich meiner Meinung nach auch nicht mehr, einen Zusammenhang zwischen Planetoid A und dem Untergang von Atlantis auf irgendwelchen weiteren Wegen herstellen zu wollen, etwa durch die Annahme weitreichender Querausläufer des empfindlichen Erdmittelstrangs; sie wären sicherlich nicht nachweisbar.)

Es gibt noch eine weitere, sehr gewichtige Ungereimtheit in Mucks Ansicht vom Untergang von Atlantis. Muck stellt für mich völlig überzeugend als Folge der atlantischen Katastrophe (A.) die Große Flut dar und (B.) das dunkle Zeitalter Europas bzw. Mitteleuropas. Bei diesem dunklen Zeitalter rechnet Muck mit einem Schätzwert von ungefähr zwei Jahrtausenden, der mir brauchbar erscheint. Geht man nun von Mucks favorisiertem Datum für den Einschlag des Planetoiden A, der nach seiner Auffassung - weil hierdurch Atlantis zerstört worden sei - die Große Flut ausgelöst und das dunkle Zeitalter (in Europa) eingeleitet hat, nämlich vor 11 000 Jahren oder 9000 v. Chr., aus, so müßte das dunkle Zeitalter ungefähr bis 7000 v. Chr. gedauert haben. Aber haben wir, oder hat Muck irgendwelche Evidenzen, daß es vor der letztgenannten Zeit (in Europa) dunkel war und dann heller wurde? Nicht die geringste. Auch hier ist bei Muck eine echte Argumentationslücke. Aber wir haben viel Evidenz, daß die Wiederbesiedlung der mitteleuropäischen Niederungen im ersten Jahrtausend v. Chr. einsetzte, und alle Gewißheit, daß die eigentliche Agrarblüte Mitteleuropas in der Mitte des ersten Jahrtausends n. Chr. (Beginn der feudalen Ära) einsetzte.

Wenn man nun - etwas übergenau - vor dem ersten Jahrtausend v. Chr. ein zweitausendjähriges dunkles Zeitalter unterstellt, kommt man geradewegs in die Zeit um 3000 v. Chr. , die sich ja bereits als Zeit der großen Flut herausgestellt hat. Diese Zeit ist, wenn die Große Flut eine unmittelbare Folge der Atlantis-Katastrophe war (was Muck ja sagt), eben die Zeit des Untergangs von Atlantis. Somit erhält man eine Differenz von etwa fünf bis sechs Jahrtausenden zwischen dem Unglück, das auf "Bahnabweichung von Himmelskörpern" (>Planetoid A<) beruhte, und der Atlantis-Katastrophe, welche die große Flut auslöste bzw. die besprochene Dunkelheit einleitete: Für das erste Ereignis kommt der Zeitraum von 7700 bis 8700 v. Chr. in Betracht für das zweite Ereignis ergibt sich die etwas früher als 3000 v. Chr. liegende Zeit. Dieses sehr Verschiedene, das sich in Mucks Überlegungen vermischt hatte, soll hiermit wieder getrennt werden. Das Kernproblem: Die Ursache des Untergangs von Atlantis - bleibt damit allerdings immer noch offen.

Muck war von der naturwissenschaftlichen Seite an das Problem herangegangen und hatte, im Gesamtergebnis, die Ursache in einer Naturkatastrophe gesehen. Platon, man erinnere sich, hatte sowohl den Aspekt einer Naturkatastrophe als auch den Aspekt menschlichen Verderbens vor Augen; nur war ihm die Zusammenführung beider Aspekte nicht möglich. Solange das Problem richtig gestellt bleibt, kann man seiner Lösung näher kommen. Am Ende wird man sehen, weshalb zur Zeit Platons zwar wesentliche Bedingungen des Problems, nicht aber seine Lösung formuliert werden konnte. [...]


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Dr. Martin Freksa wurde seinem Buch "Das verlorene Atlantis - Die Geschichte der Auflösung eines alten Rätsels" entnommen, das erstmals 1997 im Verlag Klöpfer & Meyer erschienen ist.

