Eine historische Presseschau zu Ignatius Donnelly

Abb. 1 Das Frontcover der bei Harper & Row in New York erschienenen Originalausgabe von I. Donnellys Atlantis - The Antediluvian World von 1882

(bb) Die systematische, umfassende und vor allem objektiv-reflektive Aufarbeitung von Ignatius Donnellys Werk - insbesondere von jenem atlantologischen Bereich seines Schaffens, der uns hier naturgemäß besonders beschäftigt - in seinem zeit-, wissenschafts- und kulturgeschichtlichen Kontext ist eine nach wie vor unerledigte Aufgabe; eine Aufgabe, der sich die universitäre Geschichtsforschung - und leider insbesondere die Wissenschaftshistorik - bisher weitgehend verweigert hat, und dies vermutlich aus leicht nachvollziehbaren Gründen.

Nach wie vor wird ja im universitären Bezirk, zu allererst jedoch in fachwissenschaftlichen Forscherkreisen [1] sowie in deren populärwissenschaftlichem und (wissenschafts-)journalistischem Umfeld, liebevoll das alles andere als zutreffende Zerrbild des unqualifiziert fabulierenden "Pseudowissenschaftlers Donnelly" gepflegt, und seine zwei Hauptwerke aus dem Bereich der, wie wir heute sagen, alternativen Ur- und Frühgeschichtsforschung, nämlich "Atlantis: The Antediluvian World" (Abb. 1) und "Ragnarok: The Age of Fire and Gravel" in die 'Schublade' "abseitiger" Literatur gesteckt. Zudem wird der Eindruck erweckt (oder man glaubt es in diesen Kreisen vielleicht sogar ernsthaft), diese Einschätzung und Klassifizierung habe schon immer, d.h. seit der Veröffentlichung besagter Bücher in den Jahren 1882 ('Atlantis') und 1883 ('Ragnarok') bestanden.

Abb. 2 Atlantis nach Ignatius Donnelly, 1882, der mit seinem Buch für den zweiten großen Atlantis-Hype der Geschichte sorgte

Zwar wird bei einer Beschau der zeitgenössischen Presseberichte über den "gescheitesten Kopf des [amerikanischen] Nordwestens" und "Weisen von Nininger", wie er damals gerne - teils hochachtungsvoll, teils mit hämischem Unterton - tituliert wurde, sehr schnell deutlich, dass zu Donnellys Zeiten (und auch in den Jahren nach seinem Ableben) wohl kaum jemand auf die Idee gekommen wäre, ihn ausgerechnet aufgrund seiner Schriften zur Erd-, Menschheits- und Zivilisationsgeschichte so massiv zu attackieren, wie dies Jahrzehnte später in Mode kam [2]; aber wer macht sich schon die Mühe, eine derartige Beschau vorzunehmen?

Tatsachlich wird beim Studium der alten Presseveröffentlichungen nicht nur erkennbar, dass Ignatius Donnelly seinerzeit - auch wenn er gerade mit seiner Shakespeare-Hypothese häufig merkliches Befremden oder Amusement auslöste - noch ohne weiteres der Status eines Gelehrten zugebilligt wurde, sondern gerade sein Atlantis-Buch, das der Saint Paul Globe sogar als die "literarische Sensation des Jahrzehnts" bezeichnete, wurde allgemein sehr positiv rezipiert. Das renommierte Journal Harper's Weekly bemerkte 1884 - zwei Jahre nach Erscheinen des Werkes - angesichts von alleine in den USA verkauften 12.000 Exemplaren sogar, dieser Erfolg könne "für ein wissenschaftliches Buch als außergewöhnlich erachtet werden." [3]

Bei Atlantisforschung.de wollen wir Interessierten mit der nachfolgenden Präsentation historischer Zeitungsberichte, die künftig kontinuierlich ausgebaut werden soll, den Zugang zur zeitgenössischen Rezeption von Donnellys Werk erleichtern. In diesem Rahmen stellen wir natürlich nicht nur Material vor, das sich mit seinem Atlantis-Modell und seinen Veröffentlichungen zu Zivilisationen und Kataklysmen der Vorzeit befasst, sondern auch solche Artikel, die mit anderen Bereichen seines Lebens und Schaffens zu tun haben. Wir hoffen, damit einen kleinen Beitrag zur längst überfälligen Neubewertung der Leistungen dieses bemerkenswerten Mannes leisten zu können, ohne den es die moderne Atlantisforschung, ja die gesamte alternative Ur- und Frühgeschichtsforschung in ihrer heutigen Form vermutlich nicht geben würde.



Chronologisch sortierte Presseartikel über Ignatius Donnelly von 1878 bis 1913


Abb. 3 Ein Portrait Ignatius Donnellys aus der Zeitschrift The Helena Independent vom 15. September 1893
  • o.A., ">RAGNAROK.< (Ignatius Donnelly stellt sein Buch in einer Art 'Preview' vor), in: The Daily Globe (St. Paul, Minn.), 25. Juli 1882
Abb. 4 Eine Zeitungs-Annonce für I. Donnellys Buch 'Caesar's Column', die am 2. November 1893 im Kansas Agitator erschien
Abb. 5 Donnelly-Portrait aus dem Dakota Farmers' Leader vom 11. Jan. 1901
Abb. 6 Eine Anzeige für die von Ignatius Donnelly herausgegebene Zeitschrift 'The Representative', erschienen in: The Labour World, 9. Mai 1896


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Anmerkung: Gemeint sind hier vor allem die Historiker, aber auch Ethnologen, Anthropologen und Klassische Philologen.
  2. Anmerkung: Kontrovers rezipiert wurde Donnelly damals in der Öffentlichkeit vor allem als durchaus unbequemer, quasi 'antikapitalistischer' Politiker, der sich anschickte, das Zwei-Parteiensystem der USA zu sprengen, und - was seine Sachbücher betrifft - in der Hauptsache wegen seiner Werke zur Shakespeare-Kontroverse, insbesondere: "The Shakespeare Myth" (1887) und "The Great Cryptogram: Francis Bacon's Cipher in Shakespeare's Plays] (1888). Wütend attackiert wurde er übrigens von reaktionären Kreisen in den USA auch wegen der Veröffentlichung seines utopisch-sozialkritischen Romans "Cæsar's Column: A Story of the Twentieth Century" (1890).
    Was frühe, öffentliche Kritik aus der scientific community an seinen atlantologischen Forschungsergebnissen betrifft, so wurde sie - wie etwa 1892 im Fall des schottisch-kanadischen Ethnologen und Archäologen Daniel Wilson, der Atlantis allerdings keineswegs als 'Platonischen Mythos' betrachtete und bezeichnenderweise geologische Argumente gegen Donnellys Modell ins Feld führte (siehe dazu etwa dies hier) - noch gänzlich unaufgeregt und ohne Überheblichkeit oder Herabsetzungen vorgebracht. Charles Darwin schrieb Donnelly z.B. einen höflichen Brief, in dem er ihn wissen ließ, er habe sein Atlantis-Buch mit Interesse, aber auch mit Skepsis gelesen. (Quelle) Zumeist beließen es seine Kritiker aus dem wissenschaftlichen Mainstream aber dabei, ihn offenbar nur 'hinter vorgehaltener Hand' zu bespöttelten - und ansonsten zu ignorieren.
  3. Quelle: o.A., "LITERARY AND ART NOTES", in: St. Paul Daily Globe, 15. Juni 1884 (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  4. Anmerkung: Ein bemerkenswerter Kernsatz des Rezensenten in Hinsicht auf die akademischen Kritiker von Donnellys Werk lautet: "Some of them declared that it was of no account because it was not based on original research, some of them refused to have anything to say about it in one way or the other, while at least one of the antiquarian society formulated a pronunciamento warning the public against the performance, for the reason that its archaeology was unsound - but none of the scientists undertook to handle Mr. Donnelly's facts and conclusions for the purpose of proving the facts to be errors and the conclusions to be fallacious."

Bild-Quellen:

1) Rich jj bei Wikimedia Commons, unter: File:Atlantis The Antediluvian World.JPG (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)
2) Bildarchiv Atlantisforschung.de
3) Kenneth Lamar, "The Sage of Nininger - Ignatius Donnelly, His Oratory, and His Bacon Ciphers", in: The Helena Independent, 15. September 1893
4) The Book of the Epoch! - Caesar's Column, bei: The Kansas Agitator, 2. November 1893
5) "THE HON. IGNATIUS DONNELLY PASSES AWAY" (Nachruf), in: Dakota Farmers' Leader, 11. Januar 1901
6) The Representative, (Annonce) in: The Labor World, May 09, 1896]


Anhang

Ignatius Donnelly - Biographien