  1. Siehe: Martin Freksa, "Das verlorene Atlantis - Die Geschichte der Auflösung eines alten Rätsels", 1999
  2. Anmerkung: Die 1949 von dem amerikanischen Geologen Ewing durchgeführten Untersuchungen des Meeresbodens im Bereich des Mittelatlantischen Rückens ergaben, daß sich der dortige Meeresboden von anderen Meeresböden wesentlich unterscheidet. Zum einen wurde sehr viel an feinsten Partikeln gefunden (Sand, Staub); zum anderen fehlen aber die für alte Meeresböden typischen massiven Ablagerungen. Ewing schloß daraus, daß der Meeresboden im Bereich des Mittelatlantischen Rückens erst vor - geologisch gesehen - sehr kurzer Zeit seine jetzige Form erhielt. Außerdem waren alle untersuchten Gipfel des Mittelatlantischen Rückens vulkanischer Natur (nach: Immanuel Velikovsky: Erde im Aufruhr, S. 123f.). Als "Tatsache" gilt unter heutigen Geologen, daß (irgendwann) "Magma in dem in 2500 m Tiefe gelegenen Kamm des Mittelatlantischen Rückens an die Oberfläche gelangt" ist (Spektrum der Wissenschaft: Ozeane und Kontinente, S. 127). Als weitgehend gesichert gilt unter Geologen, daß aus den Meerestiefen stammendes Gestein bis in die Atmosphäre gelangt ist; denn es wurde nach einem Kabelriß mitten im Atlantik, wodurch das Hochziehen eines in etwa 3000 m Tiefe gelegenen Kabels nötig wurde, glasiger Basalt mithochgezogen. Nach Expertenmeinung muß die glasige Gestalt durch Abkühlung in der Atmosphäre hervorgerufen worden sein; eine Abkühlung in der Tiefe des Wassers hätte nämlich eine kristallinische Gestalt ergeben müssen(Braghine , S. 67, nach dem Geologen Termier. - Was übrigens die Lage der Atlantikinsel Atlantis und die berühmte Wegenersche Theorie vom Kontinentaldrift anlangt, so verträgt sich beides gut. Man muß nur den Verlauf des Drift (nach Wegener und Nachfolgern) umkehren und erhält eine "Lücke", in die Atlantis "paßt".
  3. Otto Muck, Alles über Atlantis (Hrg. Th. Müller-Alfeld, F. Wackers), S. 219 und 235-239. --- Anm.: Ich reduziere hier Mucks Argumentation, die im einzelnen etwas komplizierter ist, auf die wesentlichen Punkte.
  4. Quelle: ebenda, S. 219
  5. Quelle: Die Edda, Völuspa, S. 14
  6. Quelle: Otto Muck, op. cit., S. 263 - 267
  7. Red. Anmerkung: Interessant sind in diesem Zusammenhang die Forschungsergebnisse des EFODON e.V. (Europäische Gesellschaft für frühgeschichtliche Technologie u. Randgebiete der Wissenschaft) zu den sogenannten Keltenschanzen, deren Anlage offenbar schon im Vorfeld keltischer Siedlungstätigkeit in Nordwesteuropa erfolgte (siehe Gernot L. Geise´s Beitrag: "Das Rätsel der Keltenschanzen"). Diese "Schanzen" dienten möglicherweise ganz direkt zur Manipulation des Klimas (Wetterharmonisierung). Dies könnte in Verbindung mit der Notwendigkeit stehen, mögliche klimatische Spätfolgen der Atlantis/Atlantik-Katastrophe - oder eines anderen Kataklysmus - zu beseitigen, bevor eine agrikulturelle Nutzung bestimmter Regionen möglich wurde.
  8. Quelle: Otto Muck, op. cit., S. 262
  9. Red. Anmerkung: Nach der Interpretation anderer Atlantisforscher (z.B. Uwe Topper) werden im Timaios-Dialog sogar DREI Hauptkatastrophen erwähnt, von denen die erste der Atlantis-Katastrophe, die jüngste der Deukalischen Flut aus der hellenischen Mythologie entsprechen soll (siehe etwa Prof. Emilio Spedicato, Galaktische Begegnungen, APOLLO-Objekte und ATLANTIS) Die von Freksa präferierte Katastrophe um etwa 3000 v. Chr. entspricht nach dieser Sichtweise dem mittleren Kataklysmus, der u. a. das Alte Reich der Ägypter und die (zweite?) europäische Megalithkultur vernichtet haben soll.
  10. Quelle: Otto Muck, op. cit., S. 182ff.
  11. Anm. des Verf.: In dem 1993 erschienenen Buch "Und die Sintflut gab es doch" von Alexander und Edith Tollmann wird ein solcher Zusammenhang herzustellen versucht. Das Buch des Naturwissenschaftler-Ehepaars ist wohl die umfassendste Arbeit über den Niedergang jenes Himmelskörpers und die Auswirkungen des Unglücks, das einen beträchtlichen Teil der Erde, zu dem zweifellos auch Atlantis gehörte, betroffen haben muß. Die Autoren nehmen jedoch an, und in diesem Punkt wiederholen sie im Prinzip den Ansatz von Muck, daß der Niedergang jenes Himmelskörpers für die "Sintflut" verantwortlich sei. So materialreich das Buch in naturwissenschaftlicher Hinsicht ist, so wenig sind Überlieferungen, und dies gilt selbst für das Alte Testament, ernsthaft berücksichtigt. Allein aus dessen Daten geht schon hervor, daß die Sintflut zumindest vier Jahrtausende später geschehen ist, als die Autoren annehmen.
  12. Anmerkung. d. Verf.: Die Phaeton-Erzählung deutet mit dem Absturz im Eridianus (Sternbild) sogar eine nördliche Herkunftsrichtung an.


Bild-Quellen

(1) Otto Muck: Atlantis - Die Welt vor der Sintflut. Olten 1956

(2) http://www.michaelolch.com/ind-uw_volcano2.JPG (nicht mehr online)

(3) http://atlantis.w-smit.com/climat.html

(4) http://atlantis.w-smit.com/flood.html

(5) http://xenohistorian.faithweb.com/worldhis/figure30.jpg

(6) http://users.on.net/~mkfenn/Catastrophes.htm